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Frühlingsschwimmen

Diese Woche war Frühlingsanfang und deshalb heißt es ab jetzt auch nicht mehr Winterschwimmen, sondern Frühlingsschwimmen. Die Tage wurden schon seit einigen Wochen merklich länger und es gab auch im Februar schon warme Phasen. Das Wasser im See zeigte sich davon recht unbeeindruckt, es war nach wie vor kalt, das Wärmste waren mal 7 Grad.

Aber jetzt tut sich was! Es ist herrlich zu sehen, wie die Natur erwacht, zartes Grün überall zu sprießen beginnt. Die Krokusse und Schneeglöckchen verwelken schon fast, jetzt ist Zeit für „richtige“ Frühlingsblumen und Knospen. Und auch das Wasser im See erwärmt sich. Ich war gestern bei bewölktem Himmel und absoluter Windstelle im See, das war sehr schön und mein Thermometer hat 9 Grad Wassertemperatur angezeigt. Ich bin etwa 8 bis 9 Minuten geschwommen. Beim Untertauchen war es schon auch kalt und meine Finger wollten schon „Alarm“ melden, aber dann ging’s doch nach den ersten zwei Zügen sehr gut.

Wolkig, aber windstill: Frühlingsschwimmen ist toll!

Heute hat die Sonne schon am Morgen gescheint, es hatte etwa 10 oder 11 Grad, also nicht unangenehm-komisch-warm, sondern frühlingshaft. Richtig schön! Ein leichter Westwind hat dem See ein paar Kräuselwellen aufgesetzt. Heute will ich in die andere Richtung schwimmen, denn die Bank-Bucht liegt noch im Schatten (was ich bei Wolken natürlich nicht sehen konnte und es war auch egal). Das Wasser ist kühl, aber angenehm. Es ist erfrischend, ohne dass ich es bräuchte. Mir ist vom Radln zwar warm, aber es ist genau richtig. Nicht so wie im Februar, wenn so eine Warmluft nach Bayern geschoben wird, die sich dann ganz unnatürlich anfühlt. Heute war es so, wie es sich gehört. Beim Reingehen war’s natürlich trotzdem frisch und eine kleine Überwindung, aber das ist ja normal. Das Schwimmen war einfach nur herrlich! Die Sonne hat schon Kraft und ich bilde mir ein, ihre Wärme unter der Wasseroberfläche auf meinem Rücken zu spüren. Ich schwimme Oma-Brust, an der Birke vorbei, zum Ende der Halbinsel und dann bis zum Ende der Bucht. Der See ist hier auch sehr flach, eine gute Wasserlage ist Trumpf!

Sonne und eine leichte Brise – heute bin ich nach rechts geschwommen – mit der Sonne im Rücken!

Dann drehe ich um. Ich genieße das Schwimmen, die Ruhe und den See. Als ich am Steg ankomme, war es genau die richtige Strecke. Es war nicht zu lang und ich möchte nicht weiterschwimmen, es ist perfekt!

Umziehen klappt bei frühlingshaften Temperaturen und Sonnenschein ganz prima, keine Eisfinger, kein Zittern, keine Hektik. Und dann kann ich mich in die Sonne setzen, meinen Tee trinken und den Blick aufs Wasser genießen. Herrlich! Frühling, du bist toll!


Glück und Gemecker

Heute war das Wetter viel besser als angekündigt (eigentlich Regen und kalter Wind, stattdessen windstill, bedeckt und sogar eine kleine Chance auf Sonne). Und so war ich schon beim Aufwachen voller Tatendrang und Vorfreude auf den See. Denn ich muss zugeben, dass es mir bei schlechtem Wetter schwerfällt, zum See zu fahren, wenn ich auch ins Hallenbad gehen kann. Aber so ganz will ich das mit dem Winterschwimmen nicht lassen und so war ich heute also voller Vorfreude. Einer meiner netten Mitschwimmer vom vergangenen Winter wollte auch kommen, wir treffen uns am See.

Als ich ankomme, ist kein Mensch da. Kein Spaziergänger, kein Mitschwimmer. Ich packe gerade meine Sachen aus, da höre ich Schritte (mein Mitschwimmer kommt mit dem Rad, er kann es nicht sein) und habe schon so eine Ahnung. Es ist ein anderer Winterschwimmer, der auch regelmäßig kommt (mit dem Auto, deshalb die letzten Meter zu Fuß). Und ich muss sagen: Ich mag ihn nicht so gern. Weil er immer, wirklich immer, was zu schimpfen und meckern hat. Ihm fällt das wahrscheinlich nicht auf, aber mir. Letzte Woche war das Wetter wirklich grausig, grau-in-grau, windig. Was macht er? Schimpft auf das Grau! Als hätte ich das bestellt. Er meint es wohl nicht so, aber mit seinem Gemeckere verdirbt er mir die Laune. Ich habe dann gesagt, dass man ja – anders als letztes Jahr – ins Hallenbad gehen könnte. Letztes Jahr war er ja auch da und hat bei der schönsten Nebel-verschwindet-Sonne-kommt-raus-Stimmung nur geschimpft, wie stressig es in der Arbeit ist. Ich habe gesagt, dass er jetzt mal runterkommen soll, den See und die Stimmung genießen soll – dafür sind wir ja schließlich hier. Aber ich habe keine Lust, hier immer diesen ganzen Seelen-Müll abzubekommen! Ich bin dann zu anderen Zeiten hingefahren. Das klappt dieses Jahr an den Wochenenden nicht so gut, leider.

Bis mein Mitschwimmer angeradelt kommt, hat Schimpfe-G. noch weitere Tiraden auf Lager, sogar richtig laut: „So ein Scheiß mit dieser Scheiß-Brille!“ plärrt er aus seiner Ecke. Ich bin entsetzt. Und zwar so entsetzt, dass ich nicht mal was sagen kann (und das heißt was bei mir!).

Es gibt sogar zwei Sonnen – eine oben und eine unten. Das gibt’s nur, wenn die Sonne im Winter tief genug steht.

Schwimmen war ich natürlich auch. Es war kalt, die Luft hat etwa 3 bis 4 Grad, es ist anfangs ein leichtes Kräuseln auf dem Wasser, später ist es windstill. Das Wasser hat wohl 5 bis 7 Grad. Es fühlt sich auf alle Fälle richtig, richtig kalt an! Ich habe vor dem Reingehen an der Hütte noch ein, zwei halbe Sonnengrüße gemacht, um mich aufs Schwimmen einzustimmen (und meine gute Laune wiederzubekommen; zum Glück war dann Ruhe von der Mecker-Ecke). Beim Reingehen war es einfach nur kalt. Boah! Ich schaffe es trotzdem, unterzutauchen und in Oma-Brust-Manier loszuschwimmen. Ich muss mich ganz schön konzentrieren, denn es ist wirklich, wirklich kalt. Ich „jammere“ leise ein bisschen vor mich hin, bemitleide mich, weil es so kalt ist. Und naja… es hilft ein bisschen. Die erste Minute ist geschafft, das „Wintergebüsch“ erreicht. Fünf Minuten will ich schaffen. Noch vier weitere Minuten in diesem a..kalten Wasser? Ohje! Und leider setzt auch der „Zweiminuten-Effekt“ nicht ein; es wird nicht wirklich besser bzw. wärmer.

Um mich selbst zu überlisten, schwimme ich weiter zum Schilfeck. Das dauert nochmal eine Minute, weiß ich von meinen letzten Schwimmausflügen. Dann zurück zum Steg, sind es vier. Ok, das kann ich schon schaffen. Es ist kalt, es tut weh, meine Finger werden steif, obwohl ich bei jedem Armzug eine Faust mache. Meine Füße sind kalt, ich spüre sie aber noch. Da kommt der Steg näher. Gut. Gleich geschafft. Aber vier Minuten – das ist ja blöd. Ich will fünf. Warm wird’s hier drin eh nicht mehr und kalt ist mir schon, also kann ich auch noch 60 Sekunden aushalten. Ich schwimme am Steg vorbei, bis zur Birke schaffe ich es nicht, drehe um und als ich fertig bin, stehen sagen- und heldenhafte 5 Minuten und 20 Sekunden auf meiner Uhr!

Anziehen klappt trotz der steifen und kalten Finger gut. Natürlich ist mir kalt, ich trinke heißen Tee und esse meine Banane. Dann mache ich ein paar Kniebeugen, setze mich in den „Stuhl“ aus dem Yoga und nehme ein paar tiefe Atemzüge. Der Schimpfe-Mann ist im Wasser, zum Glück. Die Sonne versteckt sich hinter der Wolkenschicht, aber sie ist erkennbar. Draußen bekommen wir übrigens das 1000-Fache an Licht ab als im Haus – selbst an trüben Tagen! Das erklärt auch, warum das Schwimmen im See trotz vieler Widrigkeiten auch schön ist und die Laune hebt.

Beim Heimradln fragt mein Mitschwimmer, ob mir wieder warm ist und wir ratschen noch ein bisschen über das Glück, dass das Wetter heute so viel besser war als angekündigt. Und wir erinnern uns an den Sonntag vor zwei Wochen, als es nur etwa zwei Stunden lang sonnig war: während wir zum See geradelt sind, beim Schwimmen und noch kurz, als wir an Land waren. Dann kamen von Norden erst Hochnebelschwaden und dann Wolken. So ein Glück! Und ganz ohne Geschimpfe, denn da waren nur wir zwei beim Schwimmen.


Wintersee im Sommer

Nachdem ich im Winter fast täglich im Regattabadesee schwimmen war, habe ich mit meinem Mitschwimmer Volker ausgemacht, dass ich den See im Sommer einmal mit ihm umrunde. Punkteverbinden im großen Stil, sozusagen! Chlorhuhn wie ich bin habe ich den See, seit die Freibäder am 21. Mai geöffnet wurden, sträflich vernachlässigt. Aber das Bahnenziehen im 50-Meter-Edelstahlfreibadbecken ist nunmal meine Leidenschaft, was soll ich dazu sagen?

Aber Versprechen ist Versprechen und so trafen wir uns vergangenen Freitag Nachmittag am Regattabadesee. Die Sonne scheint, aber es ist keiner dieser megaheißen Sommertage. Trotzdem liegen einige Badegäste im Gras, vom Steg springen drei Buben. Es platscht und spritzt, dass es eine Freude ist. Überhaupt klingt es im Juli am See komplett anders als im Winter. Da war ja sozusagen „Totenstille“, kaum andere Menschen, kein Vogelgezwitscher, keine Bienen, die summen und: kein Froschgequake. Die Frösche sind (für mich zum Glück) nicht zu sehen, aber ihr Konzert ist kaum zu überhören! So klingt Sommer! Und natürlich sind die Bäume und Büsche am Ufer jetzt voll ergrünt, anders als noch im April und Mai (die heuer ja oft kühl und regnerisch waren).

Mehr Pflanzen und mehr Wasser sind im See

Das Wasser im See hat 24 Grad, zeigt mein Thermometer später an. Also so warm wie das Wasser im Freibad; die Luft dürfte ebenso 24 Grad warm sein, die Sonne scheint von einem bayerisch-weiß-blauen Himmel. Das Wasser ist grün und klar.

Ich habe meine Boje mitgenommen, auch wenn der Regattabadesee ein kleines Gewässer ist. Sicher ist sicher und es ist ja kein Aufwand, das Ding mitzunehmen. Außerdem hat es den Vorteil, dass ich im Trockensack meinen GPS-Tracker mitnehmen kann!

Spoiler! Das ist unsere Schwimmstrecke

Und dann starten wir drei. Wir schwimmen im Uhrzeigersinn, also ist das erste Ziel eine der beiden „Winterausweichbänke“, als der See am Steg gefroren war. Obwohl ich hierhin schon im Frühling geschwommen bin, erinnere ich mich auch jetzt daran, wie es im Eissee war. Total surreale Vorstellung, dass ich im Schnee zum Ufer gegangen bin und mir den Weg ins Wasser erstmal freihacken (mit den Händen) musste! Haha!

Von jedem ist ein bisschen was zu sehen …

Weiter geht’s zu der kleinen Landzunge. Hier wird es unglaublich flach, ich warne Diana, damit sie sich nicht die Knie unter Wasser aufschürft. Solange wir in Ufernähe bleiben, haben wir unter Wasser auch gute Sicht auf den Grund. Hier wächst ein Busch, dort ist es sandig, dann wieder steiniger. Rechts von mir ist es dunkelstgrün: Hier wird’s tief! Und das spüren wir auch, denn dort ist das Wasser merklich kälter. Hinter der Landzunge ist die zweite „Winterausweichbank“, hier war ich bei Schneegestöber schwimmen! Und bis in die Bucht nach der Bank bin ich im Mai schon geschwommen. Ab jetzt also Neuland – oder eher: Neu-Wasser!

Hier sieht man, wie flach die Stelle ist.

Diese Bucht ist für Volker auch ein wichtiger Meilenstein: Er ist ja schon viel früher als ich immer weitergeschwommen (ich bin sicherheitshalber öfter am Ufer beim Steg hin- und hergeschwommen). Doch diese Bucht war sein Ziel, dem er jedes Mal näher kam. Und jetzt ist das nur eine Stelle, die wir bei der Umrundung passieren.

Es geht an einer Entenfamilie vorbei, die kleinen üben mit der Mama fleißig schwimmen; die Kinder und ihre Familien am Ufer beobachten sie aufmerksam. Und wir sind an einer der Naturschutzbuchten, die man nur vom Wasser aus erreichen kann. Vorbeischwimmen ginge, ans Ufer darf man nicht. Wir entschließen uns aber für die Abkürzung und kreuzen zum anderen Ufer. Hui! Jetzt ist es unter mir dunkelsmaragdgrün, es fühlt sich etwas kühler an. Auf der anderen Seite steht Volker im Wasser. Ich wundere mich, denn ich habe hier keine Chance, meine Füße auf den Grund zu bekommen – und Volker ist kein Riese! Ich schwimme näher ans Ufer und bringe einen Fuß auf den Boden – ich stehe an einem Steilhang! Das ist interessant! Es ist richtig steil und der steinige Untergrund ist instabil, er rutscht unter meinem vorsichtigen Tritt weg. Zum Glück kann man hier vom Land nicht ins Wasser, denn das ist eine dieser Gefahrenstellen für Nichtschwimmer. Ein Schritt zu viel und man geht unter! Wir genießen noch kurz den Blick auf die DLRG-Hütte, die jetzt genau gegenüber von uns ist. Sie wirkt klein in dem vielen Grün der Bäume und Büsche – und auch ganz schön weit weg. Unsere See-Umrundung ist eher ein gemütlicher Ausflug als eine sportliche Schwimmeinheit. Aber das ist auch schön, denn so sehen wir mehr vom See und der Blick vom Wasser aufs Land ist einfach was Besonderes!

Als nächstes passieren wir eines der Schilder, die das zweite Naturschutzgebiet kennzeichnen. Hier ist ungefähr die Hälfte der Runde, lässt uns Volker wissen. Ein markanter Punkt hilft, wenn man im Freiwasser schwimmt! Volker wird die Bucht ausschwimmen, Diana und ich kürzen ab. Ein großer Baum am gegenüberliegenden Ufer dient als Zielpunkt und wird angesteuert. Ich schwimme übrigens viel Brust, mit Kopf unter Wasser. Auf Kraulen habe ich heute im See keine große Lust, außerdem habe ich so mehr Überblick. Das Wasser fühlt sich gut an, es ist zwar etwas kühl, aber das liegt eher an der Sonne, die sich manchmal hinter den einzelnen Wolken verschanzt.

Auf dem Bild von Mitte Mai sieht man die Strecke, die wir am Freitag über den See geschwommen sind

Dann kommt das Ufer näher und ich erkenne die Stelle. Hierhin bin ich auch schon mal geschwommen! Als ich vom Steg aus nach rechts, Richtung Birke, gestartet bin und bis fast zur Naturschutzbucht geschwommen bin. Yeah! Das ist ein echt schönes Gefühl, von der anderen Seite hier anzukommen. So erhaben! Wie ein großer Entdeckungsreisender… hihi!

Allerdings wird es hier ziemlich eklig. Das Wasser riecht komisch und es schwimmen so seltsame, bröselige Brocken rum. Ich weiß gar nicht, was das ist – und will es auch nicht wissen! Es ist sicher nichts Schlimmes, irgendwas aus der Natur halt. Aber angenehm ist anders. Ich schwimme Brust, vermeide es, den Kopf unterzutauchen, weil ich das Wasser nicht in den Mund bekommen möchte (etwas Wasser landet immer im Mund). Und zum Glück ist die Stelle bald passiert. Volker ruft uns zu, dass er unter Wasser eine Schildkröte gesehen hat!

Und dann brechen auch schon die letzten Meter an. Wir nähern uns der letzten „Ecke“ des Sees, dann kommt die längliche Halbinsel mit der Birke. Das war DER Punkt im Winter. Bis hierher bin ich vom Steg geschwommen, das hat im kalten Wasser eine Minute gedauert. Ich muss fast grinsen, als ich daran denke. Denn auch jetzt ist mir kalt, ich freue mich, dass der Steg nur noch ein paar Schwimmzüge entfernt ist und ich mich bald aufwärmen kann. Bei 24 Grad Wassertemperatur! Haha! Aber wir waren jetzt auch eine halbe Stunde unterwegs, auf unserem Ausflug.

Das Bild ist vom Frühling, aber man sieht die Birke und die Halbinsel ganz gut.

Am Steg warten die drei Buben, die vorhin so eifrig ins Wasser gesprungen sind. Dank meiner Boje konnten sie sehen, wo wir geschwommen sind. Volker ist die Runde schon im Frühling mehrmals geschwommen, für Diana und mich war es Premiere. Alle drei sind wir ein bisschen stolz, dass wir die See-Umrundung gemacht haben. Diana ist auch im Frühling einige Male mitgeschwommen, als das Wasser ca. 10 Grad hatte. Und während die Frösche quaken, bringt sie es auf den Punkt: „Jetzt fühle ich mich freier beim Schwimmen, ich kann das Wasser und auch die Landschaft mehr genießen. Als es so kalt war, war ich nur auf mich konzentriert.“

Und das ist tatsächlich auch für mich der größte Unterschied: Dass ich nicht mehr so auf mich und meine Körperreaktionen fokussiert bin, sondern das Schwimmen, das Wasser und die Ausblicke genießen kann. Und auch, dass ich mich an Land nicht sofort mit klammen Fingern umziehen muss, sondern ganz in Ruhe den nassen Badeanzug aus- und trockene Kleidung anziehen kann. Das Schwimmen ist leichter – und auch der Rucksack. Denn anders als im Winter reicht ein Handtuch zum Abtrocknen, warme Extraklamotten brauche ich jetzt nicht mehr.


Abschied vom See?

Morgen öffnen die Freibäder! Ich kann es noch gar nicht glauben! Und deshalb habe ich vom See heute auch nur so „ein bisschen“ Abschied genommen. Werde ich den See vermissen? Werde ich ihn ab und zu besuchen? Ich weiß es nicht. Aber ich kenne mich und ich bekenne: Ich bin ein Freibad-Junkie und Gelegenheitsschwimmerin – bei jeder Gelegenheit gehe ich schwimmen!

Da will ich hin!

Aber ja, ich werde auch ein bisschen wehmütig sein oder sagen wir es so: Ich erinnere mich gerne an die Zeit im See. Denn ich habe dort in den vergangenen fünf Monaten viel Zeit verbracht und gesehen, wie sich die Natur gewandelt hat: vom Grün des Herbstes im Oktober ins Nebelgrau des November bis zu Eis und Schnee im Januar und Februar. Und dann natürlich der Frühling, der alles aufblühen und ergrünen ließ, samt Regen, Wind und ja, manchmal auch Sonne.

Manchmal gab’s auch Sonne!

Ich habe miterlebt, wie das Wasser immer kälter wurde – und wie es jetzt immer wärmer wurde. Wie meine Schwimmstrecken entspannter und dann auch länger wurden. Wie ich die Wärme der Sonne unter der Wasseroberfläche gespürt habe. Und auch, wenn ich bisher weiterhin nur Oma-Brust geschwommen bin, habe ich es genossen. Den See für mich erkunden, immer ein Stückchen weiter am Ufer entlang. Neue Perspektiven genießen. Oder die markanten Winterpunkte schwimmend zu einer Linie zu verbinden.

Hier bin ich im Schneegestöber geschwommen.
Blick zur Hütte im Schnee

Außerdem habe ich am See viele Menschen getroffen, es hat sich eine nette, lockere Gemeinschaft gebildet. Ich habe mich immer gefreut, wenn ich eine oder einen Mitschwimmer getroffen habe. Oder auch einige Spaziergänger, die eine Zeitlang sehr regelmäßig am See waren. Das war immer ein netter kleiner Ratsch, gerade in den kontaktarmen Corona-Zeiten sehr willkommen.

Jetzt im Frühling hatte ich oft auch tierische Gesellschaft: An der DLRG-Hütte war ein Kaninchen. Karl war fast immer da, wenn ich auch da war. Allerdings ist er schüchtern, wenn zu viele Leute am See waren, hat er sich ins Gebüsch verzogen. Aber wenn wir zwei alleine waren, hat er mitten in der Wiese an einem Grashalm gemümmelt und sich nicht stören lassen.

Kaninchen Karl

Aber der Freibad-Junkie in mir freut sich jetzt aufs Freibad, auf Schwimmen in einer Bahn. Auf den Flow beim Kraulen und darauf, dass ich keiner Anglerschnur ausweichen muss. Wie gut ich nach über einem halben Jahr Zwangspause noch schwimmen kann, wird sich zeigen. Ich bin gespannt!


April, April

Ende März war ich guter Dinge: Jetzt, ja jetzt, wird das Wetter besser. Dann kann ich entweder länger schwimmen oder auch mal wieder mit dem Rennrad fahren. Tja – und wie das so ist: Der Mensch plant und Gott lacht. Und Petrus weint oder findet es lustig, dem April sein April-Wetter zurückzugeben. Mehr Schnee als im Dezember, kälter war’s auch und zum Teil so mieses Wetter, dass ich nicht mal Lust zum Schwimmen hatte. Da war meine Laune am Boden, um nicht zu sagen: im Keller!

Regen und kalt

Der April war eine harte Prüfung. Meine eigene Challenge mit „jeden Tag schwimmen“ war im Februar und März oft genug Antrieb, dass ich mich aufraffe und zum See radle. Aber so ohne „Druck“ wollte ich manchmal nicht. Hinzu kam, dass ab 10. April die Angler zurück waren. An diesem Tag war ich mit dem Rennrad unterwegs, hab aber eine Stippvisite am See gemacht und da saßen sie.

Mal ein anderer Blickwinkel

Ringsum, immer mit Abstand, alle paar Meter eine Angelschnur im Wasser. Am nächsten Tag habe ich dann gefragt, warum es jetzt wieder erlaubt ist (seit Ende Februar stand da ein Schild, dass Angeln verboten ist). Einer der Herren sagte mir, dass die Fische im See eingesetzt sind, also aus einer Fischzucht stammen. Und die dürfen sich erst mal „eingrooven“, bevor sie rausgefischt werden. Als ich dann am Montag schwimmen wollte, war es fast nicht möglich. Denn links und rechts vom Steg waren Angler, die Schnur sieht man ja kaum und sie reicht auch weit in den See hinaus. Und naja – in einer Angelschnur wollte ich mich nicht verheddern. Ich bin dann so ein bisschen doof hin- und hergeschwommen und hab mir gedacht, dass ich im Winter mit den Eisschollen mehr Bewegungsfreiheit hatte.

Dann habe ich einen anderen See ausprobiert. Da waren zwar keine Angler, aber irgendwie war es dort nicht so angenehm zum Umziehen und Sachen ablegen. Und überhaupt: Ich bin den ganzen Winter da geschwommen, warum soll ich mich jetzt vertreiben lassen? Bisschen Trotz macht sich breit…

Schön, aber halt anders…

Am nächsten Tag war ich wieder am Regattabadesee. Und siehe da: kaum noch Angler, ich konnte auf der einen Seite vom Steg prima am Ufer entlang schwimmen. Denn inzwischen ist das Wasser merklich wärmer geworden: 10 Grad.

Und nicht nur das Wasser ist wärmer geworden, auch die Natur verändert sich. Erst nur ganz zögerlich, aber ein paar schönere Tage mit Sonnenschein reichten den Bäumen aus. Jetzt haben sich die Blätter aus ihren Knospen gewagt und rund um den See ist jeden Tag mehr Grün zu sehen. Das freut mich, vor allem nach diesem sehr intensiven Winter am See und dem kalten April (übrigens der kälteste April seit 40 Jahren!).

Es ist merklich grüner am See geworden

Allerdings habe ich auch daheim etwas von dieser „Natur“ festgestellt: Die Innenseite von meinem Badeanzug ist ganz fleckig, schwarze Flecken. Mit bloßem Ausspülen ging das gar nicht weg, der Badeanzug musste in die Waschmaschine!

Kennt ihr das auch? Lauter Schmutz im Badeanzug… 😕

Nachts war es weiterhin kalt, zum Teil sogar mit leichtem Frost. Doch es war klar und darum schien schon vormittags die Sonne. Sie steht auch schon hoch am Horizont, ich bemerke es beim Fotografieren und natürlich an der Hütte. Da sind die Sonnen- und Schattenstellen inzwischen ganz anders als im Dezember oder Januar. Auch, wenn die Luft noch frisch war, hat die Sonne mich schon gut gewärmt. Es ist herrlich, wenn sie mir beim Schwimmen auf den Rücken scheint und ich im spiegelglatten Wasser meine Runde schwimme. Und das Wasser wurde trotz der kalten Nächte wärmer, es sind schon 14 Grad. Und da kann ich endlich länger schwimmen. Und auch entspannter, weil nicht sofort alles einzufrieren droht. Und ja, 14 Grad sind nicht warm. Aber wenn man bedenkt, dass ich den ganzen Winter bei mehr oder weniger 5 Grad Wassertemperatur geschwommen bin, ist das ja 3mal so warm! Plus die wärmende Sonne! Zuerst bin ich mal 8 Minuten geschwommen, irgendwann habe ich mir eine kleine Strecke vorgenommen – am Ufer entlang und weiterhin Oma-Brust – da war ich 12 Minuten unterwegs. Das längste, das ich bisher geschwommen bin, waren knapp 17 Minuten an einem schönen sonnigen Tag. Die Sonne hat mich wirklich während des Schwimmens gewärmt, das war sehr angenehm!

Fast schon sommerlich…

Tja und dann wollte ich natürlich auch mal schauen, wie es meiner Schwimmtechnik geht. Ich war zwar (fast) jeden Tag im Wasser, aber vor allem im kalten Wasser war es mehr „Überleben“ als schwimmen. Und deshalb habe ich mir jetzt vorgenommen, auf die korrekte Ausführung des Brustarmzugs und Beinschlags zu achten. Das geht trotz Kopf über Wasser ganz gut. Aber hallo – war ich außer Atem, als ich mal ein bisschen mehr Kraft aufgewendet habe! Sehr frustrierend, andererseits kein Wunder nach einem halben Jahr Zwangspause. Und am nächsten Tag habe ich sogar in den Armen die Anstrengung noch gespürt: Ein leichtes Ziehen machte sich bemerkbar. Ohje!

Und jetzt fragt ihr euch vielleicht, wie das mit den Anglern weiterging … die wurden dann zum Glück weniger. Wahrscheinlich haben die Fische nicht mehr so gut „gebissen“. Und da ist natürlich in meinem Kopf sofort das Kino angesprungen und ich war mittendrin im See in der Fisch-Community. Da hatte es sich nämlich rumgesprochen, dass es zwar irgendwelche Leckereien gibt, aber irgendwas war daran faul … Fisch-Sepp zu Fisch-Schorsch: „Du, was ist eigentlich mitm Heinzi? Der wollte doch da mal schauen, was es mit diesen Leckerbissen auf sich hat?“ Fisch-Sepp runzelt die Stirn und antwortet: „Ja, stimmt! Seitdem hab ich den nicht mehr gesehen. Und jetzt wo du’s sagst: Die Bärbel ist auch nicht mehr zurückgekommen und der Kurt auch nicht …“. Fisch-Schorsch schiebt die Unterlippe vor, denkt nach und sagt: „Dann bleiben wir lieber hier im tiefen Wasser … irgendwie macht mir das schon Angst, dass die alle nimmer da sind …“

Ich bin aber noch da, am und im See und im April waren es dann doch 21 Tage im Wasser.

Es sieht nicht nur anders aus, es klingt auch anders…

Uiminen suomen järvessä – Schwimmen in finnischen Seen

Ich war dieses Mal ziemlich lange in Finnland, da konnte ich natürlich auch viel schwimmen. Und weil es dort schon sehr herbstlich ist, war es fast schon Eisschwimmen. Jedenfalls war das Wasser ziemlich kühl. In der Ostsee war ich „nur“ im Meerwasserpool im Allas Sea Pool. Aber in Mittelfinnland war ich in drei Seen schwimmen. Mein erstes Mal schwimmen in einem finnischen See. Und da ist ja die Auswahl ziemlich groß: In Finnland gibt’s 187.888 Seen – gezählt wird erst ab einer Größe wie dem Bodensee. Es sind also wohl noch mehr Seen im „Land der 1000 Seen“. Und in dreien durfte ich schwimmen.

Endlich komme ich dem See näher!


Der erste See war in Jyväskylä. Am Donnerstag war leider keine Zeit zum Schwimmen, nur bissl schauen. Unser kleines, feines Hotel „Yöpuu“ lag auch etwas zu weit weg vom See, so dass ich es nicht mal kurz dazwischen quetschen konnte.

Es war eine organisierte Reise, aber am Freitag war etwas Zeit zwischen den Terminen, die ich zum Schwimmen nutzen wollte. Das Hotel „Paviljonki“ war direkt am See, die Dame von der Rezeption sagte mir, wo eine gute Badestelle ist und hat mir ein hoteleigenes Fahrrad ausgeliehen. In Jyväskylä gibt’s sogar zwei Seen: den Päijenne (zweitgrößter See Finnlands, zieht sich bis Lahti) und den Jyväsjärvi. Im Jyväsjärvi war ich beim Schwimmen. Ich komme an der Badestelle an, es ist ein kleiner Strand, der im Sommer wohl gut genutzt ist.

Im Herbst gehört mir der ganze Strand!


Es gibt eine hölzerne Umkleidekabine, die ich ganz für mich allein habe. So viel Luxus! Ich kann alles aufhängen.

Luxus: ich kann alles aufhängen

Meine kleine Luxuskabine …


Und dann geht’s ein paar Meterchen über die Wiese zum Sandstrand. Dort gehe ich ins Wasser. Es ist klar und frisch – und rötlich. Meine Füße und das Thermometer wirken „eingefärbt“. Ich gehe zügig rein, tauche unter und schwimme los.
Weil ich den See nicht kenne und es schon ganz schön frisch ist mit 12,5 Grad bleibe ich mal lieber in Ufernähe. Ich schwimme ein, zwei, drei Mal hin und her. Dann muss es genug sein.

12,5 Grad und leicht rötliches Wasser


Es ist ein grauer Nebelherbsttag, an Land ist es sogar kälter als im Wasser. Und der nächste Termin ruft. Aber ausprobiert haben wollte ich es dann doch – auch wenn ich Zeitdruck nicht mag. Nach dem Schwimmen stellt sich ein angenehmes Kribbeln ein, das mir kalt und warm durch den Körper jagt.

Idylle pur in Hankasalmi! Glasklares, spiegelglattes Wasser – in Trinkwasserqualität!


Am Tag danach habe ich erneut die Möglichkeit zum See-Schwimmen. Unser Trip führt uns nach Hankasalmi. Den dunkelsten Ort in Finnland. Weil es dort, ebenfalls in Mittelfinnland, wenig künstliches Licht gibt, ist es sogar möglich, Polarlichter zu sehen. Naja. Möglich. Theoretisch. Aber es ist bewölkt und abends regnet es sogar leicht. Tagsüber ist es neblig-nieselig grau, aber das „Ferienzentrum“ Lomakeskus Revontuli liegt direkt am See, da will ich natürlich trotzdem kurz schwimmen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, um in den See zu kommen: Stege und Strände. Das Wasser ist unglaublich klar und hat sogar Trinkwasserqualität. Der See heißt „Iso Virmas“, also Großer Virmas. Still und spiegelglatt liegt er da vor mir. Übrigens waren bisher alle Seen, die ich gesehen habe (vom Bus aus z.B). sehr ruhig, keine Wellen, dafür schönste Spiegelungen.

Die Wasserpflanzen sind gut zu sehen …


Trotz mehrfacher Versuche will sich keiner aus meiner Gruppe mit mir ins Wasser wagen. Aber immerhin findet sich einer, der fotografiert. Sozusagen als Beweis. Das Wasser hier ist kälter: 10.8 Grad. Und es gibt wahnsinnig viele Wasserpflanzen. Ich muss also eine Stelle ohne Pflanzen finden. Erstens weil ich das unangenehm finde, wenn die mich kitzeln, andererseits weil es ziemlich viele sind, so dass ich tatsächlich Angst hätte, dass ich mich verheddere.

Bisher das kälteste Wasser: 10,8 Grad


Neben dem Steg ist es aber gut und ich gehe rein. Puh! Das ist echt kühl! Und das Wasser ist ziemlich lang ziemlich flach, so dass ich ganz schön weit gehen muss, bis es tief genug zum Schwimmen wird. Und dann tauche ich unter und schwimme. Puh. Echt kalt. Aber dann geht’s ganz gut. Ich schwimme zurück, halte Jan (dem Fotograf) das Thermometer hin, damit er es ablichten kann.

Schwimmen ist schön!


Dann wollte ich eigentlich aufhören und raus. Aber ich merke, dass es doch ganz schön war, deshalb schwimme ich nochmal los. Jetzt geht’s recht gut. Zweimal neben dem Steg hin und her, dann ist mir doch kalt und ich gehe raus.

Beim Abendessen bin ich der Held, alles wollen die „Beweisfotos“ sehen. Nach dem Abendessen war dann Sauna angesagt und ich habe nochmal versucht, die Gruppe zum Schwimmen zu überreden. Aber es half nichts: Auch nach der Sauna wollte keiner in den See zum Abkühlen. Ich schon. Und es war gut, dass ich tagsüber schon war. Denn so wusste ich, was mich in der Dunkelheit erwartet. Nach der Sauna hat das kalte Wasser echt richtig gut getan!

Blick auf den riesenlangen Päijenne-See


Am vorletzten Finnland-Tag sind wir wieder Richtung Süden gefahren – nach Lahti. Allerdings auf der Straße und mit dem Bus. Man könnte auch auf dem Päijenne-See mit dem Schiff bis Lahti fahren, denn der See verbindet Jyväskylä und Lahti miteinander.

In Lahti haben wir wieder eine Unterkunft direkt am See. Herrlich! Auch, wenn es wieder neblig-grau ist. Aber immerhin ohne Niesel. Und der See ist ebenfalls spiegelglatt. Es ist der „Vesijärvi“ – Wassersee. Er ist durch einen Kanal mit dem Päijenne-See verbunden.

Könnte Sommer sein (Sommer ist, was in deinem Kopf passiert) …


Auf dem Programm steht heute Kajak-Fahren mit Kirsi.

Lotta und ich im Zweier-Kajak in der finnischen Idylle


Ich teile mir ein Zweierkajak mit Lotta, die schöne Bilder macht. Wir schippern in der Gruppe eine gute Stunde auf dem See herum. Es ist wunderschön.

Für weitere Strecken nutze ich das Kajak … *g


Wir kommen an einer Inselgruppe vorbei und fahren in eine Bucht. Es ist so, wie ich mir Finnland vorgestellt habe. Idyllisch, ruhig. Die Bäume verlieren ihre gelben Blätter zum Teil schon, so dass wir die Mökkis (Sommerhäuschen) am Ufer sehen können. Das wäre ein Leben! Ein Mökki, direkt am See. Paddeln, schwimmen, Sauna und grillen! Naja, bis aufs Grillen machen wir das alles!

Der Vesijärvi ist wärmer als der See in Hankasalmi


Während wir paddeln, messe ich mit dem Thermometer die Wassertemperatur: 12 Grad. Wieder etwas wärmer. Der See ist nicht tief, verrät Kirsi: im Schnitt 6 Meter. Das ist nicht viel. Beim Paddeln sehen wir auch zahlreiche Wasserpflanzen. Zum einen, weil sie bis zur Oberfläche wachsen, zum anderen, weil auch hier das Wasser sehr klar ist.

Auf dem Bild sieht es dunkler und grauer aus als es in Wahrheit war …


Nach dem Paddeln nutze ich gleich noch die Gelegenheit zum Schwimmen. Mitkommen will wieder keiner, aber Estelle macht immerhin Fotos. Ich merke direkt, dass der See wärmer ist als der vom Tag zuvor. Oder mir ist einfach wärmer, weil wir uns beim Paddeln sportlich betätigt haben und ich aufgewärmt bin. Beim Reingehen schlagen mir Wellen entgegen. Irgendwo auf dem See ist ein Motorboot gefahren, und jetzt gelangen die Wellen ans Ufer. Ich weiß nicht, ob der See mich freudig begrüßt oder ob er mich eher vom Schwimmen abhalten will. Als die Wellen verebben, gehe ich rein. Und schwimme ein gutes Stück. Es ist herrlich! Gar nicht kalt, sondern richtig schön.

Schön war es im Vesijärvi!


Als ich rausgehe, will mir Estelle gleich das Handtuch reichen, aber ich brauche es erstmal nicht. Denn mir ist nicht kalt. Ich merke zwar, wie das Kribbeln durch den Körper wabert, aber ich friere nicht. Ich genieße. Die Warm-Kalt-Wellen durchströmen mich, ich muss lächeln. Das war soooo schön!

Kiesstrand und Herbstlaub, das beim Rausgehen raschelt!


Dann ist direkt im Anschluss Sauna angesagt. Herrlich! Und zum Abkühlen gehe ich  – wieder als Einzige – in den See. Langsam legt sich die Dämmerung über den Vesijärvi, es ist herrlich friedlich. Beim letzten Schwumm sage ich leise „Pfiati“ und bin etwas traurig.

Der Abschied fällt schwer …


Eisschwimmen und Nebenwirkungen

Ich war jetzt seit September jede Woche beim Eisschwimmen (mit Ausnahme der Eiswoche Anfang Januar). Und die meiste Zeit davon war ich am Lußsee im Nordwesten von München. Da ich immer mit dem Radl da hinfahre und die Fahrt eine Dreiviertelstunde dauert, sehe ich natürlich viel von der Natur. So habe ich die Birken an dem neuen Radlweg entlang der Bahntrasse von grün über bunt bis gelb und schließlich nackt gesehen. Ebenso die Bäume um den Lußsee. Ich habe gesehen, wie der Lußsee an der Schattenstelle eine dünne Eisschicht hatte, ich habe ihn komplett zugefroren gesehen und jetzt ist er wieder aufgetaut.

Letztes Wochenende war noch Eis auf dem Lußsee…

… gestern war er komplett eisfrei!

Das ist ein sehr schöner Nebeneffekt vom Eisschwimmen: Man ist in der Natur und nimmt sie viel bewusster wahr. Das ist zumindest bei mir so. Ich habe von Woche zu Woche die Veränderungen an den Bäumen gesehen, ich habe gefühlt, wie das Wasser kälter wurde. Und jetzt wird es langsam wärmer.Am Wegesrand gibt’s Schneeglöckchen und Winterlinge – die Farbe kehrt zurück ins Leben!

Letzte Woche hatte der Langwieder See 5,9 Grad und eine halbe Eisschicht. Diese Woche waren es 6,9 Grad (gestern) und heute, bei leichtem Wind und Schleierwolken, 6,2 Grad. Der warme Sturm und der Regen Mitte der Woche haben das Eis auf den beiden Seen zum Schmelzen gebracht. Und die Sonne steht auch schon höher. Sie wärmt schon richtig.

Und noch etwas ist mir aufgefallen: Es war sehr oft schönes Wetter! Oder zumindest war es trocken, so dass ich zum Schwimmen konnte, ohne nass zu werden – also beim Hin- und Heimfahren. So viel zum Thema: In Deutschland ist immer nur schlechtes Wetter. Das Gegenteil ist der Fall! Wir hatten im November und Dezember oft Hochnebel, aber keinen Regen.

Beim Schwimmen war ich gestern und heute auch. Logo! Und zwar dieses Mal in Begleitung. Bine hatte über Facebook gefragt, ob es in München Eisschwimmer gibt. Und wir haben es am Samstag endlich geschafft, uns am Langwieder See zu treffen. Denn obwohl der Lußsee eisfrei ist, gefällt mir die Stelle am Langwieder See fast besser.

Gestern (Samstag) war schönster Sonnenschein am Langwieder See.


Wir zwei waren also miteinander schwimmen, jede für sich, so lange sie wollte. Ich bin einmal rein und drei Minuten geschwommen, Bine ist einmal kurz rein und dann gleich nochmal etwas länger. Es ist schön, nicht allein zum Eisschwimmen zu gehen. Bissl ratschen, sich bissl auszutauschen, nicht allein „unter Beobachtung“ zu stehen – das ist auch schön.

Heute war es ziemich wolkig und im Gegenlicht wirkt es ziemlich dramatisch. Aber es war schön!


Das Schwimmen ging gut bei mir. Ich merke, dass das Wasser wieder wärmer ist und die Schwimmbewegungen flüssiger sind. Das Reingehen ist natürlich immernoch eine Überwindung, aber inzwischen auch eine Routine. Ich weiß ja, dass es kalt wird. Aber ich bin darauf eingestellt, habe mich damit auseinandergesetzt. Untertauchen, durchatmen, Ruhe bewahren – schwimmen. So schön!

Mitschwimmerin Bine und ich nach dem Schwimmen

Ebenfalls schön: Ich habe mich in den letzten Wochen sehr intensiv mit dem Eisschwimmen beschäftigt. Nicht nur im Wasser oder hier in meinem Blog, sondern auch beruflich. Ich konnte für die Bayern 2-Nahaufnahme eine halbstündige Reportage übers Eisschwimmen machen. Da habe ich viele O-Töne vom Eiskönig am Chiemsee verwendet. Wer mag, kann sich hier meine Eisschwimm-Reportage anhören oder herunterladen. Jochen Aumüller, der den „Eiskönig“ am Chiemsee veranstaltet hat, hat mir übrigens zu meiner Reportage geschrieben: „Hallo Petra, habe mir gerade die Sendung angehört. Vielen, vielen Dank für diesen wunderschönen Bericht übers Eisschwimmen. Du beschreibst das so perfekt und so emotional. Bin fast zu Tränen gerührt☺️. Ich glaube das ist wirklich der erste Bericht, der die Schönheit unseres Sport zu 100% wieder gibt und das alles ohne große „Action“.“