Ich war dieses Mal ziemlich lange in Finnland, da konnte ich natürlich auch viel schwimmen. Und weil es dort schon sehr herbstlich ist, war es fast schon Eisschwimmen. Jedenfalls war das Wasser ziemlich kühl. In der Ostsee war ich „nur“ im Meerwasserpool im Allas Sea Pool. Aber in Mittelfinnland war ich in drei Seen schwimmen. Mein erstes Mal schwimmen in einem finnischen See. Und da ist ja die Auswahl ziemlich groß: In Finnland gibt’s 187.888 Seen – gezählt wird erst ab einer Größe wie dem Bodensee. Es sind also wohl noch mehr Seen im „Land der 1000 Seen“. Und in dreien durfte ich schwimmen.
Endlich komme ich dem See näher!
Der erste See war in Jyväskylä. Am Donnerstag war leider keine Zeit zum Schwimmen, nur bissl schauen. Unser kleines, feines Hotel „Yöpuu“ lag auch etwas zu weit weg vom See, so dass ich es nicht mal kurz dazwischen quetschen konnte.
Es war eine organisierte Reise, aber am Freitag war etwas Zeit zwischen den Terminen, die ich zum Schwimmen nutzen wollte. Das Hotel „Paviljonki“ war direkt am See, die Dame von der Rezeption sagte mir, wo eine gute Badestelle ist und hat mir ein hoteleigenes Fahrrad ausgeliehen. In Jyväskylä gibt’s sogar zwei Seen: den Päijenne (zweitgrößter See Finnlands, zieht sich bis Lahti) und den Jyväsjärvi. Im Jyväsjärvi war ich beim Schwimmen. Ich komme an der Badestelle an, es ist ein kleiner Strand, der im Sommer wohl gut genutzt ist.
Im Herbst gehört mir der ganze Strand!
Es gibt eine hölzerne Umkleidekabine, die ich ganz für mich allein habe. So viel Luxus! Ich kann alles aufhängen.
Luxus: ich kann alles aufhängen
Meine kleine Luxuskabine …
Und dann geht’s ein paar Meterchen über die Wiese zum Sandstrand. Dort gehe ich ins Wasser. Es ist klar und frisch – und rötlich. Meine Füße und das Thermometer wirken „eingefärbt“. Ich gehe zügig rein, tauche unter und schwimme los.
Weil ich den See nicht kenne und es schon ganz schön frisch ist mit 12,5 Grad bleibe ich mal lieber in Ufernähe. Ich schwimme ein, zwei, drei Mal hin und her. Dann muss es genug sein.
12,5 Grad und leicht rötliches Wasser
Es ist ein grauer Nebelherbsttag, an Land ist es sogar kälter als im Wasser. Und der nächste Termin ruft. Aber ausprobiert haben wollte ich es dann doch – auch wenn ich Zeitdruck nicht mag. Nach dem Schwimmen stellt sich ein angenehmes Kribbeln ein, das mir kalt und warm durch den Körper jagt.
Idylle pur in Hankasalmi! Glasklares, spiegelglattes Wasser – in Trinkwasserqualität!
Am Tag danach habe ich erneut die Möglichkeit zum See-Schwimmen. Unser Trip führt uns nach Hankasalmi. Den dunkelsten Ort in Finnland. Weil es dort, ebenfalls in Mittelfinnland, wenig künstliches Licht gibt, ist es sogar möglich, Polarlichter zu sehen. Naja. Möglich. Theoretisch. Aber es ist bewölkt und abends regnet es sogar leicht. Tagsüber ist es neblig-nieselig grau, aber das „Ferienzentrum“ Lomakeskus Revontuli liegt direkt am See, da will ich natürlich trotzdem kurz schwimmen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, um in den See zu kommen: Stege und Strände. Das Wasser ist unglaublich klar und hat sogar Trinkwasserqualität. Der See heißt „Iso Virmas“, also Großer Virmas. Still und spiegelglatt liegt er da vor mir. Übrigens waren bisher alle Seen, die ich gesehen habe (vom Bus aus z.B). sehr ruhig, keine Wellen, dafür schönste Spiegelungen.
Die Wasserpflanzen sind gut zu sehen …
Trotz mehrfacher Versuche will sich keiner aus meiner Gruppe mit mir ins Wasser wagen. Aber immerhin findet sich einer, der fotografiert. Sozusagen als Beweis. Das Wasser hier ist kälter: 10.8 Grad. Und es gibt wahnsinnig viele Wasserpflanzen. Ich muss also eine Stelle ohne Pflanzen finden. Erstens weil ich das unangenehm finde, wenn die mich kitzeln, andererseits weil es ziemlich viele sind, so dass ich tatsächlich Angst hätte, dass ich mich verheddere.
Bisher das kälteste Wasser: 10,8 Grad
Neben dem Steg ist es aber gut und ich gehe rein. Puh! Das ist echt kühl! Und das Wasser ist ziemlich lang ziemlich flach, so dass ich ganz schön weit gehen muss, bis es tief genug zum Schwimmen wird. Und dann tauche ich unter und schwimme. Puh. Echt kalt. Aber dann geht’s ganz gut. Ich schwimme zurück, halte Jan (dem Fotograf) das Thermometer hin, damit er es ablichten kann.
Schwimmen ist schön!
Dann wollte ich eigentlich aufhören und raus. Aber ich merke, dass es doch ganz schön war, deshalb schwimme ich nochmal los. Jetzt geht’s recht gut. Zweimal neben dem Steg hin und her, dann ist mir doch kalt und ich gehe raus.
Beim Abendessen bin ich der Held, alles wollen die „Beweisfotos“ sehen. Nach dem Abendessen war dann Sauna angesagt und ich habe nochmal versucht, die Gruppe zum Schwimmen zu überreden. Aber es half nichts: Auch nach der Sauna wollte keiner in den See zum Abkühlen. Ich schon. Und es war gut, dass ich tagsüber schon war. Denn so wusste ich, was mich in der Dunkelheit erwartet. Nach der Sauna hat das kalte Wasser echt richtig gut getan!
Blick auf den riesenlangen Päijenne-See
Am vorletzten Finnland-Tag sind wir wieder Richtung Süden gefahren – nach Lahti. Allerdings auf der Straße und mit dem Bus. Man könnte auch auf dem Päijenne-See mit dem Schiff bis Lahti fahren, denn der See verbindet Jyväskylä und Lahti miteinander.
In Lahti haben wir wieder eine Unterkunft direkt am See. Herrlich! Auch, wenn es wieder neblig-grau ist. Aber immerhin ohne Niesel. Und der See ist ebenfalls spiegelglatt. Es ist der „Vesijärvi“ – Wassersee. Er ist durch einen Kanal mit dem Päijenne-See verbunden.
Könnte Sommer sein (Sommer ist, was in deinem Kopf passiert) …
Auf dem Programm steht heute Kajak-Fahren mit Kirsi.
Lotta und ich im Zweier-Kajak in der finnischen Idylle
Ich teile mir ein Zweierkajak mit Lotta, die schöne Bilder macht. Wir schippern in der Gruppe eine gute Stunde auf dem See herum. Es ist wunderschön.
Für weitere Strecken nutze ich das Kajak … *g
Wir kommen an einer Inselgruppe vorbei und fahren in eine Bucht. Es ist so, wie ich mir Finnland vorgestellt habe. Idyllisch, ruhig. Die Bäume verlieren ihre gelben Blätter zum Teil schon, so dass wir die Mökkis (Sommerhäuschen) am Ufer sehen können. Das wäre ein Leben! Ein Mökki, direkt am See. Paddeln, schwimmen, Sauna und grillen! Naja, bis aufs Grillen machen wir das alles!
Der Vesijärvi ist wärmer als der See in Hankasalmi
Während wir paddeln, messe ich mit dem Thermometer die Wassertemperatur: 12 Grad. Wieder etwas wärmer. Der See ist nicht tief, verrät Kirsi: im Schnitt 6 Meter. Das ist nicht viel. Beim Paddeln sehen wir auch zahlreiche Wasserpflanzen. Zum einen, weil sie bis zur Oberfläche wachsen, zum anderen, weil auch hier das Wasser sehr klar ist.
Auf dem Bild sieht es dunkler und grauer aus als es in Wahrheit war …
Nach dem Paddeln nutze ich gleich noch die Gelegenheit zum Schwimmen. Mitkommen will wieder keiner, aber Estelle macht immerhin Fotos. Ich merke direkt, dass der See wärmer ist als der vom Tag zuvor. Oder mir ist einfach wärmer, weil wir uns beim Paddeln sportlich betätigt haben und ich aufgewärmt bin. Beim Reingehen schlagen mir Wellen entgegen. Irgendwo auf dem See ist ein Motorboot gefahren, und jetzt gelangen die Wellen ans Ufer. Ich weiß nicht, ob der See mich freudig begrüßt oder ob er mich eher vom Schwimmen abhalten will. Als die Wellen verebben, gehe ich rein. Und schwimme ein gutes Stück. Es ist herrlich! Gar nicht kalt, sondern richtig schön.
Schön war es im Vesijärvi!
Als ich rausgehe, will mir Estelle gleich das Handtuch reichen, aber ich brauche es erstmal nicht. Denn mir ist nicht kalt. Ich merke zwar, wie das Kribbeln durch den Körper wabert, aber ich friere nicht. Ich genieße. Die Warm-Kalt-Wellen durchströmen mich, ich muss lächeln. Das war soooo schön!
Kiesstrand und Herbstlaub, das beim Rausgehen raschelt!
Dann ist direkt im Anschluss Sauna angesagt. Herrlich! Und zum Abkühlen gehe ich – wieder als Einzige – in den See. Langsam legt sich die Dämmerung über den Vesijärvi, es ist herrlich friedlich. Beim letzten Schwumm sage ich leise „Pfiati“ und bin etwas traurig.
Der Abschied fällt schwer …