Monatsarchiv: Oktober 2016

6’39 Minuten pures Glück 

Heute habe ich meine Uhr zum Eisschwimmtraining mitgenommen. Irgendwie interessiert es mich dann doch, wie lange ich im Wasser war. Heute waren es 6 Minuten und 39 Sekunden. Was für eine schöne Zahl!


Der See hatte laut meinem Thermometer 14 Grad und war damit ein Grad kälter als letzte Woche. Dafür hat die Sonne geschienen und die Herbstbäume bunt leuchten lassen. Herrlich!


Beim Reingehen war es kalt. Die ersten Züge waren fast unangenehm, am Hals war es furchtbar kalt. Aber: durchhalten! Langsam und gleichmäßig schwimme ich am Ufer entlang. Und siehe da: Es wird besser! Der Puls beruhigt sich, mein Körper gewöhnt sich an das kalte Wasser. Jetzt fühlt es sich gut an. Es kribbelt und wird warm. Unter meiner Haut läuft ein warmer Schauer entlang. Es ist herrlich! Wie eine warme Hülle, fast ein körpereigener Neoprenanzug. Faszinierend! Ich schwimme anderthalb mal hin und her. Dann gehe ich raus. Wahrscheinlich hätte ich länger ausgehalten …

Draußen ist das Nervigste wieder das Umziehen. Aber danach kribbelt es wieder. Kalte und warme Wellen durchströmen mich. Es ist unbeschreiblich! Ich sitze in der schwachen Herbstsonne und genieße es. Von außen die zaghafte Wärme der Sonne – innen die Kalt-Warm-Wellen. Einfach toll! Es ist genau dieses Gefühl, warum ich so gern im kalten Wasser schwimme. 


Lieber im Wasser als an Land…

Ich will weiter am Eisschwimmen dranbleiben. Deshalb bin ich heute wieder zum Lußsee geradelt. Sonne und Wolken im Wechsel, dazu ein ziemlich frischer Herbstwind. „Ohje, das wird nichts, bei dem Wind“, denke ich beim Radln. Aber probieren möchte ich es. Also strample ich weiter. 

Am Lußsee selbst ist es gar nicht so windig wie unterwegs. Zum Teil liegt er spiegelglatt drin. 


Der Kiesstrand ist angenehmer zum Reingehen, deshalb schlage ich hier mein Lager auf. Den Badeanzug habe ich schon an, das spart einmal das lästige Umziehen. Und dann geht’s auch schon los. Die paar Spaziergänger sind mir herzlich egal. Ich gehe da jetzt rein. Zügig, Schritt für Schritt. Und dann untertauchen und losschwimmen. Oma-Brust, schön am Ufer entlang, wo das Wasser flach ist. 25 Züge hin, umdrehen. 25 Züge zurück. Aufhören? Nein! Es ist schön, nicht kalt. Einmal noch hin und her. Es kribbelt unter der Haut. Schön, angenehm. Keine Nadelstiche. Echt schön. Was? Schon zurück? Ach, einmal geht noch! Die Füße sind kühl, der Rest fühlt sich gut an. Normalerweise sind meine Arme kalt. Heute nicht. Und dann ist es schon wieder Zeit zum Umdrehen. Ok. Dann aber raus. Ok. Ich genieße die letzten Züge… will nicht raus. Aber ich weiß, dass ich irgendwann raus muss. Und mir dann kalt sein wird. Also jetzt vernünftig sein und an Land. 

Wow! Der Boden ist an Land kälter als im Wasser! Und dann muss ich mich abtrocknen und umziehen. Das ist immer das Lästigste. Irgendwann habe ich es geschafft. Bin angezogen und will mich in der Sonne wärmen. Doch der Wind ist zu kühl. Ich beschließe, heimzuradeln. Und dann spüre ich wieder, wie das kalte Blut durch meine Adern fließt. Es kommt in Schüben. Und ich fühle mich beim Radln ein bisschen wie betrunken… außerdem hätte ich Handschuhe mitnehmen sollen. Die Hände sind jetzt richtig kalt. Aber das Schwimmen war soooo schön… ich hätte im Wasser bleiben sollen…


Eisschwimm-Training

Gestern, Freitag, wurde es wieder wärmer. Seit der „Wiesn“ war es in München echt richtig kalt, zapfig sozusagen. Doch gestern hat sich der Föhn auf den Weg zu uns gemacht und trotz Wolken war’s schön warm. Beste Gelegenheit also, um das Eisschwimm-Training aufzunehmen.Während ich zum Lußsee radl, denke ich aber auch wieder über Sinn- und Unsinnhaftigkeit des Unternehmens nach. „Wow, toll! und Vorfreude“ wechseln sich mit „So ein Schmarrn! Für paar Minuten im Wasser anderthalb Stunden radln“ ab.

Dann denke ich wieder, dass es ja auch Leute gibt, die „SwimRun“ betreiben: Laufen und schwimmen im Wechsel – laufen mit Neo, schwimmen mit Turnschuhen. Das habe ich letzte Woche im Allgäu angeschaut.Fürs Fitnessmagazin auf B5aktuell habe ich zwei Teams begleitet. Wer mag, findet hier mehr Infos.Und da war es richtig kalt und grau und scheußlich! Also – das Wetter. Die Veranstaltung war schön, die Stimmung familiär, nicht ellenbogenwettkampfmäßig.

Grau in Grau am Rottachsee im Allgäu beim 1. Allgäuer SwimRun

Eines der Teams, die ich begleitet habe: matschbar – Charlotte und Philipp

Annika und Tobi sind die „Leopardenenten“

Wem Schwimmen nicht reicht oder Triathlon zu langweilig ist …


Aber zurück zum Lußsee. Ich komme an, gehe dieses Mal an den Kiesstrand. Es sind dank Wolken kaum Leute unterwegs. Das gibt mir die nötige Ruhe. Und zum Glück keine Hunde, die in meinen Sachen wühlen, während ich im Wasser bin. Ich bin heute auch allein, ohne Mitstreiter, hier. Aber nachdem das Wasser ja noch nicht wirklich kalt ist und ich auch nur da schwimmen will, wo ich noch stehen kann, sollte das kein Problem sein.

Auch grau, aber nicht kalt: der Lußsee

Na, Sonne? Kommst noch raus und schaust mir zu?


Nach dem Radln ist mir zwar warm, aber ich bin auch bisschen nass geschwitzt und an den Fingern war mir kalt. Ob ich es wohl schaffe zu schwimmen? Umziehen, Thermometer an den Badeanzugträger befestigen, zum Wasser gehen (vorher noch ein Foto machen, logo!).

Selfie-Skepsis oder Wasser-Angst?


Es klappt ganz gut mit dem Reingehen. Die Luft ist warm, das Wasser auch. Es hat 15 Grad, wie mein Thermometer später zeigt. Und ich tauche unter und schwimme. Doch dann ist mir ein bisschen arg kalt an den Füßen. Ich gehe raus – die Sonne kämpft sich ein bisschen durch die Wolken.

Da! Die Sonne schaut durch ein kleines Wolkenfenster mit Gardinen – und wärmt ein bisschen.


Ich stehe da, schaue aufs Wasser und denke: So schlimm war’s doch gar nicht. Nochmal rein? Nein, das ist doch doof. Oder doch? Hm – hm – hm … Ich lege das Handtuch zurück und gehe nochmal zum Wasser. Und rein – und schwimme. Es ist jetzt viel besser als beim ersten Mal. Ich schwimme 25 Züge Omabrust am Ufer entlang und dann drehe ich um, zurück sind’s dann paar Züge mehr. Weil ich erst rausgehen will, wenn es gar nicht mehr anders geht.Und da fällt mir auf, dass ich alleine um einiges weiter und länger schwimme als in Begleitung. Warum? Ist doch seltsam. Andersrum wäre es logischer. Zum einen ist jemand da, falls was passiert. Zum anderen wäre jemand da, den man beeindrucken möchte. Oder herausfordern. Oder zeigen, was man schafft … und ich? Schwimme länger und mehr, wenn ich nur für mich bin …

Noch Fragen? 15 Grad machen glücklich!


Zurück an Land lege ich mir das Handtuch um die Schultern, die Sonne scheint ganz leicht durch die Wolken und wärmt ein bisschen. Und ich spüre es wieder: das Kribbeln unter der Haut. Dieses wohlige Gefühl von Leben, das mich nach diesem Kaltwasserschwumm durchflutet. Bissl schade, dass ich das jetzt mit keinem teilen kann, sondern nur für mich genieße.