Monatsarchiv: März 2022

See-Genuss

Das Wasser im See ist für mich jetzt schon angenehm warm. Auf dem Thermometer sind es etwa 10 Grad, doch mit der warmen, windstillen Luft, dem blauen Himmel und Sonnenschein fühlt es sich schon richtig gut an. Vor allem, dass die Finger nicht sofort steif werden, trägt zum Genuss bei. Auch sind die Schwimmbewegungen wieder runder und ruhiger, der Puls bleibt im Normalbereich. Kurz: mein Körper schaltet nicht sofort in den Panikmodus.

Ich glaube auch, dass ich das Schwimmen vor allem deshalb so genießen kann, weil ich Anfang März bei richtig kaltem Wasser, zum Teil mit etwas Eis am Rand, wieder mit den regelmäßigen See-Ausflügen begonnen habe. Da war der Himmel zwar auch blau, aber die Luft war kalt, dazu kam ein kalter Ostwind. Und das Wasser hatte eher 3 als 5 Grad. Da war es schon eine Überwindung, die Hände einzutauchen und als ich mit dem ganzen Körper unter Wasser war, haben sich der Puls und die Atemfrequenz erhöht. Das ist jetzt ganz anders. Es ist natürlich noch kalt, aber in einem Bereich, den mein Körper gut tolerieren kann. Ich genieße das Schwimmen. Es ist kein „ok, bis dahin schaffe ich es, dann darf ich umdrehen“ – sondern eher: „wie weit kann ich es schaffen?“ und ein „aber nicht übertreiben, es ist ja nach wie vor kalt“. Und das finde ich schön.

So schön sieht es am See aus – und es ist auch schön warm!

So habe ich in den vergangenen drei Tagen meine Uhr mitgenommen und meine Schwimmstrecke immer etwas verlängert: erst gut sechs Minuten, dann acht und heute waren es fast 10 Minuten! An Land muss ich mich natürlich trotzdem fix ins Handtuch wickeln und umziehen, aber es ist nicht so „dringend“ wie noch vor zwei Wochen. Denn zum einen sind meine Finger beweglich geblieben, zum anderen weht kein Wind und an der Hütte ist es schön warm.

Nach dem Schwimmen ist mir dann schon kalt, aber nicht schlimm. Kein Zittern, kein enormes Frieren. Es ist halt so, dass meine Hände „von außen“ kalt sind und ich froh bin, dass ich meine Klamotten wieder angezogen habe und mich auf die Sonne freue. Aber alles in einem guten Rahmen.

Und es gibt noch einen Grund, warum ich das Schwimmen im See genießen kann. Ich „muss“ nicht im See schwimmen. Denn anders als vergangenes Jahr, als die Bäder von November bis Mai geschlossen waren, kann ich jederzeit auch ins Hallenbad gehen und da „richtig“ schwimmen. Das finde ich auch sehr schön.

Ein Herz für Winterschwimmer!

See-Revival dank Oly-Revision

Ich muss zugeben, dass ich entsetzt war, als ich das Schild an der Olympiaschwimmhalle mit den Revisionszeiten gesehen habe: drei Wochen geschlossen und das im Winter. „Das kann man doch auch in den Sommerferien machen, wenn die Freibäder geöffnet sind“, war mein Gedanke. Ja, freilich – es sind alle anderen Bäder in München offen und drei Wochen sind nicht die Welt. Trotzdem fand ich es blöd.

Wie können die nur?!?

Je näher der „letzte“ Tag rückte, desto mehr wollte ich unbedingt alles noch nutzen. Irgendwie ist dieses Gefühl seit dem ersten Lockdown vor zwei Jahren geblieben. Dieses „wer weiß, wann es wieder geht“.

Doch dann reifte in mir der Plan, die Zeit nicht zu verfluchen, sondern zu nutzen. Und zwar am See. Denn den hatte ich stark vernachlässigt, jeder Windhauch wurde zu einem Sturm deklariert, um als Ausrede herzuhalten, dass ich jetzt doch besser im Hallenbad „richtig“ schwimme. Und oft habe ich mich dann gefragt, wie ich das vergangenes Jahr aushalten konnte, bei kaltem und scheußlichem Wetter zum See zu fahren, mich auszuziehen und dann auch noch zu schwimmen. Die Antwort: Weil ich keine Alternative hatte.

Jetzt war es gefühlt auch so – bzw. waren die Alternativen nicht so vielversprechend. Eine 50-Meter-Bahn im Dante, dazu aber warmes Wasser oder kürzere Bahnen in kleineren Bädern? Mit womöglich vielen Mitschwimmern? Mein Gehirn kann ganz toll Horrorszenarien basteln! Deshalb habe ich mir gedacht, dass ich dann lieber zum See radle.

Gesagt – getan! In der ersten Revisionswoche waren nämlich auch noch Faschingsferien, also Horrorhochzehn … haha… zumindest in meinem Horrorhirn. Und während es im Januar fast schon sommerlich warm war, gab’s gleich mal in der Nacht zum Rosenmontag Frost, am Vormittag, als ich geschwommen bin, waren es nur wenige Grad über Null. Und das Wasser war kalt. So kalt, dass ich das Gefühl hatte, mein Körper vibriert beim Schwimmen. Aber es war schön.

Oben das Bild vom 28. Februar 2022 – unten ein Jahr zuvor

Und so bin ich dann die ganze Woche zum See geradelt, obwohl es dank eines Hochs zwar schönen blauen Himmel mit Sonne gab, dafür aber kalten Ostwind und dank Nachtfrösten blieb das Wasser kalt, es gab sogar am Rand eine kleine Eisschicht. Aber ich war dann in meiner Routine und konnte das Schwimmen genießen. Und ich habe festgestellt, dass es für mich schon einen Unterschied macht, ob ich jeden Tag im See schwimme oder nur einmal pro Woche. Das Reingehen fällt mir schon lange nicht mehr schwer, aber es ist „natürlicher“, wenn ich es täglich mache.

An der Halbinsel war am 3. März etwas Eis – leider hat es nicht geklirrt, als ich vorbeigeschwommen bin.

In der 2. Woche ohne Oly war es montags bewölkt, ein kalter Wind pfiff und ich dachte, dass ich dann ja mal das Dante-Winterbad testen könnte. Zum einen sollte wegen des Wetters nicht zu warm sein, zum anderen hoffte ich auf weniger Mitschwimmer. Es waren tatsächlich nicht sehr viele Menschen da, aber das Wasser war trotz des kalten Windes zu warm. Ich hatte das Gefühl, dass ich gar nicht richtig schwimmen kann. Deshalb bin ich dann am Dienstag wieder zum See geradelt. Die Sonne schien, der Ostwind hat geweht, ich bin trotzdem vier bis fünf Minuten geschwommen. Und es war sehr schön.

In Woche drei wurde es am Montag plötzlich warm: Das Hoch war abgezogen, ein Tief brachte warme Luft aus dem Süden. Darauf war ich nicht so vorbereitet und deshalb war mir beim Radln ganz schön warm – ich war fast froh, als ich in den See gehen konnte. Am Mittwoch hatte ich es dann komplett falsch eingeschätzt: An der Hauswand daheim hatte es 7 Grad, also viel wärmer als in den beiden Wochen zuvor – da muss ich mich nicht so warm einpacken. Und das war komplett falsch. Denn diese 7 Grad waren bei Wolken und mit einer höheren Luftfeuchtigkeit ganz schön kalt. Da waren die 1-2 Grad plus mit dieser extrem trockenen Hochdruckluft wärmer. Erstaunlich!

Mein Thermometer hatte ich in der ganzen Zeit nur einmal dabei. Es zeigt bei Sonnenschein nicht die wirkliche Wassertemperatur an, wenn ich es hinter mir herziehe. Denn dann scheint die Sonne drauf… am Samstag habe ich es aber mitgenommen, weil mich interessiert hat, ob das Wasser schon wärmer geworden ist. Wegen des Windes konnte ich es nämlich nicht wirklich einschätzen. Es hatte sich schon so angefühlt, als wäre es über 5 Grad, aber weil beim Schwimmen doch immer ein leichter Wind die Oberfläche und mich gestriffen hat, war es schwer zuzuordnen. Am Samstag habe ich das Thermometer dann im Schatten unter dem Steg befestigt und es zeigte 7 Grad. Das kommt ganz gut hin.

Und weil ich ja vergangenes Jahr im Februar und März jeden Tag schwimmen war, kann ich direkt vergleichen. Zum Frühlingsanfang (letztes Jahr am 21. März, heuer am 20.) war das Wetter zum Beispiel eher winterlich und so kalt, dass meine Thermometerschnur angefroren war. Ganz anders heuer: Es war zwischendurch windstill, die Sonne scheint und hat schon einiges an Kraft, so dass ich gute fünf Minuten geschwommen bin und mir danach auch nicht kalt war.

Oben sieht man das Wetter 2022, unten die Bilder vom Frühlingsanfang 2021 – inklusive angefrorener Thermometerschnur

Wenn ich nur im Hallenbad schwimme, weiß ich nach einem Jahr nicht mehr, wie das Wetter war. Es ist natürlich ein großes Glück, dass das Wetter in den drei Wochen Revision gut war. So habe ich diese Chance genutzt und habe das See-Schwimmen wirklich genossen. Mal sehen, wie das wird, wenn die Olympiaschwimmhalle wieder öffnet – und ich im Zwiespalt bin zwischen See-Sonne und „richtigem“ Schwimmen. Vielleicht bekomme ich es mal mit einer „gesunden“ Mischung hin?

Für die Chronisten gibt’s auch noch eine Zahl: Bei den Schwimmtagen in Folge bin ich inzwischen bei 337 angelangt!

Am Mittwoch waren noch Reste des Saharastaubs in der Luft und sogar im Wasser waren die Steine in Ufernähe gelb!

Stilvolles Schwimmen

Beim Schwimmen mit Stil denkt man wohl in erster Linie an den Schwimmstil. Ich war heute aber besonders stilvoll schwimmen – in einem anderen Sinne. Denn ich war im Müllerschen Volksbad in München. Warum? Weil mein „Heimatbad“ im Winter, die Olympiaschwimmhalle, gerade kein Wasser im Becken hat. Es ist mal wieder Revision.

Kein Wasser im Oly – es ist Revision.

Da habe ich die Gelegenheit genutzt und das Nützliche mit dem Angenehmen verbunden. Ein Termin direkt in der Nachbarschaft des Volksbads brachte mich auf den Gedanken, dass ich ja dort schwimmen könnte. Wobei mir von Anfang an klar war, dass das kein sportliches Unternehmen wird. Denn das „Müllersche Volksbad“ ist kein Sportbad. Es ist ein Jugendstilbad, das damals größte und teuerste Hallenbad der Welt und das erste öffentliche Bad in München. Eröffnet wurde es 1901, finanziert mit einer Spende des Münchner Ingenieurs Karl Müller an die Stadt München, verbunden mit der Auflage, ein Bad für das „unbemittelte Volk“ zu errichten. Wikipedia schreibt: „Das Bad zählt mit seiner Architektur und Innenausstattung zu den schönsten Badehäusern Europas.“ Und ja, das stimmt!

Was für ein Schwimmbadeingang! Ich bin beeindruckt.

Schon vor dem Bad bin ich beeindruckt, fühle mich fast wie in einer anderen Zeit und anderen Stadt. Aber als ich dann das Gebäude betrete, bin ich tatsächlich „woanders“. Allein die Schrift an der Wand, die Atmosphäre, die Treppen, die hölzernen Umkleideschränke auf der Galerie – herrlich! Mit Blick auf das Schwimmbecken.

Wer Jugendstil mag, fühlt sich hier im Himmel

Es gibt zwei Schwimmbecken: das größere mit 30 Metern Länge und zwei „Schwimmerbahnen“, das ist das ehemalige Herrenbecken. Hier werde ich schwimmen. So beeindruckt ich von der Umgebung bin, so skeptisch bin ich, wie das Schwimmen klappen wird. Denn die „Leinen“ sind zwei Schnüre mit Perlen dran und das Becken ist kein modernes Überlaufbecken, so dass das Wasser recht wellig ist. Und das Beste: An einem Beckenrand ist eine Art Massage-Wasserfall. Der rührt das Wasser zusätzlich auf. Die Wand ist hier auch nicht eben, sondern hat einen kleinen Vorsprung. Zum Wenden nicht so ideal.

Das „Herren“-Becken mit den zwei Schwimmerbahnen. Den Wasserfall sieht man nicht, er versteckt sich unter der Brüstung.

Ich muss mich also erstmal ein paar Bahnen lang orientieren und eingewöhnen. Und ich denke die ganze Zeit, dass mir das bekannt vorkommt: Im Szechenyibad in Budapest war die Bahn zwar 50 Meter lang, aber dafür musste man an der Treppe wenden.

Ebenfalls ein sehr schönes Jugendstilbad: Szechenyibad in Budapest.

Die Mitschwimmer – auch auf den beiden Bahnen – waren auch nicht wirklich sportlich unterwegs. Eher gemütlich, anfangs war ich sogar die einzige, die gekrault ist. Es geht eher gemütlich zu, so dass ich anfangs fast ein schlechtes Gewissen habe, dass ich „schnell“ schwimme. Natürlich bin ich rücksichtsvoll, die breite Bahn hilft hier enorm, auch weitausholende Rückenschwimmermänner zu überholen. Und noch etwas fällt mir auf: Die gemütlichen Schwimmer sind sehr rücksichtsvoll und „sportlicher“ im Umgang als so mancher „Sportschwimmer“ in der Olympiaschwimmhalle oder im Dantebad. Es ist also ein sehr entspanntes Schwimmen, sowohl wegen meiner inneren Einstellung als auch wegen der anderen. Allerdings weiß ich jetzt auch die Olympiaschwimmhalle noch mehr zu schätzen. Denn wenn man sportlich schwimmen will, ist das schon ein großer Luxus!

Das etwas kleinere „Damen“-Becken im Müllerschen Volksbad

Für einen kleinen Ausflug in eine andere Welt und eine andere Zeit kann ich das Müllersche Volksbad aber durchaus empfehlen. Es ist einfach sehr stilvoll.

Es sind Details wie dieses Waschbecken, die das Müllersche Volksbad zu etwas ganz Besonderem machen!

Und es hat mich noch an ein anderes Bad erinnert: Das Yrjönkadunuimahalli in Helsinki. Da war ich nicht schwimmen, aber ich durfte einen Blick aufs Becken werfen. Es ist etwas „eckiger“ als das Müllersche Volksbad, aber durchaus ähnlich. Hier gibt’s nur ein Schwimmbecken – und unterschiedliche Tage für Männer und Frauen zum Schwimmen. Bis 2001 (!) war das Bad in Helsinki nämlich ein reines Nacktbade-Bad. Jetzt ist Badekleidung „erlaubt“, aber wohl keine Pflicht.

Ähnlich wie in München: Die Yrjönkadunuimahalli in Helsinki – sogar mit Wellenbrecherleinen!