Monatsarchiv: Dezember 2014

Schwimmkarriere

In der Facebook-Gruppe „Bist du heute schon geschwommen“ ging kürzlich die Frage nach der persönlichen „Schwimmgeschichte“ um. Da meine etwas länger wird, schreibe ich sie hier rein.

Ich schwimme jetzt ja sehr regelmäßig, meist drei Kilometer und das drei bis viermal die Woche. Im Becken, wohlgemerkt! Deshalb ist es wohl kaum zu glauben, dass ich als Kind unfassbar wasserscheu war! Wenn ein Wassertropfen in mein Gesicht kam, bin ich aus dem Becken gegangen, um das Gesicht abzutrocknen. Unglaublich, aber wahr! Der Schwimmlehrer meinte zu meiner Mutter: „Die brauchst mir nimmer bringen!“

Irgendwann habe ich diese Scheu etwas überwunden und schwimmen gelernt. Allerdings nicht im Hallenbad, sondern im See. Bin am Tegernsee aufgewachsen. Lange habe ich einen großen Unterschied zwischen schwimmen-müssen (Hallenbad) und schwimmen-dürfen (See) gemacht. Das ist mir aufgefallen, als ich in eines dieser Bücher meiner Freundinnen bei „Hobby“ schwimmen eingetragen hab – und gleichzeitig dachte: „Morgen ist wieder schwimmen, blöd.“

Also, irgendwann konnte ich mich gut über Wasser halten und bin gern geschwommen. Im Tegernsee. Der ist ja meistens recht kühl (18 Grad). Deshalb wollten einige Eltern nicht so oft ins Wasser wie deren Kinder. Dann bin ich mit den Kleinen geschwommen. Sollte ihnen die Kraft ausgehen, konnten sie sich an mir festhalten.

Kraulen konnte ich da aber noch lange nicht. Das Brustschwimmen mit Kopf unter Wasser habe ich mir dann im See selbst beigebracht. Und dann bin ich doch irgendwann regelmäßig, ein bis zweimal pro Woche, ins Hallenbad gegangen. 40 Bahnen á 25 Meter geschwommen. Alles Brust, wohlgemerkt.

Irgendwie kam dann bissl was dazwischen, so dass ich das Schwimmen etwas aus den Augen verloren habe. Als ich dann zum ersten Mal nach längerer Zeit wieder im Wasser war, habe ich mich erst gar nicht gewundert, dass ich für meine 40 Bahnen doch ganz schön lang gebraucht habe. Ich hab nicht gemerkt, dass es eine 50-Meter-Bahn war!

Vor fünf Jahren war ich dann im Urlaub auf Mallorca, zum Rennradln. Am Ruhetag war das Wetter nicht so gut, deshalb hatte ich den Pool für mich. Und bin da meine zwei Kilometer geschwommen – 80 Bahnen im 25-Meter-Pool. Dann dachte ich: 80 ist doch doof, mach ich 100. Und von da ab bin ich immer 2,5 Kilometer geschwommen. Immer noch Brust. Doch die Krauler, die ich immer sah, haben mich neidisch gemacht. Das muss doch zu lernen sein! Und so kam’s, dass ich im Herbst 2011 einen Kraul-Kurs für Anfänger besucht habe. Ich hab’s tatsächlich gelernt. Der Moment, als unser Schwimmlehrer Christoph uns sagte, wir sollen mal mit Kraft die Hand unterm Körper durchziehen, war mein Schlüsselmoment: Ich fühlte mich wie ein Delfin, wie ich da so durchs Wasser schoss. Herrlich. Von da ab wollte ich immer mehr.

Das ist jetzt gut drei Jahre her. Seitdem kraule ich regelmäßig. Habe aber auch mein Brustschwimmen verbessert, mir selbst Rücken- und Delfinschwimmen beigebracht. Immer mal wieder YouTube-Videos angeschaut, den guten Schwimmern zugeschaut und nachgefragt. Es macht einfach unglaublich viel Spaß, im Wasser zu sein. Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, ohne Schwimmen zu leben.


Diese unstillbare Sehnsucht nach Wasser …

Was ist für Euch der schönste Moment, wenn ihr schwimmen geht? Bei mir ist es definitiv das erste Abstoßen von der Wand. Ich lasse mich zuerst ins Becken gleiten, spüre das Wasser um meinen Körper. Tauche kurz unter und wieder auf. Dann beziehe ich Position am Beckenrand, tauche erneut unter, ziehe die Beine unter den Körper und mit einem kräftigen Stoß drücke ich mich von der Wand ab. Ich lasse mich durchs Wasser gleiten. Ein Armzug, die Arme dann eng an den Körper gelegt. Dann spüre ich erneut, wie das Wasser an mir vorbeiströmt. Wie ich hindurch gleite. Auf dem Edelstahlboden des Beckens sehe ich meinen Schatten. Zum Spaß mache ich einen Delfinkick. Einfach, um meine Kraft zu spüren. Alles verschwimmt in diesem Moment. Ich bin ganz bei mir und freue mich auf die jetzt noch knapp 3.000 Meter, die vor mir liegen. An manchen Tagen flößen sie mir ein bisschen Respekt ein, an manchen nicht. Ganz egal, wie gut oder schlecht das Folgende läuft – die ersten paar Meter unter Wasser, dieses Gleiten und Spüren der Strömung – das ist für mich immer das Schönste am Schwimmen!