Monatsarchiv: September 2015

Freibad – mehr als schwimmen

Mitte September überkommt mich und meine virtuellen Mitschwimmer eine Melancholie. Die Freibäder schließen. Das mag Lutz in seinem Blog amüsant finden und darauf hinweisen, dass man auch jetzt im Herbst noch in Seen schwimmen kann. Das ist richtig. Doch für mich und die anderen, die ihr Freibad jetzt schmerzlich verabschieden und über den Winter vermissen, geht’s wohl um mehr als nur das Schwimmen im gechlorten Becken. Schließlich kann man auch im Hallenbad schwimmen. Und zumindest ich in München habe das Glück, dass ich auch drinnen eine 50-Meter-Bahn habe (Olympiaschwimmhalle) und sogar – Luxus, Luxus! – den ganzen Winter über draußen schwimmen kann. Kostet zwar etwas mehr, ist aber im Freien. Das Dante-Winter-Warmfreibad macht’s möglich. Und doch ist es nicht dasselbe. Warum?

Darüber habe ich mir einige Gedanken gemacht. Und ich komme für mich zu dem Schluss, dass das Schwimmen im Freibad mehr ist als nur die körperliche Betätigung. Für mich ist es in der Tat wie ein „zweites Wohnzimmer“. Manche bezeichnen so ihre Stammkneipe, bei mir trifft das auf das Sommerbecken im Dantebad zu. Und das ist dasselbe Bad wie oben erwähnt, nur ist das Becken auf der anderen Seite. Es hat nur im Sommer geöffnet. Und irgendwie ist es so, dass man im Sommer mehr mit den Leuten redet. Zum einen, weil man an einem schönen Tag auch ein bisschen am Beckenrand sitzt. Zum anderen, weil man sich bei schlechtem Wetter verbündet fühlt. Und wer regelmäßig ins Bad geht, trifft zwangsläufig immer dieselben Leute.

Ich nenne diese Menschen gern „Beckenrand-Freunde“. Denn zumeist bleibt es bei dieser Verbindung. Man kennt sich aus dem Freibad, man kennt sich in Badeklamotten. Man weiß, wie der andere schwimmt – den Namen weiß man manchmal nicht. Man grüßt sich, verabschiedet sich, wünscht sich Spaß oder scherzt kurz rum. Oder klagt sich gegenseitig das Leid, weil die Schwimmerbahn auf einmal von vielen „Fremden“ geentert wird. Kurzum: Man hat Gemeinsamkeiten.

Viele dieser Menschen treffe ich im Sommer regelmäßig. Von manchen weiß ich sogar den Vornamen oder was sie arbeiten. Oder dass sie auch noch andere Hobbys außer schwimmen haben. Von anderen weiß ich trotz längerer Unterhaltung nicht mal den Vornamen. Aber eine neue Badekappe, ein neuer Badeanzug oder eine neue Hose – das erkennt man sofort. Man fachsimpelt über die beste Brille, wo es bunte Badeanzüge gibt oder welches die nervigsten Mitschwimmer-Marotten sind. Und das ist schön. Wenn ich an einem regnerischen Sonntag nicht weiß, was ich machen soll, gehe ich ins Freibad. Manchmal treffe ich Mitschwimmer, manchmal winkt mir auch nur der Bademeister zu. Es ist einfach ein Ort, an dem ich mich wohlfühle. An dem man mich kennt (manche wissen meinen Namen, andere nicht).

Das ist das, was für mich das Schwimmen im Freibad so anders macht. Denn ich treffe nur einen winzigen Anteil dieser Menschen im Winter im Dantebad. In der Olympiaschwimmhalle bin ich auch oft, aber einen „Ratsch“ gibt’s da eher selten. Da fühlt sich das Schwimmen auch immer „ernster“ und mehr wie ein „Training“ an. Und deshalb bin zumindest ich jetzt etwas traurig. Weil einfach mehr fehlt als das Schwimmen. Denn das ließe sich ja leicht ersetzen.


Zum Abschluss ein Rausch

Heute war’s auch in München soweit: Die Freibad-Saison ist rum. Damit ist der Sommer endgültig vorbei – und es gibt auch keinen Grund mehr für schlechtes Wetter. Ein trauriger Tag, nicht nur für mich. Schon seit ein paar Tagen nehmen meine virtuellen Mitschwimmer Abschied von ihren Freibädern.


Und heute war’s also bei mir soweit. Zum Abschluss: Perfektes Wetter! Grauer, wolkenverhangener Himmel, zum Teil tröpfelt es. Herrlich. Und tatsächlich ist kaum jemand im Becken. Zwei Schwimmer trudeln rum, die Schwimmerbahn ist verwaist. Sie hat auf mich gewartet. Habe mich ja gestern noch mit „bis morgen!“ verabschiedet. Ich schwimme los. Will einfach meine Standard-drei-Kilometer schwimmen. Die ersten zehn Bahnen laufen gut, bei Bahn 15 denke ich: „Die Hälfte von den 30 ist geschafft. Die 20 anderen mache ich dann was anderes.“ Überhaupt ist der Kopf nicht recht frei. Und dann passiert’s: Ich höre auf zu denken. Alle anderen Gedanken sind weg. Ich schwimme und zähle und gleite. Herrlich! Da ist es wieder, das Schwimmgefühl. Ich fliege, ziehe, drücke und komme echt gut voran. Da reift der Gedanke in mir, dass ich auch vier Kilometer schwimmen könnte. Zum Abschluss. Und weil ich das auch schon öfter gemacht habe. Und weil’s grad so gut läuft. Und weil’s so gut läuft, beschließe ich: Heute ist ein Tag für fünf Kilometer. 5000 Meter. 100 Bahnen. Ich bin noch immer allein auf der Bahn. So hohe Zahlen habe ich beim Zählen normalerweise nicht. Ich bin im Rausch! Ein Swimmer’s High, wie’s im Buche steht! Wahnsinn. Zum Glück bin ich allein auf der Bahn, ich bin im Tunnel, krieg fast nichts mehr mit, was um mich rum passiert. Zähle, atme, schwimme, drücke, ziehe. Und hab noch immer Kraft! Vier Kilometer am Stück, die letzten 500 Meter stehen an (die „fehlenden“ 500 Meter sind immer fürs Ein- und Ausschwimmen reserviert). Und es läuft noch immer gut. Nix von „boah, wann ist’s rum?“. Nein. Eher: „Cool! Über 4000 Meter am Stück. Und ich hab noch Kraft!“. Es ist schlichtweg der Oberhammer! Die letzte Bahn gebe ich sogar nochmal bissl Gas. Keine Ahnung, ob’s wirklich schnell war, ich war ohne Uhr unterwegs. Aber es hat sich gut angefühlt. Dann erstmal ausatmen. Am Beckenrand merke ich, dass ich ganz schön außer Puste bin. Aber nicht kaputt oder hechelnd. Eher zufrieden. Sehr zufrieden! Zwischendrin hat sogar mal die Sonne rausgeschaut. Das habe ich unter Wasser gerade noch so mitbekommen, weil’s heller wurde.

Dann noch ausschwimmen. Und noch immer allein auf der Bahn. Ein Wahnsinn! Es war unfassbar schön. So ein schöner Abschluss der Freibad-Saison. Ich bin im Rausch. High. Wahnsinn!

Auch, wenn die Freibad-Saison jetzt rum ist: Es war wirklich schön. Und so hat der Freibad-Sommer angefangen: Dahoam is dahoam!


Kkkkkkaaaalllttt!

Der Sommer war lang und heiß. Das Wasser meist warm, manchmal überfüllt. Jetzt hat sich der Herbst in Bayern breit gemacht. Wohl nur vorübergehend, zur Wiesn wird’s hier meistens wieder wärmer. Aber die Freibäder haben dann geschlossen. Das ist jetzt die letzte Woche für diese Saison. Und was ist am Wochenende passiert? „Schlechtes Wetter“ – oder das, was die Stadtwerke München als Bäderbetreiber darunter verstehen. Es war etwas kühl, was dazu führte, dass „mein“ Becken im Dantebad geschlossen war. Das Stadionbecken ist mir mit 27 Grad erstens zu warm, zweitens zu voll.

Becken im Bad Georgenschwaige

Alles meins! Becken im Bad Georgenschwaige

Deshalb: Plan B und der hieß: Bad Georgenschwaige. Das ist eines der Bäder, die auch bei der Schlechtwetterregelung geöffnet sind. Ich wusste von meiner Kollegin, dass die Heizung dort nicht wirklich funktioniert und das Wasser deshalb statt der üblichen 24 nur etwa 22 Grad hatte. Das war am Freitag. Am Samstag, als ich da bin, empfängt mich ein Schild mit „Wassertemperatur 21,2 Grad“. Immerhin am Eingang, bevor man Eintritt bezahlt. Ich werfe einen Blick übers Drehkreuz und sehe, dass da vier bis fünf Leute schwimmen. Wow! So viel los? Naja. Ich wage es trotzdem. Und denke mir noch, wie das wird, wenn da ohne Leinen mehrere Schwimmer sind. Dazu muss ich sagen, dass ich nur bei schlechtem Wetter im Bad Georgenschwaige bin. Es ist mein Plan-B-Bad. Ich mag’s. Es ist alt, aber liebenswert. Mit warmer Dusche und Umkleide. Ideal bei „schlechtem Wetter“.

21,2 Grad Wassertemperatur

Am Samstag (5. Sept. 2015) noch 21,2 Grad Wassertemperatur …

Als ich dann ins Becken gehe, sind noch zwei Leute da, es ist locker Platz für uns alle. Jeder – eher jede! – hat eine eigene Bahn. Und dann bin ich plötzlich allein. Und so kalt ist es gar nicht. Ich muss auch sagen, dass ich lieber in kaltem als in zu warmem Wasser schwimme. Bin ja am und im Tegernsee groß geworden und der ist ja ein kalter Bursche. Normalerweise hat er im Sommer 18 bis maximal 20 Grad.

Das Schwimmen klappt gut, nach zwei Kilometern reicht’s mir aber, weil es schon frisch ist. Jetzt in die warme Umkleide und Dusche. Herrlich. Und dann kommt sogar kurz die Sonne zwischen den Wolken durch.

Sonntag stehe ich wieder vor der Entscheidung, welches Bad es sein soll. Weil es am Samstag so schön war und auch die Anfahrt schöner ist, gewinnt wieder das Bad Georgenschwaige.

19,7 Grad Wassertemperatur

Am Sonntag waren’s nur noch 19,7 Grad Wassertemperatur …

Aktuelle Wassertemperatur: 19,7 Grad. Uiuiuiui… Ob das was wird? Naja. Zur Not halt nur ein Kilometer. Wieder bin ich nicht die einzige, die sich ins kalte Wasser traut. Heute sind sogar mehr da als gestern. Wow! Und ich gleite – wie immer – am Beckenrand ins Wasser. Puh! Ist das kalt! Wow! Ich muss gleich mal losschwimmen. Schwimme wie immer am Anfang Brust. Und denke: Ohje. Einmal hin und her und dann muss ich raus. Das ist zu kalt. Und dann packt mich der Ehrgeiz. 100 Meter? Dafür habe ich mich nicht nass gemacht. Einen Kilometer will ich schaffen. Vielleicht anderthalb. Oder gar doch zwei, wie gestern? Ich schwimme nur. Ohne nachdenken. Nur Bahnen zählen. Hin und her. Nur nicht nachdenken. Ordentlich schwimmen, Kraft ideal einsetzen, damit die Meter schnell vorbeigehen. Und doch genieße ich es. Es prickelt am Körper. Wie kleine Nadelstiche. Und doch irgendwie angenehm.

Ich merke auch, dass meine Füße irgendwann, wie am Vortag, kalt werden. Ich mache etwas mehr mit den Beinen als üblich. Die Hände sind nicht kalt, obwohl die immer wieder aus dem Wasser kommen. Irgendwann ist es geschafft: 30 Bahnen am Stück gekrault. Ich bin fertig. Jetzt noch ausschwimmen. Und was muss ich sagen? In dem kalten Wasser fällt mir auf, dass Brustschwimmen um einiges anstrengender ist als kraulen. Bei normalen Bedingungen ist mir das noch nie wirklich aufgefallen. Beim Zurückgehen spüre ich meine Füße kaum noch, die Fersen sind tot. In der Umkleidekabine ist noch eine „Mitstreiterin“. Wir unterhalten uns kurz. Da fällt mir auf: Ich kann kaum sprechen, mein Mund ist „festgefroren“. Wahnsinn!

Lieber kalt als warm

Ich kenne auch das Gegenteil: Schwimmen in zu warmem Wasser. Das Dantebad ist ja auch im Winter ein Freibad. Da hat das Stadionbecken dann 30 Grad Wassertemperatur. Und weil sich so ein großes Becken (8 50-Meter-Bahnen, ca. 2 Meter tief) bissl braucht, bis es von 27 auf 30 Grad erwärmt ist, fangen die M-Bäder schon rechtzeitig damit an.

Das Stadionbecken im Winter im Dantebad, kurz vor Betriebsschluss.

Denn von einem auf den anderen Tag (heuer vom 14. auf den 15. September) gilt der Wintertarif von etwa 8 Euro. Und dafür muss das Wasser ja dann auch warm sein. Letztes Jahr war das Wetter Anfang September auch kühler, dann – zur Wiesn – wurde es wieder wärmer. Und dann war das Wasser einfach zu warm. Die Sonne scheint drauf, und dann hab ich es schier nicht ausgehalten. Diese pipiwarme Brühe hat mir Kopfweh bereitet, es war sehr anstrengend, da zu schwimmen. Ich hatte heiße Füße! Es half alles nix: Nach 500 Metern raus und am Beckenrand abkühlen. Da war ich nicht die einzige. Deshalb ist mir kalt lieber als zu warm.

Am Montag, gestern, war noch immer „schlechtes Wetter“. Ich rufe vorsichtshalber im Bad Georgenschwaige an. „Wie warm ist denn das Wasser heute?“ „Es ist noch weiter runtergegangen. Wir haben 18,8 Grad.“ „Ohje… das ist mir echt zu kalt“, sage ich zu der Dame und sie macht zustimmende Laute.

Das Becken im Schyrenbad. 50 Meter, zwei Sportbahnen, Wasser 24 Grad. Und manchmal hat man das alles für sich!

Ich radl deshalb ins Schyrenbad. Da ist das Wasser 24 Grad warm. Und es ist auch kaum was los. Anfangs zu zweit auf der Bahn, nach 500 Metern allein. Und ich schwimme und schwimme und schwimme – und bin im Paradies und denke: nichts. Oder eher: herrlich! Und so warm! Allerdings sind auch 24 Grad Wassertemperatur bei etwa 15 Grad Luft (geschätzt) frisch. Und so höre ich auf meine Vernunft und beende das Schwimmen nach meinen üblichen 3.000 Metern. So schön das Schwimmen war: Die Duschen und Umkleiden sind im Schyrenbad nicht so komfortabel. Betonboden, der kalte Füße macht. Und umziehen im Freien, überdacht, immerhin. Haare föhnen dauert da noch länger als üblich. Und ohne föhnen ist es mir echt zu kalt. Der Sommer ist wohl rum. Aber die Freibäder haben noch eine Woche geöffnet. Das muss genutzt werden!


Meins!

Schwimm- und Blogger-Kollege Lutz hatte kürzlich einen Artikel mit dem Titel „3-2-1-meins“ veröffentlicht. Darin thematisiert er, dass das Becken ihm zeitweise allein gehört. Ein häufiger Traum unter uns Schwimmern, der selten in Erfüllung geht.

Mein Artikel trägt jetzt auch den Titel „Meins“, aber darin geht’s nicht um die Einsamkeit im Becken und dass es dann mir gehört, sondern darum, dass die Schwimm-Zeit „meine“ Zeit ist. Ich werde nämlich immer mal wieder gefragt, ob beim Schwimmen nicht „sehr viel Zeit draufgehe“. Äh … was soll ich dazu sagen. Natürlich dauert es seine Zeit, aber diese Zeit ist ja nicht „draufgegangen“ oder gar „verloren“! Das ist meine Zeit.

Meine Zeit!

Meine Zeit!

Überhaupt ist das mit der Zeit so eine Sache. Es ist eigentlich das Einzige auf der Welt, das gerecht verteilt ist: Jeder hat 24 Stunden täglich. Ob arm, ob reich, dick oder dünn, hübsch oder hässlich, alt oder jung. Jeder hat 24 Stunden Zeit. Ja, ich höre schon die Aufschreie: Ich muss ja arbeiten, schlafen, Familie versorgen undundund. Naja – was man mit seiner Zeit macht, ist die andere Seite der Medaille – oder vielleicht der Uhr? Klar: Schlafen muss sein. Und in den meisten Fällen auch arbeiten. Doch wo steht geschrieben, wie viel man arbeiten muss? Und schließlich liest man in der modernen Ratgeberliteratur (gern auch in der gewöhnlichen Tageszeitung), dass man auch mal egoistisch sein soll und sich „Zeit für sich nehmen soll“.

Rutscht mir den Buckel runter -ich schwimme erstmal!

Rutscht mir den Buckel runter -ich schwimme erstmal!

Und genau das mache ich. Ich gönne mir meine „Schwimm-Zeit“. Das ist für mich nicht verlorene Zeit. Das ist Zeit, die ich genieße. In der ich im Wasser gleite, schwerelos und gleichzeitig kraftvoll bin. Umso schöner, wenn ich allein im Becken bin und es richtig gut fließt. Oder jemand da ist, an dem ich mich (heimlich) messen kann. Eine Art „Geheimrennen“ abhalte mit dem Schwimmer auf der Nebenbahn. Oder die Oma nebenan, die sehr langsam schwimmt. Sie hat schon mindestens die halbe Bahn geschafft – bin ich trotzdem vor ihr an der Wende? Oder bin ich so in meine Gedanken oder das Zählen der Bahnen vertieft, dass ich gar nichts um mich herum mitbekomme? Egal – je nach Laune. Das Wichtigste: Es ist meine Zeit! Und danach geht’s mir besser. Ich bin entspannt. Ausgeglichen. Ausgepowert. Habe Kraft für Neues. Ich weiß leider auch, wie es sich anfühlt, wenn ich nicht schwimmen gehen kann oder darf. Höchststrafe!

Was würde ich sonst mit der Zeit machen?

Denn es stellt sich natürlich auch die Frage – die ich an die Fragensteller immer zurückgebe: Was würde ich stattdessen machen? Lesen? Fernsehen? Essen? Einkaufen? Oder nur faulenzen? Vielleicht. Ich mache aber am liebsten das, das mir und meinem Körper gut tut. Und das ist halt schwimmen. Klaro – das passiert auch – gibt’s Tage, an denen es nicht läuft. Ich mich im Wasser abkämpfe oder einfach kein Gefühl fürs Schwimmen habe. Mei, so ist das Leben. Manchmal wird man auch von einem Buch oder einem Film enttäuscht. Und es soll sogar vorkommen, dass man sich auf ein Treffen mit Freunden freut – und es ein blöder Abend wird. That’s Life!


See-Finale

Dieser Sommer hat alle Rekorde gebrochen, so war es in den Zeitungen und im Internet zu lesen. So ist es auch bei mir. Ich, das Chlorhühnchen, hat einige Meter in bayerischen Seen zurückgelegt. Wer hätte das gedacht?!

Gestern, am letzten August-Tag, war ich nochmal am Pilsensee. Da war ich zum ersten Mal mit dem „Wassermann“ Lutz, deshalb kannte ich eine schöne Stelle. Meine zwei Landrattenfreunde machten es sich im Schatten bequem, ich habe mir „Paul“ geschnappt und bin losgeschwommen. Einmal quer über den See, ein Kilometer. Es lief prima. Als Orientierungspunkt diente die Kirche am anderen Ufer. Ich habe keine einzige Pause gemacht, bin einfach nur dahingeschwommen. Arm rein, Luftbläschen abstreifen, ziehen – wiederholen. Voll toll. Es war einfach prima. Einfach nur hellgrünes Wasser unter mir, kein Mensch vor, hinter oder neben mir und die Sonne über mir. Nach etwa 22 Minuten erreiche ich das andere Ufer. Es sind einige Menschen im Wasser. Ich schiwmme Brust, damit ich niemanden aus Versehen ramme. Es ist ein öffentliches Bad, ich setze mich auf den Steg. Da komme ich mit einer Frau um die 60 ins Gespräch. Sie interessiert sich für „Paul“ und wir ratschen übers Schwimmen. Ist ja eh eines meiner Lieblingsthemen.

Dann geht’s zurück. Der See „zieht“ allerdings, so dass ich fast am Camping-Platz lande, der um einiges weiter nördlich ist als die Badestelle mit meinen Freunden. Ich muss ganz schön gegen die Strömung anschwimmen. Das Fiese: Sie ist kaum zu sehen, ich merke nur, wie ich dagegen anschwimme, um mein Ziel zu erreichen. Als ich ankomme, liegen meine Freunde und mein Rucksack nicht mehr im Schatten – so lange war ich unterwegs. Aber nachdem mir nach dem Schwimmen eh bissl kalt ist, ist das eher gut.

Langbürgner See mit Lutz

Heute, am 1. September, war ich nochmal mit Lutz schwimmen. Wir mussten den schönen, womöglich letzten „richtigen“ Sommertag einfach zum Schwimmen nutzen. Es ging in den Chiemgau, an den Langbürgner See. Der ist ganz in der Nähe vom Chiemsee, aber viel weniger stark besucht. Es ist ein „Eiszeit-See“, der einige Nachbarn hat.

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Info-Tafeln am See erklären die Besonderheit des Langbürgner Sees und seiner Nachbarn.

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Lutz hat während der Fahrt so viel geschwärmt, dass ich bei der Ankunft etwas – naja nicht enttäuscht – war … Ein See mit vielen Bäumen drumrum. Ja, mei … Wir gehen am südlichen Ende in einer Bucht ins Wasser, das schön warm ist.

Ausblick auf die Bucht im Langbürgner See

Ausblick auf die Bucht im Langbürgner See

Dann schwimmen wir los. Das Wasser fühlt sich sehr besonders an. Es ist sanft, grün und man hat trotzdem einen guten Abdruck. Wir kommen gut voran und verlassen die Bucht, an der Insel, die davor liegt, ist das Wasser sehr flach. Ich kann den Grund sehen, auf dem einige, sehr niedrige Wasserpflanzen wachsen. Ich kann es zwar schlecht abschätzen, aber es ist wohl nur eine Armlänge tief. Ich schwimme etwas Brust, als ich mit meinem Armzug den Grund aufwirble.

An der Insel vorbei wird’s wieder tiefer. Das sieht schon toll aus, wenn man erst immer den Grund sieht und dann im Hintergrund schon zu sehen ist, dass das Wasser wieder tiefgrün wird, weil es eben tiefer wird. Unser Ziel ist die Wasserwachthütte am anderen Ende des Sees. Es geht wie schon am Tag zuvor einfach gut voran. Ich schwimme gute 20 Minuten ohne jegliche Pause. Sooo schön!

Am Wasserwachtsteg ist keiner da, so dass wir uns da zur Rast hinsetzen. Und was muss ich sagen? Es ist wirklich sehr idyllisch an dem See.

Das obligatorische Steg-Selfie!

Auch ein schöner Rücken ...

Auch ein schöner Rücken …

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Könnte auch in Finnland sein – dann aber ohne Alpenpanorama im Hintergrund

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Sehr idyllisch!

Auf den Nachbarstegen liegen ein paar Leute und genießen die Sonne, das Wasser, die Ruhe, den letzten heißen Tag. Ein paar Kinder kommen und schwimmen, tauchen, haben Spaß. Wir dürfen sitzen bleiben. Der Ausblick ist echt schön. Hinter dem Wald, der den See umgibt, erheben sich die Berge der Chiemgauer Alpen. So könnte ein See in Finnland auch aussehen – natürlich ohne Alpenpanorama.

Dann spricht uns eine Frau aus dem Wasser an. Sie hat – wie die Frau am Pilsensee – Interesse an unseren Bojen. „Ich schwimme auch gern weit raus, aber manchmal ist mir da nicht so ganz wohl. Da wollte ich fragen, was Sie da haben.“ Wir erklären, was die Boje alles kann, wo man sie bekommt und was sie kostet. Die Frau ist sehr begeistert. Ich denke mir, dass ich von „HEAD“ Provision verlangen sollte … 😉

Dann geht’s auch schon wieder zurück, vorbei an der Insel, rein in die Bucht – und schon sind wir wieder am Ufer.

Insel im Langbürgner See

Insel im Langbürgner See

Und das ist auch gut so, denn ich habe jetzt richtig Hunger. Und zum Glück wie immer eine feine Brotzeit dabei.

Zum Saisonabschluss essen Lutz und ich aber noch ein Eis. Lutz den „Damenbecher“, der aber unter dem Namen „Joghurtbecher“ auf den Tisch kommt. Ich entscheide mich für den „Herrenbecher“, der tatsächlich so heißt, vier Kugeln Eis, viel Sahne, Nüsse, Kekse und Likör – wohlverdiente und sehr leckere Kalorien!

Eis! Links für Lutz die "Mädchen"-Variante mit Joghurt-Eis und Obst - rechts der "Herrenbecher" für Petra!

Eis! Links für Lutz die „Mädchen“-Variante mit Joghurt-Eis und Obst – rechts der „Herrenbecher“ für Petra!