Monatsarchiv: März 2015

Lust und Frust

Ich liebe schwimmen. Es ist wirklich so. Wenn mich das Wasser trägt und ich meine Bahnen ziehe und zähle, vergesse ich fast die Zeit. Deshalb schwimme ich seit etwa drei Monaten auch ohne Uhr. Eine Olympionikin werde ich eh nicht mehr, deshalb versuche ich jetzt einfach, das Schwimmen zu genießen. Das Gleiten, meine Kraft spüren, die mich vorantreibt. Das Wasser, das mich trägt. Meter um Meter, Bahn um Bahn – immer weiter – und doch immer wieder von vorne.

Doch es gibt diese Tage, da habe ich kein Gefühl fürs Wasser. Da merke ich, wie ich „schief“ drin liege, an die Kette stoße oder zur Mitte abdrifte. Dann bin ich seltsam unruhig, irgendwas stimmt nicht. Der Kopf ist zu voll, ich krieg keine innere Ruhe hin. Wenn dann noch äußere Unruhe durch andere Schwimmer dazukommt, wird es fast zur Qual. Dann stelle ich plötzlich alles in Frage. Ob das so sinnvoll ist mit dem Schwimmen? Ob es nicht besser wäre, die Zeit anders zu verbringen? Was würde ich stattdessen machen? Und dann – wenn’s ganz arg wird – die großen Fragen des Lebens – nach dem Sinn und dem ganzen Rest … Dann ist mein Schwimmstil so dermaßen schlecht, dass mich fast die Kopf-über-Wasser-Brustschwimmer im Freizeitbereich überholen.

Und trotzdem gehe ich ein, zwei Tage später wieder schwimmen. Und siehe da: Es flutscht! Ich gleite dahin, zähle die Bahnen, denke: waaass? Schon die ersten zehn voll? Und ich will nur weiter, weiter, weiter!

Frust und Lust können manchmal sooo nah beieinander liegen!