Das beste Freibad-Wetter ist das Wetter, an dem keiner kommen mag. Also, keiner außer mir und ein paar anderen Freaks: Wolken oder sogar Regen. Regen im Freibad, das war in den letzten beiden Sommern eher selten und auch heuer hatte ich oft das „Glück“, dass es nicht geregnet hat. Umso schöner war es diese Woche, als es sogar zweimal geregnet hat, als ich geschwommen bin.
Das Licht ist ein ganz besonderes: Unter Wasser ist es bläulich-türkis, das Edelstahlbecken reflektiert die kleinsten Lichtpartikel. Weil nur wenige Leute schwimmen, ist die Wasseroberfläche relativ glatt. Und dann fängt es an zu regnen. Es ist wie bei „Forrest Gump“: Es gibt ganz verschiedene Arten von Regen. Den ganz feinen Nieselregen, den man kaum bemerkt zum Beispiel. Oder die großen, schweren Tropfen. Die bemerkt man ganz deutlich, zum Beispiel spüre ich sie beim Kraulen auf meiner Schulter. Und ich kann sie von unten sehen, wie sie die Wasseroberfläche durchdringen. Wie sie, wenn sie schnell genug fallen, wieder nach oben spritzen. So, wie man es manchmal auf künstlerischen Bildern sehen kann. Ich konnte am Beckenrand sogar Wassertropfen beobachten, die für einen kurzen Moment auf der Wasseroberfläche liegen bleiben. Das ist mindestens so faszinierend wie die Schneeflocken, die ich im Winterfreibad im Dante beobachtet habe, wie sie erst unter Wasser langsam schmolzen und sich aufgelöst haben. Und überhaupt ist es so schön, dem Regen „von unten“ zuzusehen. Wenn genügend Tropfen auf die türkise Wasseroberfläche fallen, wirkt es wie ein Diamantglitzerhimmel, auf den ich von unten, also von unter Wasser, schaue. Ich muss zugeben, dass ich dann etwas vom Schwimmen abgelenkt bin, weil das einfach so schön aussieht.
Oder ein krasser Prasselregenschauer, der fast schon wehtut, wenn er auf die Schultern prallt. Und das Geräusch erst, das ist auch toll: platschplatschprasselplatsch!
Ebenfalls sehr schön: Rückenschwimmen bei Regen. Wenn die Tropfen mit einem dicken „Platsch“ direkt auf mein Gesicht fallen. Wenn ich direkt in den Himmel blicke, der bleigrau über mir hängt und zu weinen scheint. Auf mich, die hier schwimmt. Als hätte der Himmel Mitleid mit mir. Aber das muss er nicht haben – ich bin hier nicht einsam, ich bin allein. Und glücklich. Weil ich das Becken (fast) für mich allein habe, es nicht kalt ist und der Regen so schön aussieht. Und weil ich ja eh nass bin, beim Schwimmen.
Und bei Schauer-Wetter kommt mit etwas Glück dann auch wieder die Sonne raus und die Stimmung ist unter Wasser wieder eine andere. Hell und strahlend, aber nicht zu grell. Und ich spüre sogar unter der Wasseroberfläche, wie die Sonne wärmt. Das ist auch wunderschön, wenn das Wasser angenehm kühl ist und dann freu ich mich, dass sich die Sonne durch die Wolken mogelt, um mich aufzuwärmen. Denn nach zwei bis drei Kilometern wird’s schon kühl. Aber das macht nichts, ich schwimme einfach viel zu gern. Und warm ist mir bisher immer noch geworden!