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Wintersee im Sommer

Nachdem ich im Winter fast täglich im Regattabadesee schwimmen war, habe ich mit meinem Mitschwimmer Volker ausgemacht, dass ich den See im Sommer einmal mit ihm umrunde. Punkteverbinden im großen Stil, sozusagen! Chlorhuhn wie ich bin habe ich den See, seit die Freibäder am 21. Mai geöffnet wurden, sträflich vernachlässigt. Aber das Bahnenziehen im 50-Meter-Edelstahlfreibadbecken ist nunmal meine Leidenschaft, was soll ich dazu sagen?

Aber Versprechen ist Versprechen und so trafen wir uns vergangenen Freitag Nachmittag am Regattabadesee. Die Sonne scheint, aber es ist keiner dieser megaheißen Sommertage. Trotzdem liegen einige Badegäste im Gras, vom Steg springen drei Buben. Es platscht und spritzt, dass es eine Freude ist. Überhaupt klingt es im Juli am See komplett anders als im Winter. Da war ja sozusagen „Totenstille“, kaum andere Menschen, kein Vogelgezwitscher, keine Bienen, die summen und: kein Froschgequake. Die Frösche sind (für mich zum Glück) nicht zu sehen, aber ihr Konzert ist kaum zu überhören! So klingt Sommer! Und natürlich sind die Bäume und Büsche am Ufer jetzt voll ergrünt, anders als noch im April und Mai (die heuer ja oft kühl und regnerisch waren).

Mehr Pflanzen und mehr Wasser sind im See

Das Wasser im See hat 24 Grad, zeigt mein Thermometer später an. Also so warm wie das Wasser im Freibad; die Luft dürfte ebenso 24 Grad warm sein, die Sonne scheint von einem bayerisch-weiß-blauen Himmel. Das Wasser ist grün und klar.

Ich habe meine Boje mitgenommen, auch wenn der Regattabadesee ein kleines Gewässer ist. Sicher ist sicher und es ist ja kein Aufwand, das Ding mitzunehmen. Außerdem hat es den Vorteil, dass ich im Trockensack meinen GPS-Tracker mitnehmen kann!

Spoiler! Das ist unsere Schwimmstrecke

Und dann starten wir drei. Wir schwimmen im Uhrzeigersinn, also ist das erste Ziel eine der beiden „Winterausweichbänke“, als der See am Steg gefroren war. Obwohl ich hierhin schon im Frühling geschwommen bin, erinnere ich mich auch jetzt daran, wie es im Eissee war. Total surreale Vorstellung, dass ich im Schnee zum Ufer gegangen bin und mir den Weg ins Wasser erstmal freihacken (mit den Händen) musste! Haha!

Von jedem ist ein bisschen was zu sehen …

Weiter geht’s zu der kleinen Landzunge. Hier wird es unglaublich flach, ich warne Diana, damit sie sich nicht die Knie unter Wasser aufschürft. Solange wir in Ufernähe bleiben, haben wir unter Wasser auch gute Sicht auf den Grund. Hier wächst ein Busch, dort ist es sandig, dann wieder steiniger. Rechts von mir ist es dunkelstgrün: Hier wird’s tief! Und das spüren wir auch, denn dort ist das Wasser merklich kälter. Hinter der Landzunge ist die zweite „Winterausweichbank“, hier war ich bei Schneegestöber schwimmen! Und bis in die Bucht nach der Bank bin ich im Mai schon geschwommen. Ab jetzt also Neuland – oder eher: Neu-Wasser!

Hier sieht man, wie flach die Stelle ist.

Diese Bucht ist für Volker auch ein wichtiger Meilenstein: Er ist ja schon viel früher als ich immer weitergeschwommen (ich bin sicherheitshalber öfter am Ufer beim Steg hin- und hergeschwommen). Doch diese Bucht war sein Ziel, dem er jedes Mal näher kam. Und jetzt ist das nur eine Stelle, die wir bei der Umrundung passieren.

Es geht an einer Entenfamilie vorbei, die kleinen üben mit der Mama fleißig schwimmen; die Kinder und ihre Familien am Ufer beobachten sie aufmerksam. Und wir sind an einer der Naturschutzbuchten, die man nur vom Wasser aus erreichen kann. Vorbeischwimmen ginge, ans Ufer darf man nicht. Wir entschließen uns aber für die Abkürzung und kreuzen zum anderen Ufer. Hui! Jetzt ist es unter mir dunkelsmaragdgrün, es fühlt sich etwas kühler an. Auf der anderen Seite steht Volker im Wasser. Ich wundere mich, denn ich habe hier keine Chance, meine Füße auf den Grund zu bekommen – und Volker ist kein Riese! Ich schwimme näher ans Ufer und bringe einen Fuß auf den Boden – ich stehe an einem Steilhang! Das ist interessant! Es ist richtig steil und der steinige Untergrund ist instabil, er rutscht unter meinem vorsichtigen Tritt weg. Zum Glück kann man hier vom Land nicht ins Wasser, denn das ist eine dieser Gefahrenstellen für Nichtschwimmer. Ein Schritt zu viel und man geht unter! Wir genießen noch kurz den Blick auf die DLRG-Hütte, die jetzt genau gegenüber von uns ist. Sie wirkt klein in dem vielen Grün der Bäume und Büsche – und auch ganz schön weit weg. Unsere See-Umrundung ist eher ein gemütlicher Ausflug als eine sportliche Schwimmeinheit. Aber das ist auch schön, denn so sehen wir mehr vom See und der Blick vom Wasser aufs Land ist einfach was Besonderes!

Als nächstes passieren wir eines der Schilder, die das zweite Naturschutzgebiet kennzeichnen. Hier ist ungefähr die Hälfte der Runde, lässt uns Volker wissen. Ein markanter Punkt hilft, wenn man im Freiwasser schwimmt! Volker wird die Bucht ausschwimmen, Diana und ich kürzen ab. Ein großer Baum am gegenüberliegenden Ufer dient als Zielpunkt und wird angesteuert. Ich schwimme übrigens viel Brust, mit Kopf unter Wasser. Auf Kraulen habe ich heute im See keine große Lust, außerdem habe ich so mehr Überblick. Das Wasser fühlt sich gut an, es ist zwar etwas kühl, aber das liegt eher an der Sonne, die sich manchmal hinter den einzelnen Wolken verschanzt.

Auf dem Bild von Mitte Mai sieht man die Strecke, die wir am Freitag über den See geschwommen sind

Dann kommt das Ufer näher und ich erkenne die Stelle. Hierhin bin ich auch schon mal geschwommen! Als ich vom Steg aus nach rechts, Richtung Birke, gestartet bin und bis fast zur Naturschutzbucht geschwommen bin. Yeah! Das ist ein echt schönes Gefühl, von der anderen Seite hier anzukommen. So erhaben! Wie ein großer Entdeckungsreisender… hihi!

Allerdings wird es hier ziemlich eklig. Das Wasser riecht komisch und es schwimmen so seltsame, bröselige Brocken rum. Ich weiß gar nicht, was das ist – und will es auch nicht wissen! Es ist sicher nichts Schlimmes, irgendwas aus der Natur halt. Aber angenehm ist anders. Ich schwimme Brust, vermeide es, den Kopf unterzutauchen, weil ich das Wasser nicht in den Mund bekommen möchte (etwas Wasser landet immer im Mund). Und zum Glück ist die Stelle bald passiert. Volker ruft uns zu, dass er unter Wasser eine Schildkröte gesehen hat!

Und dann brechen auch schon die letzten Meter an. Wir nähern uns der letzten „Ecke“ des Sees, dann kommt die längliche Halbinsel mit der Birke. Das war DER Punkt im Winter. Bis hierher bin ich vom Steg geschwommen, das hat im kalten Wasser eine Minute gedauert. Ich muss fast grinsen, als ich daran denke. Denn auch jetzt ist mir kalt, ich freue mich, dass der Steg nur noch ein paar Schwimmzüge entfernt ist und ich mich bald aufwärmen kann. Bei 24 Grad Wassertemperatur! Haha! Aber wir waren jetzt auch eine halbe Stunde unterwegs, auf unserem Ausflug.

Das Bild ist vom Frühling, aber man sieht die Birke und die Halbinsel ganz gut.

Am Steg warten die drei Buben, die vorhin so eifrig ins Wasser gesprungen sind. Dank meiner Boje konnten sie sehen, wo wir geschwommen sind. Volker ist die Runde schon im Frühling mehrmals geschwommen, für Diana und mich war es Premiere. Alle drei sind wir ein bisschen stolz, dass wir die See-Umrundung gemacht haben. Diana ist auch im Frühling einige Male mitgeschwommen, als das Wasser ca. 10 Grad hatte. Und während die Frösche quaken, bringt sie es auf den Punkt: „Jetzt fühle ich mich freier beim Schwimmen, ich kann das Wasser und auch die Landschaft mehr genießen. Als es so kalt war, war ich nur auf mich konzentriert.“

Und das ist tatsächlich auch für mich der größte Unterschied: Dass ich nicht mehr so auf mich und meine Körperreaktionen fokussiert bin, sondern das Schwimmen, das Wasser und die Ausblicke genießen kann. Und auch, dass ich mich an Land nicht sofort mit klammen Fingern umziehen muss, sondern ganz in Ruhe den nassen Badeanzug aus- und trockene Kleidung anziehen kann. Das Schwimmen ist leichter – und auch der Rucksack. Denn anders als im Winter reicht ein Handtuch zum Abtrocknen, warme Extraklamotten brauche ich jetzt nicht mehr.


Schaurig im Kirchsee

Eines kann man dem Sommer 2019 nicht vorwerfen: Dass er langweilig oder einseitig ist. Es gibt alles von kühl-regnerisch bis megaaffenheiß!  Was aber auch dazugeführt hat, dass die Seen schwankende Temperaturen haben und für das Chlorhuhn das Freibad oft eine gute Alternative war. Und so kommt es, dass ich mein erstes „richtiges“ Freiwasserschwimmen erst am 9. August absolviert habe. Wasserfrosch Lutz hat eine Mitfahr- und Mitschwimmgelegenheit angeboten, die ich gerne angenommen habe. Seine Challenge 2019 ist beendet, es gibt freie Auswahl bei den Seen. Einziges Kriterium: Das Wasser sollte warm genug fürs Chlorhuhn sein, denn zum längeren Schwimmen fehlt mir der Neo. Und kurz im kalten Wasser – das gibt’s erst ab Oktober wieder.

Wissenswertes über den Kirchsee

 

Also fiel die Wahl auf den Kirchsee. Ein Moorsee im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, unweit meiner Heimat Tegernsee. Tatsächlich ist der Kirchsee eine Alternative für einige aus dem Tegernseer Tal, wenn der Tegernsee noch kühl ist. Denn Moorseen sind nicht so tief und deshalb schneller warm. Und groß ist der Kirchsee auch nicht. Die Lage ist idyllisch, Moorlandschaften mit Kiefern erinnern mich immer an Finnland oder Schweden. Nur dass hier im näheren Hintergrund das Kloster Reutberg und im hinteren Hintergrund der Wallberg, der über dem Tegernsee trohnt, zu sehen ist. Sehr schön, ich bin begeistert!

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Der Kirchsee mit Kloster Reutberg im Hintergrund. Nicht im Bild: der Wallberg

Wir machen uns bereit zum Schwimmen, setzen Kappe und Brille auf und schnallen die knallorangenen Bojen um. Da werden wir am Ufer schon von einem Knirps neugierig beäugt und auch gleich gefragt, was wir da haben. Später, als wir zurückkommen, will der Bub die Bojen noch ganz genau inspizieren. Jetzt geht’s aber erstmal ins Wasser, das angenehm warm ist. Wie auch in Finnland sind meine Füße bräunlich unter Wasser. Wir beschließen, einmal quer über den See zu schwimmen, um dann im Uhrzeigersinn am gegenüberliegenden Ufer entlang zu schwimmen. Die ersten paar Meter läuft es gut, ich habe ein gutes Wassergefühl und das Schwimmen fühlt sich gut an. Als wir in Ufernähe sind, machen wir ein paar Bilder, checken die Wassertemperatur: 26 Grad. Zum Teil fühlt es sich kälter an.

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Und dann, als ich weiterkraulen will, überkommt mich fast eine Panik. Der Blick in das tiefe schwarzbraune Wasser ist auf einmal gespenstisch. Zusätzlich hat sich eine dünne Schichtwolke vor die Sonne geschoben, so dass es unter Wasser noch etwas düsterer ist.

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Bis hierher ging es gut …

Ich muss mich total zusammenreißen, dass ich keine Panik bekomme. Das ist echt unangenehm, das hatte ich nicht mal beim Vollmondschwimmen im Chiemsee. Und da war es auch stockfinster unter Wasser. Aber das hier, das ist anders. Was tun? Ich schwimme erstmal Brust, Kopf unter Wasser, aber den Blick eher nach vorn als nach unten gerichtet. Das geht so einigermaßen.

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Moorleiche statt Chlorhuhn

Bei der nächsten Gelegenheit bespreche ich mich mit Lutz. Ich kann so nicht die ganze geplante Strecke schwimmen. Der Blick nach unten macht mir Angst. Ich verstehe es nicht so ganz, denn wenn ich im Tegernsee nach unten blicke, sehe ich auch nichts – außer grünem Wasser. Aber das hier ist anders – und leider so gar nicht meins.

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Solange ich nicht nach unten schauen muss, geht’s …

Es geht auch nicht weg. Wir beschließen, die Strecke abzukürzen. Ich schwimme weiterhin Brust und vermeide den Blick nach unten ins Dunkle. So geht’s einigermaßen. Aber so richtig Spaß macht es mir nicht. Das ist schade, denn eigentlich hatte ich mich gefreut, im See zu schwimmen. Am Ende war es ein guter Kilometer. Lutz ist nicht so ein „Schisser“ wie ich, hier könnt ihr seine Geschichte vom Kirchsee lesen.

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Unsere Schwimmstrecke: 1,29 Kilometer

Zurück an Land erwartet uns der Bub schon. Er wollte auch wissen, wie warm das Wasser ist und überhaupt. Und dann sag ich, dass es unheimlich ist, ins schwarze Wasser zu schauen. Der 6-Jährige weiß Bescheid: „Das ist doch klar, weil das ein Moorsee ist!“. Tja, da hat er Recht, der Kleine. Ich weiß auch nicht, was da los war mit mir. Vielleicht bin ich auch in letzter Zeit viel zu viel geschwommen. Am 8. August waren die 500 Kilometer voll. Das war mal meine Jahresleistung, ist aber schon vergangenes Jahr weit übertroffen worden. Ich bin halt ein Chlorhuhn.


Tegernsee-Schwimmen

36 Grad und es wird noch heißer… das ist der Soundtrack dieser Tage. Und davon verschont bleibt auch nicht das Wasser im Tegernsee. 24 Grad hatte der Tegernsee am Samstag, am Sonntag soll er sogar noch wärmer gewesen sein. Rekord!

Die Wolken sind nur Deko am Tegernsee.

Am Samstag war ich jedenfalls auch im Tegernsee schwimmen. Ich war in Kaltenbrunn, am nördlichen Ende des Sees. Am Strand und in Ufernähe war natürlich großer Betrieb, kein Wunder bei dem Wetter, an einem Samstag in den Ferien. Aber ich habe ein schattiges Platzerl gefunden und war dann ja eh erstmal weg. Mit meiner Boje wollte ich nach Holz schwimmen. Das habe ich schon zweimal gemacht. Beim Reingehen ist das Wasser trüb. Der Sand ist wegen der vielen Leute total aufgewühlt, man sieht gar nicht, wohin man tritt. Obwohl der See hier sehr lange sehr flach ist, schwimme ich bald möglichst los. Ich habe nämlich keine Lust, mir die Zehen an einem Stein anzuhauen, die hier auch im Wasser sind.

Anfangs ist das Wasser echt richtig warm. Wärmer als im Freibad, zumindest fühlt es sich so an. Dann wird’s tiefer (und grüner) und ich spüre, dass vor allem die Wasseroberfläche warm ist. Von unten kommen immer mal wieder kalte oder kühlere Strömungen. Das ist nicht schlimm oder unangenehm. Es ist schön, interessant. Da muss ich an Neoprenanzugschwimmer denken: Sie verpassen das!

Ich schwimme also ganz für mich im grünsten Wasser des Tegernsees. Und die Oberfläche ist auch noch spiegelglatt! So ruhig kenne ich den See nicht. Es ist traumhaft. Zug um Zug komme ich voran. Keine Eile, keine Hektik. Keiner, der mich knapp überholt oder den ich überholen muss. Nur ich und der See. Also, zumindest hier. Herrlich. Und so warm! Nicht zu warm, eher genau richtig!

Irgendwann sehe ich ein Segelboot in meiner Nähe. Ich schwimme Brust mit Kopf über Wasser, um mir einen Überblick zu verschaffen. Dann warte ich kurz ab. Der Segler ruft mir zu: „Ich habe Sie schon gesehen! Mit Ihrer Boje sind Sie ja gut gekennzeichnet!“ Ich bedanke mich und sage, dass das einer der Gründe für die Boje ist. Dass ich gesehen werde. Dann fährt er weiter und ich habe den See wieder für mich und schwimme weiter. Westwärts, zum Ufer in Holz. Ich lande dort aber nicht an, es ist nicht wirklich schön da. Schlammiger Boden, viel Müll und die Badestelle ist direkt am Parkplatz der Bundesstraße, die um den See führt. Deshalb drehe ich dann um und schwimme zurück.

Jetzt ist leichter Nordostwind aufgekommen. Also Gegenwind. Nicht schlimm, die Wellen kräuseln sich nur ganz leicht. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich nicht vorankomme. Das täuscht wahrscheinlich, weil das Ufer hinter mir noch recht nah ist, aber das Ufer vor mir, mein Ziel, noch nicht in Sichtweite ist. Das Chlorhuhn kann damit nicht wirklich gut umgehen. Schließlich ist mein Schwimmrevier sonst einfach 50 Meter lang und Anfang und Ende kann ich sehen. Aber ich habe inzwischen eine Taktik entwickelt, damit ich nicht in Panik gerate. Es ist ja alles immer eine Kopfsache. Ich schwimme einfach Brust. Lange Züge mit einer langen Gleitphase unter Wasser. Das beruhigt mich. Brustschwimmen kann ich einfach schon viel länger als Kraulen. Und hier im See macht das auch mal Spaß. Ich halte niemanden auf, keiner bekommt einen Tritt ab. Und so tauche ich also auf und ab, gleite dahin, stoße die Beine kräftig nach hinten. Und irgendwann kommt auch mein Ziel in Sicht.

Einfach toll, die Abendstimmung in Kaltenbrunn, wenn der Tegernsee der Länge nach vor einem liegt …

Ein sehr schöner Ausflug war das. Und obwohl ich fast eine Stunde unterwegs war, ist mir danach nicht kalt. So warm ist das Wasser! So warm ist die Luft auch im Schatten! Sommer halt!


Schwedisches Seen-Schwimm-Paradies

Meine schwedischen Schwimmausflüge gehen noch weiter. Von Stockholm bin ich mit dem Zug nach Boxholm gefahren und von dort mit dem Taxi zum Hotell Sommarhagen. Ein kleines Hotel in der schwedischen Pampa, pro Quadratkilometer gibt’s hier nur 2 Einwohner (in München sind es gefühlt 2 Einwohner pro QuadratMETER…).

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Das Hotel ist in einem alten Pfarrhaus untergebracht und wird von Marianne und Bengt-Göran, kurz BG, geleitet. Äußerst herzliche Menschen, die im wahrsten Wortsinne Gastgeber sind. Der Gast, also ich, ist hier wirklich König. Das fängt schon mit so banalen Dingen an, wie: Ich kann mein Frühstück natürlich auch auf der Terrasse vorm Haus einnehmen. BG bringt die Polster. (Auf Mallorca hatte ich auch mal vor, auf der sonnigen Terrasse zu frühstücken – aber nein, im Frühstücksraum wird gegessen. Auch, wenn es Büffet ist und ich eh alles selbst an den Tisch bringen muss.)

Hier, im schwedischen Niemandsland, ist es wunderschön. Es gibt Wald und Seen. Marianne und BG haben sämtliche Wege, die vom Haus starten, erwandert und erradelt und verschiedene Touren markiert.

Es ist für jeden was dabei: eine kurze 4-Kilometer-Runde, eine längere Radlrunde – und: „Es gibt keine Tour, die nicht an einem See vorbeiführt“, verspricht Marianne. Sie erklärt die Touren ausführlich und individuell. Weil ich gern schwimmen möchte, verrät sie mir gute Schwimmplätze. „Badeanzug brauchst du keinen. Da kommt keiner vorbei, höchstens ein Elch, aber der hat ja auch keine Badehose!“

Und so packe ich Handtuch (zur Vorsicht den Badeanzug), Thermometer und was zu trinken ein und mache mich auf zu meiner ersten Erkundung. Es geht den Hügel hinauf, in den Wald hinein. Und dann kommt auch schon der erste See: Svarten, der schwarze See. Spiegelglatt liegt er da, von Kiefern umgeben. An einer Grillstelle kann ich meine Sachen abstellen und in den See gehen. Weil weit und breit tatsächlich niemand da ist, gehe ich nackt.

Das Wasser ist warm und weich. Seidig. Trinkwasser, sagte Marianne. Ich schwimme und mache den Mund auf. Wie ein Fisch lasse ich das Wasser in den Mund laufen und nehme einen Schluck. Ich schwimme etwas aus der kleinen Bucht raus und lasse die schwedische Landschaft auf mich wirken. Vor allem die Ruhe hier! Und das klare Wasser, das mit 23 Grad wärmer ist als der Tegernsee. Sooooo schön! Schon jetzt ist klar: Das ist mein Lieblingssee!

Am nächsten Tag mache ich eine Radtour. Auf Schotterstraßen geht’s am alten Schulhaus vorbei, das jetzt ein Sommerhäuschen ist.

Dann kommt lange, lange, lange gar nix. Außer Wald und Waldesrand. Vögel singen, Hummeln summen. Und das Radl rollt über die Schotterstraße. Ich komme zu einem alten Bauernhaus. Genauer gesagt ist es ein alter Bauernhof, der aus drei Teilen besteht. Einer Scheune mit einem Torbogen, unter dem ich durchgehen kann. Ich muss mich ducken, es ist niedrig. Und dahinter stehen dann links und rechts zwei kleine, rote Schwedenhäuschen. Wie im Spiegelbild. Durch die Fenster kann (und darf!) man nach innen schauen. Der Hof ist ein Freilichtmuseum. Manchmal sind Leute da, die die Tür öffnen. Heute leider nicht. Durch die Fenster sehe ich in eine andere Zeit.

Ich schwinge mich wieder in den Sattel und radle weiter. Ich komme an einem kleinen Dorf vorbei, das an Bullerbü erinnert mit seinen roten Häusern, die Fenster sind weiß gerahmt. Ich erreiche eine Kuppe und sehe: einen See. Da unten ist er! Mein See für heute, bei Danskebo. Er leuchtet dunkelblau zwischen den grünen Bäumen. Ich bin voller Vorfreude.

Jetzt komme ich auch auf eine Teerstraße, das Radln ist gleich viel leichter und angenehmer. Und die Straße führt am See entlang. Ich halte nach einer geeigneten Badestelle Ausschau. Gar nicht so einfach, das ganze Ufer ist bewachsen und ich will die Natur nicht stören. Schließlich finde ich eine Stelle – mit einer Holzleiter und einem Steg samt Bank.

Alles nur für mich! Und das neben einer geteerten Straße. Aber: keiner da außer mir! Ich lege das Radl ins Gras und gehe zum Steg. Es ist von der Straße her etwas geschützt, deshalb kann ich auch hier nackt baden. Das gefällt mir sehr gut. Vor allem, weil ich danach keinen nassen Badeanzug ausziehen muss. Auch hier ist das Wasser angenehm warm. Wegen des Windes ist es etwas wellig und so macht das Schwimmen in die eine Richtung etwas mehr Spaß als in die andere. Geschenkt. Die Idylle hier macht’s wett. Und nach meiner Schwimmrunde lege ich mich auf das warme Holz des Steges und lasse mich trocknen. Herrlich!

Auf dem Heimweg bin ich dann trotzdem nochmal in den Svarten-See gegangen. Weil das einfach eine schöne Stelle ist. Zu schön, um nur einmal hinzugehen!

Außerdem gibt’s hier im Wald, in der Nähe des Hotels, noch ein paar Walderdbeeren. Die waren sowas von gut, ich bin gleich erschrocken, als ich auf die erste gebissen hatte. So eine Geschmacksexplosion! Als wäre die kleine Erdbeere das Konzentrat der großen.

Und es gab auch schon Blaubeeren. Erst habe ich nur eine oder zwei dieser kleinen Waldheidelbeeren gesehen, aber als ich genauer hingeschaut habe, habe ich bemerkt, dass der ganze Wald voll davon ist. Vor allem abseits des Weges. Herrlich! Waldblaubeeren, schwimmen und Ruhe!


Im Chiemsee – endlich

Ich habe irgendwann festgestellt, dass ich zwar schon im Chiemsee geschwommen bin, aber nie unter „normalen“ Bedingungen. Zweimal im Eiswasser und einmal im Dunklen bei Vollmond. Aber tagsüber und bei normalen Temperaturen an Land und im Wasser? Fehlanzeige. Bis heute!

Auf dem Rückweg von einem Termin lasse ich mich am See absetzen. Lustigerweise ist es genau die Stelle, die ich vom ersten Eisschwimmen und vom Vollmond-Schwimmen kenne. In Bernau bei der Wasserwacht.

Den Ausblick kenne ich schon vom Eis- und Vollmondschwimmen.

Leider kommen dann aber Leute mit Hunden und da ich da eher schlechte Erfahrungen gemacht habe, packe ich meine Sachen gar nicht erst aus, sondern ziehe weiter zum Freibad-Strand. Der ist recht leergefegt, was zum einen an der Fußballnationalmannschaft liegt, die heute ein Spiel zu spielen hat. Zum anderen an den Wolken. So richtig warm ist es nicht. Aber auch nicht kalt und deshalb ist jetzt See-Zeit!

Der Strand vom Freibad in Bernau

Einen richtigen Freiwasser-Ausflug mit Boje und allem drum und dran mache ich nicht. Dazu bin ich heute zu kaputt und die Wolken machen mir schon bissl Sorgen. Außerdem habe ich mir keine Strecke rausgesucht. Also nur bissl Oma-Schwimmen. Als ich ins Wasser gehe, merke ich, dass es schön warm ist. Mein Badethermometer zeigt 25 Grad an, das Wasser ist hier flach. Sehr flach. Ich gehe und gehe und gehe – und es wird nicht tiefer! Irgendwann, ich bin schon fast zu Fuß an dem Schwimmfloß angekommen, wird es tiefer und ich kann schwimmen. Das Wasser ist dunkel, leicht wellig und seidig weich. Ganz anders als im Tegernsee, da ist es „härter“, steiniger. Ich schwimme zum Floß, daran vorbei und was ist das? Etwas kitzelt mich! Ohje. Wasserpflanzen. Die mag ich ja gar nicht… Ich schwimme noch etwas weiter. Das Wasser ist schön warm.

Am Kiosk habe ich dann noch das Schild mit der „offiziellen“ Temperatur gesehen. Wohl nicht im ganz flachen Wasser gemessen …

Später mache ich dann doch noch einen zweiten kurzen Schwumm. Die Wolken sahen zwischendurch ganz schön übel und dunkel aus, aber dann wurden sie wieder etwas lichter und so gibt’s zum Abschluss noch eine kleine Runde.

Da wurde es dann doch Zeit zu gehen …

Zu Fuß geht’s zum Bahnhof, ich finde einen schönen Weg. Durch eine Birkenallee geht’s zur Autobahn, dann unten durch. Danach sind’s nur noch ein paar Hundert Meter an der Straße und dann ist auch der Bahnhof schon da. Durchaus machbar, auch wenn es zwei Kilometer zu Fuß sind.

Durch diese Birkenallee geht’s vom See zum Bahnhof – oder andersrum!

Fazit: Es ist schön im Chiemsee und mit etwas Vorbereitung gibt’s vielleicht sogar mal einen Ausflug mit Boje.