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Ein Hoch, Hochwasser und Sonne

Das gibt’s nur im Dezember: Zwei Sonnen am Regattabadesee. Von der kühlen Nacht liegt noch etwas Reif auf dem Steg.

Mir hat heuer die Übergangszeit beim See-Schwimmen gefehlt. Erst war es bis in den Oktober hinein fast noch Sommer, zum Teil über 20 Grad, da bin ich gern in den Schatten gegangen. Und dann im November war es fast nur schlechtes Wetter. Grau, nieselig und vor allem: windig. Nicht stark, aber so, dass es mich ausgekühlt hat. Da habe ich schon am „Spaß“ des Winterschwimmens gezweifelt. Weil ich beim Radfahren angehalten habe, um meine kalten Finger zu reiben, um wieder ein Gefühl zu bekommen. Sie waren nicht vom Wasser, sondern vom (Fahrt-)Wind so ausgekühlt, dass sie steif und taub waren. Das hat sich sogar auf meinen Kreislauf geschlagen.

Aber jetzt, nach einem Wintereinbruch Anfang Dezember, hat sich ein Hoch über Bayern ausgebreitet und das bedeutet im Spätherbst/Frühwinter: Hochnebel oder Sonne. Wir hatten Glück und Sonne. Und vor allem: keinen Wind! Voll toll.

Wie auch schon an dem Schneeschwimmtag scheint die Sonne und wärmt die Holzwand an der Hütte. Das ist schon prima!

Und noch etwas ist anders am See: Er hat richtig viel Wasser! Klar, die Schneemassen und der Regen in der Tauphase, das macht sich bemerkbar. Und zuletzt hatte der Regattasee ja wirklich wenig Wasser.

Der Regattabadesee ist größer – er hat richtig viel Wasser!

Jetzt reicht der See bis zur Wiese, es gibt keinen Ufersaum und der Steg liegt auf dem Wasser auf. Das sieht sehr ungewöhnlich aus. Und es schwimmt viel Kleinholz. Da müssen wir erstmal durch. Und dann wird’s schnell tief. Wo wir sonst kaum nasse Knie haben, steht mir das Wasser zum Bauchnabel. Kalt ist es auch, 6 Grad. Mit dem Schmelzwasser hätte es sogar kälter sein können.

Zum Vergleich ein Bild aus dem März 2022 – kaum Wasser, viel Ufer.

Ich möchte nach rechts schwimmen, zur Halbinsel mit Birke. Denn es gibt so viel Wasser, dass das hier keine Halbinsel mehr ist. Vom Land kommt man hier nicht mehr hin und die Enten können kleine, neue Inseln sogar umschwimmen. Der Wasserstand ist echt hoch.

Vor lauter Sightseeing schwimme ich fast zu weit, denn normalerweise schwimme ich bei diesen Temperaturen zur Birke und zurück zum Steg und dann nochmal ein kleines Stück. So könnte ich auch früher aufhören. Aber weil ich sehen will, wie diese Halbinsel, die keine mehr ist und auch nicht mehr am Stück ist, aussieht, schwimme ich weiter. Und dann zurück. Das kommt mir sehr lang vor, was freilich nur in meinem Kopf so ist. Denn es ist genauso weit, als würde ich zwei kurze Strecken vom Steg schwimmen. Aber beim Winterschwimmen ist vieles halt Kopfsache. Ich schwimme etwas schneller und kraftvoller, die Finger sind kalt und auch am Körper spüre ich das kalte Wasser. Das Ohr, das zur Sonnenseite ist, ist hingegen warm. Denn die Sonnenstrahlen wärmen die Kappe und dann das Ohr. Das ist toll!

Beim Rausgehen ist es wieder ungewohnt, denn ich kann bis fast zum Gras schwimmen, das sind bei Niedrigwasser schon zwei große Schritte! Rein in die Badelatschen und zur Hütte. Umziehen in der Sonne, ohne Wind – prima! Aber hoppla! Was purzelt da aus meinem Badeanzug? Lauter Holzstückchen! Sie haben sich hier gesammelt und plopp-plopp-plopp fallen sie jetzt raus. Die kleineren kleben an meiner kalten, nassen Haut und sind ganz schön hartnäckig, als ich ihnen mit dem Handtuch an den Kragen will.

Endlich bin ich sauber, trocken und wieder angezogen. Ich freue mich jetzt nämlich auf ein paar Minuten in der Sonne, mit meinem Lebkuchen und heißen Tee und diesem ruhigen, friedlichen Blick auf den See. Der immer der gleiche und immer anders ist!

Der Baum steht eigentlich auf einer Landzunge und die „Insel“ ist auch Land. Im Hintergrund sieht man die DLRG-Hütte.
Zum Vergleich ein Bild – zwar aus der Gegenrichtung, aber so sah es zuletzt immer aus.

Kälte-Unterschiede

Der Sommer war lang, er hat heuer bis in den Oktober gedauert. Die Tage waren ungewöhnlich warm und auch die Nächte waren nicht kalt. So war der See bis weit in den Oktober hinein warm, also im Sinne von angenehm. Ich bin ja schon lange dabei, im kalten Wasser zu schwimmen. Und immer werde ich gefragt, ob ich merke, wie kalt es ist. Und ob ein Grad wirklich zu spüren ist.

Immer wieder schön am See …

Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Denn ein Grad hin oder her bei der Wassertemperatur ist tatsächlich nicht so leicht zu spüren. Die äußeren Umstände, also wie das Wetter ist, spielen da auch eine Rolle. Gestern zum Beispiel war die Nacht kalt und auch am Vormittag war es noch frisch, die Sonne schien, aber ein feiner, kühler Ostwind wehte. Heute war es wärmer, auch nachts. Die Sonne schien nicht, der Wind kam in ungefähr derselben Stärke, aber von Westen. Das Schwimmen fiel mir heute leichter. Ich bin in etwa so lange geschwommen wie gestern (12 bis 14 Minuten), aber gestern wollte ich „raus“, heute war es ok.

Was ich beim Schwimmen aber merke, sind diese „Fünfer-Schritte“ bei der Wassertemperatur. Also, ob das Wasser zum Beispiel mehr oder weniger als 15 Grad warm ist (und dann auch bei 10 und 5 Grad). Vergangene Woche war es an Land auch wärmer, die Sonne schien, aber der See hatte noch 15 Grad Wassertemperatur. Klar, Reingehen ist da schon eine Überwindung. Vor allem das Eintauchen der Hände. Für mich ist der Unterschied beim Schwimmen. Denn wenn es noch warm, also nicht unter 15 Grad, ist, will ich gern zügig schwimmen, um mich in Bewegung zu halten. Gestern und heute, als das Wasser etwa 13 Grad hatte, habe ich bemerkt, dass ich für dieselbe Strecke etwas länger brauche. Vielleicht eine Minute oder so. Und ich habe mich heute beim Schwimmen deshalb genauer beobachtet: Ich schwimme tatsächlich gemächlicher. Wahrscheinlich, weil das Wasser eben kälter ist und ich das auch fühle. Da muss mein Körper instinktiv (ich habe das nicht bewusst gemacht) mit den Energiereserven anders umgehen. Er braucht jetzt auch Energie zum Heizen, weil zum einen das Wasser kälter ist, zum anderen meine Muskeln hier weniger heizen.

Kann sein, dass das wissenschaftlich nicht erwiesen ist, aber ich fühle das so, wenn ich schwimme.  

 


Schwimmen mit Widerständen

Eigentlich wäre ich dieses Wochenende gar nicht da. Aber weil sich Pläne mal ändern können, bin ich doch da. Umso mehr fallen mir die Widrigkeiten auf, die sich beim Schwimmen auftun.

Am Freitag, 13. (!) war es noch so perfekt! Viel zu warm, schon am Vormittag 20 Grad (Nachmittag 26 – und das mitten im Oktober). Dafür ist der Regattabadesee noch sehr angenehm, mit etwa 18 Grad Wassertemperatur. Spiegelglatte Oberfläche, blauer Himmel, alles meins! Ich schwimme ca. 22 Minuten und genieße jeden Zug. Das Wasser fühlt sich leicht kühl an, aber nicht kalt. Und die Sonne auf meiner Schulter ist warm. Soooo schön!

So ungefähr war’s am Freitag (das Bild ist von 2021)

Doch am Samstag ist es ganz anders. Mit heftigem Westwind kündigt sich – wie vorhergesagt – der Wetterumschwung an. Dass ich Wind nicht mag, ist ja hinlänglich bekannt. Was ziehe ich an? Denn der Wind kühlt aus, aber es hat schon am Vormittag trotz Wolken 20 Grad, also sehr warm. Ich entscheide mich für mein langärmeliges Radtrikot und eine Windstopper-Weste. Das ist grad so ok, fast schon zu warm. Meine Freundin Diana radelt mit zum See, ist moralische Unterstützung. Als wir zum See kommen, bin ich entsetzt: Die Angler sind da! Heute ist ihr „An-Angel-Tag“, ringsum sitzen sie, keine Chance zu schwimmen (wie auch die Fische!). Normalerweise stellen sie ja ein Schild auf, dass Angeln verboten ist, und dann kann man sich ausrechnen, dass DER Tag dann in sechs Wochen ist. Heuer aber: kein Schild. Wahrscheinlich läuft das jetzt digital und so trifft mich der Angel-Tag unvorbereitet. Was tun?

Wir entscheiden uns für den kurzen Weg und wählen die Regattastrecke nebenan. Auf der Webcam habe ich gesehen, dass die Schwimmbegrenzungsleine noch im Wasser ist, also können wir es wagen. An der Tribüne finden wir auch ein windgeschütztes Eckerl, aber schön ist es nicht. Und die Wellen auf der Regattastrecke sind beachtlich. Hier hat der Wind freie Bahn und lässt die Wasseroberfläche so richtig aufschaukeln. Vom Steg halte ich das Thermometer rein: 16 Grad. Das ist doch schon recht kühl. Und dann dieser blöde Wind und die Wellen und überhaupt. Eigentlich bin ich ja gar nicht da. Das merke ich grad ganz deutlich.

Auf dem Bild sind die Wellen nicht so gut zu erkennen, manchmal war es auch etwas besser. Der Wind war recht böig.

Meiner Freundin machen diese Wellen nicht so viel, sie ist schon drin. Hat aber auch ihre Schwimmbrille dabei und beim Kraulen scheint es besser zu sein. Ich zögere noch, gehe aber dann auch rein. Mein Plan: Erstmal den Wellen entgegenschwimmen, damit der Rückweg dann die Belohnung ist. Und hui! Da geht’s echt ganz schön ab, ich fühle mich wie im Meer (wobei die Ostsee manchmal friedlicher war). Es ist recht anstrengend und unangenehm, direkt gegen die Wellen zu schwimmen. Aber es ist nicht so kalt wie befürchtet, eigentlich ganz ok. Und so kämpfe ich etwa fünf Minuten gegen die Naturgewalten, schwimme den Steg entlang und noch ein bisserl weiter. Und dann zurück. Und das ist sogar richtig schön! Die Wellen schieben mich, anstatt mich zu stören. Schon sind die Widrigkeiten vergessen. Aber ich weiß auch, dass sie sofort zurück sind, wenn ich in die andere Richtung schwimme. Deshalb ist nach 10 Minuten Schluss. So richtig befriedigend war das nicht, aber immerhin war ich schwimmen.

Am Sonntag habe ich lange überlegt, was ich mache. Regattasee testen? Gleich zum Waldschwaigsee? Oder mit der S-Bahn (ich habe grad ein Deutschlandticket) zum Starnberger See? Das habe ich letzten Sonntag spontan gemacht, der See war auch noch recht warm. Ich entscheide mich für den Regattasee und hoffe, dass die Angler schon gestern alle Fische rausgefischt haben. Oder dass das graue, kühle Wetter (es hat grad mal 10 Grad!) sie abhält.

Doch heute ist alles noch doofer. Ich wähle die Radlstrecke an der Hauptstraße, weil ich bei dem kleinen Bäckerladen vorbeischauen möchte. Die Sachen schmecken gut, der Laden ist nur am Wochenende geöffnet. Aber was sehe ich? Heute wegen Krankheit geschlossen. Na, prima!

Am Regattabadesee sind dann fast genauso viele Angler wie gestern, links und rechts vom Steg auch so nah, dass ich keine Chance zum Schwimmen habe. Mein Mitschwimmer war krank, wollte aber zumindest mit dem Rad fahren. Ich schreibe ihm wie vereinbart, dass hier zu viele Angler sind und ich zur Strecke rüberschaue. Oder vielleicht doch Waldschwaigsee?

An der Regattastrecke ist heute auch viel los, irgendein Ruder-Event. Schwimmen im abgetrennten Bereich ginge zwar, aber irgendwie ist es mir unangenehm. Also doch zum Waldschwaigsee. Als ich so über die Schotterwege und im Wald radle, bilde ich mir ein, einen Tropfen gespürt zu haben. Regen war doch gar nicht mehr angesagt, denke ich. Naja, die Wolken sind schon arg dunkelgrau. Und dann fängt es tatsächlich an zu regnen. Nicht nur tröpfeln. Ich kann mich am Karlsfelder See grad noch bei einem Klo-Häuschen unterstellen, damit ich nicht komplett nass bin. Denn das ist ja immer das Unangenehmste, wenn man nach dem Schwimmen in nasse Klamotten und Schuhe schlüpfen muss.

Irgendwann lässt der Regen nach und ich kann endlich zum Waldschwaigsee radln. Scheinheilig blitzt die Sonne durch die Wolken, aber so ganz traut sie sich nicht raus. Am Waldschwaigsee gibt es auch eine DLRG-Station, aber hier ist alles aus Stein (also kalt) und auch direkt am Weg, so dass ich nicht so geschützt bin. Der See ist wie immer flaschengrün und sieht mit der Insel und den sich verfärbenden Bäumen recht schön aus. Aber es ist auch kalt, ich bin auch ein bisschen ausgekühlt vom Warten und Nasswerden.

Der Waldschwaigsee, hier auf einem Frühlingsbild, ist immer flaschengrün.

Schwimmen möchte ich jetzt aber endlich! Ich ziehe mich um und gehe zum Steg. Hier geht’s über eine Leiter rein. Das Wasser fühlt sich deutlich kälter an als der Regattasee am Freitag. Die Sonne hat sich wieder hinter dicken Wolken verschanzt, aber es regnet immerhin nicht und Wind ist auch kein nennenswerter. Ich tauche unter und schwimme los. Kühl, ja. Aber nach einer Minute geht’s ganz gut. Trau ich mich allein um die Insel zu schwimmen? Ich weiß, dass das etwa 10 bis 12 Minuten dauert und das Wasser dafür noch warm genug ist. Mir ist aber nicht ganz geheuer und so schwimme ich nur bis zur Hälfte, drehe um und schwimme auf der anderen Seite auch bis ungefähr zur Hälfte. So bin ich quasi auch rumgeschwommen, aber halt nicht wirklich. Nach etwa 10 Minuten bin ich zurück am Steg und beende den Ausflug. Weil es an Land (vor allem im Vergleich zu den letzten Tagen und Wochen) sehr kalt ist, habe ich Angst, dass mir dann zu kalt wird. Ein Blick aufs Thermometer zeigt 16 Grad Wassertemperatur. Wie gestern und ohne Wellen.

Umziehen ist nicht so angenehm, aber mei. Das Schwimmen war schön, wenn auch etwas kürzer. Jetzt kommt auch mein Mitschwimmer, der heute nur Mitradler ist. Wir ratschen ein bisschen, dann kommt doch tatsächlich die Sonne raus. Aber nur kurz.

Auf den letzten Metern meines Heimwegs gerate ich dann noch mal in den Regen.

Es waren also einige Widerstände, aber wie so oft: Das Schwimmen war schön!


Schwimmen im September

Die Nacht war kalt, richtig kalt. Nach dem langen Sommer, der irgendwie nicht enden will, fühlen sich 4 bis 5 Grad nachts echt kalt an. Aber ich mag das. Besonders, wenn der Himmel so ein Wiesn-Blau hat, das er nur im September morgens hat, und der Tag sich langsam aufwärmt. Und genau so war das am Montag.


Ich hab’s kaum erwarten können, zum Regattabadesee zu radeln und so war ich schon um 9.30 Uhr da. Spiegelglatt liegt die Wasseroberfläche vor mir, der blaue Himmel spiegelt sich. Die Morgensonne hat die kalte Nacht nur leicht erwärmt, es dürfte so 12 bis 13 Grad haben. Genau mein Ding!

Gerade als ich mich an der DLRG-Hütte umziehe, entdecke ich bei der Schilfecke was. Zuerst weiß ich nicht, was ich da sehe. Ist es diese komische Schmutzschicht, die oft auf dem Wasser ist? Nein. Es ist Nebel. Ein kleiner Windhauch treibt die kalte Nachtluft auf das warme Wasser und sofort entsteht ein kleiner, feiner Nebel, der über die Bucht huscht. Es ist magisch!


Als ich ins Wasser gehe, merke ich, dass es noch immer recht warm ist. Am Wochenende habe ich mal gemessen, da waren es 21 Grad. Recht viel kälter ist es jetzt wohl nicht. Beim Reingehen ist es zwar frisch, aber eher im Sinne von erfrischend. Ich schwimme los, erstmal nach rechts, also nicht zu dem Nebel. Denn die andere Seite liegt im Schatten, weil die Sonne so tief steht. Ich bleibe im Uferbereich. Zum einen, weil es da wärmer ist, zum anderen aus Sicherheitsgründen.


Ich genieße das Schwimmen. Ich schwimme Oma-Brust mit Kopf über Wasser, obwohl es noch warm genug wäre, um zu kraulen. Aber ich will die Landschaft sehen und das Ganze eher als „Ausflug“ als als Sport sehen. Trotzdem bin ich ziemlich schnell am Ende der Bucht und dann an der Biegung. Ich schwimme hier noch weiter, bis zu dem Baum, dessen Äste über der Wasserfläche hängen. Dann drehe ich um. Und schwimme am Ufer zurück. Die Seequerung habe ich am Wochenende mit einem Freund gemacht. Und obwohl es nur acht Minuten dauert, habe ich es allein nicht gewagt. Aber es ist auch egal, denn am Ufer zurück ist es auch sehr schön. Ich komme am Steg vorbei, will aber noch nicht aufhören. Das Wasser ist angenehm, die Sonne scheint und ich genieße das Schwimmen. Es hat was von Freiheit. Diese Weite, obwohl der Regattabadesee echt klein ist.


In der spiegelglatten Wasseroberfläche sehe ich die Bäume am Ufer doppelt – sie schimmern noch in ihren unterschiedlichen Grüntönen. Ich genieße den Moment und freue mich gleichzeitig auf den Oktober, wenn die Blätter in gelb-orange-rot und golden leuchten.


Nach 24 Minuten ist meine Schwimmrunde beendet. Mir ist jetzt ein bisschen kühl. Aber es ist nur oberflächlich. Die Kälte ist noch nicht da, sie durchdringt mich nicht. Nach dem Umziehen sitze ich in der Sonne und genieße ihre Wärme – aufwärmen muss ich mich noch nicht. Der See hat die Wärme des Sommers gespeichert.


Winter-Bilanz 2022/23

Eigentlich ist schon seit über einem Monat Frühling, Ostern ist auch schon eine Woche her. Aber anscheinend hat niemand Petrus informiert, denn das Wetter ist nach wie vor kühl und grau, oft windig. Ich gehöre ja nicht zu den Menschen, die sich über so ein Wetter beschweren. Allerdings bin sogar ich kurz davor, mich in diese Reihe einzugliedern. Seit Januar ist es jedes Wochenende grau, oft regnet oder schneit es und ganz oft war es windig. Und zwar: sehr windig. In den vergangenen Jahren war es im April auch oft grau und kühl, doch da gab’s im Februar mal eine Woche mit „komischer Wärme“ oder eine stabile Hochdrucklage mit Sonnenschein im März. Um dann, ja sehr gemein, wieder zurückkatapultiert zu werden. Heuer sind wir immerhin noch auf dem gleichen Level. Davon unbeeindruckt zeigt sich das Wasser im Regattabadesee! Seit Anfang März wurde es wärmer, es hat inzwischen 10 Grad. Und das, wohlgemerkt, obwohl es keine länger andauernde Sonnen- oder Warmwetterphase gab. Ostern war es sogar nachts frostig! Aber dem Seewasser, das Grundwasser ist, ist das egal. Es ist jetzt einfach mal wärmer geworden. Für mich und die anderen See-Schwimmer ist das natürlich prima!

Erschreckend wenig Wasser ist zur Zeit im Regattabadesee! Normalerweise sieht man den Stempen hier nicht.

So konnte ich zum Beispiel feststellen, dass die äußeren Umstände, also das Wetter an Land, einen viel größeren Einfluss darauf haben, wie kalt es mir ist, als das Wasser. Im Februar gab’s heuer einen Tag, da war es sehr warm. Das war unter der Woche und mein Mitschwimmer und ich sind mittags zum See gefahren, weil wir den Sonnenschein und die etwa 16 Grad Lufttemperatur nutzen wollten. Das Wasser war freilich noch kalt, vielleicht 5 bis 6 Grad. Schwimmen war kalt, aber schön mit der Sonne. Das Umziehen an Land jedoch, das war toll. Kein frieren, kein Zittern, keine Eile. Die Sonne hat gewärmt. Am Ostermontag war ich allein am See, die Sonne schien ebenfalls, allerdings hatte es vielleicht 2 bis 3 Grad plus. Beim Radln habe ich meine Atemwölkchen gesehen! Das Wasser im See hatte wie erwähnt etwa 9 bis 10 Grad und ich bin ca. 11 Minuten geschwommen. Das war kühl, aber sehr schön. Ich habe die Kälte schon gespürt, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass ich das jetzt nicht „überlebe“, sondern eher, dass ich ganz gut schwimmen konnte. An Land jedoch war mir richtig kalt! Umziehen war wie an den kalten, grauen Wintertagen. Es mag für Außenstehende komisch klingen, aber das kalte (oder nicht mehr ganz so kalte) Wasser im See macht gar nicht so viel aus.

Und noch etwas gibt’s zu bemerken: Diesen Winter war ich an den Wochenenden sehr regelmäßig am See. Zum einen, weil im Hallenbad oft mehr los war als vergangenes Jahr, zum anderen, weil ich einen eifrigen Mitschwimmer – oder besser: Mitstreiter – hatte! Das hat viel ausgemacht. Denn auch, wenn ich vieles auch gut allein machen kann, war es eine tolle Motivation zu wissen, dass noch jemand mitkommt und ich mich dem Wind und den Wellen (mag ich ja nicht) nicht allein stellen muss. Das war sehr schön und hat zu einer viel besseren Winter-See-Bilanz beigetragen als vergangenes Jahr.

Immerhin keine Wellen …

Und jetzt? Kommt der Frühling vielleicht mal? Oder ist dann gleich Sommer mit über 30 Grad?


Frühlingsschwimmen

Diese Woche war Frühlingsanfang und deshalb heißt es ab jetzt auch nicht mehr Winterschwimmen, sondern Frühlingsschwimmen. Die Tage wurden schon seit einigen Wochen merklich länger und es gab auch im Februar schon warme Phasen. Das Wasser im See zeigte sich davon recht unbeeindruckt, es war nach wie vor kalt, das Wärmste waren mal 7 Grad.

Aber jetzt tut sich was! Es ist herrlich zu sehen, wie die Natur erwacht, zartes Grün überall zu sprießen beginnt. Die Krokusse und Schneeglöckchen verwelken schon fast, jetzt ist Zeit für „richtige“ Frühlingsblumen und Knospen. Und auch das Wasser im See erwärmt sich. Ich war gestern bei bewölktem Himmel und absoluter Windstelle im See, das war sehr schön und mein Thermometer hat 9 Grad Wassertemperatur angezeigt. Ich bin etwa 8 bis 9 Minuten geschwommen. Beim Untertauchen war es schon auch kalt und meine Finger wollten schon „Alarm“ melden, aber dann ging’s doch nach den ersten zwei Zügen sehr gut.

Wolkig, aber windstill: Frühlingsschwimmen ist toll!

Heute hat die Sonne schon am Morgen gescheint, es hatte etwa 10 oder 11 Grad, also nicht unangenehm-komisch-warm, sondern frühlingshaft. Richtig schön! Ein leichter Westwind hat dem See ein paar Kräuselwellen aufgesetzt. Heute will ich in die andere Richtung schwimmen, denn die Bank-Bucht liegt noch im Schatten (was ich bei Wolken natürlich nicht sehen konnte und es war auch egal). Das Wasser ist kühl, aber angenehm. Es ist erfrischend, ohne dass ich es bräuchte. Mir ist vom Radln zwar warm, aber es ist genau richtig. Nicht so wie im Februar, wenn so eine Warmluft nach Bayern geschoben wird, die sich dann ganz unnatürlich anfühlt. Heute war es so, wie es sich gehört. Beim Reingehen war’s natürlich trotzdem frisch und eine kleine Überwindung, aber das ist ja normal. Das Schwimmen war einfach nur herrlich! Die Sonne hat schon Kraft und ich bilde mir ein, ihre Wärme unter der Wasseroberfläche auf meinem Rücken zu spüren. Ich schwimme Oma-Brust, an der Birke vorbei, zum Ende der Halbinsel und dann bis zum Ende der Bucht. Der See ist hier auch sehr flach, eine gute Wasserlage ist Trumpf!

Sonne und eine leichte Brise – heute bin ich nach rechts geschwommen – mit der Sonne im Rücken!

Dann drehe ich um. Ich genieße das Schwimmen, die Ruhe und den See. Als ich am Steg ankomme, war es genau die richtige Strecke. Es war nicht zu lang und ich möchte nicht weiterschwimmen, es ist perfekt!

Umziehen klappt bei frühlingshaften Temperaturen und Sonnenschein ganz prima, keine Eisfinger, kein Zittern, keine Hektik. Und dann kann ich mich in die Sonne setzen, meinen Tee trinken und den Blick aufs Wasser genießen. Herrlich! Frühling, du bist toll!


Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

Es ist Februar und da kann es oft kalt werden. So auch heuer. Es war sonnig und eisig, am Mittwoch wehte sogar ein eisiger Ostwind. Am Donnerstag nicht mehr und deshalb hatte ich am Freitag Bedenken, ob der Regattabadesee zugefroren ist. Die Nächte waren nämlich richtig kalt und schließlich gab’s schon am Sonntag einen halbzugefrorenen See.

Deshalb war ich am Freitag Vormittag entgegen meiner Gewohnheit in der Olympiaschwimmhalle. Am Nachmittag war ich aber neugierig, wie es am See ist. Und so bin ich im schönsten kalten Sonnenschein zum See gefahren. Weil ich dachte, dass er eh zugefroren ist, ohne Badesachen. Und dann komme ich an, die Sonne scheint und es ist sogar recht warm. Und was sehe ich? Am Steg gibt’s eine große Wasserfläche! Genug Platz zum Schwimmen. Und als ich mich schon über mich selbst ärgere, dass ich ohne Badeanzug und Handtuch unterwegs bin, kommen zwei Menschen, die verdächtig nach Schwimmer aussehen. Und tatsächlich! Sie freuen sich über die Wasserfläche und die Sonne und sind Winterschwimmer. Wir stellen fest, dass wir uns schon mal gesehen haben. Und sie verstehen, dass ich ein bisschen traurig bin, dass ich jetzt nicht schwimmen kann (ein Spaziergänger hätte das nicht nachvollziehen können). Die beiden schwimmen, das Eis klirrt und klingt. Ich höre zu und hoffe einfach, dass es morgen noch so ist. Allerdings sind da Wolken angesagt. Naja. Vielleicht friert der See über Nacht nicht wieder zu.

Sonne und genügend Platz zum Schwimmen!

Heute ist es leicht bewölkt, die Sonne erkämpft sich aber immer wieder eine Lücke. Und über Nacht hat sich die Eisdecke wieder geschlossen. „Ganz dünnes Eis“ – sagt man ja oft – und da denke ich nur: Ja, das kann man nämlich aufbrechen. Mein Mitschwimmer findet einen dicken Stock, mit dem bearbeiten wir das dünne Eis vom Steg aus.

Über Nacht ist die Eisschicht wieder gewachsen – alles dicht!

Es macht Spaß, die dünne glasklare Schicht zu zerstören und das Knacken zu hören. Es ist wirklich nur dünnes Eis, aber zu dick, um es mit bloßen Händen beim Schwimmen zu entfernen. Also hauen wir uns den Weg frei. Erst die Arbeit … dann das Vergnügen!

Zerstören macht Spaß!

Aber so richtig Platz zum Schwimmen ist leider trotzdem nicht. Wir gehen trotzdem rein, es ist kalt, richtig eisig. Das Thermometer zeigt aber 4 Grad Wassertemperatur an. Christian treibt auf dem Rücken, er sieht aus wie einer, der gemütlich im Toten Meer schwimmt, fehlt nur noch die Zeitung. Ich stehe rum, habe die Arme und Hände noch draußen. Die Füße sind zwar kalt, aber der Rest geht. Irgendwie habe ich keine Lust, komplett unterzutauchen, weil ich ja eh kaum Platz zum Schwimmen habe. Und immer wieder schwimmen mich Eisschollen an. Das ist echt seltsam. Und irgendwie lustig. Aber so halb-nass rumzugehen, das ist auch nichts. Also tauche ich dann doch unter, es ist wirklich, wirklich kalt, und schwimme ein paar Züge. Rund um den Steg, wo wir uns den Weg freigehauen haben, geht’s recht gut. Zwei bis vier Züge, dann muss ich umdrehen. Erstaunlicherweise fühlt sich das Schwimmen gut an! Und es gibt auch einen kleinen Weg im Eis, da versuche ich reinzuschwimmen. Allerdings ist da auch Eis, das ich kaum sehe, weil es glasklar ist. Und bei Eis muss man aufpassen, das kann richtig scharfkantig sein und man kann sich böse schneiden.

Ich schwimme zwischen den klirrenden Eisschollen!

Also muss ich doch umdrehen, weiter geht’s nicht. Noch mal um den Steg rum und zurück, dann gehe ich raus. Keine Ahnung, wie lang ich im Wasser war. Draußen ist es für mich zum ersten Mal so, dass mir im ersten Moment nicht kalt ist! Es hat wohl so zwei bis vier Grad plus und wenn die Sonne wieder einen Strahl durch die Wolkendecke schickt, ist das sogar warm. Schön!

Umziehen ist wie immer doof, aber danach ist es sehr schön. Ich fühle mich warm, es kribbelt und die Sonne wärmt. Und es fühlt sich wirklich toll an, so einen verrückten Schwimmausflug gemacht zu haben!


Sonne und Eis

Heute bin ich von der Sonne geweckt worden! Das war schon länger nicht mehr der Fall, es war oft bewölkt. Und wenn die Sonne im Winter scheint, bin ich oft aufgeregt wie ein kleines Kind. Ich muss raus, ich will zum See! Da kann ich es oft kaum abwarten, dass ich gefrühstückt habe, die Sachen gepackt sind und ich starten kann. Obwohl es kalt ist, knapp unter Null Grad. Und obwohl es gestern im Wasser echt kalt war, die Finger waren fast sofort steif. Aber trotzdem! Die Sonne scheint, ich mache mich endlich auf den Weg.

So sah es für mich in letzter Zeit oft aus am See. Da habe ich mich heute über die Sonne gefreut!

Beim Radln ist es kalt, vor allem an den Fingern, trotz Handschuhen. Ich freue mich aufs Schwimmen, stelle mir vor, dass die Sonne das Ganze angenehmer macht als gestern unter den Wolken. Und ja, ich weiß natürlich, dass die Februar-Sonne kaum wärmt. Dass das klare Wetter mit niedrigen Temperaturen kommt.

Als ich am See ankomme, bin ich überrascht: Da ist auf der Hälfte des Sees eine Eisfläche! Hallo? Wo kommt das denn her? So kalt war’s in der Nacht auch nicht, das Wasser hatte gestern wohl noch 5 Grad (ich hab nicht gemessen). Zum Glück ist die Seite, auf der ich schwimme, eisfrei. Ich kann zwar vom Steg aus nur in eine Richtung schwimmen, aber das ist schon ok.

Über Nacht hat sich eine Eisschicht auf dem See gebildet. Ich werde also nicht zur Halbinsel mit Birke schwimmen.

Beim Reingehen merke ich, dass auch am Ufer ein bisschen Eis ist. Ich mache einen großen Schritt und dann stelle ich fest, dass da im flachen Wasser auch Eisschollen schwimmen. Ganz dünne, kleine. Es klirrt nicht, es raschelt eher. Ich bin vorsichtig, denn Eis kann scharfkantig wie Glasscherben sein. Und ja, das Wasser ist kalt. Aber eigentlich wie gestern. Und es ist spiegelglatt, es weht kein Wind. Die Sonne scheint, wärmt aber nicht. Es fällt mir erstaunlich leicht, bis zum Bauch ins Wasser zu gehen. Dann reibe ich meine Hände, um die Durchblutung nochmal anzuregen, etwas Wärme zu erzeugen. Die Finger sind definitiv meine Schwachstelle. Ich muss mich dann auch überwinden, sie einzutauchen. Das kalte Wasser setzt meinen Körper kurz unter Stress, ich spüre es. Mehr als sonst. Aber ich weiß ja, dass es gleich besser wird. Ich atme bewusst ruhig, rede mir gut zu, das hilft. Ich schwimme, ruhig und gleichmäßig. Und tatsächlich, es wird schnell besser, die Bewegungen fühlen sich kontrolliert an. Ich schwimme der Sonne entgegen, und es ist schön. Allerdings weiß ich auch, dass ich es heute nicht lange aushalten kann. Die Finger werden sich, wie gestern, schnell bemerkbar machen. Ich schwimme ruhig und gleichmäßig zum Busch, das ist ungefähr eine Minute. Und dann ein Stückchen weiter, bis ich auf der Höhe der Rettungssäule bin. Da drehe ich um und schwimme zurück. Der Weg zum Steg sieht weit aus. Aber ich weiß, dass das nicht stimmt. Ich mache ruhige, großzügige Schwimmzüge, balle die Hände zur Faust, öffne sie wieder, um sie in Bewegung zu halten. Ich bilde mir ein, dass das hilft, damit sie nicht zu steif werden. Meine Füße und Zehen sind auch kalt. Aber das stört mich nicht.

Auf dem Bild sieht man das Eis am Ufer kaum. Ich bin in diese Richtung geschwommen, es war schön.

Und dann bin ich zurück am Steg, schwimme um ihn herum, weil da meine Schuhe stehen. Jetzt muss ich wieder aufpassen, wo ich rausgehen kann. Denn hier sind diese kleinen Eisstücke. Sie rascheln, als ich mich aufrichte und rausgehe.

Dann kommt die eigentliche Herausforderung: Anziehen. Das mag ich am wenigsten, aber das muss halt sein. Und dann kann ich mich in die Sonne setzen, das ist sehr schön. Für meine kalten Füße habe ich eine Wolldecke und Wärmflasche dabei, die Hände reibe ich aneinander. Ich trinke meinen Tee und genieße das Wohlgefühl nach dem Schwimmen. Es war genau richtig, nicht zu lang und nicht zu kurz. Und auch der Zeitpunkt war gut gewählt: Jetzt ziehen von Westen Schleierwolken über den Himmel, bald ist die Sonne verdeckt.


Bilanz von 2022 – ein besonderes Jahr

2022 war, wie schon die zwei Jahre zuvor, ein Jahr im Ausnahmezustand, was das Schwimmen anging. Anfangs galten noch strenge Corona-Regeln (2G+), später sorgte die Energiekrise für Diskussionen und kälteres Wasser in den Freibädern. Für mich war es zwar ein besonderes Jahr, aber aus anderen Gründen: Ich bin an 364 Tagen geschwommen – nur ein Tag fiel aus (und nicht ins Wasser… haha), da war ich dann in der Badewanne im Hotel, aber das gilt ja nicht. Schwimmen in dem Sinn (von mir selbst so bestimmt) gilt, wenn ich geschwommen bin. Theoretisch hätte auch ein Schwimmzug gereicht, aber tatsächlich war ich meist länger schwimmen, es zählt aber eben auch ein Winterschwimmen mit nur zwei Minuten.

Das war noch von meiner Challenge, die sich im Laufe des Jahres 2021 entwickelt hat: Wie viele aufeinanderfolgende Tage schaffe ich es, schwimmen zu gehen. Es waren 521 und es war nicht immer ganz einfach, das zu realisieren: früh aufstehen, bei scheußlichem Wetter im kalten See schwimmen … das Ganze kann man hier nachlesen.

2022 war aber auch aus anderen Gründen besonders: Ich war in vielen verschiedenen Schwimmbädern und ich war fünf Wochen in Finnland und war dort natürlich auch schwimmen, viele Bahnen in Turku.

Das Freibad in Tampere

In München war die Olympiaschwimmhalle wegen Revision gut drei Wochen geschlossen. Zum Glück war das Wetter im März prima, so dass ich meistens im See geschwommen bin. Einmal war ich aber auch im Müllerschen Volksbad – sehr hübsch, aber kein Vergleich zur Olympiaschwimmhalle. Einmal war ich im Nordbad (auch hübsch, aber furchtbar zum Schwimmen) und nachdem die Freibadsaison im Schyrenbad eröffnet wurde, war ich auch da einige Male. Am Ende des Sommers war’s so, dass es im Schyrenbad noch weiterging, allerdings haben sie Mitte September, als die anderen Freibäder geschlossen haben, die Heizung im Becken abgestellt und das war mir dann bald zu kalt – und dafür aber erstaunlich gut besucht. Dann lieber zum See und in Ruhe im kühlen Wasser schwimmen.

Im Herbst ist es im See besonders schön: Die Sonne scheint, das Wasser ist noch relativ warm und die Bäume werden bunt.

Kaltes Wasser, das war auch so ein Thema! Als ich aus Finnland zurückgekommen bin, war im Dantesommerbecken das Wasser merklich kälter, an meinem Geburtstag dachte ich, ich erfriere! Dafür war ich allein im Becken, obwohl es ein sonniger Sommertag war. Auf einmal springt jemand rein, ich erschrecke und wer ist es? Mein Schwimmfreund Jakob, der mir zum Geburtstag gratuliert und mich zurück daheim willkommen heißt. Wir umarmen uns und er ist vom Sommerwetter und Radln warm – gefühlt habe ich mich fünf Minuten an den „Wärmeakku“ gedrückt. Wir haben noch lange über die Geschichte gelacht. Aber das kühle Wasser war oft eine Herausforderung, zumal mit Fortschreiten des Augusts das Sommerbecken immer mehr im Schatten lag: Erst gegen 14 Uhr war die Bahn in der Sonne, allerdings nur bis ca. 17 Uhr, spätestens dann kam der Schatten von der anderen Seite. Also nur drei Stunden, damit die Sonne die Wasseroberfläche erwärmt.

Ironischerweise war das Wasser im Dachauer Freibad, das für sein kaltes Becken bekannt ist, wärmer. Deshalb bin ich recht oft dorthin geradelt und da geschwommen. Und auch nach Germering, oft gefürchtet, weil das Wasser so warm ist, bin ich einige Male geradelt. Sie nutzen Abwärme, deshalb mussten sie aus Energiespargründen die Temperatur nicht senken.

An einem Wochenende war ich auch in Rottach-Egern beim Schwimmen. Und als ich da so schwimme, in die eine Richtung ist es fast ein „Infinity“-Pool zum See, in der anderen Richtung baut sich der Wallberg auf, denke ich, dass das eigentlich genauso beeindruckend ist wie das „Skisprungschanzenbad“ in Lahti! Ja, manchmal muss man in die Ferne fahren, um zu realisieren, welche Perlen und Schätze es auch in der Heimat gibt!

Das Warmbad Rottach-Egern ist auch sehr beeindruckend!
Schwimmen unter der Skisprungschanze – das geht in Lahti. Jetzt im Winter ist das Becken abgedeckt und die Springer sausen drüber.

Und noch etwas machte das Schwimmjahr 2022 besonders: Ich war in vielen unterschiedlichen Gewässern schwimmen: Im Baggersee, im Natursee, aber auch in der Ostsee, also im Meer, im Fluss und in einem See nördlich des Polarkreises, in Finnland! Der See und Fluss in Lappland hatte im September nur noch 8 Grad, wir waren dort nach der Sauna kurz schwimmen. Es war kalt, aber megaschön!

In Lappland gab’s einen goldenen Herbst und nach der Sauna bin ich kurz im Fluss geschwommen.

Tja, und alles in allem sind dann 789 Kilometer zusammengekommen (ohne See). Da war ich erst enttäuscht, dass ich so knapp die 800 nicht vollgemacht habe, aber dann habe ich die Zahl angeschaut und gesehen, dass es eine Reihung ist: 7-8-9! Perfekt!

Und dann gibt’s natürlich die Mitschwimmer und Beckenrandfreunde, die das Schwimmen so schön machen. Menschen, die ich im Becken treffe und mich freue, dass sie da sind. Bei einigen kommt’s vor, dass man sich „abmeldet“, wenn man an einem bestimmten Tag nicht da ist. Denn tatsächlich würde ich mich wundern (und habe mich gewundert), wenn ich jemanden aus der Stammtruppe länger nicht gesehen habe. Ein kurzer Ratsch, manchmal nur ein Winken, das macht aus dem „Einzel“-Sport schwimmen doch ein soziales Treffen – und das macht’s auch aus. Freilich neben dem schönen Gefühl, das man nur im Wasser hat, dass mich das Wasser trägt, ich mich leicht und frei fühle und die Schwerelosigkeit genieße.


Sommerspeicher

Der Oktober war ungewöhnlich warm, teils war es sogar sommerlich und weil auch die Nächte recht warm waren, hat der Regattabadesee noch immer 15 Grad. Schon seit Anfang Oktober! Einer meiner Schwimmfreunde meinte sogar schon, dass das Thermometer nichts anderes anzeigen kann. Der See hat sozusagen den Sommer (der ja auch recht heiß war) gespeichert.

Allerdings fühlt sich das Wasser immer anders an. Als ich zum Beispiel mittags bei Sonnenschein zum See radle, fühlt sich das Wasser kalt an. Ich musste mich tatsächlich überwinden, um unterzutauchen. Und ich hätte geschätzt, dass es nur noch 12 bis 13 Grad hat. Aber nach etwa einer Minute schwimmen fühlt es sich gut an und am Ende zeigt das Thermometer wieder 15 Grad. Wahrscheinlich war der Unterschied zwischen Luft und Land zu Wasser zu groß. Der Tag hatte sich schon angewärmt, mir war vom Radln ziemlich warm und dann fühlt es sich halt anders an.

Fast schon sommerlich-warm war es an manchen Oktobertagen!

Heute war es etwas kühler, aber für 1. November immer noch zu warm: vormittags 13 Grad, dazu war es bedeckt. Zum Radln reicht mir ein T-Shirt unter einer dünnen Jacke. Ich bin heute voller Vorfreude, weil ich ja den Herbst gern mag und weil das Wasser jetzt eben noch richtig warm ist. Also ja, ok, „warm“ ist ja immer relativ. Aber meistens ist es Anfang Oktober dann nur noch knapp einstellig, 10, 11 Grad. Da sind 15 Grad halt warm. Und weil ich ja nicht weiß, wie lange das so bleibt, will ich es jetzt nutzen.

Als ich ins Wasser gehe, kommt es mir nicht kalt vor. Es ist genau richtig und deshalb muss ich mich nicht überwinden, es ist fast wie im Freibad – haha! Ich tauche unter, ich fühle keinen Kälteschimmer oder so und kann gleich losschwimmen. Die Angler haben inzwischen fast alle Fische aus dem See gefischt und so kann ich meine Route frei wählen. Ich schwimme nach links, zur Bank und dann weiter. Und weil es so schön ist und die Sonne durch die Schleierwolken leicht scheint, schwimme und schwimme ich, bis ich an der Bucht bin, schwimme noch etwas um diese seichte Stelle herum und drehe dann um für den Rückweg. Von hier sieht es immer wahnsinnig weit aus, aber das ist es freilich nicht. Ganz gemütlich, ohne Hektik, ohne Kälte, schiebe ich mich mit meinen Oma-Brustzügen durchs Wasser. Ich mag das im See, es hat was von Sight-Seeing und Gemütlichkeit. Ich fühle mich gut, als ob ich ewig schwimmen könnte. Keine kalten Hände, keine kalten Füße, kein Heiß-Kribbeln am Rücken. Einfach angenehm. Und deshalb schwimme ich beim Steg noch ein Stückchen weiter. Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass ich noch keine 15 Minuten schwimme (man sagt: pro Grad kann man eine Minute schwimmen, so als Faustregel). Also schwimme ich weiter zur Birke und zu der Ecke des Sees. Hier drehe ich um, ich befürchte, dass es zu weit wird, wenn ich auch noch die zweite Bucht ausschwimme. Zurück am Steg sind es dann 18 Minuten. Vielleicht wäre noch mehr gegangen? Aber irgendwie geht’s auch gar nicht drum, wie lange ich schwimme. Sondern, dass das Schwimmen schön ist und Spaß macht und mir nicht kalt wird. Die Uhr dient ein bisschen zur Orientierung, obwohl ich ja die Strecken im See inzwischen so einigermaßen kenne.

Schleierwolken, die von „richtigen“ Wolken überrannt werden – aber zum Schwimmen war’s herrlich!

Als ich an Land wieder umgezogen bin, merke ich allerdings, dass mir „von innen“ ein bisschen kalt ist. Ich nehme einen Schluck heißen Tee, das finde ich immer angenehm. Und dann mache ich ein paar Kniebeugen und hebe die Arme nach oben, strecke mich und dehne mich. Das fühlt sich gut an und wärmt den Blutkreislauf wieder auf.

Wie schon vor zwei Wochen, als ich in der „Farbpalette“ geschwommen bin, bin ich auch heute wieder sehr zufrieden und innerlich ruhig. Das Schwimmen im Herbst-See ist für mich gerade richtig schön und befriedigend.