Monatsarchiv: November 2018

Der Sinn des Lebens …

Heute war wieder ein grauer Nebeltag in München. Und leichter Ostwind. Typische Hochdrucklage im November. Eigentlich kein Wetter zum Eisschwimmen. Oder halt Eisschwimmen und dann beim Heimfahren frieren. Ich bin trotzdem los. „Stell dich nicht so an.“ „Du warst schon bei scheußlicherem Wetter oder kälterem Wasser schwimmen.“ „Wenn man erstmal da ist, ist’s auch schön!“. So motiviere ich mich, packe meine Sachen und radle los. Es ist kalt, grau, feucht. Aber draußen nicht so schlimm wie drinnen befürchtet. Ich bin guter Dinge.

 

Als ich am See ankomme, ist es auch hier grau-in-grau. Die Wasseroberfläche ist spiegelglatt, der Hügel schützt vor dem leichten Ostwind. Ich lege meine Decke hin, packe meine Sachen aus und setzte mich hin. Schaue aufs Wasser. Das stille graue Wasser schaut zurück. Es ist nicht einladend. Überhaupt nicht. Mir ist auch bissl kalt, es hat wohl 4 Grad. Ich sitze ziemlich lang auf meiner Decke und starre auf den See, der da vor mir liegt. Erst denke ich gar nix. Dann denke ich: Stell dich nicht so an. Dann: Ich habe jetzt überhaupt keine Lust. Und wenn man keine Lust hat, soll man auch nicht. Oder ist das nur eine faule Ausrede? Innerer Schweinehund und so … Dann stelle ich die Sinnfrage: Ist es sinnvoll, das zu tun? Beim Rauskommen fluchen, weil es dann an Land so kalt ist? Beim Heimfahren gegen den Ostwind frieren? Keine Finger und Füße mehr spüren? Ist es wirklich soooo schön, im kalten Wasser zu schwimmen? Will ich das? Will ich das jetzt den ganzen Winter durchziehen? Ist es das Ende, wenn ich heute nicht schwimme? Oder ist es einfach ok, es ganz sein zu lassen? Das Heimradeln ist doch oft ätzend. Mit klammen Fingern und tauben Füßen. Und so sitze ich da und starre und bin schon ganz starr. Bewegungsunfähig, aber nicht wegen der Kälte. Der See starrt unfreundlich, abweisend, grau und kalt zurück. Und nun? Kommen die ganz großen Fragen: nach dem Sinn des Lebens und überhaupt. Und ob ich nicht doch lieber in den Urlaub fahren sollte? Was anderes sehen? Raus aus dem Trott? Außerdem muss jetzt eine Entscheidung her. Denn wärmer wird’s definitiv nicht. Also ausziehen und schwimmen oder Sachen packen und heimradeln. Und damit umgehen, dass ich nicht geschwommen bin. Mich nicht dazu aufraffen konnte, obwohl ich schon alle Vorbereitungen getroffen habe.

Ich habe mich fürs Zusammenpacken entschieden. Kein Schwimmen heute. Nicht mal ausgezogen habe ich mich. Nur die Schuhe. Aber die Socken schon nicht mehr.

Beim Heimradeln ist es trotzdem kalt. Arschkalt. Ich komme mit klammen Fingern und tauben Füßen daheim an. Immerhin keine nassen Sachen, die ich zum Trocknen aufhängen muss …

Und jetzt? Keine Ahnung …


Atemwölkchen und Messungen

Eigentlich muss ich ja nicht jedesmal was schreiben, wenn ich schwimmen war. Irgendwie ist es ja doch immer dasselbe – und dann doch wieder anders. Heute zum Beispiel gab’s wieder Ostwind, was immer kalt ist und vor allem beim Heimradln ätzend ist. Dafür war’s sonnig. Und es gab die ersten Atemwölkchen über dem Wasser. Das habe ich ja vor zwei Jahren zum ersten Mal gesehen und konnte es anfangs gar nicht glauben. Es ist einfach schön zu sehen, weil dann das Wasser endlich kälter wird.

Reingehen ist inzwischen so normal wie im Sommer. Freilich ist es kühl, aber irgendwie habe ich das jetzt so verinnerlicht, dass ich einfach gehe, bis das Wasser an den Oberschenkeln ist, dann tief durchatme und untertauche. Heute zum Beispiel war es anfangs gar nicht kalt. Erst mit der Zeit kam die Kälte. Vor einer Woche, als es so neblig war, war das ganz anders. Da musste ich die Backen aufblasen, um die Kälte aushalten zu können. Ein Bekannter von mir war so nett und hat mich mit seiner Spiegelreflexkamera fotografiert. Da sieht man das ganz gut. Auf den Handy-Fotos sieht man ja immer aus wie ein kleiner Punkt in einem riesigen Ozean!

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Wenn es sich anfangs recht kalt anfühlt, muss ich die Backen aufblasen, um die Kälte aushalten zu können. 

Außerdem habe ich ein neues „Spielzeug“: Ein GPS-Stick, der Routen aufzeichnen kann. Den habe ich spaßeshalber wasserdicht eingepackt und samt Thermometer hinter mir hergezogen. Damit ich endlich weiß, wie weit ich schwimme! Mittels Google Maps habe ich das zwar mal versucht auszumessen, aber naja. Ich bin halt neugierig. Deshalb habe ich auch das Thermometer dabei. Das hat heute 10 Grad angezeigt. Die Luft war deutlich kälter. Die Aufzeichnung der Schwimmstrecke kann ich immer erst daheim am PC anschauen. Es sieht lustigerweise so aus, als wäre ich an Land auf- und abgegangen, aber ich war definitiv im Wasser!

Schwimmstrecke-Langwieder See

Nein, ich bin nicht an Land geschwommen!

Nach vier mal hin und her war Schluss. Ich hätte wohl noch zwei mal mehr geschafft, aber nachdem ich am Freitag beim Heimradeln so dermaßen gefroren habe, wollte ich nichts riskieren. Ostwind. Kalte Finger und Füße. Das muss nicht noch mehr herausgefordert werden.

Zum Umziehen habe ich jetzt meinen Poncho wieder dabei. Den hat mir ja meine Freundin Diana genäht (weil ich ja nicht nähen kann) und der ist superpraktisch. Erstens weil er dunkelblau ist und damit Wärme absorbiert. Und zweitens weil er Wind- und Sichtschutz ist. Da kann ich mich in Ruhe umziehen. Meinen wohligen Kribbelschauer verpasse ich dadurch auch nicht, ich kann ihn vielmehr genießen!

Beim Heimradln sind die Finger und Zehen dann doch wirklich richtig kalt geworden. Der Ostwind ist einfach kein Freund des Eisschwimmers.