Schlagwort-Archive: eiskalt

See-Revival dank Oly-Revision

Ich muss zugeben, dass ich entsetzt war, als ich das Schild an der Olympiaschwimmhalle mit den Revisionszeiten gesehen habe: drei Wochen geschlossen und das im Winter. „Das kann man doch auch in den Sommerferien machen, wenn die Freibäder geöffnet sind“, war mein Gedanke. Ja, freilich – es sind alle anderen Bäder in München offen und drei Wochen sind nicht die Welt. Trotzdem fand ich es blöd.

Wie können die nur?!?

Je näher der „letzte“ Tag rückte, desto mehr wollte ich unbedingt alles noch nutzen. Irgendwie ist dieses Gefühl seit dem ersten Lockdown vor zwei Jahren geblieben. Dieses „wer weiß, wann es wieder geht“.

Doch dann reifte in mir der Plan, die Zeit nicht zu verfluchen, sondern zu nutzen. Und zwar am See. Denn den hatte ich stark vernachlässigt, jeder Windhauch wurde zu einem Sturm deklariert, um als Ausrede herzuhalten, dass ich jetzt doch besser im Hallenbad „richtig“ schwimme. Und oft habe ich mich dann gefragt, wie ich das vergangenes Jahr aushalten konnte, bei kaltem und scheußlichem Wetter zum See zu fahren, mich auszuziehen und dann auch noch zu schwimmen. Die Antwort: Weil ich keine Alternative hatte.

Jetzt war es gefühlt auch so – bzw. waren die Alternativen nicht so vielversprechend. Eine 50-Meter-Bahn im Dante, dazu aber warmes Wasser oder kürzere Bahnen in kleineren Bädern? Mit womöglich vielen Mitschwimmern? Mein Gehirn kann ganz toll Horrorszenarien basteln! Deshalb habe ich mir gedacht, dass ich dann lieber zum See radle.

Gesagt – getan! In der ersten Revisionswoche waren nämlich auch noch Faschingsferien, also Horrorhochzehn … haha… zumindest in meinem Horrorhirn. Und während es im Januar fast schon sommerlich warm war, gab’s gleich mal in der Nacht zum Rosenmontag Frost, am Vormittag, als ich geschwommen bin, waren es nur wenige Grad über Null. Und das Wasser war kalt. So kalt, dass ich das Gefühl hatte, mein Körper vibriert beim Schwimmen. Aber es war schön.

Oben das Bild vom 28. Februar 2022 – unten ein Jahr zuvor

Und so bin ich dann die ganze Woche zum See geradelt, obwohl es dank eines Hochs zwar schönen blauen Himmel mit Sonne gab, dafür aber kalten Ostwind und dank Nachtfrösten blieb das Wasser kalt, es gab sogar am Rand eine kleine Eisschicht. Aber ich war dann in meiner Routine und konnte das Schwimmen genießen. Und ich habe festgestellt, dass es für mich schon einen Unterschied macht, ob ich jeden Tag im See schwimme oder nur einmal pro Woche. Das Reingehen fällt mir schon lange nicht mehr schwer, aber es ist „natürlicher“, wenn ich es täglich mache.

An der Halbinsel war am 3. März etwas Eis – leider hat es nicht geklirrt, als ich vorbeigeschwommen bin.

In der 2. Woche ohne Oly war es montags bewölkt, ein kalter Wind pfiff und ich dachte, dass ich dann ja mal das Dante-Winterbad testen könnte. Zum einen sollte wegen des Wetters nicht zu warm sein, zum anderen hoffte ich auf weniger Mitschwimmer. Es waren tatsächlich nicht sehr viele Menschen da, aber das Wasser war trotz des kalten Windes zu warm. Ich hatte das Gefühl, dass ich gar nicht richtig schwimmen kann. Deshalb bin ich dann am Dienstag wieder zum See geradelt. Die Sonne schien, der Ostwind hat geweht, ich bin trotzdem vier bis fünf Minuten geschwommen. Und es war sehr schön.

In Woche drei wurde es am Montag plötzlich warm: Das Hoch war abgezogen, ein Tief brachte warme Luft aus dem Süden. Darauf war ich nicht so vorbereitet und deshalb war mir beim Radln ganz schön warm – ich war fast froh, als ich in den See gehen konnte. Am Mittwoch hatte ich es dann komplett falsch eingeschätzt: An der Hauswand daheim hatte es 7 Grad, also viel wärmer als in den beiden Wochen zuvor – da muss ich mich nicht so warm einpacken. Und das war komplett falsch. Denn diese 7 Grad waren bei Wolken und mit einer höheren Luftfeuchtigkeit ganz schön kalt. Da waren die 1-2 Grad plus mit dieser extrem trockenen Hochdruckluft wärmer. Erstaunlich!

Mein Thermometer hatte ich in der ganzen Zeit nur einmal dabei. Es zeigt bei Sonnenschein nicht die wirkliche Wassertemperatur an, wenn ich es hinter mir herziehe. Denn dann scheint die Sonne drauf… am Samstag habe ich es aber mitgenommen, weil mich interessiert hat, ob das Wasser schon wärmer geworden ist. Wegen des Windes konnte ich es nämlich nicht wirklich einschätzen. Es hatte sich schon so angefühlt, als wäre es über 5 Grad, aber weil beim Schwimmen doch immer ein leichter Wind die Oberfläche und mich gestriffen hat, war es schwer zuzuordnen. Am Samstag habe ich das Thermometer dann im Schatten unter dem Steg befestigt und es zeigte 7 Grad. Das kommt ganz gut hin.

Und weil ich ja vergangenes Jahr im Februar und März jeden Tag schwimmen war, kann ich direkt vergleichen. Zum Frühlingsanfang (letztes Jahr am 21. März, heuer am 20.) war das Wetter zum Beispiel eher winterlich und so kalt, dass meine Thermometerschnur angefroren war. Ganz anders heuer: Es war zwischendurch windstill, die Sonne scheint und hat schon einiges an Kraft, so dass ich gute fünf Minuten geschwommen bin und mir danach auch nicht kalt war.

Oben sieht man das Wetter 2022, unten die Bilder vom Frühlingsanfang 2021 – inklusive angefrorener Thermometerschnur

Wenn ich nur im Hallenbad schwimme, weiß ich nach einem Jahr nicht mehr, wie das Wetter war. Es ist natürlich ein großes Glück, dass das Wetter in den drei Wochen Revision gut war. So habe ich diese Chance genutzt und habe das See-Schwimmen wirklich genossen. Mal sehen, wie das wird, wenn die Olympiaschwimmhalle wieder öffnet – und ich im Zwiespalt bin zwischen See-Sonne und „richtigem“ Schwimmen. Vielleicht bekomme ich es mal mit einer „gesunden“ Mischung hin?

Für die Chronisten gibt’s auch noch eine Zahl: Bei den Schwimmtagen in Folge bin ich inzwischen bei 337 angelangt!

Am Mittwoch waren noch Reste des Saharastaubs in der Luft und sogar im Wasser waren die Steine in Ufernähe gelb!

Eis zum Jubiläum

Exakt sechs Jahre ist es her, dass ich zum ersten Mal mit dem Eisschwimmen in Berührung gekommen bin. Am Valentinstag 2015 fuhr ich nach Mittelfranken, um für eine Radioreportage Sabine Croci zu interviewen. Und damals war es ein kalter, nebliger Wintertag, der halbe See war zugefroren und Sabine ist an der Eiskante geschwommen. Ich wollte es auch ausprobieren: Keine Chance!

Heute war fast der ganze Regattabadesee zugefroren. Wieder über Nacht! Gestern war nur am Ufer ein klein bisschen Eis, der kalte Ostwind hatte den See in Bewegung gehalten. Heute kein Wind – und dafür Eis. Mist!

So schnell kann’s gehen…
Die Menschen haben Eisstücke auf die Eisfläche geworfen.

Naja. Bei genauerem Hinsehen habe ich eine eisfreie Stelle entdeckt, die groß genug war, um zu schwimmen. Also bin ich da hingegangen. Gewatet. Denn leider war es ziemlich flach. Normalerweise schwimme ich hierher, aber anscheinend einen Meter weiter vom Ufer entfernt. Aber da war: Eis. Ich gehe weiter, am Ufer entlang und habe die Hoffnung auf Schwimmen schon fast aufgegeben.

Das könnte klappen…

Doch hier, wo ich normalerweise umdrehe und zum Steg zurückschwimme, kann es gehen. Es ist tief genug, das Wasser geht mir bis zum Bauch, also los. Fein. Kalt. Sonne von oben! Meine Wellen bringen die Eisschollen zum Singen und Klingen. Und ich muss aufpassen, wo ich hinschwimme, denn mein Bewegungsradius ist eingeengt. Aber macht nix, ich drehe um, um Runde zwei einzuläuten. Ich weiß nicht, wie lange ich geschwommen bin, aber irgendwann merke ich die Kälte und das ist ein Zeichen, dass es jetzt gleich gut ist. Ich habe wenig Lust, so weit zu Fuß zu gehen, deshalb schwimme ich so lange wie möglich. Eine gute Wasserlage ist im flachen Wasser Gold wert … haha!

Gestern war es auch sonnig, es war aber viel kälter. Zum einen tatsächlich, zum anderen gefühlt, wegen des Ostwinds. Da war die Schnur von meinem Thermometer wieder gefroren – steif wie ein Stock! Das Schwimmen war trotzdem schön, wie immer eigentlich.

Stocksteif ist die Schnur vom Thermometer gefroren

Geöffnet oder geschlossen?

Die Frage, ob etwas geöffnet oder geschlossen ist, prägt ja zur Zeit unser Leben. Gestern (10. Februar) haben unsere Politiker die Winterschwimmsaison – wie erwartet – verlängert. Also, eigentlich haben sie den Lockdown und damit die geschlossenen Hallenbäder beschlossen.

Das war gestern. Wie wird es heute nach der kalten Nacht sein??

Mich trieb heute aber eine andere Frage um: Ist der See noch offen? Ja, nachdem hier letzte Woche Frühling war, ist über Nacht der Winter zurückgekommen. Gestern Abend konnte man direkt zusehen, wie die Zahlen hinter dem Minus auf meinem Thermometer höher wurden – es wurde wirklich stündlich kälter. Und ich bin im Zwiespalt. Ich LIEBE es, wenn es so richtig kalt ist. Die schöne Luft, das tolle Licht! Ein bisschen Lappland hier in Bayern, wenn ich schon nicht nach Finnland fahren kann … Heute morgen war in München auch genau die Stimmung, die ich nördlich des Polarkreises so liebe: Pastellfarbener Morgenhimmel, die Sonne geht sanft auf, die Luft ist klirrend kalt. Ich bilde mir ein, dass ich das durch das geschlossene Fenster sehe. Und dann war ich die ganze Zeit total hibbelig. Ich.will.zum.See! Ich.will.schwimmen! Los. Jetzt!

Die Radlfahrt war dank Schneefalls gestern (hätte es jetzt wegen mir nicht gebraucht) eine ziemliche Geduldsprobe. Ich hab mich nämlich schon wieder voll gut an freie Straßen und zügige Fahrt gewöhnt. Aber, hilft ja nix. Spikesradl gepackt und los. (Gestern war ich damit auch am See, da war das Radln echt ätzend, weil ich vor lauter Tropfen auf der Brille kaum was gesehen habe.)

Die Fahrt dauert also länger als normal, klar, vorsichtig und so. Und dauernd denke ich: See, bist du offen oder hast du eine Eisschicht? Ich weiß ja, dass das über Nacht gehen kann. Und im Januar war’s nicht so kalt wie heute Nacht.

Dann, endlich, die Erlösung: Ich fahre den Buckel rauf, biege vorsichtig um die Ecke, sehe den See… und: gaaanz leichte Wellen. Juhu! Ich hab mich noch nie so über Wellen (also, eher Kräuselungen) gefreut wie heute. Ich kann zumindest schwimmen! Vielleicht auch am Steg? Das wäre fein!

Nur das kleine Fizzelchen am Ufer ist Eis. Der Rest ist eisfrei. Juhu!

Die Hütte steht in der Sonne, der Schnee glitzert und die Enten schwimmen. Sie schwimmen. Sie watscheln nicht. Juhu! Das habe ich mir nach dieser anstrengenden Fahrt auch verdient. Ich bin sowas von entschlossen, obwohl es echt kalt ist. Minus fünf Grad oder so. Und gleichzeitig spüre ich, dass die Sonne etwas wärmt. Fein! Mei, so schee scho! Über dem Wasser wabert eine kaum wahrnehmbare Dampfschicht. Also, echt! Sowas Schönes! Und da werde ich jetzt schwimmen. Jawollja!

Am Rand ist ein kleines Fizzelchen Eis, das zertrete ich mit dem Fuß und sage: Du brauchst hier gar nicht wachsen… haha. Ich bin gut drauf. Ich gehe rein, das Wasser ist irgendwie „hart“, aber nicht so kalt. Als mir vergangene Woche vom Radln so warm war, war’s fast unangenehmer. Untertauchen, losschwimmen. Ach, schön! Und ja, auch kalt. Klar. Ist ja Winter. Die Sonne scheint auf meinen Kopf, ich bin hochkonzentriert und schwimme zur Birke. Und zurück zum Steg. Und nochmal dasselbe. Dann ist es für heute gut, das waren dann 4 Minuten.

Sonne und Glitzerschnee am See

An der Hütte in der Sonne kann ich mich gut aufwärmen. Ich genieße es, trinke meinen heißen Tee. Die Wärmflasche wärmt die Füße, ich reibe meine Hände, damit die Finger nicht steif werden. Und dann mache ich noch 10 Kniebeugen. Weil mir vorgestern beim Heimradln auf einmal so kalt war, dass ich total gezittert habe. Ich hatte echt Angst, dass ich vom Rad falle, weil es so krass war. Ich habe dann auch angehalten und Kniebeugen gemacht. Jetzt mache ich die vorher, habe ich gestern auch so gemacht. Ist prima. So. Leider muss ich den schönen Wintersonnenplatz mit dem Glitzersee verlassen. So ein schöner Ausflug!


Eisbrecherin

So – jetzt dürfte ich dann eigentlich alle Extreme beim Winterschwimmen geschafft haben: Schwimmen im Wind, im Schnee, an der Eiskante, Rumstehen im Eisloch und heute: Eisbrecherin!

Zwei spannende Fragen gibt’s für mich zur Zeit: Wie sind die Straßenverhältnisse zum Radln? Und ist der See eisfrei? Beides war heute objektiv betrachtet eher nicht gegeben. Gestern hatte es in München viel geschneit und aus der Erfahrung weiß ich, dass der Winterdienst damit oft überfordert ist. Aber es gibt auch gute Chancen … naja. Ich wage es einfach. Ein Blick in die Webcam der Regattastrecke hat mir gezeigt, dass die zumindest eisfrei sein müsste, es schwamm eine Ente und hinterließ eine Bugwelle.

Das Radln war mühsam auf kaum geräumten Wegen, zudem war der Schnee schon weich geworden. Ich fahre vorsichtig und langsam, die Spikes helfen hier nicht viel. Als ich aus der Stadt raus bin und auf der Forststraße ankomme, wird’s besser: Festgefahrener Schnee ohne Salz, das geht ganz gut zum Radln. Und zum Langlaufen, denn ich sehe immer mal wieder jemanden auf Skiern.

Während der ganzen Fahrt denke ich nur: Ich hab mir verdient, dass der See eisfrei und beschwimmbar ist. Nach so einer Strapaze!

Geht’s oder geht’s nicht??

Der See bietet ein ähnliches Bild wie am Montag: weiß-grün. Aber: Wie dick ist die Eisfläche? Ich stelle mein Rad ab, hinterlasse Fußspuren im jungfräulichen Schnee und teste am Ufer die Eisdicke. Ein kleiner Klacks mit der Hand reicht und das Eis bricht. Weiter draußen ist das Wasser sogar zu sehen. Ich werfe Steine auf die Eisfläche dazwischen. Sie versinken. Aha. So kann es gehen!

Meine Spuren im Schnee…

Zurück zur Bank, meiner „Homebase“, und bereitmachen zum Schwimmen. Als ich im Badeanzug dastehe, kommen zwei Langläufer, ein älteres Ehepaar. Sie staunen nicht schlecht und fragen, ob ich das regelmäßig mache. Ich bejahe und sage, dass ich jetzt loslegen muss, weil es sonst zu kalt ist. Verständiges Nicken, dann ungläubige Blicke. Denn am Ufer muss ich mich bücken, um mir mit den Händen den Weg freizumachen. Das Eis bricht zum Glück ganz leicht, ich räume die Stücke weg und bahne mir den Weg ins Wasser. „Ich könnte ja fast Ihren Skistock gebrauchen“, rufe ich den Herrschaften am Weg zu. Sie nicken. Irgendwann habe ich es geschafft, ich stehe bis zum Bauch im Wasser, kalt ist mir nicht, außer ein bisschen an den Händen vom Eisbrechen. Jetzt bin ich in dem „Pool“ angekommen, hier ist es ideal: Nicht zu flach und nicht zu tief. Ich kann schwimmen. Allerdings nicht sonderlich weit, denn überall ist Eis! Und zum Glück ist die Luft mit einem oder zwei Grad im Plusbereich, nicht, dass ich hier noch festfriere! Haha.

Ich schwimme im Kreis und denke mir, dass eine 25-Meter-Bahn jetzt doch ganz schön lang wäre. Weil das neue Eis hier durchsichtig ist, muss ich höllisch aufpassen, dass ich mit dem Hals nicht an die Kante schramme. Deshalb versuche ich, die Hände etwas oberhalb der Wasseroberfläche zu ziehen, um möglichst viele Wellen zu machen. Das hat noch einen weiteren Vorteil: Ich höre das Eis wieder singen und klingen. Wenn meine Mini-Wellen an die Eiskante rollen, klingt es. Und wenn dabei kleine Eisschollen übereinander rutschen, klirrt und klimpert es. Schade, dass ich mein Mikrofon nicht platzieren kann! Das ist ein sehr schönes Geräusch! Und es lenkt ein bisschen von der Im-Kreis-schwimm-Monotonie ab. Ich glaube, dass ich im Sommer auf so einer Mini-Fläche nicht so lange rumschwimmen würde … aber ich habe ja den Ehrgeiz, die fünf Minuten zu schaffen. Und noch hat mein Handy nicht geklingelt. Das Thermometer zeigt immerhin eine realistische Temperatur an: 3 Grad.

Wenn man genau hinschaut, erkennt man, wo ich schwimmen konnte…

Und dann höre ich eine wohlbekannte Melodie, Zeit zum Rauskommen. (Ich habe schon Scherze gemacht, dass ich wie ein Kuchen bin, der darf auch erst raus, wenn die Eieruhr klingelt…). Aber jetzt muss ich mir meinen Rückweg suchen, denn nur an meiner Eingangsfurt ist das Eis weg. Weil sich aber einige Eisschollen verschoben haben, muss ich wieder etwas rumräumen, um dann in die Furt zu kommen. Dann noch barfuß durch den schönen, weichen Schnee. Der ist aber auch kalt. Kälter als das Wasser, das kann ich trotz Eisfüßen noch wahrnehmen.

Boah! Also, das war echt ziemlich cool! Weil es windstill ist und sogar die Sonne etwas hinter ihren Schleierwolken hervorlugt, ist es gar nicht so kalt. Nur meine Finger, die sind steif und ich muss sie ganz viel bewegen, damit die Durchblutung wieder in Gang kommt. Aber das ist auch so, wenn ich „normalere“ Bedingungen zum Schwimmen habe.


Schneeschwimmen

Der Wetterbericht für diese Woche sieht nicht gut aus: Schnee und vor allem: Wind. Da wollte ich heute die Chance auf einen Schwimmausflug nutzen. Und so kam es, dass ich bei Schneefall auf mein Spikesrad gestiegen bin, um zum See zu fahren. Die Radwege waren nicht wirklich geräumt, aber der Schnee war frisch und so konnte ich gut radln. Ob der See eisfrei ist? Das ist meine Sorge.

Die letzten Meter zum See wollte ich lieber schieben, es war glatt unter dem Schnee. Als ich den See sehe, sehe ich auch, dass er weiß-grün ist. Also, weiß ist der Schnee auf der Eisfläche, grün ist das Wasser. Hoffentlich auch an meiner neuen Schwimmstelle.

Leider ist die Bucht hier auch schon zugefroren…

Tatsächlich ist es hier auch grün, aber es ist eine Eisschicht. Ein Test mit dem Fuß zeigt, dass es ziemlich fest ist. Also, natürlich nicht so fest, dass man draufgehen könnte, aber auch nicht so weich, dass ich es zertreten und hier reingehen kann. Am Steg ist alles weiß. Also gehe ich zur Landzunge zurück, hier war ich schon mal bei Schneefall schwimmen.

Hier geht’s noch!

Ich packe meine Sachen aus, sofort legen sich einige weiße, trockene Flocken auf die grün-blaue Decke und meine Kleidung. Aber da es frostig ist (haha, ideales Schwimmwetter), ist der Schnee eben trocken und es macht nichts aus. Es ist windstill, das ist gut. Ich gehe zum Ufer, hier ist es eisfrei, das bisschen Eis am Rand ist noch ganz dünn, es bricht sofort, als ich barfuß vorsichtig drauftrete. Ok, ich kann schwimmen. Juhu. Ich gehe weiter rein, es dauert ein bisschen, denn hier ist es sehr flach. Als ich untertauche, habe ich das Gefühl, als würde mein Körper vibrieren! Ein sehr interessantes Gefühl, das aber nicht stört, ich kann schwimmen wie immer. Viel Platz habe ich allerdings nicht, denn zum Ufer hin ist es sehr seicht, zur Seemitte hin kommt schon die Eisfläche. Und die ist auch gerade drauf und dran, sich auszubreiten! Tatsächlich! Ich schwimme und schiebe eine ganz feine, dünne, brüchige Eisfläche auseinander. Ohne meine „Wellen“ wäre das sicher in den nächsten Stunden weiter gefroren (vorausgesetzt, das Wetter bleibt so kalt wie im Moment). Ich bin begeistert! In solch extremen Umständen bin ich tatsächlich noch nicht geschwommen! Und: Ich mag’s ja, wenn es „nicht normal“ ist. Ich denke an den Prasselregen im Sommer im Dante!

Das Eis breitet sich aus…

Nach etwa vier bis fünf Minuten bin ich dann aber auch fertig mit dem Schwimmen. Schließlich ist es kalt, das Wasser hat zwar laut meinem Thermometer 4 Grad, aber ich glaube, dass meine Körperwärme da ihren Anteil dazu beigetragen hat. Sonst wäre es ja nicht am Einfrieren.

Umziehen klappt erstaunlich gut, ich muss immer wieder Schneeflocken wegschütteln, aber das macht mir nichts aus. Und natürlich ist mir dann kalt, ich spüre meine Finger kaum, ich zittere und denke: Ohgott und jetzt den ganzen langen Weg zurückradeln! Und das bei Schneefall, der mir jetzt entgegenkommt.

Ganz alleine war ich dann doch nicht! Diese Herren hier habe ich entdeckt, als ich mich auf den Heimweg gemacht habe.

Anfangs musste ich das Rad wegen der Glätte noch schieben. Und das war auch gut, ich fühlte mich so zittrig, dass ich Angst gehabt hätte, bei den unsicheren Verhältnissen vom Rad zu fallen. Und trotz Handschuhen sind meine Finger steif. Ich versuche sie zu bewegen, das gelingt kaum. Ein sehr unangenehmes Gefühl.

Als ich aus der Glättezone herauskomme, nach 800 oder 1200 Metern, steige ich aufs Rad und fahre vorsichtig im Schnee. Und dann wird mir auch wärmer, sogar die Finger sind weniger steif. Die sanfte Bewegung auf dem Rad wärmt dann auch die Muskulatur gut auf, so dass ich daheim wohlig warm ankomme. Wer weiß, ob ich diese Woche noch eine Chance auf Schwimmen habe? Bei Wind, der ja angekündigt ist, und böig sein soll, habe ich keine Lust.

Gestern hat der Wind den Schnee übers Eis geweht. Lustigerweise sehen die Wolken am Himmel ähnlich aus.

Gestern war es nämlich auch schon sehr windig, das war beim Radln schon oft grenzwertig. Und am See gab’s dann richtige Wellen. Da habe ich tatsächlich kapituliert. Denn wenn ich vor dem Schwimmen schon ausgefroren bin, weil der Wind mich so auskühlt, wird’s beim Schwimmen nicht besser und umziehen danach – ohne Windschutz – ist einfach nur grausam. Zumindest für mich.

Am Samstag war’s auch schon windig, aber noch nicht so schlimm und nicht so böig. Da war ich dann tatsächlich in der Regattastrecke schwimmen. Mit den ganzen Wasserpflanzen und den Wellen, die mir ins Gesicht gespritzt haben, war das auch kein so schönes Erlebnis. Umziehen klappte ganz gut, windgeschützt aber nicht besonders schön im Bereich der Tribüne.

Sieht sommerlich aus, war aber sehr kalt wegen des Windes.

Ich hoffe, dass Wind und Eis bald den Rückzug antreten und ich wieder am Steg schwimmen kann. Und dann zum Aufwärmen ein bisschen in die Sonne blinzeln kann und so eine Auszeit von diesem ganzen Corona-Mist habe.


Eisschollen-Tetris

Es ist seit zwei Tagen warm in München: Föhn! Da war meine Hoffnung groß, dass das Eis am Regattabadesee weniger wird, vielleicht sogar am Steg eisfrei sein wird.

Aber was muss ich heute Vormittag entdecken? Da, wo ich gestern noch schwimmen konnte, wenn auch etwas beengt, geht heute gar nix mehr! Hallo? Eis statt Wasser, was soll das? Ist es nachts tatsächlich so kalt?

Bestes Schwimmwetter und dann sowas: Eis!

Ich sehe aber aus der Ferne, dass jemand an der DLRG-Hütte ist, an den königsblauen Handtüchern erkenne ich die „Imwasserstehpolen“ und hoffe, dass sie ein Loch ins Eis geschlagen haben. Denn so scheint es aus der Ferne.

Als ich näherkomme, bestätigt es sich: Die haben hier eine Schneise und ein Loch ins Eis gehauen. Die beiden sind auch schon wieder angezogen, packen gerade ihre Axt (!!) in die Schutzhülle. Dann wird es wohl heute so sein, dass ich nicht schwimme, sondern nur „bade“ oder halt im kalten Wasser rumstehe. Ich bin gespannt!

Rechts vom Steg haben die beiden mit ihrer Axt den Weg freigemacht.

Es ist irgendwie lustig, durch die schwimmenden Eisschollen neben dem Steg zu waten, um zu dem etwas größeren Loch zu kommen. Zum Schwimmen ist es zu klein, es ist vielleicht zwei Meter lang. Und auch hier treiben die Eisschollen in verschiedenen Größen umher. Ich stehe also bis zur Brust im Wasser. Die Hände lasse ich mal draußen, außerdem habe ich keine große Lust, unterzutauchen, um dann dauernd in einer Art Kniebeuge zu stehen, damit der nasse Körper nicht oberhalb des Wassers ist.

Schwimmende Eisschollen

Hm. Fad. Nur blöd rumstehen. Ich beginne zu gehen. Immer im Kreis, treibe vor mir die Eisschollen her. Höre ich schon meinen Handy-Timer? Haha, natürlich nicht. Fünf Minuten können lang sein, wenn man nur blöd rumsteht. Also gehe ich weiter im Kreis, jetzt fange ich aber an, die Eisschollen zu verschieben. Hin und her und her und hin und ui, das ist ganz lustig. Ich lasse sie über die Eisfläche schlittern, ich mache mir einen Spaß daraus, sie zerbrechen zu sehen. Und ich habe einen Plan (es ist immer gut, einen Plan zu haben): Ich will hier am Eisloch Ordnung schaffen. Also alle Eisschollen wegräumen. Da ist eine. Und da ist noch eine. Ah, die ist aber groß! Die schiebe ich einfach mal unter die Eisoberfläche. Die kleine da, die kann ich wieder über die Fläche schlittern und splittern lassen. Was für ein Geräusch! Yeah. Noch eine. Noch eine. Und noch eine.

Ich habe aus- und aufgeräumt!

Ok, nach einer Weile ist auch das Spiel fad, meine Füße sind kalt. Es ist relativ aufgeräumt, ich gehe Richtung Ufer. Und da höre ich eine wohlbekannte Melodie: Die Zeit ist um! Fünf Minuten Eisschollen-Tetris sind vorbei.

Das Umziehen klappt total gut, weil ich weder kalte Finger noch nasse Badeanzugträger habe. Flugs bin ich angezogen und kann auf den Treppen die Sonne hinter ihrer Wolkenschicht genießen, bevor ich wieder nach Hause gehe und dann radle. Aber so richtig zufrieden bin ich nicht. Ohne schwimmen ist es halt nicht so schön!

Mein Werk!

Klirrendes Eis beim Schwimmen

Es bleibt spannend! Seit der See über Nacht eine Eisschicht bekommen hat, ist es total spannend. Kann man schwimmen? An welcher Stelle? Ist das Eis wieder weg? Oder wieder mehr geworden? Fragen, die man sich im Hallenbad nicht stellt. Und gerade wurde auch die Winterschwimmsaison verlängert (Galgenhumor für: Der Lockdown bleibt bestehen).

Immer noch vereist…

Wegen des Eises ist es zur Zeit nicht möglich, an der schönen Stelle beim Steg und der Hütte zu schwimmen. Ich bin an eine andere, eisfreie Uferstelle ausgewichen. Am Samstag war es allerdings total windig, da war das Umziehen ohne schützende Hauswand noch viel schlimmer. Und es hat mir gezeigt, dass Wind wirklich das aller, aller, allerschlimmste ist!

Der Wind war nicht besonders stark, aber sehr unangenehm!

Der Beweis: Am Sonntag habe ich die Schneefall-Lücke zum Radln genutzt, aber just, als ich schwimmen wollte, fielen ein paar Flocken. Das Schwimmen war wieder sehr schön und auch beim Rausgehen und Umziehen war es gut, weil es windstill war.

Grau, aber windstill: gute Bedingungen zum Schwimmen

Gestern musste ich, um ins Wasser zu kommen, eine dünne Eisschicht am Ufer aufbrechen. Etwa 30 Zentimeter ragte das Eis vom Ufer ins Wasser, also kein Problem.

Schöner, griffiger Schnee und etwas Eis am Rand

Und heute? Musste ich erstmal auf glattem Eis-Schnee die paar Meter zum Wasser überwinden, gar nicht so einfach barfuß! Die Badeschlappen habe ich nicht angezogen, das erschien mir noch rutschiger.

Die größte Herausforderung war der eisige und rutschige Schnee am Ufer!

Anders als gestern war der Übergang von Ufer zu Wasser eisfrei, aber auf dem See trieben ein paar Eisschollen. Wobei „Schollen“ ja sehr hoch gegriffen ist, es waren einfach kleine Eisteile. Denn, obwohl es momentan sehr warm ist (und gestern sogar geregnet hat), hat der See eine ganz dünne Eisschicht, eine Haut, bekommen. Die war schon etwas zerbrechlich, so dass ich schwimmen konnte.

Obacht! Lose Eisteile…

Ich musste höllisch aufpassen, dass ich nicht ins Eis schwimme, denn es war glasklar und schlecht zu sehen. Und Eis kann scharf und spitz wie Glas sein. Wenn man dann noch kalte Finger hat, spürt man es nicht mal, wenn man sich schneidet. Und so wurde aus meiner schönen 100-Meter-Bahn eine 20-Meter-Bahn. Ich konnte eigentlich nur im Kreis schwimmen, denn die Eisschicht war zwar dünn, aber trotzdem haltbar. Also drehe ich hier meine Runden und meine Wellen bringen die losen Eisstücke zum „Singen“ und „Klingen“. Denn immer, wenn meine Wellen zu nah an der Kante waren, schlugen die Stückchen gegeneinander. Das war vielleicht schön! Und ein bisschen Abwechslung zur Im-Kreis-Schwimm-Monotonie. Das Schwimmen kam mir dann ziemlich lang vor, ich habe schon die Ohren gespitzt, ob ich meinen Handy-Timer höre. Aber: nix. Nur Eisklirren und kein Zeitgefühl. Als auch das Gefühl in den Fingern ganz verschwinden wollte, habe ich beschlossen, dass jetzt Schluss ist mit im-Kreis-drehen und ich rausgehe. Und dann war die Zeit um, das Handy spielt eine Melodie. Ich darf raus … haha!

Heute muss ein Blick zur Hütte mit Steg genügen…

Die Sonne war hinter Schleierwolken, trotzdem spüre ich, wie viel Kraft sie schon hat. Ich genieße noch ein paar Minuten Ruhe am See, bevor ich wieder in die Stadt fahre. Ein Bild vom Steg gibt’s heute nicht: Der Weg war einfach nur eisig und weil ich keine Schlittschuhe dabei hatte, muss ein seitliches Bild ausreichen.


Von Eis- und Wolkenlücken

Mensch, hat mir das Schwimmen gefehlt! Meine Laune war auch nicht besonders gut, der starke Westwind hat mir das Schwimmen an der Regattastrecke verleidet, ich war total ausgefroren, auch ohne im Wasser gewesen zu sein. Und dazu kommen glatte Radwege …

Vielleicht erkennt man es nicht so gut: da sind ziemlich viele Wellen auf der windgeschützten Regattastrecke

Aber heute war ich guter Dinge: Kein (oder kaum) Wind, hoffentlich ist die Lücke im Eis vom Mittwoch nach dem Wind noch da und hoffentlich kann ich gut radeln. Auto habe ich ja keins. Radln ging so lala, ich war sehr froh um meine Spikes-Reifen. Außerhalb der Stadt war die Straße sogar komplett weiß, festgedrückt, so dass ich dort prima radeln konnte und bis zum See gefahren bin. Ich hatte die letzten Male ja das Rad abgestellt und bin zu Fuß gegangen. Aber heute ging’s. Und was sehe ich am See: Da ist Wasser. Zum größten Teil ohne Eis.

Lücken an den falschen Stellen… hier am Steg ist Eis.

Das Eis ist halt leider an der falschen Stelle – nämlich genau an meiner Schwimmstelle. Übrigens ebenso mit dem Hochnebel, der ist auch an der falschen Stelle: Nämlich genau da, wo die Sonne ist.

Nun gut, ich hatte mir am Mittwoch ja schon eine Alternative angesehen und da gehe ich heute schwimmen. Es gibt eine Bank, wo ich mein Lager aufschlagen kann und der See bietet hier auch eine schöne Schwimmstrecke in nicht zu flachem und nicht zu tiefem Wasser.

Nicht nur ich will schwimmen…

Beim Umziehen ist es kalt, es ist frostig. Ich denke mir: Wenn ich mich jetzt ausziehe, gibt’s kein Zurück! Aber ich habe so derart Lust auf Schwimmen, dass ich mich sofort bereit mache. Die Sonne macht sich inzwischen auch bereit, nur bin ich mit „Umziehen“ schneller als sie. Sie ist noch etwas hinter den Nebelschwaden versteckt, vielleicht geniert sie sich auch?

Ich stelle meinen Handy-Timer zum Spaß auf 5’25 Minuten, wenn die Zeit um ist, wird er klingeln. Haha. Es ist nämlich keiner da. Also, keiner, den das stören könnte; und keiner, der auf die Uhr schauen könnte. Ich gehe ans Ufer, ins Wasser, ja, kalt. Schon klar, da hinten, nicht weit entfernt, ist die Eisdecke. Untertauchen, abwarten, losschwimmen. Schön! Mei, so schön. So lange musste ich verzichten (Mo, Di, Mi, Do!), jetzt darf ich wieder. Ich habe eine schöne Strecke am Ufer entlang, erst in die eine Richtung, dann zurück in die andere. Und dann nochmal. Mir wird kalt, aber ich bin entschlossen. Hat schon was geklingelt? Nein. Naja, ich muss ja auch erst zurückschwimmen. Sehe meine Schuhe am Ufer, schwimme noch einen Bogen. Und dann schrillt ein Höllenlärm los! Also, es ist natürlich kein Höllenlärm, aber es ist das einzige Geräusch außer meinem Wasserplatschen. Geschafft! Fünf Minuten, obwohl ein Großteil des Sees zugefroren ist. Yeah! Blick aufs Thermometer: 4-5 Grad ist das Wasser „warm“. Erstaunlich.

Blick von der eisfreien Schwimmstelle zur Hütte

Ich ziehe mich an und sehe, wer sich auszieht: Die Sonne! Lässig wirft sie den Schleier ab und scheint mich seitlich an. Und wo scheint sie direkt hin? Natürlich an meinen Stammplatz an der Hütte. Also packe ich alles in den Rucksack, um mich im Schutz der Hütte, an der warmen Holzwand, ein bisschen aufzuwärmen. Auf dem Weg dorthin kribbelt es in mir, die Kalt-Warm-Wellen durchfluten mich. Ich setze mich auf „meinen“ Platz, schließe die Augen, genieße die Sonnenwärme, trinke einen Schluck heißen Tee.

Da war die Sonne schon fast wieder weg…

Mann, bin ich glücklich! So schön! Aller Ärger rund um Corona und nicht geräumte Radwege und überhaupt: Vergessen! Noch ein, zwei, drei Minuten genieße ich die Stille, Wärme und Sonne. Und dann ist es vorbei. Weil die Sonne beschlossen hat, dass es jetzt reicht und sie ihren Schleier wieder überwirft. Hast ja recht, ich muss auch zurück. Dass mir so ein schöner Moment geschenkt wird, hätte ich nicht zu träumen gewagt!


Eis über Nacht

Ich liebe kalte Nächte! Wenn es so richtig frostig ist, ist die Luft richtig schön. Allerdings schwingt in diesen Zeiten auch die bange Sorge mit: Wird der See zufrieren? Da draußen, zwischen den Feldern, ungeschützt, allein in der Kälte? Am Wochenende hatte ich schon Bedenken, aber zum Glück war alles gut und das Wasser flüssig.

Deshalb war ich heute eigentlich guter Dinge, als ich mich zum See aufgemacht habe. Wird schon nicht so schnell komplett zufrieren, das Wasser hatte immerhin noch 4 bis 5 Grad. Es ist auch kaum kälter geworden seit den Tagen vor Weihnachten. Also radle ich frohen Mutes durch die Kälte und den Nebel. Bis auf meine Hände ist mir echt warm, obwohl ich nicht besonders dick eingepackt bin. Da freue ich mich schon fast auf das kühle Bad. Das letzte Stück zum See ist für mich jetzt Fußweg, die Straße ist voller Schnee, Spurrillen und Eis. Aber so komme ich an dem kleinen putzigen Schneemann vorbei: Er ist noch da! (Man weiß ja nie, ob nicht jemand aus Spaß den kleinen Kerl von der Brücke stürzt.)

Ihm macht die Kälte nichts aus…

Als ich den See sehe, sehe ich: Eis! Ohje. Und zwar genau in der Hälfte, an der die Hütte steht, also meine Schwimmstelle ist.

Die Eiskante kann man schon sehen…

Aber ok… erstmal näher hingehen und hoffen. Vielleicht ist ja genau da noch kein Eis. Allerdings schwindet die Hoffnung mit jedem Schritt: Hier ist alles vereist, weiter in der Seemitte gibt’s ein großes Loch, die Enten haben kleinere Löcher für ihr Bad gefunden.

Still und starr ruht der See

Ich hacke mit meiner Ferse am Ufer ein kleines Loch ins Eis, gar nicht so einfach. Es dauert, bis es bricht. Das Eis ist etwa einen oder zwei Zentimeter dick und glasklar. Sehr schön, aber halt auch: blöd. Somit hat leider auch das letzte Bad geschlossen! Ich denke, dass es den kleineren Seen rund um München ähnlich geht.

Eiskalte Eindrücke

Die Regattastrecke ist gleich nebenan, ich beschließe, einen Blick zu riskieren und gehe rüber. Allerdings lässt sich von oben nicht so genau lokalisieren, ob es gefroren ist oder nicht. Ich war im Mai mal dort beim Schwimmen, so richtig gefallen hat es mir nicht. Zumal ich da über den Steg ins Wasser musste, also nicht langsam reingehen konnte. Keine Ahnung, ob es da jetzt eine andere Möglichkeit gäbe. Weil mir vorhin beim Radln so warm war, merke ich jetzt, dass mir vom Rumstehen und Fotografieren kühl ist.

Spiegelglatt oder Eisfläche?

Ich begutachte beim Zurückgehen am See noch eine halbwegs eisfreie Stelle, aber es sieht so aus, als wäre das Wasser hier anfangs total flach, vielleicht knöcheltief, dann wirkt es aber so, dass es steil in die Tiefe geht. Und ich bin allein, deshalb würde ich lieber nur da schwimmen, wo ich stehen kann. Also hüfttiefes Wasser. Deshalb lasse ich es für heute gut sein, auch, weil mir nicht mehr wirklich warm ist und die Aussicht, dass ich mich ausziehen muss, keine Freude macht. Normalerweise stört mich das nicht.

Am Ufer müsste ich erstmal die Eisschicht überwinden, um ins Wasser zu kommen.

Ich bin dann etwas traurig. Denn das Winterschwimmen hat mich gut durch den November und Dezember gebracht. Und einfach nur reingehen ins kalte Wasser, damit ich „drin“ war, darauf habe ich eigentlich keine Lust. Denn, wenn mir danach schon kalt ist, will ich wenigstens geschwommen sein.

Das würde vielleicht zum Reinstellen ausreichen…

Ausgebremst und angefroren

Nach meinem Kälteausflug am Dienstag war ich total motiviert. Eigentlich möchte man ja meinen, dass ich nicht mehr mag, weil es ja wirklich grausam kalt war. Aber ich hatte ja einen Plan und deshalb wollte ich wieder zum See. Doch dann wurde ich ausgebremst: Es hat geschneit! Leider so viel, dass die Radwege und Nebenstraßen unbefahrbar waren. Winterdienst ist in München leider immer ein Problem, außer man ist Autofahrer auf dem Mittleren Ring. Also musste ich „aussetzen“.

Fahrradstraßen in München werden anscheinend nicht geräumt…

Am Donnerstag war zwar immer noch Schnee, aber es schneite nicht mehr und so machte ich mich mit meinem Winter-Spikesrad auf zu einer „Erkundungstour“. Meine übliche Route war nur schwer befahrbar und wenn der schöne, platte Schnee demnächst mit Matsch und Spurrillen versehen ist, wird es nicht besser. Ich bin nicht ganz bis zum See gefahren, weil mir schon klar war, dass das letzte Stück voller Schnee ist. Es ist nur eine Forststraße, das habe ich im Dezember schon gesehen, wie es da ist. Zurück in die Stadt bin ich dann eine andere Route gefahren, die meiner Freundin Diana. Sie wohnt zwar im Osten der Stadt, aber ihr Weg führt am Olympiapark vorbei und der ist von mir auch nicht so weit weg. Und siehe da: Hier ist geräumt! Fein, der Plan für die nächsten Tage steht!

Schön mit Schnee. Blöd wegen Wind.

Am Freitag war es am See ziemlich windig. Schwimmen war schön, die Wellen waren nicht schlimm. Das Wasser ist konstant 4-5 Grad „warm“. Beim Umziehen danach habe ich allerdings geflucht. War das kalt. Ich habe kaum eine windstille Ecke gefunden, meine Finger waren taub, ich war froh, als ich zurückfahren konnte. Was heißt fahren? Ich habe mein Rad geschoben, der Untergrund war mir nicht geheuer. Vor allem nicht, wenn ich so ausgefroren bin und zittere.

Der See spiegelt den Himmel.

Am Samstag war’s dafür umso schöner! Sonne! Kein Wind! Diana dabei! Am See ist der Dantebad-Bekannte und seine Frau. Es ist ganz schön was los, weil noch ein Schwimmer kommt. Er hat, wie ich später erfahre, mich schon mal gesehen („Da war eine mit einer weißen Badekappe, voll professionell!“, hat er dem Dantebad-Mann erzählt, der es mir erzählte). Er will es auch ausprobieren, schließlich sind die Bäder ja noch immer (und noch werweißwielange) geschlossen. Er schafft es auf Anhieb, nur in Badehose eine Minute zu schwimmen. Ich bin beeindruckt. Weil die Sonne scheint und die Wasseroberfläche so schön glatt ist wie länger nicht, schaffe ich meine fünf Minuten „locker“, sogar etwas mehr: 5’20 sagt Diana, als ich aus dem Wasser komme. In der Sonne, ohne Wind, ist umziehen gleich viel einfacher. Es ist herrlich, dass ich mein Gesicht in die Sonne halten kann, während ich meinen Tee trinke und mich warmzittere.

Sogar noch etwas mehr Sonne, als ich fertig bin mit dem Schwimmen.

Und dann erfahre ich, dass ich am Mittwoch (da war Feiertag) schon vermisst wurde. Ob es mir wohl zu kalt war? Nein, natürlich nicht! Ich wäre gern bei Schneefall geschwommen, aber radln war nicht möglich. Flugs werden Mitfahrgelegenheit angeboten und Telefonnummern ausgetauscht. So schön ist eine Schwimmgemeinschaft!

Etwas später trudelt auch der Neoprenmann ein, ein großes Hallo, jetzt sind alle da! Und dann stellt sich heraus, dass jeder auch am Freitag da war, aber zu unterschiedlichen Zeiten. Ja, der Wind war grausam. Beim Umziehen, beim Schwimmen war es schön!

Heute Nacht war es kalt. In der Stadt, an der Hauswand spätabends – 3 bis – 4 Grad, klarer Himmel. Ich mag sowas ja. Wobei da natürlich die Sorge mitschwingt, dass der See, so ganz allein da draußen vor der Stadt, zufrieren könnte. Als ich durch den Olympiapark radle, am Oly-See entlang, sehe ich, dass der zu drei Vierteln eine Eisschicht hat. Gestern beim Heimfahren war da noch nichts. Ohje! So schnell kann’s gehen!

Der Regattabadesee liegt so ruhig vor uns, dass ich erst denke, dass auch er eine Eisschicht hat. Aber zum Glück nicht, nur am gegenüberliegenden Ufer. Ich schwimme da ja nicht hin, aber die beiden Männer mit ihren Neoprenanzügen. Naja, neue Route, würde ich sagen.

Mystisch mit Nebel

Direkt am Ufer ist auch ein bisschen Eis. Man sieht es kaum, auf den Fotos noch weniger. Mit dem Nebel ist es zwar grau, aber ich finde, das ist eine ganz tolle Stimmung!

Eis, Eis, Baby!
Zum Glück ist das Eis ganz dünn und deshalb noch kein Hindernis!

Nachdem ich die letzten beiden Male so kalte, schmerzhafte Finger hatte, wollte ich heute die Neoprenhandschuhe noch mal ausprobieren. Es fühlt sich immer etwas komisch an, damit zu schwimmen. Aber während des Schwimmens ist es dann ganz ok, die Finger schmerzen nicht. Ich schwimme meine übliche Route, merke aber, dass ein ganz feiner, fieser Ostwind weht. Wobei „weht“ jetzt übertrieben ist. Er ist halt „da“. Als ich dann aus dem Wasser gehe (noch immer 4-5 Grad), muss ich die Handschuhe ausziehen, um mein Handtuch nehmen zu können. Leider sind die Finger doch etwas ohne Gefühl, so dass es sehr schwer ist, den Saum zu greifen und den Handschuh abzuziehen. Irgendwann schaffe ich es, doch das Gefühl: Was, wenn nicht? macht mich unzufrieden. Deshalb werde ich wohl wieder ohne Handschuhe schwimmen.

Mir bringen die Neoprenhandschuhe nicht so viel…

Ich ziehe mich an, es ist unfassbar kalt. Keine Ahnung, wie tief die Temperatur war, in der Stadt waren es – 1, -2 Grad an der Hauswand. Mein Handtuch, Badeanzug und die Thermometerschnur sind jedenfalls ziemlich angefroren, als ich sie einpacken will. Die Schnur ist steif wie ein Stock! Zum Glück sitze ich windgeschützt, denn es ist echt kalt hier.

Auf dem Heimweg habe ich dann diesen kleinen Kerl entdeckt. Sehr nett, deshalb wollte ich ihn unbedingt fotografieren.

Hoffentlich bleibt es kalt, so dass er hier noch ein bisschen bleiben kann…
Ist der nicht herzallerliebst?

Und noch eine witzige Anekdote: Eigentlich wäre ja morgen, 11. Januar, der Lockdown beendet gewesen (so war es mal angedacht). Mein „Lockdown“-Duschgel ist jetzt jedenfalls aufgebraucht! Ich hatte es zum ersten Mal benutzt, als die Hallenbäder am 2. November geschlossen waren.

Schluss mit „Winterträume“…

Die lokalen Medien sind jetzt übrigens auch auf die Eis- und Winterschwimmer und Eisbader aufmerksam geworden. Ein neuer Trend im Lockdown? Kälte-Kick statt Pandemiefrust? Hier könnt ihr die Artikel lesen und euch selbst ein Bild machen. Und wer’s ausprobieren will: Langsam anfangen, sich nicht überfordern und weitere Tipps von mir.