Monatsarchiv: März 2021

Herabschauender Hund statt Chlorhuhn

Dass Schwimmen gut für den Rücken ist, wissen wir ja. Und ohne Hallenbäder erfahren es die meisten wohl am eigenen Leib – so wie ich auch. Weil ich im unteren Rücken eine ziemlich hartnäckige Verspannung hatte, habe ich mit Rücken-Yoga-Übungen angefangen, das war ein Tipp meiner Freundin Diana. Die tägliche Routine tut mir und meinem Rücken gut und siehe da: Yoga ist auch für Schwimmer gut! Denn es fördert gleichzeitig Beweglichkeit und sorgt für Stabilität – perfekt! Ich habe darüber im Fitnessmagazin auf B5 aktuell berichtet. Meine Interviewpartner waren Vera Gloger und Stefan Drexl. Beide sind aktive Triathleten, sie kennen also die Anforderungen an den Sportler. Vera bietet Yoga spezielle für Ausdauersportler an, Stefan Drexl ist Triathlontrainer und auch er empfiehlt Yoga fürs Training an Land.

Wie ich ja in einem früheren Eintrag geschrieben habe, habe ich anfangs nur die Rücken-Übungen gemacht. Bis es mir langweilig wurde und ich mir neue Videos gesucht habe – und grandios gescheitert bin. Krieger, Taube, Schmetterling – hä? Werwowie? Und vor dem „Flow“ hatte ich ziemlich Respekt. Aber wie es so ist: Jetzt freue ich mich immer, wenn ein Flow kommt. Denn wenn die einzelnen Positionen – Asanas – miteinander verbunden werden, fühlt es sich für mich gut an. Stefan Drexl findet das Vinyasa-Flow-Yoga vor allem deshalb für Schwimmer gut, weil es ähnlich dynamisch ist wie das Schwimmen selbst auch.

Das hier war mein „Einstiegsvideo“:

Seit einem Vierteljahr mache ich die Yoga-Übungen täglich. Und seit ich nicht nur die Anfänger-Rücken-Videos mache, sondern mein Spektrum erweitert habe, bemerke ich auch, wie gut mir das tut. Es gibt am Ende der meisten Videos eine Entspannungssequenz, Shavasana. Das fand ich zum Beispiel doof, so nach dem Motto: Ok, Pflichtprogramm erfüllt, Rücken gedehnt und bewegt – auf zum nächsten Punkt des Tages. Aber je öfter ich die verschiedenen Sequenzen mache, desto mehr weiß ich diese Schlussentspannung zu schätzen. Es variiert zwischen einer und drei Minuten, manchmal sind mir die drei Minuten dann auch zu lang. Aber so eine oder zwei Minuten da liegen, ruhig atmen, die Einheit nochmal passieren lassen, nachspüren und vor allem: nichts tun oder denken – das finde ich jetzt richtig schön. Denn wenn man ehrlich ist: Wann nimmt man sich diese Zeit mal, diese Aus-Zeit? Irgendwie ist ja immer was: arbeiten, radln, schwimmen, lesen, telefonieren, Nachrichten beantworten … aber mal ein, zwei Minuten nur Ruhe und gar nichts machen? Das gibt’s nicht mal bei mir und ich habe kein stressiges Leben. Umso mehr hat es mich überrascht, dass ich diese kleine Mini-Ruhe anfangs nicht genießen konnte. Jetzt möchte ich es nicht mehr missen!

Dass Yoga anstrengend sein kann, habe ich zwar gehört, konnte ich mir aber auch nicht vorstellen. Aber ja, das gibt’s auch! Und zwar nicht unbedingt, weil es um viel Ausdauer oder Kraft geht. Für mich sind die Einheiten, in denen man viel Gleichgewicht halten muss, oft anstrengender! Da bin ich mal richtig ins Schwitzen gekommen. Probiert’s gern selbst aus …

Außerdem sagt die Länge einer Einheit nichts über die Intensität aus. Ich nehme gerade an einer 30-Tage-Challenge teil, da gibt’s jeden Tag ein Video. Eines hieß ganz harmlos: 15 Minuten Morgen-Routine, kraftvoll in den Tag. 15 Minuten, denke ich, das ist ja nix. Vielleicht mache ich danach noch ein zweites Video. Haha! Da ging’s ziemlich knackig zur Sache, das war fordernd, aber auch schön.

Der Vorteil dieser Challenge ist: Jemand hat sich die Mühe gemacht und eine Sammlung angelegt mit sehr unterschiedlichen Einheiten. Ich freue mich jeden Tag darauf und lasse mich auf viel Neues ein: Eine 10-minütige Meditation – warum nicht? Sechs Mal Sonnengruß? Bestimmt langweilig, aber naja, steht halt auf dem Plan. Und was soll ich sagen? Es war beides schön. Bei der Challenge war schon Halbzeit, das ging echt schnell vorbei.

Das ist die Challenge, die Play-List gibt’s auf YouTube.

Falls ihr schon länger Yoga macht, wundert ihr euch vielleicht über diesen Eintrag. Falls ihr gar keinen Bezug zu Yoga habt, kann ich euch nur sagen: Hatte ich auch nicht. Ich hatte nicht mal eine Meinung dazu. Aus der Not heraus (Rückenbeschwerden) bin ich dazu gekommen und ich habe festgestellt, dass es mir gut tut und Freude bereitet. Und hey: Ihr habt nichts zu verlieren, außer ein paar Minuten, um es einfach mal auszuprobieren. Mein Tipp: Lasst euch drauf ein, probiert es einfach aus. Es gibt so viele Varianten, Positionen und Intensitäten! Da ist für jeden was dabei.

Ich fand das Video hier für Schwimmer ganz gut, es kräftigt Arme und Schultern:

Für alle, die erst mit Yoga anfangen, kann ich dieses Video empfehlen. Das hat mir den Einstieg erleichtert:


50 Tage in Folge Winterschwimmen

Heute ist – zumindest im Kalender – der letzte Tag des Winters. Morgen, am 21. März, ist Tag-und-Nacht-Gleiche und damit Frühlingsanfang. Dass ausgerechnet heute der 50. Tag Winterschwimmen in Folge ist, ist aber Zufall. Oder Glück, heute ist auch Weltglückstag.

Heute war es mit den Wolken und der Sonne ein Wechselspiel

Glück hatte ich heute auch, zumindest ein bisschen, mit dem Wetter. Aber es war kalt. Saukalt, um genau zu sein. Denn der Winter gibt noch nicht auf, die Nacht war frostig, und auch am Vormittag zeigt das Thermometer an der Hauswand in der Stadt knapp zwei Grad plus. Am See ist es kälter, außerdem schieben sich immer wieder Wolken vor die Sonne, ein ziemliches Hin-und-Her. Unterwegs sind sogar ein paar Flocken gefallen. Winter halt. Und nach dem Schwimmen war auch die Schnur meines Thermometers wieder ziemlich steif, wenn auch nicht tiefgefroren.

Das Schwimmen war ganz schön, immerhin besser als gestern. Gestern hatte ich totales Pech mit dem Wetter: Denn eigentlich hatte es sich in den vergangenen Tagen ungefähr alle fünf Minuten geändert. Nur gestern nicht – da fing es unterwegs an zu schneien und zwar harte, nasse Tropfen, und es hörte auch nicht mehr auf.

Es sieht romantischer aus als es war…

Die Tropfen-Flocken haben im Gesicht richtig wehgetan, auch beim Schwimmen (ich habe den Kopf ja über Wasser). Meine fünf Minuten will ich trotzdem schaffen, es war nämlich Tag 49 in Folge und irgendwie wollte ich die 50 erreichen. Die 50 war ja seit November (also seit die Winterschwimmsaison begonnen hat und immer wieder verlängert wurde) die Zahl, die wir alle erreichen sollten. (Als sie für die Politik in Sichtweite war, wurde sie kurzerhand durch die 35 ersetzt, aber da mache ich nicht mit, ich will die 50 – wenn auch in einem anderen Kontext.) Maßgeblich zu dem langen Schwimmen in Folge hat natürlich der Februar beigetragen, da war ich an allen 28 Tagen schwimmen!

Gestern ist es mir tatsächlich schwer gefallen, positiv zu bleiben. Mir war kalt, das Wetter hat mich genervt, meine Finger waren taub, die Brille voller Tropfen und die Nase hat auch immerzu so einen kleinen Trieftropfen gehabt. Kurzum: Es war anstrengend und nervig. Und da habe ich mir seit November das erste Mal gewünscht, dass doch bittebittebitte endlich etwas mehr Normalität einkehren soll. Oder zumindest (wieder) Frühling werden soll. Es muss ja nicht gleich 20 Grad warm sein, aber vielleicht so 10 bis 15 Grad?

Heute habe ich eben die für mich magische Zahl und mein Ziel erreicht. Bleibt die Frage: Wie geht’s weiter? Mal sehen. Morgen ist erstmal Frühlingsanfang – zumindest auf dem Kalender!


Der Winter schlägt zurück

Es war schon fast Frühling in München. Mann, war das schön! Richtig warm in der Sonne! Und auch beim Schwimmen, obwohl sich das Wasser natürlich nicht so schnell erwärmt. Es verharrt bei etwa 7 Grad, unbeeindruckt von den Lufttemperaturen, die schon die 20-Grad-Marke gerissen hatten.

Es war schon so schön!

Und jetzt? Ist wieder Winter! Vergangene Woche war’s die ganze Zeit ziemlich windig, beim Schwimmen sind mir die Wellen ins Gesicht geplatscht. Mannomann. Nicht so schön. Aber weil man grad sonst nicht so viel machen kann, bin ich trotzdem schwimmen gegangen. Bzw. geradelt, meine einzige Möglichkeit, zum See zu kommen.

Und heute lag dann auch noch Schnee. Auf den Dächern und auf den Autos, auf der Straße wurde geräumt. Und dann scheint doch tatsächlich die Sonne. Und es ist quasi windstill. Juhu! Rucksack gepackt, Tee gekocht, aufs Radl geschwungen und LOS!! Yeah! Aber was passiert während der Fahrt? Die Wolken ziehen sich zusammen, umkreisen die Sonne, sie muss aufgeben. Ok… keine Sonne, auch gut. Als ich am See ankomme, fängt es an zu schneien. Ohmann!

Schneeflöckchen…

Ich suche mir ein geschütztes Plätzchen an der DLRG-Hütte, der Schneefall wird intensiver, die Flocken dicker. Ein Blesshuhn – Duggantal – schwimmt vorbei, die Flocken bleiben auf seinem schwarzen Federkleid liegen. Jetzt schwimmen? Ernsthaft? Andererseits bin ich schon mal da, meine Sachen sind im Trockenen, es weht kein Wind (Wind ist das Schlimmste!) – also warum eigentlich nicht? Ich ziehe mich aus, es ist kalt. Ich gehe zum Ufer, der Schnee wird dichter und dichter. Der 24. Dezember hat ganz neidisch geschaut: „Sowas hätte ich auch gern mal hinbekommen!“.

Ich gehe ins Wasser, das klar und glatt vor mir liegt, die Flocken fallen schnell und schmelzen sofort. Ich starte im dichten Schneeflockentanz. Es ist eigentlich ganz schön. Fast wie im Dante im Winter … ok… da hat das Wasser 30 Grad, ist also gut viermal so warm wie im Moment. Dafür schwimme ich ja nur kurz, fünf Minuten. Die Flocken fallen schnell, der Schnee ist nass, es hat Plusgrade. Es werden immer mehr, mir wird fast schwindlig, so viele sind es. Immer neue purzeln aus dem grauen Himmel, das andere Ufer ist fast nicht mehr zu sehen, und vor mir sterben sie den Wassertod, während ich tapfer durch die Oberfläche des Sees streife und eine kleine Bugwelle hinterlasse. Es ist so tatsächlich angenehmer als mit den Wellen, die mir frech ins Gesicht geplatscht sind.

Immerhin keine Wellen…

Meine Strecke ist geschafft, die fünf Minuten sind um, das muss reichen, die Hände sind kalt und fast schon steif. Raus, an Land, Handtuch, abtrocknen, umziehen. Und was sehe ich am nordwestlichen Himmel? Im Grau erscheint kaum wahrnehmbar: blau! Wunsch oder Wirklichkeit? Als ich angezogen bin, ist das blaue Stück am Himmel so groß, dass man es nicht mehr leugnen kann. Kann die Sonne ihr Comeback feiern?

Eine andere Welt nur eine Viertelstunde später!

Tatsächlich! Eine letzte Wolke verharrt vor der Sonne – aber keine Chance, sie muss sich auflösen. Jetzt ist Sonnenzeit. Und die Märzsonne ist warm. Schön! Sie wärmt mich auf, damit ich meine Finger wieder spüre und heimradln kann.

Aus den Ackern steigen Nebelschwaden, es ist eine verwunschene Welt. Und so ein Glück! Beim Radln Sonne, beim Schwimmen Schnee und dann wieder Sonne!