Mein erster Wettkampf! Also – ohne Zeitnahme. Das feige Chlorhuhn ist beim Eiskönig im Chiemsee in der „Fun“-Gruppe ohne Zeitmessung gestartet. Und ja, das ärgert mich jetzt ein bisschen. Aber das ist tatsächlich das einzige, das mich ärgert. Denn die Veranstaltung in Prien am Chiemsee vom TSV Bernau war rundum schön, die Stimmung war toll. Und das trotz fiesem Wind, zum Teil Schneesturm und ohne Sicht auf die wirklich tolle Landschaft rund um den Chiemsee. Dafür war das Wasser klar und da haben die Schwimmer ja eigentlich hingeschaut … *g
Jochen Aumüller kenne ich seit einem Jahr, mit ihm war ich im Januar 2016 auch Eisschwimmen.
Und dann im Juli beim Vollmondschwimmen. So kam es, dass ich beim Eiskönig einige bekannte Gesichter sah. Und natürlich neue Gesichter, die zu Eisschwimmern gehören. Eisschwimmer sind gar nicht „cool“ oder „zugeknöpft“, sie müssen nicht erst „auftauen“ – sie sind herzlich und auskunftsfreudig. Das freut die Reporterin natürlich.
Wie oben erwähnt, war es winterlich kalt und windig. Vor allem auf dem Start-Steg war der Wind kalt und grausam. Das habe ich bei meinem eigenen Start gemerkt. Wir waren zu viert. Hut ab vor Susan und Matthias, die noch nie im kalten Wasser geschwommen sind. Und auch die andere Teilnehmerin (deren Namen ich leider nicht weiß) war bisher „nur“ im 11 Grad kalten Wasser. Da war ich ja schon fast ein Profi. *g [Wer’s übrigens mal selbst testen will: Ich habe meine Tipps zusammengefasst.]
Rein ging’s über eine Leiter. Natürlich erst nach der Aufforderung zum Ausziehen. Statt wie bei internationalen Wettbewerben „take your clothes off“ hieß es am Chiemsee „ausziehen bitte“, dann ging’s an die Startleiter und bis zu den Schultern ins Wasser. Und dann kam ein greller Pfiff und los ging’s! Ich bin Oma-Brust geschwommen, wie immer. Es lief gut, irgendwie habe ich die Kälte gar nicht mehr gemerkt. Das Wasser hatte 3,4 Grad, war also wärmer als die Luft und vor allem weht im Wasser kein Wind. Und ich hatte wohl Adrenalin im Körper.
Wer mag, kann sich hier die Erlebnisse (und bissl mehr rund ums Eisschwimmen) anhören. In der „Nahaufnahme“ von Bayern 2.
Die „Bahn“ war zwischen zwei Stegen, die genau 50 Meter entfernt stehen, Leinen gab’s auch. Also hieß es einfach: auf den anderen Steg zuschwimmen. Das Ziel also direkt vor Augen. Ich habe zwar meine eigene Uhr am Arm gehabt – aber in der Aufregung vergessen, auf Start zu drücken. Also keine Ahnung, wie lange ich gebraucht habe. Im linken Augenwinkel habe ich gesehen, dass die unbekannte Schwimmerin im Kraul in etwa gleich auf ist, rechts näherte sich Matthias. Aber ich konnte tatsächlich recht zügig schwimmen, das hat mich überrascht. Schließlich ist das Wasser echt kalt, da darf ich mich nicht übernehmen. Und dann hat’s doch gedauert, bis der andere Steg endlich erreicht war. Und dann ging’s raus, Bademantel an und raus aus dem Wind. Ich hab dann meine Badelatschen gar nicht angezogen, sondern bin barfuß über den Schnee. Meine Füße waren so kalt, dass ich die Kälte vom Schnee gar nicht gespürt habe. Und dann ging’s in die mobile Sauna, die vom Prienavera Erlebnisbad da am Ufer stand. Oooohhhh, wie toll! So schön warm. Und holzgeheizt, ganz angenehme, weiche Wärme. Da wurde mir dann richtig warm. Ich hatte kein Kältezittern, keine Warm-Kalt-Wellen, aber schön war’s trotzdem! Außerdem habe ich festgestellt, dass es wahnsinnig viel ausmacht, welches Wetter und welche „Außenbedingungen“ herrschen. Beim Neujahrsanschwimmen war der Tegernsee ja kaum wärmer (3,9 Grad), aber es war warm, die Sonne hat gescheint. Das war ganz was anderes als heute am Chiemsee.
Der Eiskönig ist ein Wettkampf, bei dem verschiedene Strecken geschwommen wurden. Christof Wandratsch war auch da.
Er ist derjenige, der das Eisschwimmen bei uns in Bayern so richtig bekannt gemacht hat, nicht zuletzt mit seiner Veranstaltung in Burghausen. Ich habe ihm und den anderen bei der Königsdistanz über 1.000 Meter zugeschaut – die sehen da noch immer so aus, als würden sie im warmen Wasser schwimmen.
Ok, die Haut ist krebsrot, aber das ist ein gutes Zeichen, sagen die Ärzte. Denn dann ist alles gut durchblutet. Allerdings sehen sie wirklich mitleiderregend aus, wenn sie nach 13 oder 25 Minuten (je nach Schwimmgeschwindigkeit) aus dem Wasser kommen: Sie sind krebsrot, sie zittern, sie können kaum gehen, müssen gestützt werden und das Sprechen fällt schwer, der Kiefer ist eingefroren, das Hirn scheint langsamer zu arbeiten. Ich habe ja auch schon mal geschrieben, dass ich mich, als ich so gefroren habe, gefühlt hätte, als wäre ich betrunken.
Übrigens gab’s ein Starterpaket von Aqua Sphere mit tollen Dingen, die Schwimmer so brauchen können. Dazu alkohlfreies Bier und ein Glas mit einer Gravur. Lauter tolle Andenken an einen tollen Tag mit lauter „Verrückten“ – im besten Wortsinn.
Großer Dank und Respekt auch an die Helfer, die dem Wetter getrotzt haben und Zeiten genommen haben und für einen reibungslosen Ablauf gesorgt haben. Die Wasserwacht war mit vielen Helfern da, die zum Glück nicht zum Einsatz kamen.
Nach dem letzten Rennen wurde es übrigens schöner! Mit diesen Eindrücken hat sich der Chiemsee von allen verabschiedet.