Chlorhühnchen goes Openwater

Wie ihr ja wisst, bin ich ein überzeugtes Chlorhühnchen. Schwimme am liebsten im leeren Freibadbecken, orientiere mich an der schwarzen Linie und zähle meine Bahnen. Sehr meditativ das Ganze. Und das, obwohl ich in einem See schwimmen gelernt habe und an einem See aufgewachsen bin. Gefühlt habe ich meine ganzen Sommer in der Jugend im und am See verbracht.

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Kraulen im Freiwasser habe ich auch schon getestet. Aber so richtig gefallen hat es mir nicht. Es war langweilig, da ich keine Bahnen zählen kann, und auch bissl unheimlich, weil keiner mitgeschwommen ist. Aber irgendwas muss ja dran sein, sonst wären nicht so viele davon begeistert, im See (oder Meer) zu schwimmen.

Also ging ich mit jemandem im Freiwasser schwimmen, der sich damit auskennt: Christof Wandratsch! Weltmeister im Eisschwimmen. Bodenseelängsdurchquerer. Bodenseequerdurchquerer in Rekordzeit. Der kann mir Tipps geben! Und er macht es tatsächlich.

Also auf nach Burghausen und ab in den Wöhrsee. Über uns ein wolkiger Himmel und die längste Burganlage der Welt. Und die Sonne – naja. Die wollte dann doch mal kurz schauen, was ich so mache. Aber nur kurz – es hat ihr wohl nicht gefallen.

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Zuerst gab mir Christof ein paar Tipps. Badekappe hilft, um gesehen zu werden und wärmt den Kopf. Ohrenstöpsel halten kaltes Wasser aus dem Gehörgang fern. Außerdem bekomme ich eine Sicherheitsboje umgeschnallt. Daran könnte ich mich im Fall des Falles festhalten. „Die hält sogar mich mit meinen 80 Kilo“, versichert mir Christof. Jetzt abfrischen und dann langsam ans Wasser gewöhnen. Letzteres weiß ich zum Glück noch aus meiner Kindheit. Der Tegernsee ist ein kalter Freund!

Nachm Schwimmen mit Christof Wandratsch

Nachm Schwimmen mit Christof Wandratsch

Und dann geht’s auch schon los. Wir schwimmen relativ gemütlich zu einer Badeinsel. Und was sehe ich unter mir? Pflanzen! Ganz nah! Erst ist’s bissl gruslig, aber dann ist es auch schön. Sie bewegen sich im Wasser sanft hin und her. Das Grün des Sees ist wunderschön. Und das Wasser ist relativ klar. Ich kann Christof gut sehen, der neben mir schwimmt. Und auf einmal sind wir schon an der Badeinsel angekommen. Die Orientierung fällt mir noch etwas schwer. Ich bin’s nicht gewohnt, mich außerhalb des Wassers zu orientieren. Zum Glück schwimme ich immer mit einem Dreier-Zug, so dass ich auf beide Seiten atmen – und sehen – kann.

Einmal erwischt meine Hand ein Büschel Seegras, das auf der Wasseroberfläche treibt. Ich erschrecke. Christofs Kommentar: „Da muss man nicht erschrecken! Das tut nix und ist einfach nur Natur. Mir ist das lieber, als im Freibad in ein Büschel Haare zu greifen!“ Wo er Recht hat …

Wir schwimmen insgesamt eine 650-Meter-Runde (das Chlorhühnchen rechnet um: 13 Bahnen, nicht viel eigentlich). Es macht Spaß, aber es ist auch kalt. Der See hat nur 18 Grad. Das macht das Schwimmen anstrengender als im Becken mit 22 bis 24 Grad. Außerdem kann ich meine Geschwindigkeit überhaupt nicht einschätzen und der Abstoß alle 50 Meter fehlt auch irgendwie.

Mein Fazit: Es war ein tolles Erlebnis. Überhaupt nicht mit meinen „Alleingängen“ zu vergleichen. Ich habe mich zum einen viel sicherer gefühlt und zum anderen war’s überhaupt nicht langweilig. Bisher war schwimmen für mich ein „Einzelsport“. Doch so im See macht das zu zweit viel Spaß!

Nur draußen, an Land, da war’s echt kalt! Wir hätten wohl im Wasser bleiben sollen. Denn wie geht’s schon dem „Kleinen Wassermann“ von Otfried Preußler? Der erkältet sich, weil er trockene Füße bekommen hat!

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Wer den Radiobeitrag hören will: Hier lang! Es ist gleich der erste.

Über Petra

Ich schwimme gern. Gern und viel, aber wahrscheinlich nicht besonders gut. Am liebsten kraule ich im Freibad-Becken, doch im Winter geht’s meist in die Halle. Oder zum „Eisschwimmen“ in den See. Sommers geht’s auch hin und wieder zum Schwimmen in einen See, aber am liebsten schwimme ich im Becken. Chlorhuhn halt. Zeige alle Beiträge von Petra

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