Heute ist in München schlechtes Wetter! Lassen Sie sich nicht täuschen, wenn Sie aus dem Fenster schauen und blauen Himmel sehen. Und vielleicht beim Blick nach oben von der Sonne geblendet werden. Es ist: schlechtes Wetter!
Nicht verwirren lassen: sieht zwar aus wie schönes Wetter – ist aber schlechtes Wetter!
Und das liegt nicht an den dekorativen Wölkchen, die den blauen Himmel zieren. Und es liegt auch nicht an meiner falschen Wahrnehmung. Schlechtes Wetter ist, was die Stadtwerke München als Betreiber der Bäder bestimmen. Und zwar zum einen mehrere Tage im Voraus, doch aktuell zeigt die „
Vorschau“ nur noch einen „Rückblick“.
Schlechtes Wetter (Regen) war nur am Montag. Am Dienstag war es bewölkt und kühl, heute scheint die Sonne von einem blauen Himmel!
Ich wollte diesen Text eigentlich nicht schreiben. Weil ich die Menschen nicht dazu animieren möchte, bei schlechtem Wetter ins Freibad zu gehen. Aber ich muss abwägen, denn das, was sich die Stadtwerke München als Betreiber der Bäder leisten, ist zum Kotzen.
Finde den Fehler…
Es gibt acht Freibäder in der Landeshauptstadt. Die ja bekanntlich wächst und wächst und wächst. Weitere Bäder gibt’s nicht, es ziehen wohl nur Nichtschwimmer in die bayerische Landeshauptstadt. Und anscheinend wohnen hier auch nur Nichtschwimmer. Aber ich schweife ab …
Es gibt hier eine sogenannte „Schlechtwetterregelung“. Die besagt, dass dann nur der Stadionbereich im Dante (Wassertemperatur 27 Grad) und das Schyrenbad geöffnet haben. Letztes Jahr hatte auch noch das Bad Georgenschwaige geöffnet, aber das hat momentan noch geschlossen und wenn es öffnet, hat es an „Schlechtwettertagen“ alibimäßig von 9 bis 12 Uhr offen.
Geschlossen hat bei dieser Regelung zum Beispiel das Freibadbecken im Dantebad. Das verstehe, wer will – meine Mitschwimmer und ich verstehen es nicht. Denn das Bad hat geöffnet, an der Kasse ist jemand. Es ist eine Putzkraft für die Duschen da, es ist jemand da, der die Aufsicht am Stadionbecken hat. Wer nicht da ist: Ein (ein!!!) Bademeister, der auf das Sommerbecken achtet. Die Kinderbecken können ja gern geschlossen werden, der Schneefangzaun als Barriere sorgt dafür, dass kein Strolch hinrennt. Wenn er oder sie sich bei „schlechtem Wetter“ überhaupt ins Freibad verirrt.
Wer aber gern kommen würde, wären wir Schwimmer. Weil wir in einer überfüllten Stadt wie München gern antizyklisch schwimmen und die Ruhe bei schlechtem Wetter im Bad genießen. Die wenigen Schwimmer im Becken sind meist rücksichtsvoll, man ist eine Art eingeschworene Gemeinde. Aber für die Badbetreiber zählt das nicht. Man verweist uns auf das warme Wasser im Stadionbecken oder lässt uns durch die halbe Stadt fahren, um im Schyrenbad zu schwimmen. (Übrigens ist genau vor drei Jahren aus genau dem Grund mein schwerer Radlunfall passiert – mit gebrochenem Kiefer und ausgeschlagenen Zähnen – weil ich auf dem Heimweg vom Schyrenbad gestürzt bin. Aber das nur am Rande…)
Im Schyrenbad ist es schön, da sind die Angestellten bei Regen auch nett. Aber im Duschraum ist es dampfig-kühl, die Umkleiden sind überdacht, aber im Freien. Das ist schon kühl. Wir beschweren uns gar nicht, wir nehmen das in Kauf. Im Dante hätten wir aber eine Dusche im Haus, eine Umkleide ebenfalls drinnen. Aber ein Bademeister, der eingespart wird, das macht eine gute Bilanz am Ende des Jahres.
Was ebenfalls verrück ist: die Schlechtwetterregel an sich. Denn was „gutes“ und was „schlechtes“ Wetter ist, ist ja Definitionssache. 18 Grad und Sonnenschein: schlechtes Wetter. Außerdem gilt die Prognose drei bis vier Tage im Voraus – sollte sich die Sonne spontan entscheiden, doch über München zu lachen: Pech gehabt. Freibad geschlossen.
In den Umlandgemeinden wird das übrigens anders gehandhabt: Da haben die Bäder geöffnet – egal, welches Wetter ist. Nur bei Gewitter muss man aus dem Wasser. Das ist ja auch selbstverständlich.
Freibad Unterhaching
Ich frage mich, ob die Museen im Gegenzug bei „gutem“ Wetter geschlossen werden? Geht ja eh keiner hin, sind ja alle im Freibad. Oder dürfen die Kunstliebhaber antizyklisch die Ruhe (und Kühle!) im Museum genießen? Dürfen sie sich an Bildern und Statuen, an der Geschichte Münchens oder des Biers erfreuen, während draußen die Sonne scheint und das Thermometer über 25 Grad anzeigt? Käme jemand auf die Idee, ein Museum bei Hitze zu schließen? Nein – da wird sogar geworben: Kommen Sie rein, hier ist es kühl und nicht überlaufen.
Nur uns Schwimmern, die auch mal in Ruhe ihre Bahnen ziehen wollen, ist das nicht vergönnt. Oder nur sehr eingeschränkt. Weil es halt auch bei Regen oder kühlen Temperaturen voll wird im Bad, wenn nur eins oder zwei für alle Münchner geöffnet hat. So wie am Sonntag im Schyrenbad. Da war nämlich auch schlechtes Wetter (Dauerregen, deshalb keine Anführungszeichen), aber es waren ziemlich viele Leute da.
Aber was will man erwarten, von Leuten, die nicht schwimmen und nur im Büro sitzen? Wie sollen sie wissen, was sie draußen verpassen? Außerdem scheint ein Freibad vor allem wegen der Liegewiese da zu sein. Denn in der Vergangenheit wurde diese Politik mit dem Argument „Liegewiesen sind zu nass“ oder „Liegewiese gut besucht“ verteidigt. Liegewiesen gibt’s in München wahrlich genügend und auch überall. Aber ein Schwimmbecken, das gibt’s nur im Freibad.