Endloses Schwimmen


Nachdem wir am Samstag die Sonnenlücke zum Schwimmen nutzen konnten, bot sich am Sonntag ein ganz anderes Bild – das wir länger nicht hatten. Bei mir zuhause war sonnigster Sonnenschein, doch schon in der Webcam der Regattastrecke sehe ich kaum was, so dicht ist der Nebel. Und dieser Nebel hat schon einen Kilometer nördlich meiner Wohnung angefangen.


Der See selbst ist ein Nebelmeer. Man sieht kaum die Hand vor Augen, vom Ufer und seinen Bäumen und Büschen ganz zu schweigen. Es ist duster, mystisch, windstill und nicht so kalt wie ich erwartet hätte. Normalerweise ist es bei Nebel nämlich oft unangenehm kalt. Dieses Mal nicht.

Unendliche Weiten … man sieht dank des Nebels kaum was. Mystisch!


Wir schwimmen in dieser mystischen Nebelstimmung, das Wasser ist kalt aber nicht unangenehm. Ein Blick zum Himmel oder vielmehr in das Grau: Tut sich da was? Nein, dazu ist der Nebel zu dicht. Ich genieße diese Stimmung. Es ist so unwirklich und auch sehr friedlich. Allerdings habe ich ein wenig Respekt vor der Kälte bzw. dem Aufwärmen und befürchte, dass meine Finger so kalt werden, dass sie schmerzen. Deshalb schwimme ich nur eine kleine Runde, während mein Mitschwimmer überhaupt nicht mehr aus dem Wasser kommen mag. „Hast du dich verirrt?“, rufe ich ihm zu, als ich angezogen bin. „Nein, es ist einfach nur herrlich“ lautet die Antwort. Und dann scheint es doch so, als würde die Sonne rauskommen. Eine helle, flache Scheibe erscheint im Nebel. Schafft sie es? Es wäre der perfekte Zeitpunkt, denn mit der Sonne ist das Aufwärmen immer besser als ohne.

Die Sonne kommt durch den Nebel, die Halbinsel schält sich als Silhouette aus dem Grau. Magisch!


Was jetzt folgt, ist das, was ich am liebsten mag: Nebelsonnenspiele. Es wabert, der Nebel lichtet sich, die Sonne schaut durch, um dann wieder zu verschwinden. Und der See glitzert dabei. Dieses Mal dauert das Schauspiel recht lange, denn der Nebel ist ja sehr dicht, das andere Ufer ist noch immer nicht auszumachen. Langsam schält sich die Silhouette eines Baums aus dem Grau. Dann ist es wieder weg. Um die Dramatik noch zu erhöhen, zieht der Schwan majestätisch am Steg vorbei. Seine Federn sind aufgestellt, um größer zu wirken. Die Hunde am Ufer lassen sich davon kaum beeindrucken. Und dann gewinnt die Sonne die Oberhand! Es wird krass hell, der Himmel ist tiefblau, der Vorhang gelüftet und der See ist wieder da! Magisch. Mystisch. Wundervoll!


Etwas wärmeres Wasser

Für den Samstag war eigentlich Föhn angesagt, mit Sonne und bis zu 18 Grad. Und das im Februar. Naja. In München ist im Februar ja alles möglich. Auch, dass der Wetterbericht nicht so ganz stimmt. Es war nämlich bewölkt, windstill und vielleicht 8 Grad. Über dem Regattabadesee ist eine dramatisch-mystische Stimmung. Es ist fast wie die Ruhe vor dem Sturm, so unwirklich ruhig ist es.

Der Wasserstand im See ist wieder etwas gesunken. Der Steg ist nicht mehr unter Wasser, er liegt auf der Oberfläche auf, so scheint es. Trotzdem ist der Pegel noch zu hoch. Die Äste und Holzreste auf der Wiese am Ufer zeigen, wo das Wasser war.

Fast dramatisch-mystisch ist die Stimmung am Regattabadesee.

Beim Reingehen bemerke ich, dass sich das Wasser nicht mehr so krass kalt anfühlt wie vergangene Woche. Da hatte ich zwar kein Thermometer dabei, aber es hat sich wie 3, maximal 5 Grad angefühlt. So kalt, dass mir beim Untertauchen fast die Luft wegbleibt. So kalt, dass es länger dauert, bis mein Körper aus dem Schockmodus kommt. Und so kalt, dass die Finger schon nach wenigen Schwimmzügen schmerzhaft kalt sind. Aber jetzt ist es ok. Es ist natürlich immer noch kalt, aber eben nicht mehr so schneidend. Ich tauche unter, es fühlt sich wieder angenehmer an. Ich kann normal atmen und schwimmen. Ich ratsche mit meinem Mitschwimmer Christian und bemerke die Kälte nicht so krass wie sonst. Ich muss vernünftig sein und beim Gebüsch umdrehen. Nicht, dass ich zu weit schwimme und der Weg zurück zu lang ist. Am Steg stelle ich fest, dass ich noch ein bisschen schwimmen kann und das mache ich auch. Allerdings muss ich flotter schwimmen, den Motor am Laufen halten. Dieses langsame im Wasser treiben lassen, das geht nicht. Das war schon im Spätsommer unangenehm, als ich mit meiner Schwester im Schliersee war.

In einem Bericht zum Winterschwimmen habe ich gehört, dass man die Hände an den Bauch oder Hals legen kann, um sie etwas anzuwärmen. Weil an diesen Stellen der Körper wärmer ist. Das probiere ich beim Rausgehen aus. Tatsächlich ist es am Hals wärmer, aber die kalten Finger fühlen sich dort sehr unangenehm an. Auch, wenn es meine eigenen sind. Lieber raus, abtrocknen und umziehen.

Ohne Sonne ist das Aufwärmen auch wieder „Arbeit“. Ich muss mich bewegen, mache Kniebeugen und tripple von einem auf das andere Bein. Die vorigen Male konnte ich mich einfach in die Sonne setzen, die Kalt-Warm-Wellen in meinem Körper genießen und wurde von selbst warm. Ich zittere auch ganz schön, was wieder zur Belustigung bei Christian führt. Aber immerhin kein Wind und so kann ich das Schwimmen, Aufwärmen und den Blick auf den mystisch-ruhigen See und die Lichtstimmung sehr genießen.


Nach Eis kommt Sommer

Dieser Winter hat so einiges zu bieten: Anfang Dezember Tiefschnee und vorige Woche war es so kalt, dass unser Regattabadesee komplett zugefroren war! Er hat noch immer richtig viel Wasser, deshalb war das Eis auch recht hoch. Es schien auch recht fest zu sein, also nicht so, dass man drauftreten sollte, aber vielleicht zu dick, um es aufhacken zu können.

Doch am Steg hat die Sonne das Holz aufgewärmt und so ließ sich ein Loch ins Eis knacken. Mitschwimmer Christian und ich rücken dem Eis auf die Pelle. Wir schaffen es, einen Weg neben dem Steg (das reimt sich, und was sich reim, ist gut!) freizuhacken. Die Sonne schaut interessiert zu.

Da könnten wir das Eis vielleicht aufhacken …

Dann gehen wir rein. Christian ist viel schneller als ich und planscht schon fröhlich im Eisloch, als ich endlich umgezogen und bereit bin. Ich gehe rein, bis zu den Oberschenkeln, dann bis zum Bauch. Doch irgendwie zögere ich beim Untertauchen. Es kostet mich viel Überwindung. Und dabei werden meine Füße und Beine kalt. Denn das Wasser hat nur 4 Grad unter der Eisschicht. Als ich dann untertauche, überkommt mich der Schockmoment ziemlich heftig. Ich versuche ruhig zu atmen, aber es wird nicht besser. Eher schlechter. Sehr seltsam. Ich gehe also wieder raus, ich bin ja eh nur drei Schritte vom Ufer entfernt. Als ich mit dem Oberkörper wieder über der Wasseroberfläche bin, ist es besser. Ich atme ruhig und will es nochmal probieren. Denn meistens ist es ja beim zweiten Mal besser. Doch leider nicht. Mir wird auch ein bisschen komisch, deshalb gehe ich jetzt endgültig raus. Ich hätte eigentlich das Bedürfnis gehabt, die Beine anzuheben und zu schwimmen, aber dafür reicht der Platz nicht aus.

An Land war alles wieder ok, nur hat leider auch kein Kick oder Kribbeln eingesetzt. Und so war es ein bisschen schade. Die Sonne hat es aber wettgemacht. Und natürlich diese besondere Stimmung, wenn die Wasseroberfläche eine Eisschicht hat. Das klingt auch ganz anders, fast wie außerirdisch. Es singt und summt, wenn auf der anderen Seeseite jemand am Ufer auf das Eis tritt. Sehr schön!

Ganz anders heute: Der Winter hatte jetzt keine Lust mehr auf Kälte, es ist recht windig und warm gewesen, so dass die Eisschicht weg ist und der Pegel noch weiter gestiegen ist. Der Steg liegt jetzt auf der Wasseroberfläche auf.

Der Steg liegt nun direkt auf der Wasseroberfläche auf, die kleine Stufe ist nicht mehr zu sehen.

Die Sonne scheint, es ist windstill und ein tiefblauer Himmel überspannt den See. Wir gehen rein, es ist richtig, richtig kalt im Wasser! Untertauchen klappt gut, so wie immer, und nach dem Schockmoment kann ich auch gut schwimmen. Es ist unfassbar kalt, obwohl die Sonne scheint. Aber es ist auch sehr schön, weil die Sonne scheint und kein Lüftchen weht. Allzulange kann ich aber nicht schwimmen, es schmerzt und sticht in den Fingern und auch die Zehen sind unangenehm kalt. Also raus. Aber ohne Eile, denn ich spüre die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut, kein Wind weht die Wärme weg. Umziehen klappt da trotz der kalten Finger gut und dann, ja dann, genießen wir die Sonnenwärme. Ich spüre, wie die Kalt-Warm-Wellen durch meinen Körper strömen. Es ist einfach nur schön.

Lichtspiele im Wasser

Und wer mag, kann auf Bayern 2 oder im Podcast-Center des BR, meine Reportage vom Winterschwimmen anhören. Es geht bei Minute 14 los – das andere ist natürlich auch hörenswert!

Zum Vergleich ein Bild aus dem April 2023: So tief war der Wasserstand da!

Ein Hoch, Hochwasser und Sonne

Das gibt’s nur im Dezember: Zwei Sonnen am Regattabadesee. Von der kühlen Nacht liegt noch etwas Reif auf dem Steg.

Mir hat heuer die Übergangszeit beim See-Schwimmen gefehlt. Erst war es bis in den Oktober hinein fast noch Sommer, zum Teil über 20 Grad, da bin ich gern in den Schatten gegangen. Und dann im November war es fast nur schlechtes Wetter. Grau, nieselig und vor allem: windig. Nicht stark, aber so, dass es mich ausgekühlt hat. Da habe ich schon am „Spaß“ des Winterschwimmens gezweifelt. Weil ich beim Radfahren angehalten habe, um meine kalten Finger zu reiben, um wieder ein Gefühl zu bekommen. Sie waren nicht vom Wasser, sondern vom (Fahrt-)Wind so ausgekühlt, dass sie steif und taub waren. Das hat sich sogar auf meinen Kreislauf geschlagen.

Aber jetzt, nach einem Wintereinbruch Anfang Dezember, hat sich ein Hoch über Bayern ausgebreitet und das bedeutet im Spätherbst/Frühwinter: Hochnebel oder Sonne. Wir hatten Glück und Sonne. Und vor allem: keinen Wind! Voll toll.

Wie auch schon an dem Schneeschwimmtag scheint die Sonne und wärmt die Holzwand an der Hütte. Das ist schon prima!

Und noch etwas ist anders am See: Er hat richtig viel Wasser! Klar, die Schneemassen und der Regen in der Tauphase, das macht sich bemerkbar. Und zuletzt hatte der Regattasee ja wirklich wenig Wasser.

Der Regattabadesee ist größer – er hat richtig viel Wasser!

Jetzt reicht der See bis zur Wiese, es gibt keinen Ufersaum und der Steg liegt auf dem Wasser auf. Das sieht sehr ungewöhnlich aus. Und es schwimmt viel Kleinholz. Da müssen wir erstmal durch. Und dann wird’s schnell tief. Wo wir sonst kaum nasse Knie haben, steht mir das Wasser zum Bauchnabel. Kalt ist es auch, 6 Grad. Mit dem Schmelzwasser hätte es sogar kälter sein können.

Zum Vergleich ein Bild aus dem März 2022 – kaum Wasser, viel Ufer.

Ich möchte nach rechts schwimmen, zur Halbinsel mit Birke. Denn es gibt so viel Wasser, dass das hier keine Halbinsel mehr ist. Vom Land kommt man hier nicht mehr hin und die Enten können kleine, neue Inseln sogar umschwimmen. Der Wasserstand ist echt hoch.

Vor lauter Sightseeing schwimme ich fast zu weit, denn normalerweise schwimme ich bei diesen Temperaturen zur Birke und zurück zum Steg und dann nochmal ein kleines Stück. So könnte ich auch früher aufhören. Aber weil ich sehen will, wie diese Halbinsel, die keine mehr ist und auch nicht mehr am Stück ist, aussieht, schwimme ich weiter. Und dann zurück. Das kommt mir sehr lang vor, was freilich nur in meinem Kopf so ist. Denn es ist genauso weit, als würde ich zwei kurze Strecken vom Steg schwimmen. Aber beim Winterschwimmen ist vieles halt Kopfsache. Ich schwimme etwas schneller und kraftvoller, die Finger sind kalt und auch am Körper spüre ich das kalte Wasser. Das Ohr, das zur Sonnenseite ist, ist hingegen warm. Denn die Sonnenstrahlen wärmen die Kappe und dann das Ohr. Das ist toll!

Beim Rausgehen ist es wieder ungewohnt, denn ich kann bis fast zum Gras schwimmen, das sind bei Niedrigwasser schon zwei große Schritte! Rein in die Badelatschen und zur Hütte. Umziehen in der Sonne, ohne Wind – prima! Aber hoppla! Was purzelt da aus meinem Badeanzug? Lauter Holzstückchen! Sie haben sich hier gesammelt und plopp-plopp-plopp fallen sie jetzt raus. Die kleineren kleben an meiner kalten, nassen Haut und sind ganz schön hartnäckig, als ich ihnen mit dem Handtuch an den Kragen will.

Endlich bin ich sauber, trocken und wieder angezogen. Ich freue mich jetzt nämlich auf ein paar Minuten in der Sonne, mit meinem Lebkuchen und heißen Tee und diesem ruhigen, friedlichen Blick auf den See. Der immer der gleiche und immer anders ist!

Der Baum steht eigentlich auf einer Landzunge und die „Insel“ ist auch Land. Im Hintergrund sieht man die DLRG-Hütte.
Zum Vergleich ein Bild – zwar aus der Gegenrichtung, aber so sah es zuletzt immer aus.

Winterschwimmen im Tiefschnee

Es hat geschneit – und zwar richtig viel. Fast einen halben Meter, da ging in München gar nix mehr. Kein Rad, kein Bus, keine Tram, keine S-Bahn. Sowas habe ich lange nicht erlebt. Aber die Sonne scheint, auch das war lange nicht mehr da.

Dieses Winterwunderland will ich gern am See erleben und so mache ich mich mit der U-Bahn auf den Weg und gehe eine Stunde zu Fuß. Das letzte Stück am See ist ja ein kleiner Spazierweg am Ufer – der ist nicht geräumt und es gibt nur ein paar Fußstapfen, in die ich treten kann. Immerhin. Es ist zwar anstrengend, aber auch wunderschön! Der blaue Himmel, der glitzernde Schnee, die Äste, die sich über den Weg beugen und einen Tunnel bilden. Fast wie in Lappland. Und das Wasser: klar und spiegelglatt. Und ohne Eis!

So viel Schnee, ein blauer Himmel und ein blauer See!

An der Hütte ist es fast warm, die Sonne scheint auf das braune Holz. Ausziehen war selten so angenehm. Dafür wird der Weg zum Wasser abenteuerlich, denn auch hier ist Tiefschnee, der mir zu den Knien reicht und nur ein paar Fußstapfen von meinen Mitschwimmern. So einen schönen Wintertag will sich kein Seeschwimmer entgehen lassen.

Am unteren Bildrand sieht man unsere Fußabdrücke im Schnee. War richtig tief!

Nach dem kalten Schnee ist das Wasser fast warm. Naja. Es hat nur noch sechs Grad und es raubt mir fast den Atem, als ich untertauche. Mit der Sonne ist es aber schön und wie immer geht’s nach den ersten Schocksekunden ganz gut. Dreieinhalb Minuten schwimme ich heute, dann geht’s raus. Durch den Tiefschnee, das ist nochmal kalt an den Füßen. Aber an der Hütte, deren Holzwand schön aufgewärmt ist, ist auch das Anziehen angenehm. Viel angenehmer als die vergangenen Male, als es immer grau und oft windig war. Und dazu diese tiefverschneite Landschaft, die Sonne, die auf dem See glitzert und der blaue Himmel. Ein abenteuerlicher Ausflug, der sich total gelohnt hat!

So mit Sonne und ohne Wind, da spüre ich nach dem Schwimmen auch wieder diese Kalt-Warm-Wellen, die meinen Körper durchströmen. Fühle, wie das Blut kalt durch die Adern rinnt. Genieße es total. Und jetzt weiß ich auch wieder, warum das Schwimmen im kalten Wintersee so schön ist! Der Wind hatte es mir fast geraubt, dieses schöne Wohlfühl-Gefühl!


Kälte-Unterschiede

Der Sommer war lang, er hat heuer bis in den Oktober gedauert. Die Tage waren ungewöhnlich warm und auch die Nächte waren nicht kalt. So war der See bis weit in den Oktober hinein warm, also im Sinne von angenehm. Ich bin ja schon lange dabei, im kalten Wasser zu schwimmen. Und immer werde ich gefragt, ob ich merke, wie kalt es ist. Und ob ein Grad wirklich zu spüren ist.

Immer wieder schön am See …

Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Denn ein Grad hin oder her bei der Wassertemperatur ist tatsächlich nicht so leicht zu spüren. Die äußeren Umstände, also wie das Wetter ist, spielen da auch eine Rolle. Gestern zum Beispiel war die Nacht kalt und auch am Vormittag war es noch frisch, die Sonne schien, aber ein feiner, kühler Ostwind wehte. Heute war es wärmer, auch nachts. Die Sonne schien nicht, der Wind kam in ungefähr derselben Stärke, aber von Westen. Das Schwimmen fiel mir heute leichter. Ich bin in etwa so lange geschwommen wie gestern (12 bis 14 Minuten), aber gestern wollte ich „raus“, heute war es ok.

Was ich beim Schwimmen aber merke, sind diese „Fünfer-Schritte“ bei der Wassertemperatur. Also, ob das Wasser zum Beispiel mehr oder weniger als 15 Grad warm ist (und dann auch bei 10 und 5 Grad). Vergangene Woche war es an Land auch wärmer, die Sonne schien, aber der See hatte noch 15 Grad Wassertemperatur. Klar, Reingehen ist da schon eine Überwindung. Vor allem das Eintauchen der Hände. Für mich ist der Unterschied beim Schwimmen. Denn wenn es noch warm, also nicht unter 15 Grad, ist, will ich gern zügig schwimmen, um mich in Bewegung zu halten. Gestern und heute, als das Wasser etwa 13 Grad hatte, habe ich bemerkt, dass ich für dieselbe Strecke etwas länger brauche. Vielleicht eine Minute oder so. Und ich habe mich heute beim Schwimmen deshalb genauer beobachtet: Ich schwimme tatsächlich gemächlicher. Wahrscheinlich, weil das Wasser eben kälter ist und ich das auch fühle. Da muss mein Körper instinktiv (ich habe das nicht bewusst gemacht) mit den Energiereserven anders umgehen. Er braucht jetzt auch Energie zum Heizen, weil zum einen das Wasser kälter ist, zum anderen meine Muskeln hier weniger heizen.

Kann sein, dass das wissenschaftlich nicht erwiesen ist, aber ich fühle das so, wenn ich schwimme.  

 


Schwimmen mit Widerständen

Eigentlich wäre ich dieses Wochenende gar nicht da. Aber weil sich Pläne mal ändern können, bin ich doch da. Umso mehr fallen mir die Widrigkeiten auf, die sich beim Schwimmen auftun.

Am Freitag, 13. (!) war es noch so perfekt! Viel zu warm, schon am Vormittag 20 Grad (Nachmittag 26 – und das mitten im Oktober). Dafür ist der Regattabadesee noch sehr angenehm, mit etwa 18 Grad Wassertemperatur. Spiegelglatte Oberfläche, blauer Himmel, alles meins! Ich schwimme ca. 22 Minuten und genieße jeden Zug. Das Wasser fühlt sich leicht kühl an, aber nicht kalt. Und die Sonne auf meiner Schulter ist warm. Soooo schön!

So ungefähr war’s am Freitag (das Bild ist von 2021)

Doch am Samstag ist es ganz anders. Mit heftigem Westwind kündigt sich – wie vorhergesagt – der Wetterumschwung an. Dass ich Wind nicht mag, ist ja hinlänglich bekannt. Was ziehe ich an? Denn der Wind kühlt aus, aber es hat schon am Vormittag trotz Wolken 20 Grad, also sehr warm. Ich entscheide mich für mein langärmeliges Radtrikot und eine Windstopper-Weste. Das ist grad so ok, fast schon zu warm. Meine Freundin Diana radelt mit zum See, ist moralische Unterstützung. Als wir zum See kommen, bin ich entsetzt: Die Angler sind da! Heute ist ihr „An-Angel-Tag“, ringsum sitzen sie, keine Chance zu schwimmen (wie auch die Fische!). Normalerweise stellen sie ja ein Schild auf, dass Angeln verboten ist, und dann kann man sich ausrechnen, dass DER Tag dann in sechs Wochen ist. Heuer aber: kein Schild. Wahrscheinlich läuft das jetzt digital und so trifft mich der Angel-Tag unvorbereitet. Was tun?

Wir entscheiden uns für den kurzen Weg und wählen die Regattastrecke nebenan. Auf der Webcam habe ich gesehen, dass die Schwimmbegrenzungsleine noch im Wasser ist, also können wir es wagen. An der Tribüne finden wir auch ein windgeschütztes Eckerl, aber schön ist es nicht. Und die Wellen auf der Regattastrecke sind beachtlich. Hier hat der Wind freie Bahn und lässt die Wasseroberfläche so richtig aufschaukeln. Vom Steg halte ich das Thermometer rein: 16 Grad. Das ist doch schon recht kühl. Und dann dieser blöde Wind und die Wellen und überhaupt. Eigentlich bin ich ja gar nicht da. Das merke ich grad ganz deutlich.

Auf dem Bild sind die Wellen nicht so gut zu erkennen, manchmal war es auch etwas besser. Der Wind war recht böig.

Meiner Freundin machen diese Wellen nicht so viel, sie ist schon drin. Hat aber auch ihre Schwimmbrille dabei und beim Kraulen scheint es besser zu sein. Ich zögere noch, gehe aber dann auch rein. Mein Plan: Erstmal den Wellen entgegenschwimmen, damit der Rückweg dann die Belohnung ist. Und hui! Da geht’s echt ganz schön ab, ich fühle mich wie im Meer (wobei die Ostsee manchmal friedlicher war). Es ist recht anstrengend und unangenehm, direkt gegen die Wellen zu schwimmen. Aber es ist nicht so kalt wie befürchtet, eigentlich ganz ok. Und so kämpfe ich etwa fünf Minuten gegen die Naturgewalten, schwimme den Steg entlang und noch ein bisserl weiter. Und dann zurück. Und das ist sogar richtig schön! Die Wellen schieben mich, anstatt mich zu stören. Schon sind die Widrigkeiten vergessen. Aber ich weiß auch, dass sie sofort zurück sind, wenn ich in die andere Richtung schwimme. Deshalb ist nach 10 Minuten Schluss. So richtig befriedigend war das nicht, aber immerhin war ich schwimmen.

Am Sonntag habe ich lange überlegt, was ich mache. Regattasee testen? Gleich zum Waldschwaigsee? Oder mit der S-Bahn (ich habe grad ein Deutschlandticket) zum Starnberger See? Das habe ich letzten Sonntag spontan gemacht, der See war auch noch recht warm. Ich entscheide mich für den Regattasee und hoffe, dass die Angler schon gestern alle Fische rausgefischt haben. Oder dass das graue, kühle Wetter (es hat grad mal 10 Grad!) sie abhält.

Doch heute ist alles noch doofer. Ich wähle die Radlstrecke an der Hauptstraße, weil ich bei dem kleinen Bäckerladen vorbeischauen möchte. Die Sachen schmecken gut, der Laden ist nur am Wochenende geöffnet. Aber was sehe ich? Heute wegen Krankheit geschlossen. Na, prima!

Am Regattabadesee sind dann fast genauso viele Angler wie gestern, links und rechts vom Steg auch so nah, dass ich keine Chance zum Schwimmen habe. Mein Mitschwimmer war krank, wollte aber zumindest mit dem Rad fahren. Ich schreibe ihm wie vereinbart, dass hier zu viele Angler sind und ich zur Strecke rüberschaue. Oder vielleicht doch Waldschwaigsee?

An der Regattastrecke ist heute auch viel los, irgendein Ruder-Event. Schwimmen im abgetrennten Bereich ginge zwar, aber irgendwie ist es mir unangenehm. Also doch zum Waldschwaigsee. Als ich so über die Schotterwege und im Wald radle, bilde ich mir ein, einen Tropfen gespürt zu haben. Regen war doch gar nicht mehr angesagt, denke ich. Naja, die Wolken sind schon arg dunkelgrau. Und dann fängt es tatsächlich an zu regnen. Nicht nur tröpfeln. Ich kann mich am Karlsfelder See grad noch bei einem Klo-Häuschen unterstellen, damit ich nicht komplett nass bin. Denn das ist ja immer das Unangenehmste, wenn man nach dem Schwimmen in nasse Klamotten und Schuhe schlüpfen muss.

Irgendwann lässt der Regen nach und ich kann endlich zum Waldschwaigsee radln. Scheinheilig blitzt die Sonne durch die Wolken, aber so ganz traut sie sich nicht raus. Am Waldschwaigsee gibt es auch eine DLRG-Station, aber hier ist alles aus Stein (also kalt) und auch direkt am Weg, so dass ich nicht so geschützt bin. Der See ist wie immer flaschengrün und sieht mit der Insel und den sich verfärbenden Bäumen recht schön aus. Aber es ist auch kalt, ich bin auch ein bisschen ausgekühlt vom Warten und Nasswerden.

Der Waldschwaigsee, hier auf einem Frühlingsbild, ist immer flaschengrün.

Schwimmen möchte ich jetzt aber endlich! Ich ziehe mich um und gehe zum Steg. Hier geht’s über eine Leiter rein. Das Wasser fühlt sich deutlich kälter an als der Regattasee am Freitag. Die Sonne hat sich wieder hinter dicken Wolken verschanzt, aber es regnet immerhin nicht und Wind ist auch kein nennenswerter. Ich tauche unter und schwimme los. Kühl, ja. Aber nach einer Minute geht’s ganz gut. Trau ich mich allein um die Insel zu schwimmen? Ich weiß, dass das etwa 10 bis 12 Minuten dauert und das Wasser dafür noch warm genug ist. Mir ist aber nicht ganz geheuer und so schwimme ich nur bis zur Hälfte, drehe um und schwimme auf der anderen Seite auch bis ungefähr zur Hälfte. So bin ich quasi auch rumgeschwommen, aber halt nicht wirklich. Nach etwa 10 Minuten bin ich zurück am Steg und beende den Ausflug. Weil es an Land (vor allem im Vergleich zu den letzten Tagen und Wochen) sehr kalt ist, habe ich Angst, dass mir dann zu kalt wird. Ein Blick aufs Thermometer zeigt 16 Grad Wassertemperatur. Wie gestern und ohne Wellen.

Umziehen ist nicht so angenehm, aber mei. Das Schwimmen war schön, wenn auch etwas kürzer. Jetzt kommt auch mein Mitschwimmer, der heute nur Mitradler ist. Wir ratschen ein bisschen, dann kommt doch tatsächlich die Sonne raus. Aber nur kurz.

Auf den letzten Metern meines Heimwegs gerate ich dann noch mal in den Regen.

Es waren also einige Widerstände, aber wie so oft: Das Schwimmen war schön!


Schwimmen im September

Die Nacht war kalt, richtig kalt. Nach dem langen Sommer, der irgendwie nicht enden will, fühlen sich 4 bis 5 Grad nachts echt kalt an. Aber ich mag das. Besonders, wenn der Himmel so ein Wiesn-Blau hat, das er nur im September morgens hat, und der Tag sich langsam aufwärmt. Und genau so war das am Montag.


Ich hab’s kaum erwarten können, zum Regattabadesee zu radeln und so war ich schon um 9.30 Uhr da. Spiegelglatt liegt die Wasseroberfläche vor mir, der blaue Himmel spiegelt sich. Die Morgensonne hat die kalte Nacht nur leicht erwärmt, es dürfte so 12 bis 13 Grad haben. Genau mein Ding!

Gerade als ich mich an der DLRG-Hütte umziehe, entdecke ich bei der Schilfecke was. Zuerst weiß ich nicht, was ich da sehe. Ist es diese komische Schmutzschicht, die oft auf dem Wasser ist? Nein. Es ist Nebel. Ein kleiner Windhauch treibt die kalte Nachtluft auf das warme Wasser und sofort entsteht ein kleiner, feiner Nebel, der über die Bucht huscht. Es ist magisch!


Als ich ins Wasser gehe, merke ich, dass es noch immer recht warm ist. Am Wochenende habe ich mal gemessen, da waren es 21 Grad. Recht viel kälter ist es jetzt wohl nicht. Beim Reingehen ist es zwar frisch, aber eher im Sinne von erfrischend. Ich schwimme los, erstmal nach rechts, also nicht zu dem Nebel. Denn die andere Seite liegt im Schatten, weil die Sonne so tief steht. Ich bleibe im Uferbereich. Zum einen, weil es da wärmer ist, zum anderen aus Sicherheitsgründen.


Ich genieße das Schwimmen. Ich schwimme Oma-Brust mit Kopf über Wasser, obwohl es noch warm genug wäre, um zu kraulen. Aber ich will die Landschaft sehen und das Ganze eher als „Ausflug“ als als Sport sehen. Trotzdem bin ich ziemlich schnell am Ende der Bucht und dann an der Biegung. Ich schwimme hier noch weiter, bis zu dem Baum, dessen Äste über der Wasserfläche hängen. Dann drehe ich um. Und schwimme am Ufer zurück. Die Seequerung habe ich am Wochenende mit einem Freund gemacht. Und obwohl es nur acht Minuten dauert, habe ich es allein nicht gewagt. Aber es ist auch egal, denn am Ufer zurück ist es auch sehr schön. Ich komme am Steg vorbei, will aber noch nicht aufhören. Das Wasser ist angenehm, die Sonne scheint und ich genieße das Schwimmen. Es hat was von Freiheit. Diese Weite, obwohl der Regattabadesee echt klein ist.


In der spiegelglatten Wasseroberfläche sehe ich die Bäume am Ufer doppelt – sie schimmern noch in ihren unterschiedlichen Grüntönen. Ich genieße den Moment und freue mich gleichzeitig auf den Oktober, wenn die Blätter in gelb-orange-rot und golden leuchten.


Nach 24 Minuten ist meine Schwimmrunde beendet. Mir ist jetzt ein bisschen kühl. Aber es ist nur oberflächlich. Die Kälte ist noch nicht da, sie durchdringt mich nicht. Nach dem Umziehen sitze ich in der Sonne und genieße ihre Wärme – aufwärmen muss ich mich noch nicht. Der See hat die Wärme des Sommers gespeichert.


Schwimmstadt Oulu

Was macht das Chlorhuhn einen Monat in einer Stadt ohne Freibad? Im Juli? Kann das gutgehen? Als Alternative stehen zwei Hallenbäder zur Verfügung, eins sogar mit 50-Meter-Becken. Aber das hat leider geschlossen, Revision. Und das andere hat zwei 25-Meter-Becken und wird auch in die Revision gehen. Also fast kein Chlor fürs Chlorhuhn.

Ehrlich gesagt war ich sehr gespannt, wie das so wird, in Oulu. Einer Stadt im Norden Finnlands, am Bottnischen Meerbusen. Da, wo die Ostsee endet. Also gibt’s die Ostsee zum Schwimmen. Aber es wird noch besser. Es gibt Seen (ja, Mehrzahl) und den Fluss. Auch hier kann man schwimmen. Immerhin gibt’s Alternativen. Und Oulu ist eine wirkliche Radlstadt! Ich habe mir über Kleinanzeigen ein Rad gekauft und schon bin ich ein neuer Mensch. Die Radwege sind gut beschildert, es ist ein ganz eigenes Wegesystem mit wenigen Kreuzungen und autofrei. Es gibt Hauptrouten, denen man folgen kann und so können auch Ortsfremde wie ich gut von A nach B kommen.

Der Pyykösjärvi – einer der Seen in Oulu – mit Sandstrand, wie so oft …

Im Hallenbad (Raati) war ich auch und es ging mal ganz gut, mal war’s nervig. Weil es nur 25 Meter sind und da halt auch Omis schwimmen, die eher im Wasser treiben. Es sind alle Bahnen geleint und leider stand da nur „Ausdauerschwimmer“ – und ja, das sind die Omis ja tatsächlich: ausdauernd. Als es an einem Wochenende fast nur geregnet hat, war das Bad geschlossen, da hat es mir dann schon irgendwie gefehlt.

Aber jetzt zu den schönen Seiten! Ich habe das Schwimmen im Fluss nämlich sehr genossen. Die Ostsee ist in Nallikari, dem Stadtstrand in Oulu, sehr flach. Als ich schon fast in Schweden war, hat mir das Wasser immer noch nur bis zu den Knien gereicht! Und dann noch Sandstrand – gar nicht meins. Auch bei den Seen ist der Strand oft Sand.

Aber es gibt ja den Oulujoki, den Fluss. Ein Strand mitten in der Stadt heißt Tuira und da gibt’s sowohl Sand als auch Rasen. Und wie an jedem öffentlichen Strand kleine, hellblaue Häuschen, die Umkleidekabinen. Tuira ist auch eine Winterschwimmstelle, da fand ich es schon fast traurig, dass Juli ist.

Im Sommer aber gibt’s eine schwimmende Sauna. Auf einem Floß, ein paar Meter vom Ufer entfernt. Etwa 20 Leute passen rein, es wird mit Holz geheizt und man kann direkt in den Fluss springen zur Abkühlung und zum Schwimmen. Sehr schön!

Der Fluss ist, wie auch die Seen in Finnland, schwarzbraun. Das ist für mich aus Bayern sehr ungewohnt. Das Wasser ist aber sauber, es liegt am Untergrund, der eben erdig und nicht steinig ist. Etwas von der Erde sammelt sich allerdings auch im Badeanzug, bisschen so wie am Regattabadesee im Frühling.

Das Wasser war mit etwa 20 Grad sehr angenehm. In Tuira gibt’s Bojen, die die Schwimmzone begrenzen. Der Fluss hat kaum Strömung, außer in der Mitte. Diese Bojen sind aber auch prima, wenn man ein Ziel haben möchte. Und so konnte ich immer etwas ansteuern. Ganz besonders schön war es, als ich im Nieselregen geschwommen bin. Und ich war nicht die einzige. Immer wieder kam jemand, ist geschwommen, hat glücklich ausgesehen – wie ich!

Als ich mich dann in Oulu etwas besser ausgekannt habe und das Wetter wieder besser wurde, habe ich mit dem Rad größere Ausflüge gemacht. Oft in der Nähe des Flusses und da habe ich immer wieder neue Schwimmstellen entdeckt. Immer mit Umkleidehäuschen.

Das Wetter war nicht wirklich schön, Wolken und manchmal hat die Sonne rausgeschaut. Und auch da war es so, dass immer wieder jemand zum Schwimmen kam. Meist mit dem Radl, oft schon den Badeanzug unter den Radlklamotten. Manche sind nur ganz kurz, zwei bis fünf Minuten, geschwommen, andere länger. Mir hat das gefallen! Denn irgendwie waren wir alle Gleichgesinnte. Die schwimmen, auch wenn es nicht so super Wetter ist.

Einmal kam ein Mann, er hat seine Sachen so halb hinter mir abgelegt. Ich hatte ihn gar nicht bemerkt, dann sagt er auf finnisch, dass er mich gar nicht stören wollte. Dann habe ich ihn bemerkt, auf finnisch gefragt, was er gesagt hat. Er spricht weiter finnisch – und ich verstehe ihn – dass er mich gar nicht stören wollte und dass er jetzt etwa eine Stunde schwimmt. Ich sagte ihm, dass das Wasser echt schön ist und habe ihm viel Spaß gewünscht. Dann ist er rein und flussaufwärts geschwommen. Kraul (ohne Schwimmbrille) und eher gemütlich. Und dann war ich tatsächlich etwas neidisch! Denn ich bin nur am Strand entlang auf- und abgeschwommen. Zwar auch eine Viertelstunde, aber das ist halt nicht dasselbe. Wenn ich mich besser auskennen würde oder zu zweit wäre, dann könnte ich auch eine längere Strecke schwimmen. Auch die Boje wäre prima, damit man mich sieht. Da war ich dann kurz etwas traurig.

Lustigerweise habe ich diesen Mann einen Tag später in Tuira getroffen. Ich habe sein Rad erkannt, bei ihm war ich mir nicht sicher. Aber als er seine Schuhe wieder angezogen hatte, habe ich ihn gefragt, ob er das gestern war. Und ja, er war es. Er hat mich auch erkannt. Ich habe ihm dann gesagt, dass ich ein bisschen neidisch auf seinen Ausflug war und dann haben wir uns ein bisschen übers Schwimmen unterhalten. Er hat auch eine Boje, aber die ist grad kaputt. Und auch er mag Rasen lieber als Sandstrand. Das war eine sehr nette Begegnung, fast wie am Regattabadesee.

An einem anderen Tag, als ich wieder eine neue Schwimmstelle entdeckt habe, und es bewölkt war, ist ein älteres Ehepaar geschwommen. Sie waren die einzigen außer mir. Ich habe mich umgezogen und ein bisschen auf den Fluss geschaut. Die Schwimmstelle war sehr schön und die Lichtstimmung toll! Als die beiden rauskommen, habe ich sie gefragt, wie das Wasser ist. Es war nämlich durch die regnerischen und kühlen Tage etwas abgekühlt. Aber hier, etwas flussaufwärts, war es zumindest windstill. Das Wasser ist ganz prima, sagen sie. Und dann ratschen wir auf finnisch übers Schwimmen und die Sauna (gehört ja dazu) und wo es den schönsten Aufguss (Löyly) gibt. Den machen die Finnen zwar selbst (kein Bademeister!), aber wie „weich“ oder „hart“ er ist, hängt von vielen Faktoren ab, sagt mir der Mann. Die Bauweise der Sauna, die Art des Ofens und natürlich wie man das Wasser auf die Steine wirft – eine große schwungvolle Kelle fühlt sich anders an als ein sanfter, langsamer Guss.

Eine ganz besonders schöne Schwimmstelle habe ich an einem meiner ersten Tage entdeckt. Es war ein sonniger Sommertag mit etwa 25 Grad und ich war mit dem Radl unterwegs. Das Radl ist allerdings nicht so gut wie ich dachte und so wurde der Ausflug nach Kiiminki, zu den Koitelin Koski, den Stromschnellen, etwas anstrengender als gedacht. 25 Kilometer einfach, eigentlich keine so große Sache. Doch der Rückweg zog sich dann recht endlos.

Die Stromschnellen sind eine sehr schöne Landschaft, der Fluss ist dreigeteilt und fließt über Steine und überall rauscht und plätschert es. Das dunkle Wasser schäumt bräunlich auf, es sieht fast aus wie Cola.

Nach den Stromschnellen ist der Fluss wieder ganz ruhig, hat kaum Strömung, wirkt eher wie ein See. Und schon auf dem Hinweg habe ich den kleinen Steg gesehen. Den will ich jetzt auf dem Rückweg ansteuern, es ist nur etwa zwei Kilometer vom Ziel entfernt. Just als ich ankomme, kommen auch vier Teenager-Mädchen. „Na toll“ denke ich mir. Ich wollte ja hier in schönster Einsamkeit schwimmen. Aber es stellt sich raus, dass die Mädchen zwar recht aufgedreht sind, aber freundlich und es fühlt sich nicht unangenehm mit ihnen an.

Als ich von der Leiter ins Wasser gleite, fühlt es sich kalt an. Hui, denke ich noch. Aber sobald ich schwimme, ist es genau richtig. Perfekt! Ich genieße das Schwimmen, das Wasser, die Abendstimmung und dass ich in Finnland bin. Es war ja in der ersten Woche. Und ich muss zugeben, dass ich auch stolz auf mich war, dass ich geradelt bin und nicht ins Hallenbad gegangen bin. Das habe ich nämlich tatsächlich überlegt, weil es ja bei schönem Wetter oft leerer ist.

Bei meinen Radl-Schwimm-Ausflügen habe ich mir öfter gedacht, dass das total schön ist. Und dass es auch irgendwie Verschwendung ist, wenn ich immer ins Freibad oder Hallenbad gehe. Aber irgendwie ist das noch von der Corona-Zeit da. Dieses „ich muss es nutzen, solange es geht“. Denn mit den Corona-Regeln war es ja nicht sicher, ob geöffnet bleibt und es war ja tatsächlich zwei mal länger geschlossen. Und dann kam vergangenen Herbst das „Energieproblem“, wo man auch nicht wusste, ob die Bäder geöffnet bleiben und wie angenehm die Wassertemperatur sein wird (die Freibäder waren ja echt kalt!). Deshalb hoffe ich auf etwas mehr Normalität. Denn dann könnte ich auch daheim wieder mehr andere Dinge unternehmen – und nicht das Gefühl haben, dass ich was verpasse. Denn auch wenn ich im Bad schwimme, verpasse ich ja was. Das habe ich bei meinen Radl-Schwimm-Ausflügen deutlich gemerkt.


Oh, du süße Freibad-Luft!

In den vergangenen Jahren konnte ich es immer kaum erwarten, dass endlich, endlich, endlich die Freibad-Saison beginnt. Heuer war das irgendwie anders. Und ich kann gar nicht sagen, warum. Vielleicht, weil das Wetter bisher kaum frühlingshaft war? Oder weil ich im Winter in der Olympiaschwimmhalle am Vormittag ein sehr nettes „Vormittagsteam“ hatte? Ich weiß es nicht. Und so war ich – ganz untypisch – gar nicht so sicher, ob ich denn unbedingt zum Beginn der Saison ins Schyrenbad radeln will. Die Entfernung ist in etwa dieselbe wie zum Olympiapark, nur die Strecke ist nicht so schön, sie führt durch die Stadt mit all ihren Ärgernissen.

Und dann kam der 2. Mai. Mit kühlem Wolken- und Regenwetter. Eigentlich ideal fürs Freibad. Und da dachte ich dann, dass ich doch mal hinfahre und dort schwimme. Immerhin sind die Wassertemperaturen auch im Freibad wieder normal, im Herbst hatten sie ja das Schyrenbad gar nicht mehr beheizt, das war echt unangenehm, da war’s im See wärmer.

Ich habe Glück, der Regen hört auf, als ich losfahren möchte, ich komme trocken im Freibad an. Kaum Räder davor, das ist schon mal ein gutes Zeichen. Und naja, auch wenig verwunderlich, es ist ja auch nicht warm, vielleicht 13 Grad. An der Kasse ist grad Übergabe und so treffe ich die Kassenfrau und den Kassenmann, die mich beide (er)kennen und es ist ein großes Hallo und Freude auf beiden Seiten.

Ich war erst am Nachmittag da, da war die Luft auf immerhin 13 bis 14 Grad erwärmt …

Im Becken ist kaum jemand. Es sind drei Bahnen abgeleint, auf jeder schwimmt eine Person. Und der eine ist dann fertig, als ich starte. Perfekt. Eine Bahn für mich! Die Wolken hängen tief und grau, das Wasser fühlt sich kühl an, als ich ins Becken gleite. Es ist laut Tafel am Eingang knapp 24 Grad warm und damit 10 Grad wärmer als der See, aber auch drei Grad kälter als in der Olympiaschwimmhalle. Ich tauche unter und schwimme los. Ja, warm ist anders. Aber es geht. Nach meinen üblichen vier Bahnen Brust kraule ich. Es fühlt sich erst ganz normal an, aber nach Bahn vier muss ich plötzlich vor mich hingrinsen! Ich bin im Himmel! Ich fliege, ich gleite, ich bin wieder ich. Was habe ich das Freibad vermisst! Das Schwimmen fühlt sich so leicht und locker an, nach Freiheit. Ich könnte ewig schwimmen, denke ich. Die Bahnen fliegen nur so an mir vorbei! Herrlich! Und dann schaut auch die Sonne mal raus, was ich da so allein mache. Ich fliege, rufe ich ihr zu. Schau nur zu, es ist total perfekt. Und das macht sie dann auch, wenn auch von dünnen Wolken verdeckt.

Mann! Das habe ich vermisst. Die Leichtigkeit, die Schwerelosigkeit, die Sorglosigkeit, die Freiheit. Ja, werdet ihr jetzt denken, du warst doch im Winter auch schwimmen. Ja, war ich. Aber in der Olympiaschwimmhalle, so schön es dort ist, fühlt es sich immer ein bisschen ernsthafter an. Keine Ahnung, warum das so ist. Das geht auch anderen so, darüber habe ich schon mit anderen Dauer-Schwimmern gesprochen. Und in der Olympiaschwimmhalle ist es ja auch sehr schön zu schwimmen. Die lange Bahn, die vielen Bahnen, die hohe Decke, die große Glasfront, der viele Platz, vor allem in der Dusche und bei den Umkleiden. Aber jetzt habe ich an der süßen Freibad-Luft geschnuppert und bin wieder voll „drauf“.

Nach 2.500 Metern ist aber Schluss. Das kühlere Wasser und die kühle Luft machen sich bemerkbar: Mir wird kalt und auch meine Energie geht zu Ende, mein Tank wird leer. Normalerweise schwimme ich meistens 3.000 Meter, aber auf die restlichen 500 verzichte ich heute gern. Es war sowas von schön, was sind da schon ein paar Meter mehr? Ich kann ja morgen wieder kommen und übermorgen und überübermorgen – und überhaupt! Jetzt ist Freibad-Saison! Yeah!!

Am zweiten Freibad-Tag war es auch noch kühl und leicht bewölkt – da war noch Ruhe. Am dritten Tag war Sonne angesagt, sie schien – da war dann deutlich mehr los.