Schlagwort-Archive: kühl

Schwimmen mit Widerständen

Eigentlich wäre ich dieses Wochenende gar nicht da. Aber weil sich Pläne mal ändern können, bin ich doch da. Umso mehr fallen mir die Widrigkeiten auf, die sich beim Schwimmen auftun.

Am Freitag, 13. (!) war es noch so perfekt! Viel zu warm, schon am Vormittag 20 Grad (Nachmittag 26 – und das mitten im Oktober). Dafür ist der Regattabadesee noch sehr angenehm, mit etwa 18 Grad Wassertemperatur. Spiegelglatte Oberfläche, blauer Himmel, alles meins! Ich schwimme ca. 22 Minuten und genieße jeden Zug. Das Wasser fühlt sich leicht kühl an, aber nicht kalt. Und die Sonne auf meiner Schulter ist warm. Soooo schön!

So ungefähr war’s am Freitag (das Bild ist von 2021)

Doch am Samstag ist es ganz anders. Mit heftigem Westwind kündigt sich – wie vorhergesagt – der Wetterumschwung an. Dass ich Wind nicht mag, ist ja hinlänglich bekannt. Was ziehe ich an? Denn der Wind kühlt aus, aber es hat schon am Vormittag trotz Wolken 20 Grad, also sehr warm. Ich entscheide mich für mein langärmeliges Radtrikot und eine Windstopper-Weste. Das ist grad so ok, fast schon zu warm. Meine Freundin Diana radelt mit zum See, ist moralische Unterstützung. Als wir zum See kommen, bin ich entsetzt: Die Angler sind da! Heute ist ihr „An-Angel-Tag“, ringsum sitzen sie, keine Chance zu schwimmen (wie auch die Fische!). Normalerweise stellen sie ja ein Schild auf, dass Angeln verboten ist, und dann kann man sich ausrechnen, dass DER Tag dann in sechs Wochen ist. Heuer aber: kein Schild. Wahrscheinlich läuft das jetzt digital und so trifft mich der Angel-Tag unvorbereitet. Was tun?

Wir entscheiden uns für den kurzen Weg und wählen die Regattastrecke nebenan. Auf der Webcam habe ich gesehen, dass die Schwimmbegrenzungsleine noch im Wasser ist, also können wir es wagen. An der Tribüne finden wir auch ein windgeschütztes Eckerl, aber schön ist es nicht. Und die Wellen auf der Regattastrecke sind beachtlich. Hier hat der Wind freie Bahn und lässt die Wasseroberfläche so richtig aufschaukeln. Vom Steg halte ich das Thermometer rein: 16 Grad. Das ist doch schon recht kühl. Und dann dieser blöde Wind und die Wellen und überhaupt. Eigentlich bin ich ja gar nicht da. Das merke ich grad ganz deutlich.

Auf dem Bild sind die Wellen nicht so gut zu erkennen, manchmal war es auch etwas besser. Der Wind war recht böig.

Meiner Freundin machen diese Wellen nicht so viel, sie ist schon drin. Hat aber auch ihre Schwimmbrille dabei und beim Kraulen scheint es besser zu sein. Ich zögere noch, gehe aber dann auch rein. Mein Plan: Erstmal den Wellen entgegenschwimmen, damit der Rückweg dann die Belohnung ist. Und hui! Da geht’s echt ganz schön ab, ich fühle mich wie im Meer (wobei die Ostsee manchmal friedlicher war). Es ist recht anstrengend und unangenehm, direkt gegen die Wellen zu schwimmen. Aber es ist nicht so kalt wie befürchtet, eigentlich ganz ok. Und so kämpfe ich etwa fünf Minuten gegen die Naturgewalten, schwimme den Steg entlang und noch ein bisserl weiter. Und dann zurück. Und das ist sogar richtig schön! Die Wellen schieben mich, anstatt mich zu stören. Schon sind die Widrigkeiten vergessen. Aber ich weiß auch, dass sie sofort zurück sind, wenn ich in die andere Richtung schwimme. Deshalb ist nach 10 Minuten Schluss. So richtig befriedigend war das nicht, aber immerhin war ich schwimmen.

Am Sonntag habe ich lange überlegt, was ich mache. Regattasee testen? Gleich zum Waldschwaigsee? Oder mit der S-Bahn (ich habe grad ein Deutschlandticket) zum Starnberger See? Das habe ich letzten Sonntag spontan gemacht, der See war auch noch recht warm. Ich entscheide mich für den Regattasee und hoffe, dass die Angler schon gestern alle Fische rausgefischt haben. Oder dass das graue, kühle Wetter (es hat grad mal 10 Grad!) sie abhält.

Doch heute ist alles noch doofer. Ich wähle die Radlstrecke an der Hauptstraße, weil ich bei dem kleinen Bäckerladen vorbeischauen möchte. Die Sachen schmecken gut, der Laden ist nur am Wochenende geöffnet. Aber was sehe ich? Heute wegen Krankheit geschlossen. Na, prima!

Am Regattabadesee sind dann fast genauso viele Angler wie gestern, links und rechts vom Steg auch so nah, dass ich keine Chance zum Schwimmen habe. Mein Mitschwimmer war krank, wollte aber zumindest mit dem Rad fahren. Ich schreibe ihm wie vereinbart, dass hier zu viele Angler sind und ich zur Strecke rüberschaue. Oder vielleicht doch Waldschwaigsee?

An der Regattastrecke ist heute auch viel los, irgendein Ruder-Event. Schwimmen im abgetrennten Bereich ginge zwar, aber irgendwie ist es mir unangenehm. Also doch zum Waldschwaigsee. Als ich so über die Schotterwege und im Wald radle, bilde ich mir ein, einen Tropfen gespürt zu haben. Regen war doch gar nicht mehr angesagt, denke ich. Naja, die Wolken sind schon arg dunkelgrau. Und dann fängt es tatsächlich an zu regnen. Nicht nur tröpfeln. Ich kann mich am Karlsfelder See grad noch bei einem Klo-Häuschen unterstellen, damit ich nicht komplett nass bin. Denn das ist ja immer das Unangenehmste, wenn man nach dem Schwimmen in nasse Klamotten und Schuhe schlüpfen muss.

Irgendwann lässt der Regen nach und ich kann endlich zum Waldschwaigsee radln. Scheinheilig blitzt die Sonne durch die Wolken, aber so ganz traut sie sich nicht raus. Am Waldschwaigsee gibt es auch eine DLRG-Station, aber hier ist alles aus Stein (also kalt) und auch direkt am Weg, so dass ich nicht so geschützt bin. Der See ist wie immer flaschengrün und sieht mit der Insel und den sich verfärbenden Bäumen recht schön aus. Aber es ist auch kalt, ich bin auch ein bisschen ausgekühlt vom Warten und Nasswerden.

Der Waldschwaigsee, hier auf einem Frühlingsbild, ist immer flaschengrün.

Schwimmen möchte ich jetzt aber endlich! Ich ziehe mich um und gehe zum Steg. Hier geht’s über eine Leiter rein. Das Wasser fühlt sich deutlich kälter an als der Regattasee am Freitag. Die Sonne hat sich wieder hinter dicken Wolken verschanzt, aber es regnet immerhin nicht und Wind ist auch kein nennenswerter. Ich tauche unter und schwimme los. Kühl, ja. Aber nach einer Minute geht’s ganz gut. Trau ich mich allein um die Insel zu schwimmen? Ich weiß, dass das etwa 10 bis 12 Minuten dauert und das Wasser dafür noch warm genug ist. Mir ist aber nicht ganz geheuer und so schwimme ich nur bis zur Hälfte, drehe um und schwimme auf der anderen Seite auch bis ungefähr zur Hälfte. So bin ich quasi auch rumgeschwommen, aber halt nicht wirklich. Nach etwa 10 Minuten bin ich zurück am Steg und beende den Ausflug. Weil es an Land (vor allem im Vergleich zu den letzten Tagen und Wochen) sehr kalt ist, habe ich Angst, dass mir dann zu kalt wird. Ein Blick aufs Thermometer zeigt 16 Grad Wassertemperatur. Wie gestern und ohne Wellen.

Umziehen ist nicht so angenehm, aber mei. Das Schwimmen war schön, wenn auch etwas kürzer. Jetzt kommt auch mein Mitschwimmer, der heute nur Mitradler ist. Wir ratschen ein bisschen, dann kommt doch tatsächlich die Sonne raus. Aber nur kurz.

Auf den letzten Metern meines Heimwegs gerate ich dann noch mal in den Regen.

Es waren also einige Widerstände, aber wie so oft: Das Schwimmen war schön!