Kennt ihr das? Man hat eine ganze 50-Meter-Bahn vor sich. Ganz allein. Und denkt: Das will ich jetzt tauchend bewältigen. Und dann taucht man nach nicht mal der Hälfte auf. Blöd. Muss doch besser gehen! Machen doch andere auch.
So geht’s mir zumindest. Und was macht das Chlorhuhn, wenn es nicht weiter weiß? Es fragt jemanden, der sich auskennt. Wie beim Freiwasser-Schwimmen. Da hab ich mir Tipps von Christof Wandratsch geholt. Oder beim Eisschwimmen. Da war ich bei Sabine Croci und bei Jochen Aumüller.
Jetzt also tauchen. Wer könnte mir da bessere Tipps geben als der Deutsche Meister und WM-Finalist Robert Woltmann? Wer 175 Meter ohne Luftholen durchs Becken kommt, hat doch sicher eine Ahnung. Und genauso ist es.
Wir treffen uns im Freibad, bevor es öffnet. Haben also das Becken für uns. Ich bastle aus den Aufnahmen später einen Radiobeitrag fürs Fitnessmagazin. Aber jetzt erstmal die Arbeit.
Ich mache mich bereit, atme tief ein und aus und tauche. Ich weiß schon ein bisschen, wie ich es mache. Also tief zum Boden runter, ruhige, kräftige Züge. Brust ist zum Glück eh meine beste Lage. Ich lasse etwas Luft ab, gleite und muss nach etwa 20 Metern auftauchen. Da war es, dieses beklemmende Gefühl, wenn man keine Luft mehr bekommt.
„Gar nicht mal so schlecht“, lautet Roberts erstes Fazit. Puh! Immerhin. Allerdings gleite ich kaum, sagt der Experte. Aha. Da verbrauche ich natürlich Energie bzw. Sauerstoff. Und ich kann viel, viel tiefer einatmen. Das allerdings muss ich in Ruhe an Land üben, denn ungeübt wird mir bissl komisch, schwindlig.
Wichtig beim Streckentauchen: nicht hyperventilieren. Und nicht alleine machen. „Es besteht die Möglichkeit, dass man ohnmächtig wird. An Land ist es nicht tragisch, aber unter Wasser kann das tödlich ausgehen“, warnt Robert. Ich bin ja unter bester Aufsicht. Zum Glück!
Wir üben noch ein bisschen. Der Atemreflex kommt zwar, aber ich habe keine Panik mehr. Denn ich kann es schon beim zweiten Versuch besser einordnen. Außerdem soll ich nur Luft anhalten, nicht unterwegs ausatmen. Wusste ich auch nicht.
Ich schaue einmal zu, als Robert taucht. Ich schwimme über ihm. Er kommt in seiner Gleitphase fast zum Stillstand. Wahnsinn. Die Ruhe muss man erstmal haben! Instinktiv richtig gemacht habe ich den Armzug. Es ist ein Tauchzug, Schlüssellochzug. Bis zur Hüfte.
Und dann kommt der finale Tauchgang. Ich atme tief durch, versuche kräftig auszuatmen, damit die alte Luft raus ist und Platz für viel neue Luft mit Sauerstoff ist. Dann Luft anhalten und runter. Abstoßen. Gleiten. Armzug. Beinschlag. Gleiten. Fliegen. Am Boden entlang. Herrlich. Es fühlt sich gut an.
Ich muss nicht hektisch auftauchen. Ich schwimme schräg aufwärts und: habe die halbe Bahn geschafft! 25 Meter! Immerhin. Das sind 5 Meter weiter als ohne Tipps und Training.
Ich werde jetzt also öfter an Land die Luft anhalten, tief durchatmen und dann wieder tauchen. Auch, wenn das offiziell in vielen Bädern nicht erlaubt ist. Aber das ist Reinspringen auch nicht – und das machen genügend andere.
Fun fact zum Schluss: Robert kannte meinen Blog schon vorher. Witzig, wie klein die Wasserwelt doch ist!