Monatsarchiv: April 2022

365 Tage schwimmen

Das Jahr ist voll! Ich habe es tatsächlich geschafft, an 365 Tagen in Folge schwimmen zu gehen. Trotz Corona-Einschränkungen, schlechtem Wetter, überfülltem Bad und Revision. Aber: zu gewinnen gab’s nichts. Keine Fanfare, kein Tusch, kein Garnichts. 

Und es war auch nicht geplant. Ich nehme mir solche Dinge ja nicht vor, sie passieren unterwegs – wie die 50 Tage Wintersee in Folge. Ich wollte vergangenen Freibad-Sommer einfach jeden Tag nutzen (mit dem ganzen Corona-Zeugs und unseren Politikern wusste man ja nie) und nachdem ich an einem Tag mit dem Rennrad beruflich unterwegs war, habe ich den Badeanzug eingepackt, um auf dem Rückweg zumindest im See schwimmen zu können. Freibad hätte ich wahrscheinlich auch noch geschafft, aber das war mir zu stressig. Denn Spaß soll es ja trotzdem machen!

Und so ergab es sich, dass ich zum Ende der Freibad-Saison auf eine ziemlich lange Reihe von Folgetagen blicken konnte: von 17. April bis 30. September. Jetzt abbrechen? Irgendwie blöd. Und obwohl es im Sommer auch einige „Doppel“-Schwimmtage gab mit Schwimmen im Freibad UND im See, wollte ich das nicht als Argument nehmen. Jeder Tag ist jeder Tag.

Im November und Dezember schwebte das „Lockdown“-Schwert über mir, so dass ich vor allem zu Beginn der Winterschwimmsaison immer damit gerechnet habe, dass das Hallenbad doch geschlossen wird und ich auf den See ausweichen muss. Deshalb gab’s einige See-Einheiten. Und es war ja fast immer schön im See.

Richtig knifflig wurde es in den Weihnachtsferien: Das Wetter lud nicht gerade zu anderen Aktivitäten ein und in den Bädern galt eine Auslastungsgrenze von 25 Prozent. Beides führte dazu, dass es in der Olympiaschwimmhalle ab 10 Uhr vormittags im Becken voll und chaotisch wurde und ab Mittag gab’s nicht selten Einlass-Stopp. Also: Früh aufstehen, wer zumindest ein paar Meter in Ruhe schwimmen wollte. Und als ich an Weihnachten bei meinen Eltern war, gab’s gar kein Schwimmbad, nur den See. Allerdings bei windigem Nieselregen, also auch nicht gerade einladend. Aber da war mein „Projekt“ soweit fortgeschritten (über 200 Tage), dass ich nicht mehr abbrechen konnte!

Nicht gerade einladend war der Tegernsee an Weihnachten – aber es hilft nix!

Warum mache ich das? Das habe ich mich auch manchmal gefragt. Aber dann kamen einfach wieder so schöne Schwimmtage, an denen es besonders gut lief oder ich „meine Mitschwimmer“ in der Olympiaschwimmhalle getroffen habe, dass es einfach schön war. Da zu sein, seinem Hobby nachzugehen, Gleichgesinnte zu treffen und auch ein bisschen zu ratschen. Oder als im März fast einen Monat wegen Revision geschlossen war: Da war das Wetter richtig see-freundlich und so war ich fast jeden Tag im See schwimmen. Eigentlich dachte ich, dass ich auch mal andere Bäder teste, aber bis auf einen Ausflug zum Müllerschen Volksbad blieb ich im See. Es war einfach zu schön.

Stilvoll schwimmen im Müllerschen Volksbad

Und jetzt? Ist das Jahr schon seit einigen Tagen „voll“ und ich schwimme trotzdem weiter. Warum auch nicht? Es ist schön, ich fühle keinen Zwang, sondern Lust aufs Wasser. Außerdem steht die Freibad-Saison vor der Tür und wer mich ein bisschen kennt, weiß, dass das „meine“ Zeit ist. Und naja – irgendwann werde ich die Reihe wohl unterbrechen. Vielleicht steht ja mal ein Urlaub an und dann kann man auch mal was anderes machen. Muss man aber nicht …

So stelle ich mir das Freibad vor – ob es heuer tatsächlich so leer sein wird?


Winterschwimmen im April

Es war im März schon so schön sonnig und dann wurde es auch wärmer, so dass auch das Wasser im Regattabadesee etwas wärmer wurde. Einfach schön! Doch ich hatte noch das vergangene Jahr im Hinterkopf, als es nach einigen Frühlingswochen nochmal so richtig „greislig“ wurde, mit Wind, Schneeregen und einfach miesem Wetter. So war ich jetzt Anfang April auch nicht wirklich überrascht, als die vierwöchige Sonnenphase von einem Tief beendet wurde und es sogar schneite. Der Schnee blieb sogar liegen, allerdings fahrradfreundlich nur auf den Wiesen, Dächern und Autos und nicht auf der Straße.

Am Sonntag war ich schon auf dem Weg in die Olympiaschwimmhalle, weil es doch – anders als vorhergesagt – schneite. Nur leicht, aber naja, man weiß ja nie. Doch auf dem Radl merkte ich, dass es gar nicht schlimm war und hey – kommt da nicht die Sonne durch die Wolken? Soll ich nicht doch lieber zum See fahren? Aber da müsste ich doch nochmal umdrehen und den Rucksack etwas umpacken. So überlege ich beim Fahren und entschließe mich dann, doch zum See zu fahren. Also erstmal nach Hause, die See-Sachen einpacken, und wieder aufs Rad. Und dann schneit es wieder stärker. Ohmann! Weil ich aber auch meine Schwimmbrille ausgepackt habe (warum nur??), müsste ich jetzt wieder umdrehen. Nein, ich fahre jetzt zum See. Das wird schon nicht so schlimm und kalt sein, spreche ich mir Mut zu.

Als ich etwa drei Kilometer vom See entfernt bin, macht mein Rad komische Geräusche. Häh? Warum ist da so wenig Luft im Vorderreifen? Und während ich das noch denke, wird die Luft immer weniger: Ich habe einen Platten. Mist! Und jetzt? Vielleicht geht’s bis zum See? Nein, keine Chance. An einem der letzten Häuser werkelt ein Mann im Garten. Ich frage, ob er eine Luftpumpe hat (ich habe natürlich an dem Rad keine dabei). Er hat und wir pumpen. Allerdings sprudelt die Luft aus dem nassen Reifen fast gleich wieder raus. So ein Rollsplittsteinchen, das zum Streuen am Bahnübergang verwendet wurde, hat mir ein Loch in den Mantel und Schlauch gerissen. Mist. Die Luft hält zum Glück doch ein bisschen, so dass ich es bis zum See schaffe. Ohmann!

Auf dem Steg und den Wiesen liegt richtig viel Schnee – das Wasser ist relativ warm!

Und hier ist es auch richtig winterlich, so habe ich es heuer nicht erlebt (weil ich ja im Hallenbad war). Ich zweifle jetzt noch mehr, ob das mit dem See so eine gute Idee war. Aber naja, jetzt bin ich hier, also will ich auch schwimmen. Es ist auch etwas kalt, als ich mich ausgezogen habe. Ich schätze mal, dass es so 3 bis 4 Grad an Land sind. Als ich ins Wasser gehe, bin ich verwundert. Denn das fühlt sich „warm“ an! Klar, es hat noch immer 7 Grad. Das ist natürlich nicht „warm“, aber in meiner Erinnerung und Erfahrung heißt Schnee an Land, dass das Wasser unter 5 Grad kalt ist. Und das merkt man. Aber so ist es recht angenehm und „passt“ nicht ganz zur Winterlandschaft.

Das Schwimmen ist dann auch sehr schön, es ist hier in der Bucht windstill, die Schneeflocken haben auch wieder aufgehört und die Sonne spielt mit den Wolken verstecken. Ich genieße meinen kleinen Schwimmausflug und die winterliche Idylle am See.

Zurück an Land ist mir dann doch wieder etwas kalt, aber das ist nicht schlimm.

Und auch das Problem mit dem Rad hat sich gelöst. Ein Schwimmfreund mit Luftpumpe konnte leider nichts ausrichten, dafür war das Loch zu groß. Aber ein anderer Schwimmer war mit dem Auto da und hat sich als Transport angeboten. Also kann ich nur sagen: Das schöne Schwimmen war den Ausflug wert. Und es ist sehr schön zu erfahren, dass es hilfsbereite Menschen um mich herum gibt.