Das Jahr ist voll! Ich habe es tatsächlich geschafft, an 365 Tagen in Folge schwimmen zu gehen. Trotz Corona-Einschränkungen, schlechtem Wetter, überfülltem Bad und Revision. Aber: zu gewinnen gab’s nichts. Keine Fanfare, kein Tusch, kein Garnichts.
Und es war auch nicht geplant. Ich nehme mir solche Dinge ja nicht vor, sie passieren unterwegs – wie die 50 Tage Wintersee in Folge. Ich wollte vergangenen Freibad-Sommer einfach jeden Tag nutzen (mit dem ganzen Corona-Zeugs und unseren Politikern wusste man ja nie) und nachdem ich an einem Tag mit dem Rennrad beruflich unterwegs war, habe ich den Badeanzug eingepackt, um auf dem Rückweg zumindest im See schwimmen zu können. Freibad hätte ich wahrscheinlich auch noch geschafft, aber das war mir zu stressig. Denn Spaß soll es ja trotzdem machen!
Und so ergab es sich, dass ich zum Ende der Freibad-Saison auf eine ziemlich lange Reihe von Folgetagen blicken konnte: von 17. April bis 30. September. Jetzt abbrechen? Irgendwie blöd. Und obwohl es im Sommer auch einige „Doppel“-Schwimmtage gab mit Schwimmen im Freibad UND im See, wollte ich das nicht als Argument nehmen. Jeder Tag ist jeder Tag.
Im November und Dezember schwebte das „Lockdown“-Schwert über mir, so dass ich vor allem zu Beginn der Winterschwimmsaison immer damit gerechnet habe, dass das Hallenbad doch geschlossen wird und ich auf den See ausweichen muss. Deshalb gab’s einige See-Einheiten. Und es war ja fast immer schön im See.
Richtig knifflig wurde es in den Weihnachtsferien: Das Wetter lud nicht gerade zu anderen Aktivitäten ein und in den Bädern galt eine Auslastungsgrenze von 25 Prozent. Beides führte dazu, dass es in der Olympiaschwimmhalle ab 10 Uhr vormittags im Becken voll und chaotisch wurde und ab Mittag gab’s nicht selten Einlass-Stopp. Also: Früh aufstehen, wer zumindest ein paar Meter in Ruhe schwimmen wollte. Und als ich an Weihnachten bei meinen Eltern war, gab’s gar kein Schwimmbad, nur den See. Allerdings bei windigem Nieselregen, also auch nicht gerade einladend. Aber da war mein „Projekt“ soweit fortgeschritten (über 200 Tage), dass ich nicht mehr abbrechen konnte!
Warum mache ich das? Das habe ich mich auch manchmal gefragt. Aber dann kamen einfach wieder so schöne Schwimmtage, an denen es besonders gut lief oder ich „meine Mitschwimmer“ in der Olympiaschwimmhalle getroffen habe, dass es einfach schön war. Da zu sein, seinem Hobby nachzugehen, Gleichgesinnte zu treffen und auch ein bisschen zu ratschen. Oder als im März fast einen Monat wegen Revision geschlossen war: Da war das Wetter richtig see-freundlich und so war ich fast jeden Tag im See schwimmen. Eigentlich dachte ich, dass ich auch mal andere Bäder teste, aber bis auf einen Ausflug zum Müllerschen Volksbad blieb ich im See. Es war einfach zu schön.
Und jetzt? Ist das Jahr schon seit einigen Tagen „voll“ und ich schwimme trotzdem weiter. Warum auch nicht? Es ist schön, ich fühle keinen Zwang, sondern Lust aufs Wasser. Außerdem steht die Freibad-Saison vor der Tür und wer mich ein bisschen kennt, weiß, dass das „meine“ Zeit ist. Und naja – irgendwann werde ich die Reihe wohl unterbrechen. Vielleicht steht ja mal ein Urlaub an und dann kann man auch mal was anderes machen. Muss man aber nicht …
So stelle ich mir das Freibad vor – ob es heuer tatsächlich so leer sein wird?