Heute wollte ich mal wieder was Neues ausprobieren. Nachdem das Wetter wenig winterlich war und ich nicht so viel Zeit hatte, dachte ich mir: Ich könnte ja mal an einen anderen, näheren See radln. Der Feldmochinger- oder der Fasaneriesee im Münchner Norden sind nämlich näher. Der Weg dorthin hat zwar mehr Ampeln als zum Langwieder See, dafür sind es aber fünf Kilometer einfach weniger. Und außerdem ist „mein“ schöner, neuer Radlweg zerstört. Von höchster Stelle: vom Baureferat der Stadt München. Auf Höhe der Laimer Unterführung muss nämlich die zweite S-Bahn-Stammstrecke gebaut werden. Und dafür müssen Baumaschinen über den Radlweg fahren. Der Radlweg war erst 15 Monate (ja, Monate!) in Betrieb!
Aber ich schweife ab … also, das war halt einer der Gründe, warum ich heute in den Norden geradelt bin. Kurz vorm Ziel gabelt sich der Weg, und ich muss mich entscheiden, welcher der beiden Seen das Rennen macht. Ich entscheide mich spontan für den Fasaneriesee. Also rechts abbiegen und rüberrollen.
Am See selbst herrscht reger Betrieb. Es ist Mittwoch Nachmittag, die Sonne scheint (laut Wetterbericht im Radio das allerallerletzte Mal überhaupt …) und so sind einige Leutchen unterwegs. Dank geteerter Wege geht das auch mit dem Rollator … *g
Es gibt dort eine Einstiegsstelle mit Treppe. Als ich vor zwei Jahren im Sommer mal da war, habe ich das schon gesehen. Leider im Halbschatten, dafür halt guter Zugang ins Wasser. Und dank Kopfsteinpflaster muss ich mein Lager nicht komplett in der Wiese aufschlagen (da ist es meistens nass, kalt und bazig). Als ich ankomme, schwimmen ziemlich viele Enten rum. Die stören mich nicht weiter. Noch nicht …
Ich mache mich also schwimm-fertig und stelle spaßeshalber meine Handy-Eieruhr auf 3 Minuten. Wenn es läutet, habe ich 3 Minuten geschafft, so meine Idee. Damit das realistisch ist, muss ich schnell machen. Also fix zwei Schritte zum See, dann zwei Schritte im flachen Wasser. Auf weichem Untergrund, der mit Laub bedeckt ist. Nicht so mein Favorite … naja. Hilft nix. Durchatmen, untertauchen, losschwimmen. Ui! Geht gut! Am Ufer entlang schwimme ich, immer schön im flachen Wasser. Falls was sein sollte. Ich sehe ein Schild am Ufer (das wohl darauf hinweist, dass man die Eisfläche nicht betreten soll). Das ist mein Ziel. Allerdings kommt es nicht wirklich näher. Im Gegenteil: Je länger ich schwimme, desto weiter entfernt erscheint es mir. Denn das kalte Wasser lässt meine Schwimmzüge langsamer werden. Aber mich hat der Ehrgeiz gepackt, deshalb gebe ich jetzt nicht auf. Und irgendwann bin ich auf Höhe des Schildes. Hier überprüfe ich die Wassertemperatur: 6,2 Grad. Aha. Wärmer als der Langwieder See. Der hatte ja 5,2 Grad. Ist aber auch größer.
Zurück geht’s dann erstaunlich gut. Ich spüre die Kälte, aber das ist schon ok. Die Sonne blendet mich etwas. Aber das Wasser ist glatt. Klar ist es allerdings nicht. Immer mal wieder schwimmen so kleine Batzen rum. Bäh! Und das im Winter! Immerhin riecht es nicht entenkackig (das hatte ich im Sommer am Lerchenauer See mal…).
Ich habe jetzt mein Ziel erreicht und gehe an Land. Und da steht auch schon ein älterer Herr, der mich entgeistert anschaut. Ich lege mir das Handtuch um. Höre das Handy – yes!! 3 Minuten geschafft!
Er steht noch immer da wie angewurzelt. Ich frage, ob er mir beim Umziehen zuschauen will. „Ich wollte Sie was fragen“, sagt er. Ich entgegne, dass ich mich jetzt bitte schnell und in Ruhe umziehen muss, danach beantworte ich alle Fragen. Er sagt: „Nur ganz kurz: Wie warm ist das Wasser?“. Ich informiere ihn und kann mich endlich umziehen. Leider ist die Badestelle direkt neben dem Weg, so dass ich zum ersten Mal seit Langem wieder „Publikumskontakt“ habe und ständig gefragt werde. Vielleicht sollte ich eine große Digitalanzeige mit der Temperatur aufstellen? Das scheint die Leute am meisten zu interessieren.
Als ich endlich wieder umgezogen bin, und beinahe verpasst hätte, das schöne Kribbeln zu fühlen, die Warm-heiß-kalt-Wellen, messe ich die Temperatur nochmal, um auch ein Foto machen zu können. Und schon sind die nächsten Leute da. Ein älteres Paar. Sie wollen auch wissen, wie warm das Wasser ist und ob ich reingehe. Ich sage: „Jetzt nicht mehr, ich war schon!“. Große Augen bei ihr. Er sagt, dass er das früher in der Sauna auch immer genossen hat, ins kalte Becken zu gehen. Das Kribbeln, die Erfrischung und überhaupt. Und weil ich jetzt ja wieder angezogen bin, ratschen wir drei. Es ist echt sehr nett, was die beiden zu erzählen haben. Von früher, als sie mit ihren Kindern zum Schlittschuhfahren an den Fasaneriesee gekommen sind. Als einmal der kleine Dackel im Eis eingebrochen ist, aber zum Glück im ganz flachen Wasser. So konnte er sich selbst befreien. Und über München und den Münchner Norden und und und. Sehr schön!
Dann kommt der Herr von vorhin zurück. Er entschuldigt sich. Sagt, dass er gar nicht bedacht hat, dass ich mich natürlich erst mal umziehen muss. Damit ich nicht krank werde. Und dass er auch mal überlegt hat, das Schwimmen auch in der kalten Jahreszeit durchzuziehen. Aber im Oktober hat es ihm dann gereicht. Ich entschuldige mich ebenfalls, falls ich vorhin etwas ruppig war. Aber dass es eben erste Priorität hat, dass ich mich umziehe. Vor allem wegen der kalten Finger muss das fix gehen, damit ich noch was fühlen kann.
Wir alle verabschieden uns und wünschen uns einen schönen Nachmittag. Und das war’s auch! Trotz ratschen war ich kürzer unterwegs als sonst, wenn ich zum Langwieder See fahre.
Allerdings hatte ich beim Umziehen Entendreck unterm Badeanzug. Das gibt natürlich Minuspunkte für den Fasaneriesee. Vielleicht teste ich nächstes Mal den Feldmochinger See. Den kenne ich ja auch vom Sommer und Herbst und er ist nur einen Kilometer weiter als der Fasaneriesee.