Jetzt ist sie schon wieder vorbei – die Freibadsaison 2020. Die Corona-Freibad-Saison. Sie hat 115 Tage gedauert: vom 8. Juni bis zum 30. September. Warum ich das so genau weiß? Weil ich JEDEN Tag im Freibad war. Weil ich jeden Tag nutzen wollte. Weil ich nach dem Lockdown im März wusste, wie schnell was Schönes, das man als selbstverständlich erachtet, auf einmal weg sein kann. Auf unbestimmte Zeit. Also hat sich mein Motto bewahrheitet: Lieber gleich genießen, wer weiß, was kommt!

Ok… man hätte vielleicht nicht JEDEN Tag ins Freibad gehen müssen. Aber hey: warum nicht? Wenn die Situation eh schon so seltsam ist? Anfangs waren die Duschen und Umkleiden geschlossen, in manchen Freibädern waren nicht alle Toiletten zugänglich (z.B. jede zweite Tür verschlossen).

In München musste man online reservieren. Leider wurden die Badegäste, die das Bad verlassen hatten, nicht gezählt. Oder für mich: Gottseidank. Denn oft war es erstaunlich ruhig im „ausgebuchten“ Bad.


Die Stadtwerke haben nachgerüstet, die Badegäste, die gegangen sind, wurden gezählt, so dass neue Kapazitäten geschaffen wurden. In Germering war das von Anfang an so vorgesehen. Aber das hat jedes Bad anders geregelt. Wie auch die Hygieneauflagen: Manche Bäder (Schyrenbad) waren so wie immer, auch das Sommerbecken im Dante. Einfache Bahnen, keine doppelt breiten. Ebenso in Germering, Freising oder Fürstenfeldbruck.
In Dachau oder im Stadionbecken im Dante gibt’s andere Coronaviren, da muss man auf extra breiten Bahnen schwimmen. Im Dante sind alle Toiletten und auch die Duschen geöffnet, während in Fürstenfeldbruck nach wie vor die Duschen außer Betrieb sind und nur eine von zwei Toiletten benutzt werden darf. In diesem Bereich ist in Dachau alles wie gehabt. (Diese Liste ließe sich ewig fortsetzen).

Ich war ja hauptsächlich im Dantebad schwimmen. Und lustigerweise war es „dank“ Corona so, dass ich an heißen Sommersonnesonntagen fast allein geschwommen bin (normalerweise sind das die absoluten Horrortage!), während es bei Regen oder grauem Himmel schon mal voll wurde auf der Sportschwimmerbahn. Meine Erklärung: an Sommersonnentagen sind viele Leute aus der Stadt rausgefahren und die wenigen, die im Freibad waren, lagen auf der Wiese oder waren Kinder, die sich auf der Rutschbahn vergnügt haben. Sport- und Spontanschwimmer haben dann die Chance an den Tagen mit eher schlechtem Wetter genutzt. Ich natürlich auch. Das mache ich ja seit Jahren.

Das Dantesommerbecken ist ja schon seit 8. September geschlossen. Da war ich schon traurig. Weil es im Sommer tatsächlich mein Zuhause war. Ich habe im Laufe der Saison die Bademeister kennengelernt, wir haben uns immer unterhalten und ich habe mich auch gefreut, sie zu sehen. Ebenso der Mann an der Kasse. Der war neu da diesen Sommer und anfangs ein bisschen unsicher, ob er alles richtig macht. Ich habe zu ihm gesagt, dass wir, wenn er den ganzen Sommer dableibt, schon noch ein gutes Team werden. Und genau so war es dann. Ein kurzer Ratsch beim Bezahlen, das war der Anfang meines Schwimmtages. Und am Ende der Saison fragt er mich: „Und was machen Sie nebenberuflich?“ – ein sehr netter freudscher Versprecher …
Das Schyrenbad hatte dann eben noch bis 30. September geöffnet. Leider war das Wetter dann sehr gut, mit Sonne und ziemlich sommerlichen Temperaturen. Da war oft ganz schön viel Betrieb auf den drei Sportbahnen. Und wenn viele Leute schwimmen, fallen diese Omabrust oder Altdeutsch-Rücken-Herren nicht nur auf, sie stören halt auch. Weil man sie nicht gut überholen kann.

Aber ich hatte auch schöne Erlebnisse an solchen Tagen: Da war ein schönes Miteinander. Langsamere Schwimmer haben Schnellere vorbei gelassen (das mache ich eh immer, aber da war ich auch mal die Schnellere und bin in den Genuss gekommen). Oder Schwimmer, die in etwa die gleiche Geschwindigkeit schwimmen, haben genügend Abstand gehalten (oder es verstanden, wenn ich das gemacht habe). Sportschwimmer, die 100er-Einheiten gemacht haben, haben auch mal fünf Meter vorher aufgehört, weil es sonst an der Wende eng geworden wäre. Das fand ich gut, dass es so auch gehen kann!
Und noch etwas hat mich an diesen Spätsommertagen gefreut: Wenn ich bekannte Gesichter getroffen habe. Denn im Schyrenbad bin ich fremd, da kenne ich kaum jemanden. Aber wenn es so war, dann hat es sich für mich so bisschen nach „Unterstützung“ angefühlt, dass man mit dem Chaos auf der Bahn nicht allein ist. Das war schön.

Kurz vor Ende der Saison war es dann auf einmal Herbst mit Regen, Wind und kalten Temperaturen. Da war ich dann fast allein im Becken, was schön war. Ok, am Montag war es nur kalt. Aber am Dienstag war es wieder etwas wärmer – da konnte ich ganz schön schwimmen. Die Luft war drei Grad wärmer, das Wasser ein Grad – perfekt!

Zum Abschluss der Freibad-Saison, an Tag 115, hat die Sonne dann wieder rausgeschaut, um sich von allen zu verabschieden. Und da sind dann gefühlt „alle“ wieder da gewesen. Es lief zum Glück ziemlich gut und es war schön, dass der Abschluss nicht in Eiseskälte war. Ich bin jetzt schon ein bisschen traurig, dass es vorbei ist. Es ist nicht so, dass ich eine „Pause“ herbeisehne.
