Eisbrecherin

So – jetzt dürfte ich dann eigentlich alle Extreme beim Winterschwimmen geschafft haben: Schwimmen im Wind, im Schnee, an der Eiskante, Rumstehen im Eisloch und heute: Eisbrecherin!

Zwei spannende Fragen gibt’s für mich zur Zeit: Wie sind die Straßenverhältnisse zum Radln? Und ist der See eisfrei? Beides war heute objektiv betrachtet eher nicht gegeben. Gestern hatte es in München viel geschneit und aus der Erfahrung weiß ich, dass der Winterdienst damit oft überfordert ist. Aber es gibt auch gute Chancen … naja. Ich wage es einfach. Ein Blick in die Webcam der Regattastrecke hat mir gezeigt, dass die zumindest eisfrei sein müsste, es schwamm eine Ente und hinterließ eine Bugwelle.

Das Radln war mühsam auf kaum geräumten Wegen, zudem war der Schnee schon weich geworden. Ich fahre vorsichtig und langsam, die Spikes helfen hier nicht viel. Als ich aus der Stadt raus bin und auf der Forststraße ankomme, wird’s besser: Festgefahrener Schnee ohne Salz, das geht ganz gut zum Radln. Und zum Langlaufen, denn ich sehe immer mal wieder jemanden auf Skiern.

Während der ganzen Fahrt denke ich nur: Ich hab mir verdient, dass der See eisfrei und beschwimmbar ist. Nach so einer Strapaze!

Geht’s oder geht’s nicht??

Der See bietet ein ähnliches Bild wie am Montag: weiß-grün. Aber: Wie dick ist die Eisfläche? Ich stelle mein Rad ab, hinterlasse Fußspuren im jungfräulichen Schnee und teste am Ufer die Eisdicke. Ein kleiner Klacks mit der Hand reicht und das Eis bricht. Weiter draußen ist das Wasser sogar zu sehen. Ich werfe Steine auf die Eisfläche dazwischen. Sie versinken. Aha. So kann es gehen!

Meine Spuren im Schnee…

Zurück zur Bank, meiner „Homebase“, und bereitmachen zum Schwimmen. Als ich im Badeanzug dastehe, kommen zwei Langläufer, ein älteres Ehepaar. Sie staunen nicht schlecht und fragen, ob ich das regelmäßig mache. Ich bejahe und sage, dass ich jetzt loslegen muss, weil es sonst zu kalt ist. Verständiges Nicken, dann ungläubige Blicke. Denn am Ufer muss ich mich bücken, um mir mit den Händen den Weg freizumachen. Das Eis bricht zum Glück ganz leicht, ich räume die Stücke weg und bahne mir den Weg ins Wasser. „Ich könnte ja fast Ihren Skistock gebrauchen“, rufe ich den Herrschaften am Weg zu. Sie nicken. Irgendwann habe ich es geschafft, ich stehe bis zum Bauch im Wasser, kalt ist mir nicht, außer ein bisschen an den Händen vom Eisbrechen. Jetzt bin ich in dem „Pool“ angekommen, hier ist es ideal: Nicht zu flach und nicht zu tief. Ich kann schwimmen. Allerdings nicht sonderlich weit, denn überall ist Eis! Und zum Glück ist die Luft mit einem oder zwei Grad im Plusbereich, nicht, dass ich hier noch festfriere! Haha.

Ich schwimme im Kreis und denke mir, dass eine 25-Meter-Bahn jetzt doch ganz schön lang wäre. Weil das neue Eis hier durchsichtig ist, muss ich höllisch aufpassen, dass ich mit dem Hals nicht an die Kante schramme. Deshalb versuche ich, die Hände etwas oberhalb der Wasseroberfläche zu ziehen, um möglichst viele Wellen zu machen. Das hat noch einen weiteren Vorteil: Ich höre das Eis wieder singen und klingen. Wenn meine Mini-Wellen an die Eiskante rollen, klingt es. Und wenn dabei kleine Eisschollen übereinander rutschen, klirrt und klimpert es. Schade, dass ich mein Mikrofon nicht platzieren kann! Das ist ein sehr schönes Geräusch! Und es lenkt ein bisschen von der Im-Kreis-schwimm-Monotonie ab. Ich glaube, dass ich im Sommer auf so einer Mini-Fläche nicht so lange rumschwimmen würde … aber ich habe ja den Ehrgeiz, die fünf Minuten zu schaffen. Und noch hat mein Handy nicht geklingelt. Das Thermometer zeigt immerhin eine realistische Temperatur an: 3 Grad.

Wenn man genau hinschaut, erkennt man, wo ich schwimmen konnte…

Und dann höre ich eine wohlbekannte Melodie, Zeit zum Rauskommen. (Ich habe schon Scherze gemacht, dass ich wie ein Kuchen bin, der darf auch erst raus, wenn die Eieruhr klingelt…). Aber jetzt muss ich mir meinen Rückweg suchen, denn nur an meiner Eingangsfurt ist das Eis weg. Weil sich aber einige Eisschollen verschoben haben, muss ich wieder etwas rumräumen, um dann in die Furt zu kommen. Dann noch barfuß durch den schönen, weichen Schnee. Der ist aber auch kalt. Kälter als das Wasser, das kann ich trotz Eisfüßen noch wahrnehmen.

Boah! Also, das war echt ziemlich cool! Weil es windstill ist und sogar die Sonne etwas hinter ihren Schleierwolken hervorlugt, ist es gar nicht so kalt. Nur meine Finger, die sind steif und ich muss sie ganz viel bewegen, damit die Durchblutung wieder in Gang kommt. Aber das ist auch so, wenn ich „normalere“ Bedingungen zum Schwimmen habe.

Über Petra

Ich schwimme gern. Gern und viel, aber wahrscheinlich nicht besonders gut. Am liebsten kraule ich im Freibad-Becken, doch im Winter geht’s meist in die Halle. Oder zum „Eisschwimmen“ in den See. Sommers geht’s auch hin und wieder zum Schwimmen in einen See, aber am liebsten schwimme ich im Becken. Chlorhuhn halt. Zeige alle Beiträge von Petra

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