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Ausgebremst und angefroren

Nach meinem Kälteausflug am Dienstag war ich total motiviert. Eigentlich möchte man ja meinen, dass ich nicht mehr mag, weil es ja wirklich grausam kalt war. Aber ich hatte ja einen Plan und deshalb wollte ich wieder zum See. Doch dann wurde ich ausgebremst: Es hat geschneit! Leider so viel, dass die Radwege und Nebenstraßen unbefahrbar waren. Winterdienst ist in München leider immer ein Problem, außer man ist Autofahrer auf dem Mittleren Ring. Also musste ich „aussetzen“.

Fahrradstraßen in München werden anscheinend nicht geräumt…

Am Donnerstag war zwar immer noch Schnee, aber es schneite nicht mehr und so machte ich mich mit meinem Winter-Spikesrad auf zu einer „Erkundungstour“. Meine übliche Route war nur schwer befahrbar und wenn der schöne, platte Schnee demnächst mit Matsch und Spurrillen versehen ist, wird es nicht besser. Ich bin nicht ganz bis zum See gefahren, weil mir schon klar war, dass das letzte Stück voller Schnee ist. Es ist nur eine Forststraße, das habe ich im Dezember schon gesehen, wie es da ist. Zurück in die Stadt bin ich dann eine andere Route gefahren, die meiner Freundin Diana. Sie wohnt zwar im Osten der Stadt, aber ihr Weg führt am Olympiapark vorbei und der ist von mir auch nicht so weit weg. Und siehe da: Hier ist geräumt! Fein, der Plan für die nächsten Tage steht!

Schön mit Schnee. Blöd wegen Wind.

Am Freitag war es am See ziemlich windig. Schwimmen war schön, die Wellen waren nicht schlimm. Das Wasser ist konstant 4-5 Grad „warm“. Beim Umziehen danach habe ich allerdings geflucht. War das kalt. Ich habe kaum eine windstille Ecke gefunden, meine Finger waren taub, ich war froh, als ich zurückfahren konnte. Was heißt fahren? Ich habe mein Rad geschoben, der Untergrund war mir nicht geheuer. Vor allem nicht, wenn ich so ausgefroren bin und zittere.

Der See spiegelt den Himmel.

Am Samstag war’s dafür umso schöner! Sonne! Kein Wind! Diana dabei! Am See ist der Dantebad-Bekannte und seine Frau. Es ist ganz schön was los, weil noch ein Schwimmer kommt. Er hat, wie ich später erfahre, mich schon mal gesehen („Da war eine mit einer weißen Badekappe, voll professionell!“, hat er dem Dantebad-Mann erzählt, der es mir erzählte). Er will es auch ausprobieren, schließlich sind die Bäder ja noch immer (und noch werweißwielange) geschlossen. Er schafft es auf Anhieb, nur in Badehose eine Minute zu schwimmen. Ich bin beeindruckt. Weil die Sonne scheint und die Wasseroberfläche so schön glatt ist wie länger nicht, schaffe ich meine fünf Minuten „locker“, sogar etwas mehr: 5’20 sagt Diana, als ich aus dem Wasser komme. In der Sonne, ohne Wind, ist umziehen gleich viel einfacher. Es ist herrlich, dass ich mein Gesicht in die Sonne halten kann, während ich meinen Tee trinke und mich warmzittere.

Sogar noch etwas mehr Sonne, als ich fertig bin mit dem Schwimmen.

Und dann erfahre ich, dass ich am Mittwoch (da war Feiertag) schon vermisst wurde. Ob es mir wohl zu kalt war? Nein, natürlich nicht! Ich wäre gern bei Schneefall geschwommen, aber radln war nicht möglich. Flugs werden Mitfahrgelegenheit angeboten und Telefonnummern ausgetauscht. So schön ist eine Schwimmgemeinschaft!

Etwas später trudelt auch der Neoprenmann ein, ein großes Hallo, jetzt sind alle da! Und dann stellt sich heraus, dass jeder auch am Freitag da war, aber zu unterschiedlichen Zeiten. Ja, der Wind war grausam. Beim Umziehen, beim Schwimmen war es schön!

Heute Nacht war es kalt. In der Stadt, an der Hauswand spätabends – 3 bis – 4 Grad, klarer Himmel. Ich mag sowas ja. Wobei da natürlich die Sorge mitschwingt, dass der See, so ganz allein da draußen vor der Stadt, zufrieren könnte. Als ich durch den Olympiapark radle, am Oly-See entlang, sehe ich, dass der zu drei Vierteln eine Eisschicht hat. Gestern beim Heimfahren war da noch nichts. Ohje! So schnell kann’s gehen!

Der Regattabadesee liegt so ruhig vor uns, dass ich erst denke, dass auch er eine Eisschicht hat. Aber zum Glück nicht, nur am gegenüberliegenden Ufer. Ich schwimme da ja nicht hin, aber die beiden Männer mit ihren Neoprenanzügen. Naja, neue Route, würde ich sagen.

Mystisch mit Nebel

Direkt am Ufer ist auch ein bisschen Eis. Man sieht es kaum, auf den Fotos noch weniger. Mit dem Nebel ist es zwar grau, aber ich finde, das ist eine ganz tolle Stimmung!

Eis, Eis, Baby!
Zum Glück ist das Eis ganz dünn und deshalb noch kein Hindernis!

Nachdem ich die letzten beiden Male so kalte, schmerzhafte Finger hatte, wollte ich heute die Neoprenhandschuhe noch mal ausprobieren. Es fühlt sich immer etwas komisch an, damit zu schwimmen. Aber während des Schwimmens ist es dann ganz ok, die Finger schmerzen nicht. Ich schwimme meine übliche Route, merke aber, dass ein ganz feiner, fieser Ostwind weht. Wobei „weht“ jetzt übertrieben ist. Er ist halt „da“. Als ich dann aus dem Wasser gehe (noch immer 4-5 Grad), muss ich die Handschuhe ausziehen, um mein Handtuch nehmen zu können. Leider sind die Finger doch etwas ohne Gefühl, so dass es sehr schwer ist, den Saum zu greifen und den Handschuh abzuziehen. Irgendwann schaffe ich es, doch das Gefühl: Was, wenn nicht? macht mich unzufrieden. Deshalb werde ich wohl wieder ohne Handschuhe schwimmen.

Mir bringen die Neoprenhandschuhe nicht so viel…

Ich ziehe mich an, es ist unfassbar kalt. Keine Ahnung, wie tief die Temperatur war, in der Stadt waren es – 1, -2 Grad an der Hauswand. Mein Handtuch, Badeanzug und die Thermometerschnur sind jedenfalls ziemlich angefroren, als ich sie einpacken will. Die Schnur ist steif wie ein Stock! Zum Glück sitze ich windgeschützt, denn es ist echt kalt hier.

Auf dem Heimweg habe ich dann diesen kleinen Kerl entdeckt. Sehr nett, deshalb wollte ich ihn unbedingt fotografieren.

Hoffentlich bleibt es kalt, so dass er hier noch ein bisschen bleiben kann…
Ist der nicht herzallerliebst?

Und noch eine witzige Anekdote: Eigentlich wäre ja morgen, 11. Januar, der Lockdown beendet gewesen (so war es mal angedacht). Mein „Lockdown“-Duschgel ist jetzt jedenfalls aufgebraucht! Ich hatte es zum ersten Mal benutzt, als die Hallenbäder am 2. November geschlossen waren.

Schluss mit „Winterträume“…

Die lokalen Medien sind jetzt übrigens auch auf die Eis- und Winterschwimmer und Eisbader aufmerksam geworden. Ein neuer Trend im Lockdown? Kälte-Kick statt Pandemiefrust? Hier könnt ihr die Artikel lesen und euch selbst ein Bild machen. Und wer’s ausprobieren will: Langsam anfangen, sich nicht überfordern und weitere Tipps von mir.


Schwimmen im Nebelmeer

Nebel ist ja eigentlich etwas Unangenehmes. Es ist kalt, feucht, grau. Aber Nebel ist eigentlich auch etwas sehr Faszinierendes! Auch, wenn er kalt, feucht und grau ist. Er ist unberechenbar, schwer vorherzusagen, ob er kommt oder ob er sich auflöst. Manchmal hat es den Anschein, dass sich die Sonne durchsetzen kann – um dann doch aufgeben zu müssen.

Wer gewinnt? Sonne oder Nebel?

Diese Woche hat der Meister alle Register gezogen. Ok. Am Montag nicht, da herrschte die Sonne und es war total warm beim Schwimmen. Am Dienstag dann das komplette Gegenteil! So viel Nebel, dass man selbst an dem kleinen Regattabadesee das Gefühl von Endlosigkeit bekam – es war nichts zu sehen! Ein Infinity-Pool.

Es führt ein Steg ins Nirgendwo…

Bei dem Wetter hätte ich eigentlich gedacht, dass ich alleine am See bin (und bin deshalb am Vormittag gefahren). Prompt treffe ich einen Mitschwimmer, den ich sogar schon einmal gesehen hatte. Er radelt auch, schwimmt im Neo und krault einmal um den See. Auch jetzt. Hut ab! Da kann ich mit meinen fünf Minuten am Ufer nicht „mithalten“. Aber weit gefehlt! Der Mitschwimmer ist beeindruckt, dass ich das nur im Badeanzug schaffe. Ich merke auch, wie sehr mir so ein Schwimmratsch fehlt. Den ich normalerweise fast täglich im Schwimmbad habe, und jetzt gar nicht. Auch, wenn ich die Ruhe beim Winterschwimmen sehr genieße, schätze ich den Austausch mit Gleichgesinnten oder freundlichen Spaziergängern.

Am Mittwoch und Donnerstag war es in der Stadt schon etwas sonnig, aber über dem Regattabadesee hing dichter Nebel. Immerhin konnte man die Bäume am anderen Ufer sehen. Reingehen ist für mich inzwischen so normal wie im Freibad. Ja, es ist kalt. Aber das weiß ich ja. Ich schwimme hier immer sechs Mal am Ufer entlang, das sind so fünf bis sechs Minuten. Die ersten beiden „Bahnen“ sind zur Eingewöhnung, die mittleren kann man fast als Schwimmen bezeichnen, die letzten beiden muss ich mir hart abringen. Ich habe mir nämlich vorgenommen, sechs Mal hin- und herzuschwimmen. Ein Ziel hilft enorm! Wenn ich bei der letzten „Wende“ bin, heißt es Zähne zusammenbeißen, denn jetzt ist mir wirklich kalt. Aber der Steg kommt mit jedem Brustzug näher, ich konzentriere mich auf meine Atmung, meine Schwimmtechnik und auf das Ziel vor Augen. Geschafft! Kurzer Thermometercheck: Das Wasser hat 6 Grad. Gut!

An Land ist mir dann echt kalt, umziehen klappt so mehr oder weniger, die Finger sind einfach taub. Die Neoprenhandschuhe habe ich ausprobiert und festgestellt, dass sie mir keinen Vorteil bringen. Da das Wassergefühl mit Handschuhen nicht so schön ist, verzichte ich darauf. Also, anziehen! Auf Sonne besteht keine Hoffnung, oder doch? Ohmann. Bitte. Ein bisschen. Mir ist kalt! Für den Nebelzauber habe ich jetzt überhaupt keinen Nerv. Ich stecke die Füße in die Wolldecke, trinke heißen Tee und zittere. Ich muss ein bisschen „auszittern“, damit ich dann nicht vom Rad falle. Keine Ahnung, ob das möglich ist, aber man kann ja nie wissen. Und naja. Irgendwann muss ich los. Also alles einpacken und ab. Durch den Nebel. Aber da! Unterwegs ist eine runde Scheibe am Himmel erkennbar. Sonne!! Gib Gas! Du schaffst es! Streng dich an! Ich brauche dich! Sie hört mich, kämpft und – siegt! Yeah! So eine Wohltat! Ich komme an einer Plakatwand vorbei, halte kurz an und lass die Sonne auf mich scheinen, mit der Wand im Rücken. Herrlich, ich taue auf!

Ich bin sogar so weit aufgetaut, dass ich unterwegs einen kurzen Foto-Stopp einlege. In Feldmoching dampft die Erde. Es sieht total magisch aus, als würden die Erdgeister emporsteigen. Ich mache ein Foto, aber in echt ist es natürlich viel beeindruckender.

Wie kleine Erdgeister steigen die Nebelschwaden aus dem Boden

Der Freitag startet mit stahlblauem Himmel, schon vor Sonnenaufgang ist es klar, kein Nebel. Kurzer Check der Webcam: Im Norden von München ist noch Nebel, aber auch der lichtet sich. Der ideale Zeitpunkt zum Schwimmen. Ich packe meine Sachen und radle los. Ich sehe, dass es im Norden neblig ist. Aber ab wo? Schon in Feldmoching? Werde ich den Kirchturm sehen? Oder liegt der Nebel über der Autobahn? Ich komme an den Punkten vorbei: alles sonnig! Als ich auf der Zielgeraden bin, dampfen hier die Felder. Aus der schwarzen Erde steigen kleine Nebelgeister empor. Und es werden immer mehr. Kurz vor dem See sehe ich die Nebelbank. Es ist total faszinierend!

Da vorne kommt der See und da ist auch der Nebel…
… aus dem Boden steigt der Nebel auf und lässt eine mystische Stimmung entstehen.

Als ich vom nicht-nebligen Schatten in die Nebelwand fahre, sinkt die Temperatur rapide ab! Als wäre ich in einen Kühlschrank gefahren oder so. Und der ganze See liegt unter Nebelschwaden. Die sind aber in Bewegung, keine „Suppe“ wie an den vergangenen Tagen. Es ist ein unglaubliches Schauspiel der Natur. Und in einer halben Stunde vielleicht vorbei. Der ideale Zeitpunkt!

Ein kleiner Eindruck vom Nebel am See

Diese schöne Nebelschwadenstimmung kann ich mit dem Neoprenmitschwimmer teilen. Wir sind uns auf dem Weg schon kurz begegnet und haben uns zugerufen, dass wir uns gleich am See sehen werden. Wir sind beide sehr begeistert von dem Schauspiel, wie die Nebelschwaden und die Sonne umeinander tanzen.

Ich schwimme meine übliche Strecke, bin ziemlich glücklich, weil die Natur heute so viel zu bieten hat. Und weil ich weiß, dass ich an Land ein, zwei Sonnenstrahlen zum Aufwärmen abbekomme. Die sind dann auch bitter nötig, denn trotz aller Euphorie ist mir nach den fünf, sechs Minuten im Wasser natürlich kalt. Aber die Sonne tut gut, der Tee wärmt von innen und ich bin froh, dass ich es die ganze Woche geschafft habe, schwimmen zu gehen.