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Unterwasserwelten

Am Sonntag war Erntedank, der erste Sonntag im Oktober. Und was macht das Wetter? Es macht einen auf Sommer! Schon morgens ist es warm und im Laufe des Tages erreichen wir im Schatten locker 25 Grad, in der Sonne ist es fast nicht auszuhalten. Haha – das war diesen Sommer eher selten der Fall. Und so packe ich zu meinen Seeschwimmsachen auch meine Schwimmbrille und Ohrstöpsel ein. Es ist die letzte Chance auf eine See-Umrundung, die kommenden Tage soll es kälter werden und unter der Woche bin ich allein, da ist es mir nicht so geheuer. Aber heute ist Volker dabei und er findet die Idee gut, dass ich die Runde mitschwimmen will.

Der Föhn kündigt sich an und bringt warme Luft

Wir gehen ins Wasser, stehen noch ein bisschen rum und beratschlagen uns, bevor es losgeht. Ich tauche unter, schwimme Oma-Brust. Es geht im Uhrzeigersinn, also zu den Winterbänken. Das Wasser ist frisch, nicht wirklich kalt aber eben auch nicht warm. Und so kostet es mich einiges an Überwindung, das Gesicht unterzutauchen. Ui! Kalt! Und ja, das sage ich, die im Winter bei einstelligen Wassertemperaturen geschwommen ist. Ich habe Eisschollen vor mir hergeschoben und Schneeflocken auf meinen Kopf schneien lassen. Aber das Gesicht ins etwa 17 Grad kalte Wasser eintauchen, das kostet mich Überwindung! Ganz vorsichtig schwimme ich weiter Brust, das Gesicht tauche ich hin und wieder ein. Nur das Gesicht, nicht den ganzen Kopf. Dann geht’s besser. Kraulen will aber nicht klappen. Ich habe – trotz der Ohrenstöpsel – zu viel Respekt vor dem kalten Wasser, das dann in meine Ohren läuft. Also weiter brustschwimmend. Durch ein Missverständnis schwimmt Volker dann mit kräftigen Kraulzügen davon und hält auch an der Bucht, vor der Querung, nicht mehr an.

Egal, denke ich. Ich schwimme Brust, ein Zug nach dem anderen, den Kopf unter Wasser, an der Uferlinie entlang. Und ich wage jetzt auch einen Blick nach unten. Die Sonne scheint und so ist es unter mir hellgrün. Ich sehe den Boden, er wirkt näher als er ist. Und wie auch bei unserem Sommerschwimmen sehe ich rechts von mir tiefes Dunkelgrün. Allerdings kann ich jetzt bei dem klaren Wasser auch die Bruchkante erkennen. Auf einmal ist der Boden weg, er bricht im Wortsinne ab! Wie im Gebirge! An der Halbinsel mit dem Baum ist das Wasser sehr flach, ich muss etwas weiter vom Ufer wegschwimmen, sonst schrabbt mein Bauch über die Steine. Danach kommt eine Bucht, in der ich im Winter auch schwimmen war. Und dann erschrecke ich ein bisschen, denn auch hier wird es sehr schnell sehr tief! Und nicht erst da, wo man es wegen des dunkelgrünen Wassers sieht, sondern schon vorher. Ich sehe den Boden; ich sehe, dass er doch sehr weit unten ist. Das heißt, dass ich hier im Winter sehr vorsichtig sein muss. Denn ich schwimme ja immer da, wo ich stehen kann. Oder sagen wir so: Wo ich meine, dass ich stehen kann! Es war noch nie nötig, dass ich mich hinstelle, aber es kann ja immer was sein …

Inzwischen bin ich an der Stelle angekommen, wo es über den See geht, wenn man die hintere Bucht nicht ausschwimmen will. Und weil mir gestern bei der Umrundung doch ganz schön kalt geworden ist, beschließe ich, dass es auch schön ist, wenn ich denselben Weg zurückschwimme. So kann ich die Unterwasserwelt hier nochmal genauer anschauen und genießen. Denn es ist wirklich faszinierend!

Am Steg angekommen will ich noch ein bisschen weiterschwimmen, weil es gerade so schön ist. Und so schwimme ich zur Birke und ein Stückchen weiter. Aber dann merke ich, dass mir kalt wird. Ich schaue auf die Uhr: 20 Minuten. Ok, das ist auch ausreichend und so drehe ich um, schwimme zurück zum Steg und war dann 22 Minuten im Wasser. Mir ist ein bisschen flau, ich bin froh, dass ich mich jetzt abtrocknen und anziehen kann. Die Sonne an der DLRG-Hütte wärmt mich auf, während auch Volker zurückkommt. Er ist sogar zweimal um den See geschwommen.

Der warme Sonnensonntag zieht jetzt immer mehr Menschen ans Wasser. Sogar die Kinder dürfen nochmal schwimmen, es ist fast wie im Sommer. Und ein gemeinsamer Schwimmfreund von Volker und mir kommt auch. Er war im Mai, kurz vor der Freibad-Saison, auch mal dabei. Da war es aber bewölkt und das Wasser hatte nur 14 Grad. Jetzt will er es auch wagen und weil mir inzwischen fast zu heiß ist, gebe ich Geleitschutz und gehe mit. Er zögert und braucht eine Weile, bis er untertaucht. Schwimmt los und sagt: „Lange halte ich das nicht aus.“ Um dann doch ein bisschen länger und noch ein bisschen zu schwimmen. An Land lautet sein Resümee: „Wenn man sich mal an das Wasser gewöhnt hat, ist es richtig schön.“ – „Sag. Ich. Doch!!“


Wintersee im Sommer

Nachdem ich im Winter fast täglich im Regattabadesee schwimmen war, habe ich mit meinem Mitschwimmer Volker ausgemacht, dass ich den See im Sommer einmal mit ihm umrunde. Punkteverbinden im großen Stil, sozusagen! Chlorhuhn wie ich bin habe ich den See, seit die Freibäder am 21. Mai geöffnet wurden, sträflich vernachlässigt. Aber das Bahnenziehen im 50-Meter-Edelstahlfreibadbecken ist nunmal meine Leidenschaft, was soll ich dazu sagen?

Aber Versprechen ist Versprechen und so trafen wir uns vergangenen Freitag Nachmittag am Regattabadesee. Die Sonne scheint, aber es ist keiner dieser megaheißen Sommertage. Trotzdem liegen einige Badegäste im Gras, vom Steg springen drei Buben. Es platscht und spritzt, dass es eine Freude ist. Überhaupt klingt es im Juli am See komplett anders als im Winter. Da war ja sozusagen „Totenstille“, kaum andere Menschen, kein Vogelgezwitscher, keine Bienen, die summen und: kein Froschgequake. Die Frösche sind (für mich zum Glück) nicht zu sehen, aber ihr Konzert ist kaum zu überhören! So klingt Sommer! Und natürlich sind die Bäume und Büsche am Ufer jetzt voll ergrünt, anders als noch im April und Mai (die heuer ja oft kühl und regnerisch waren).

Mehr Pflanzen und mehr Wasser sind im See

Das Wasser im See hat 24 Grad, zeigt mein Thermometer später an. Also so warm wie das Wasser im Freibad; die Luft dürfte ebenso 24 Grad warm sein, die Sonne scheint von einem bayerisch-weiß-blauen Himmel. Das Wasser ist grün und klar.

Ich habe meine Boje mitgenommen, auch wenn der Regattabadesee ein kleines Gewässer ist. Sicher ist sicher und es ist ja kein Aufwand, das Ding mitzunehmen. Außerdem hat es den Vorteil, dass ich im Trockensack meinen GPS-Tracker mitnehmen kann!

Spoiler! Das ist unsere Schwimmstrecke

Und dann starten wir drei. Wir schwimmen im Uhrzeigersinn, also ist das erste Ziel eine der beiden „Winterausweichbänke“, als der See am Steg gefroren war. Obwohl ich hierhin schon im Frühling geschwommen bin, erinnere ich mich auch jetzt daran, wie es im Eissee war. Total surreale Vorstellung, dass ich im Schnee zum Ufer gegangen bin und mir den Weg ins Wasser erstmal freihacken (mit den Händen) musste! Haha!

Von jedem ist ein bisschen was zu sehen …

Weiter geht’s zu der kleinen Landzunge. Hier wird es unglaublich flach, ich warne Diana, damit sie sich nicht die Knie unter Wasser aufschürft. Solange wir in Ufernähe bleiben, haben wir unter Wasser auch gute Sicht auf den Grund. Hier wächst ein Busch, dort ist es sandig, dann wieder steiniger. Rechts von mir ist es dunkelstgrün: Hier wird’s tief! Und das spüren wir auch, denn dort ist das Wasser merklich kälter. Hinter der Landzunge ist die zweite „Winterausweichbank“, hier war ich bei Schneegestöber schwimmen! Und bis in die Bucht nach der Bank bin ich im Mai schon geschwommen. Ab jetzt also Neuland – oder eher: Neu-Wasser!

Hier sieht man, wie flach die Stelle ist.

Diese Bucht ist für Volker auch ein wichtiger Meilenstein: Er ist ja schon viel früher als ich immer weitergeschwommen (ich bin sicherheitshalber öfter am Ufer beim Steg hin- und hergeschwommen). Doch diese Bucht war sein Ziel, dem er jedes Mal näher kam. Und jetzt ist das nur eine Stelle, die wir bei der Umrundung passieren.

Es geht an einer Entenfamilie vorbei, die kleinen üben mit der Mama fleißig schwimmen; die Kinder und ihre Familien am Ufer beobachten sie aufmerksam. Und wir sind an einer der Naturschutzbuchten, die man nur vom Wasser aus erreichen kann. Vorbeischwimmen ginge, ans Ufer darf man nicht. Wir entschließen uns aber für die Abkürzung und kreuzen zum anderen Ufer. Hui! Jetzt ist es unter mir dunkelsmaragdgrün, es fühlt sich etwas kühler an. Auf der anderen Seite steht Volker im Wasser. Ich wundere mich, denn ich habe hier keine Chance, meine Füße auf den Grund zu bekommen – und Volker ist kein Riese! Ich schwimme näher ans Ufer und bringe einen Fuß auf den Boden – ich stehe an einem Steilhang! Das ist interessant! Es ist richtig steil und der steinige Untergrund ist instabil, er rutscht unter meinem vorsichtigen Tritt weg. Zum Glück kann man hier vom Land nicht ins Wasser, denn das ist eine dieser Gefahrenstellen für Nichtschwimmer. Ein Schritt zu viel und man geht unter! Wir genießen noch kurz den Blick auf die DLRG-Hütte, die jetzt genau gegenüber von uns ist. Sie wirkt klein in dem vielen Grün der Bäume und Büsche – und auch ganz schön weit weg. Unsere See-Umrundung ist eher ein gemütlicher Ausflug als eine sportliche Schwimmeinheit. Aber das ist auch schön, denn so sehen wir mehr vom See und der Blick vom Wasser aufs Land ist einfach was Besonderes!

Als nächstes passieren wir eines der Schilder, die das zweite Naturschutzgebiet kennzeichnen. Hier ist ungefähr die Hälfte der Runde, lässt uns Volker wissen. Ein markanter Punkt hilft, wenn man im Freiwasser schwimmt! Volker wird die Bucht ausschwimmen, Diana und ich kürzen ab. Ein großer Baum am gegenüberliegenden Ufer dient als Zielpunkt und wird angesteuert. Ich schwimme übrigens viel Brust, mit Kopf unter Wasser. Auf Kraulen habe ich heute im See keine große Lust, außerdem habe ich so mehr Überblick. Das Wasser fühlt sich gut an, es ist zwar etwas kühl, aber das liegt eher an der Sonne, die sich manchmal hinter den einzelnen Wolken verschanzt.

Auf dem Bild von Mitte Mai sieht man die Strecke, die wir am Freitag über den See geschwommen sind

Dann kommt das Ufer näher und ich erkenne die Stelle. Hierhin bin ich auch schon mal geschwommen! Als ich vom Steg aus nach rechts, Richtung Birke, gestartet bin und bis fast zur Naturschutzbucht geschwommen bin. Yeah! Das ist ein echt schönes Gefühl, von der anderen Seite hier anzukommen. So erhaben! Wie ein großer Entdeckungsreisender… hihi!

Allerdings wird es hier ziemlich eklig. Das Wasser riecht komisch und es schwimmen so seltsame, bröselige Brocken rum. Ich weiß gar nicht, was das ist – und will es auch nicht wissen! Es ist sicher nichts Schlimmes, irgendwas aus der Natur halt. Aber angenehm ist anders. Ich schwimme Brust, vermeide es, den Kopf unterzutauchen, weil ich das Wasser nicht in den Mund bekommen möchte (etwas Wasser landet immer im Mund). Und zum Glück ist die Stelle bald passiert. Volker ruft uns zu, dass er unter Wasser eine Schildkröte gesehen hat!

Und dann brechen auch schon die letzten Meter an. Wir nähern uns der letzten „Ecke“ des Sees, dann kommt die längliche Halbinsel mit der Birke. Das war DER Punkt im Winter. Bis hierher bin ich vom Steg geschwommen, das hat im kalten Wasser eine Minute gedauert. Ich muss fast grinsen, als ich daran denke. Denn auch jetzt ist mir kalt, ich freue mich, dass der Steg nur noch ein paar Schwimmzüge entfernt ist und ich mich bald aufwärmen kann. Bei 24 Grad Wassertemperatur! Haha! Aber wir waren jetzt auch eine halbe Stunde unterwegs, auf unserem Ausflug.

Das Bild ist vom Frühling, aber man sieht die Birke und die Halbinsel ganz gut.

Am Steg warten die drei Buben, die vorhin so eifrig ins Wasser gesprungen sind. Dank meiner Boje konnten sie sehen, wo wir geschwommen sind. Volker ist die Runde schon im Frühling mehrmals geschwommen, für Diana und mich war es Premiere. Alle drei sind wir ein bisschen stolz, dass wir die See-Umrundung gemacht haben. Diana ist auch im Frühling einige Male mitgeschwommen, als das Wasser ca. 10 Grad hatte. Und während die Frösche quaken, bringt sie es auf den Punkt: „Jetzt fühle ich mich freier beim Schwimmen, ich kann das Wasser und auch die Landschaft mehr genießen. Als es so kalt war, war ich nur auf mich konzentriert.“

Und das ist tatsächlich auch für mich der größte Unterschied: Dass ich nicht mehr so auf mich und meine Körperreaktionen fokussiert bin, sondern das Schwimmen, das Wasser und die Ausblicke genießen kann. Und auch, dass ich mich an Land nicht sofort mit klammen Fingern umziehen muss, sondern ganz in Ruhe den nassen Badeanzug aus- und trockene Kleidung anziehen kann. Das Schwimmen ist leichter – und auch der Rucksack. Denn anders als im Winter reicht ein Handtuch zum Abtrocknen, warme Extraklamotten brauche ich jetzt nicht mehr.


Ich bin wieder in meinem Element

Nachdem ich die wirklich warmen und schönen Herbsttage vor allem zum Rennradln genutzt habe, habe ich jetzt das Rennrad genutzt, um zum Herbstschwimmen zu kommen. Das ist eine prima Sache, weil’s nämlich schneller geht und mehr Spaß macht.

Am Freitag bin ich sogar eine Variante der Strecke gefahren. Da war’s auch recht warm und als ich am Langwieder See angekommen bin, habe ich mich total aufs Wasser gefreut. Nicht etwa, weil ich verschwitzt war. Sondern einfach auf das Gefühl. Reingehen, schwimmen, genießen. Schauen, wie lange ich durchhalte.

Sonne, leichte Wellen und recht warmes Wasser: der Freitag am Langwieder See

Das Wasser kam mir auch nicht kalt vor. Ich bin zügig reingegangen, hatte aber kein Thermometer dabei. Geschätzt hätte ich es auf 15-16 Grad. Ich schwimme los, es ist kühl, aber nicht schlimm. Es hätte mich schon gereizt, rauszuschwimmen. Oder zu dem schräg gegenüberliegenden Ufer. Aber allein. Eher nicht. Nicht, dass es doch kälter ist als gedacht und dass was passiert. Lieber auf Nummer Sicher und bissl „doof“ am Ufer hin- und herschwimmen. „Viermal, das schaffst du“, denke ich. Und als ich die vier „Bahnen“ hinter mich gebracht habe, merke ich, dass das Wasser gar nicht kalt ist. Es ist eher so, dass es wärmer wurde beim Schwimmen. Auf meinem Rücken fühlt es sich warm an. Also schwimme ich weiter. Brav am Ufer, nach Bahn acht denke ich: „Die zehn machst jetzt voll!“ Gedacht – getan. Dann aber raus, schließlich will ich nicht übertreiben und muss auch noch heimradln.

Am Ufer überkommt mich dann dieses wohlige Kribbeln. Obwohl es ja noch gar nicht kalt ist, durchfluten mich diese Kalt-Warm-Wellen. Es ist herrlich. Wie habe ich es vermisst! Weniger vermisst habe ich allerdings, was unter meinem Badeanzug zum Vorschein kommt: Sand und sogar eine Minischnecke. Ich war wohl zu lange im Wasser, da hat sie es sich gleich bequem gemacht. Naja. Schnell weggeschnippt, abgetrocknet, angezogen.

Schee war’s!

Und während ich noch dasitze und die Sonne genieße, kommen zwei Bekannte: Ruth und Robert, die ich letztes Jahr hier kennengelernt habe. Die auch im Herbst schwimmen und einfach schauen wollten, wie lange es klappt. Leider habe ich sie dann letztes Jahr nicht mehr gesehen. Aber just am Freitag, als ich zum See geradelt bin, habe ich an die beiden gedacht. Und schon sind sie da! Bis November haben sie durchgehalten, dann war’s Wasser zu kalt. Ich finde auch, dass es einen Unterschied macht, ob das Wasser über oder unter 10 Grad hat. Das ist so eine Grenze. Genau wie die 5-Grad-Marke. Das ist auch nochmal eine andere Nummer – und unter 5 Grad zählt es dann tatsächlich als Eisschwimmen.

Die beiden schwimmen also auch ihre Runde und wir ratschen noch ein bisschen. Sehr schön, das hat mich echt gefreut, die beiden doch wieder zu treffen.

Heute war ich auch nochmal schwimmen. Bei ganz besonderem Licht. Über München ist eine graue Wolkendecke, es gibt diffuses Dämmerlicht. Nicht dieses fade Licht, wenn es wolkig ist, sondern eher wie morgens oder abends in der Dämmerung. Das kommt wohl daher, dass der Himmel im Süden blau ist. Was sag ich: blau? Hellblau. Türkishellblau. Unfassbar schön. Und dieses Blau schiebt sich langsam nördlich. Oder besser, die warme, trockene Föhnluft schickt die Wolken weg. Sie schiebt sie nach Norden. Heute konnte ich das beim Radln schon prima beoabachten.

Da hinten schiebt der Föhn den blauen Himmel an – oder die Wolken weg. Ansichtssache!

Warm war’s aber nicht. Etwa 11 Grad. Leichter Ostwind, den man aber nur als Gegenwind-Verstärker gemerkt hat. Der See lag spiegelglatt vor mir. Dieses Prä-Föhn-Dämmerlicht hat eine ganz besondere Stimmung gezaubert. Die Birken haben golden geleuchtet. Und auch die anderen gelben Blätter sahen eher aus wie kleine Lampen an den Bäumen. Es war surreal. Ihr müsst euch das jetzt vorstellen, weil es auf den Fotos nicht so rüberkommt. Da ist es einfach duster und grau.

Das Handy kann die tolle Lichtstimmung nicht einfangen. Immerhin sieht man, wie spiegelglatt das Wasser ist.

Das Wasser kam mir dann aber deutlich kälter vor als am Freitag. Schon beim Reingehen an den Füßen habe ich es gespürt. Wieder ohne Thermometer. Ich dachte ja, dass es mir egal ist, wie warm das Wasser ist. Aber ehrlich gesagt bin ich zu neugierig und werde es nächstes Mal wieder mitnehmen. Ich tauche unter, es ist kalt. Kälter als beim letzten Mal. Ich schwimme einmal hin und her. Puh! Aber ich will auch kein Jammerlappen sein und sage mir, dass vier „Bahnen“ schon gehen. Also nochmal hin und her. Und dann raus. Es ist kalt. Ganz anders als am Freitag. An Land bin ich auch froh, mich in mein dunkelblaues Handtuch zu wickeln und den nassen Badeanzug ausziehen zu können. Dieses Mal auch ohne Mitbringsel aus dem See. Gekribbelt hat’s natürlich schon. Und das war wieder toll. Die Lebensgeister tanzen unter der Haut Samba, ich fühle mich erfrischt und belebt. Und freue mich schon aufs nächste Mal.

Der Busch rechts im Bild hat in Wirklichkeit gelb geleuchtet. Also nix grau-in-grau wie auf dem Bild.

Für alle, die es auch reizt, habe ich hier nochmal meine persönlichen Tipps zum Herbst-, Winter- oder Eisschwimmen zusammengefasst.


Tegernsee-Schwimmen

36 Grad und es wird noch heißer… das ist der Soundtrack dieser Tage. Und davon verschont bleibt auch nicht das Wasser im Tegernsee. 24 Grad hatte der Tegernsee am Samstag, am Sonntag soll er sogar noch wärmer gewesen sein. Rekord!

Die Wolken sind nur Deko am Tegernsee.

Am Samstag war ich jedenfalls auch im Tegernsee schwimmen. Ich war in Kaltenbrunn, am nördlichen Ende des Sees. Am Strand und in Ufernähe war natürlich großer Betrieb, kein Wunder bei dem Wetter, an einem Samstag in den Ferien. Aber ich habe ein schattiges Platzerl gefunden und war dann ja eh erstmal weg. Mit meiner Boje wollte ich nach Holz schwimmen. Das habe ich schon zweimal gemacht. Beim Reingehen ist das Wasser trüb. Der Sand ist wegen der vielen Leute total aufgewühlt, man sieht gar nicht, wohin man tritt. Obwohl der See hier sehr lange sehr flach ist, schwimme ich bald möglichst los. Ich habe nämlich keine Lust, mir die Zehen an einem Stein anzuhauen, die hier auch im Wasser sind.

Anfangs ist das Wasser echt richtig warm. Wärmer als im Freibad, zumindest fühlt es sich so an. Dann wird’s tiefer (und grüner) und ich spüre, dass vor allem die Wasseroberfläche warm ist. Von unten kommen immer mal wieder kalte oder kühlere Strömungen. Das ist nicht schlimm oder unangenehm. Es ist schön, interessant. Da muss ich an Neoprenanzugschwimmer denken: Sie verpassen das!

Ich schwimme also ganz für mich im grünsten Wasser des Tegernsees. Und die Oberfläche ist auch noch spiegelglatt! So ruhig kenne ich den See nicht. Es ist traumhaft. Zug um Zug komme ich voran. Keine Eile, keine Hektik. Keiner, der mich knapp überholt oder den ich überholen muss. Nur ich und der See. Also, zumindest hier. Herrlich. Und so warm! Nicht zu warm, eher genau richtig!

Irgendwann sehe ich ein Segelboot in meiner Nähe. Ich schwimme Brust mit Kopf über Wasser, um mir einen Überblick zu verschaffen. Dann warte ich kurz ab. Der Segler ruft mir zu: „Ich habe Sie schon gesehen! Mit Ihrer Boje sind Sie ja gut gekennzeichnet!“ Ich bedanke mich und sage, dass das einer der Gründe für die Boje ist. Dass ich gesehen werde. Dann fährt er weiter und ich habe den See wieder für mich und schwimme weiter. Westwärts, zum Ufer in Holz. Ich lande dort aber nicht an, es ist nicht wirklich schön da. Schlammiger Boden, viel Müll und die Badestelle ist direkt am Parkplatz der Bundesstraße, die um den See führt. Deshalb drehe ich dann um und schwimme zurück.

Jetzt ist leichter Nordostwind aufgekommen. Also Gegenwind. Nicht schlimm, die Wellen kräuseln sich nur ganz leicht. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich nicht vorankomme. Das täuscht wahrscheinlich, weil das Ufer hinter mir noch recht nah ist, aber das Ufer vor mir, mein Ziel, noch nicht in Sichtweite ist. Das Chlorhuhn kann damit nicht wirklich gut umgehen. Schließlich ist mein Schwimmrevier sonst einfach 50 Meter lang und Anfang und Ende kann ich sehen. Aber ich habe inzwischen eine Taktik entwickelt, damit ich nicht in Panik gerate. Es ist ja alles immer eine Kopfsache. Ich schwimme einfach Brust. Lange Züge mit einer langen Gleitphase unter Wasser. Das beruhigt mich. Brustschwimmen kann ich einfach schon viel länger als Kraulen. Und hier im See macht das auch mal Spaß. Ich halte niemanden auf, keiner bekommt einen Tritt ab. Und so tauche ich also auf und ab, gleite dahin, stoße die Beine kräftig nach hinten. Und irgendwann kommt auch mein Ziel in Sicht.

Einfach toll, die Abendstimmung in Kaltenbrunn, wenn der Tegernsee der Länge nach vor einem liegt …

Ein sehr schöner Ausflug war das. Und obwohl ich fast eine Stunde unterwegs war, ist mir danach nicht kalt. So warm ist das Wasser! So warm ist die Luft auch im Schatten! Sommer halt!