Weichei

Gestern, Sonntag, 3. Advent, wollten wir das schöne Nicht-Winterwetter nochmal zum Eisschwimmen nutzen. Wobei „Eisschwimmen“ ja etwas hoch gegriffen ist, wir sind ja nur kurz untergetaucht und sind ein paar Züge geschwommen – mit Kopf über Wasser und einer Wassertemperatur von zuletzt 9 Grad. Fürs Eisschwimmen müsste das Wasser maximal 5 Grad haben.

Nichtsdestotrotz bezeichnen wir das Unternehmen als „Eisschwimmen“. Nach den unangenehmen Hundeerlebnissen und mangels Auto sind wir nicht zum Lußsee, sondern zum Feldmochinger See gefahren. Den kenne ich auch aus dem Sommer noch. Großer Vorteil: Hunde sind an der Leine zu führen. Wir fanden auch eine ruhige Stelle am See, an der nur wenige Spaziergänger vorbeikamen. Und es gab sogar eine Bank, auf der wir unsere Sachen ablegen konnten. Leider war der Boden unglaublich batzig. Und kalt! Also barfuß dann …

 

Der Feldmochinger See im Sommer

Die Sonne schien durch die Schleierwolken hindurch, doch leider wehte ein fieser, leichter, kalter Wind. Mit dem schwarzen Fleece war es angenehm warm, aber ohne merklich kalt. Obwohl es wahrscheinlich etwa 10 Grad Lufttemperatur hatte. Ich gehe also ins Wasser, Boje Paul ist auch dabei und natürlich das Thermometer. Es zeigt nach seinem Tauchgang 7 Grad Wassertemperatur an. Meine Füße spüre ich schon nicht mehr. Ich stehe ziemlich lange bis zu den Knien im Wasser. Weiter geht irgendwie nicht. Der Wind frischt immer wieder auf, die Sonne verschleiert sich jetzt stärker. Wahrscheinlich hat sie keine Lust auf das Drama am See.

Nachdem es die letzten Male so war, dass der Andi schneller im Wasser war als ich – und deshalb auch früher wieder raus wollte, beschlossen wir, dass ich vorgehe. Deshalb sitzt er jetzt noch auf dem Baumstamm am Ufer und schaut mir zu. Ich gehe nochmal raus aus dem Wasser, doch es lässt mir keine Ruhe. Ich muss nochmal rein. Bis zu den Knien – weiter geht nicht. Ich spüre keine Füße mehr. Sie sind tot. Ich beende das Experiment.

Andi ist wild entschlossen, er will reingehen. Ich warte am Ufer. Und tatsächlich: Recht fix ist er so weit im Wasser, dass die Badehose nass ist. Dann noch ein bisschen weiter und sein Bauchnabel ist nass. Und dann taucht er unter. Schnauft wie immer und kommt wieder raus. „Schwimmbewegungen hätte ich keine machen können, so kalt ist es“, keucht er. Wir gehen zur Bank und unseren Sachen zurück. Die Füße sind nicht nur eingefroren, sie sind auch dreckig vom Baatz. Ich erinnere mich an die Worte von Sabine: „Nicht rubbeln!“. Sabine ist Eisschwimmerin und ich habe sie ja im Februar besucht. Irgendwann sind die Füßchen einigermaßen sauber, so dass ich mich anziehen kann. Aber auftauen wollen sie nicht. Nicht, als ich die Socken anziehe. Nicht, als ich sie mit den Händen wärme. Nicht beim Gehen. Nicht beim Radln. Nicht im Café bei heißer Schokolade. Und daheim nur langsam, als ich ihnen eine kleine, nicht zu heiße, Wärmflasche mache.

Jetzt, wo meine Füße wieder aufgetaut sind, frage ich mich, wozu das Ganze. Ich weiß noch nicht, wie ich damit umgehen soll. Nochmal versuchen – und wieder scheitern? Es bleiben lassen – und schon deshalb scheitern? Nach dem Motto: Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren? Und überhaupt? Wozu macht man sowas? Ins kalte Wasser gehen, wissen, dass man danach richtig, richtig friert. Ein paar Meter, wenn überhaupt, zu schwimmen? Sich selbst etwas beweisen? Anders als die anderen sein wollen? Ich weiß es noch nicht. Vielleicht finde ich es raus?

Hier gibt’s einen Artikel vom Eisschwimm-Camp mit Christof Wandratsch.

 

 

Über Petra

Ich schwimme gern. Gern und viel, aber wahrscheinlich nicht besonders gut. Am liebsten kraule ich im Freibad-Becken, doch im Winter geht’s meist in die Halle. Oder zum „Eisschwimmen“ in den See. Sommers geht’s auch hin und wieder zum Schwimmen in einen See, aber am liebsten schwimme ich im Becken. Chlorhuhn halt. Zeige alle Beiträge von Petra

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