Schaurig im Kirchsee

Eines kann man dem Sommer 2019 nicht vorwerfen: Dass er langweilig oder einseitig ist. Es gibt alles von kühl-regnerisch bis megaaffenheiß!  Was aber auch dazugeführt hat, dass die Seen schwankende Temperaturen haben und für das Chlorhuhn das Freibad oft eine gute Alternative war. Und so kommt es, dass ich mein erstes „richtiges“ Freiwasserschwimmen erst am 9. August absolviert habe. Wasserfrosch Lutz hat eine Mitfahr- und Mitschwimmgelegenheit angeboten, die ich gerne angenommen habe. Seine Challenge 2019 ist beendet, es gibt freie Auswahl bei den Seen. Einziges Kriterium: Das Wasser sollte warm genug fürs Chlorhuhn sein, denn zum längeren Schwimmen fehlt mir der Neo. Und kurz im kalten Wasser – das gibt’s erst ab Oktober wieder.

Wissenswertes über den Kirchsee

 

Also fiel die Wahl auf den Kirchsee. Ein Moorsee im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, unweit meiner Heimat Tegernsee. Tatsächlich ist der Kirchsee eine Alternative für einige aus dem Tegernseer Tal, wenn der Tegernsee noch kühl ist. Denn Moorseen sind nicht so tief und deshalb schneller warm. Und groß ist der Kirchsee auch nicht. Die Lage ist idyllisch, Moorlandschaften mit Kiefern erinnern mich immer an Finnland oder Schweden. Nur dass hier im näheren Hintergrund das Kloster Reutberg und im hinteren Hintergrund der Wallberg, der über dem Tegernsee trohnt, zu sehen ist. Sehr schön, ich bin begeistert!

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Der Kirchsee mit Kloster Reutberg im Hintergrund. Nicht im Bild: der Wallberg

Wir machen uns bereit zum Schwimmen, setzen Kappe und Brille auf und schnallen die knallorangenen Bojen um. Da werden wir am Ufer schon von einem Knirps neugierig beäugt und auch gleich gefragt, was wir da haben. Später, als wir zurückkommen, will der Bub die Bojen noch ganz genau inspizieren. Jetzt geht’s aber erstmal ins Wasser, das angenehm warm ist. Wie auch in Finnland sind meine Füße bräunlich unter Wasser. Wir beschließen, einmal quer über den See zu schwimmen, um dann im Uhrzeigersinn am gegenüberliegenden Ufer entlang zu schwimmen. Die ersten paar Meter läuft es gut, ich habe ein gutes Wassergefühl und das Schwimmen fühlt sich gut an. Als wir in Ufernähe sind, machen wir ein paar Bilder, checken die Wassertemperatur: 26 Grad. Zum Teil fühlt es sich kälter an.

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Und dann, als ich weiterkraulen will, überkommt mich fast eine Panik. Der Blick in das tiefe schwarzbraune Wasser ist auf einmal gespenstisch. Zusätzlich hat sich eine dünne Schichtwolke vor die Sonne geschoben, so dass es unter Wasser noch etwas düsterer ist.

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Bis hierher ging es gut …

Ich muss mich total zusammenreißen, dass ich keine Panik bekomme. Das ist echt unangenehm, das hatte ich nicht mal beim Vollmondschwimmen im Chiemsee. Und da war es auch stockfinster unter Wasser. Aber das hier, das ist anders. Was tun? Ich schwimme erstmal Brust, Kopf unter Wasser, aber den Blick eher nach vorn als nach unten gerichtet. Das geht so einigermaßen.

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Moorleiche statt Chlorhuhn

Bei der nächsten Gelegenheit bespreche ich mich mit Lutz. Ich kann so nicht die ganze geplante Strecke schwimmen. Der Blick nach unten macht mir Angst. Ich verstehe es nicht so ganz, denn wenn ich im Tegernsee nach unten blicke, sehe ich auch nichts – außer grünem Wasser. Aber das hier ist anders – und leider so gar nicht meins.

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Solange ich nicht nach unten schauen muss, geht’s …

Es geht auch nicht weg. Wir beschließen, die Strecke abzukürzen. Ich schwimme weiterhin Brust und vermeide den Blick nach unten ins Dunkle. So geht’s einigermaßen. Aber so richtig Spaß macht es mir nicht. Das ist schade, denn eigentlich hatte ich mich gefreut, im See zu schwimmen. Am Ende war es ein guter Kilometer. Lutz ist nicht so ein „Schisser“ wie ich, hier könnt ihr seine Geschichte vom Kirchsee lesen.

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Unsere Schwimmstrecke: 1,29 Kilometer

Zurück an Land erwartet uns der Bub schon. Er wollte auch wissen, wie warm das Wasser ist und überhaupt. Und dann sag ich, dass es unheimlich ist, ins schwarze Wasser zu schauen. Der 6-Jährige weiß Bescheid: „Das ist doch klar, weil das ein Moorsee ist!“. Tja, da hat er Recht, der Kleine. Ich weiß auch nicht, was da los war mit mir. Vielleicht bin ich auch in letzter Zeit viel zu viel geschwommen. Am 8. August waren die 500 Kilometer voll. Das war mal meine Jahresleistung, ist aber schon vergangenes Jahr weit übertroffen worden. Ich bin halt ein Chlorhuhn.

Über Petra

Ich schwimme gern. Gern und viel, aber wahrscheinlich nicht besonders gut. Am liebsten kraule ich im Freibad-Becken, doch im Winter geht’s meist in die Halle. Oder zum „Eisschwimmen“ in den See. Sommers geht’s auch hin und wieder zum Schwimmen in einen See, aber am liebsten schwimme ich im Becken. Chlorhuhn halt. Zeige alle Beiträge von Petra

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