Zuerst möchte ich mich bei euch bedanken. Es gibt einige, die meinen Blog nicht nur lesen, sondern auch kommentieren. Das freut mich! Vor allem, dass ich wohl einige von Euch dazu anrege, das Eisschwimmen selbst auszuprobieren, freut mich. Und da habe ich mir gedacht, dass ich mal meine Tipps und Erfahrungen vom Eis- oder Winterschwimmen hier kompakt zusammenfasse. Sie sind zwar alle schon mal in den verschiedenen Artikeln aufgetaucht, aber so habt ihr sie auf einen Blick.
Meine Erfahrung ist sehr subjektiv, ihr könnt das natürlich anders sehen oder machen, das müsst ihr selbst wissen. Das Wichtigste ist jedoch: Eisschwimmen ist ein Extremsport. Das kann auch gefährlich werden, deshalb nicht übertreiben. Am besten ist man nicht allein am See. Ich bin zwar meistens allein, bleibe aber deshalb im flachen Wasser, nah am Ufer. So kann ich mich hinstellen und rausgehen, sollte sich mein Körper komisch anfühlen. Da ich keinem – weder mir noch sonst wem – was beweisen muss, gehe ich nur ins Wasser, wenn mir danach ist. Letzte Woche zum Beispiel war’s zwar in München sonnig, aber am Lußsee hing dicker Nebel, dazu Ostwind und Raureif. Das war mir zu kalt und ungemütlich, da habe ich mich nicht mal ausgezogen.
Letztes Jahr bin ich sehr langsam ins Wasser gegangen, bin lange rumgestanden. Das mache ich jetzt nicht mehr. Ich gehe zügig rein, bis das Wasser an den Oberschenkeln ist. Dann atme ich tief durch, sage zu mir: „Gleich wird’s kalt“, und dann tauche ich unter.Profi-Eisschwimmer Jochen riet mir im Januar, dass man ruhig bleiben soll – also kein „huuuchh“ und Rumgehampel – denn das kostet unnötig Energie.
Da mir das kalte Wasser am Kopf zu kalt ist, bleibt der über Wasser. Die Badekappe hält die Haare trocken und den Kopf bissl warm (man will ja nicht unnötig frieren…).
Und dann schwimme ich los. Ruhig, gleichmäßig. Ich fühle in meinen Körper rein, wie verhält er sich? Wie nehme ich die Kälte wahr? Ich schaue dann auch mal auf die Uhr. Meist geht’s die ersten 20 Sekunden gut, dann wird’s hart. Und nach 2 Minuten geht’s gut. Letzten Samstag im Tegernsee wollte ich es wissen und bin 7 Minuten geschwommen. Danach habe ich echt schrecklich gefroren, ewiges Warmzittern. Das hat mir nicht gefallen. Also jetzt: nicht übertreiben und nicht so lang schwimmen.
Ich habe auch immer Badelatschen dabei. Allerdings sind die Flipflops mit Zehensteg nicht zu empfehlen; die kalten Zehen wollen nicht freiwillig in die richtige Position. Also lieber normale Schlappen (muss ich noch besorgen). Ich bevorzuge inzwischen auch die Stelle am See mit Kiesstrand. Denn eine Wiese ist im Winter meistens nass und batzig, habe ich letztes Jahr am Feldmochinger See am eigenen Leib erfahren müssen. Steine oder ein Steg sind dagegen ideal. Denn so bleiben die Füße sauber. An kalten, tauben Füßen Dreck wegzurubbeln, macht keinen Spaß!
Bevor ich ins Wasser gehe, lege ich an meinem Platz das Handtuch und meine Klamotten schon bereit. Wenn ich nach dem Schwimmen zurückkomme, wickle ich mir das dunkelblaue Handtuch (bei Sonne leicht angewärmt!) um, tupfe mich trocken – nicht rubbeln. Je nach Wassertemperatur und Schwimmdauer geht das Gefühl in der Haut komplett verloren. Dann ziehe ich meinen Badeanzug obenrum runter und das T-Shirt an. Dann ist der Oberkörper schonmal geschützt. Wenn es recht kalt ist, ziehe ich meine Merinojacke auch gleich an, bevor ich den restlichen Badeanzug ausziehe. Nach der Unterhose ziehe ich meistens die Socken an, denn dann sind die Zehen eingepackt und verfangen sich nicht in der Hose.
Weil ich ja mit dem Radl zum Eisschwimmen fahre, habe ich eine Outdoorhose an. Die hält den Wind beim Fahren ab und wird nicht nassgeschwitzt. Außerdem habe ich zum Heimfahren ein Ersatz-Paar Socken dabei. Vom Hinfahren wurden die anderen zu oft feucht vom Schwitzen. Ich habe beim Hinfahren den Badeanzug schon an. Dann reicht die Merinojacke ohne T-Shirt. Die Merinojacke wird auch nicht nassgeschwitzt, das T-Shirt ist frisch aus dem Rucksack. So habe ich keine nassen/feuchten Klamotten zum Heimradln an. Außerdem ist es empfehlenswert, auf Knöpfe und Schuhbänder und sowas zu verzichten. Wenn die Hände richtig kalt und steif sind, ist ein Druckknopf schneller zu und Winterstiefel schnell angezogen. Außerdem halten die den Fahrtwind besser ab als Turnschuhe.
Das Radln ist nach dem Eisschwimmen zwar manchmal eine Herausforderung. Ich warte meist, wenn ich angezogen bin, etwas ab und trinke von dem Tee, den ich in der Thermoskanne dabei habe. Erstens kann ich so das „Nachglühen“ genießen und zweitens etwas aufwärmen. Wenn ich bereit bin, radle ich los. Hände und Füße werden zwar kalt, aber durch die Bewegung wärmt sich der Körper doch gut auf.
Bis ich letzte Woche im Tegernsee war, dachte ich, dass das Radln danach schlimm ist. Aber tatsächlich ist es gut, sich danach zu bewegen. Manche joggen danach auch. Wer gern läuft, kann das ja mal ausprobieren. Wichtig ist, dass man sich wohl fühlt. Und wenn man denkt, dass eine heiße Dusche oder ein Glühwein jetzt, wo man so ausgefroren ist, eine gute Idee wäre: Lieber nicht! Der Körper muss sich langsam von sich aus wieder aufwärmen. Er hat die Wärme in der Körpermitte konzentriert, Arme und Beine sind kalt. Doch nach und nach werden auch sie wieder mit warmem Blut versorgt. Eine heiße Dusche kann gefährlich werden, weil es das System durcheinander bringt. Also geduldig sein und beim nächsten Mal vielleicht nicht so lang im Wasser bleiben.
21. Dezember 2016 at 0:09
Vielen Dank für die ausführliche Zusammenfassung .Du schreibst das die ersten 20 sec. schwimmen ganz ok wären,dann hart und ab 2min geht´s gut.War heutefrüh im 5° warmen Bodensee ,war überrascht das das reingehen ganz gut ging und ich meine Runde relativ entspannt schwimmen konnte.Eigentlich hätte es mich gereizt nach ca. 1min noch weiter zu schwimmen um an den Punkt zu kommen (2min) ab dem es dann gut geht .Frage mich was passiert in der Zeit zwischen 20 sec. und 2min mit dem Körper .Bei mir werden die Füße ja schon nach 1min so das ich beim rauslaufen denke , ganz schön steif geworden.Hört das stechen im Körper nach 2min auf ,oder ist dann der ganze Körper einfach taub,und ich merke keine Schmerzen mehr. Ich kann mir vorstellen das jeder etwas anders empfindet ,mich würden aber Anhaltspunkte interresieren wie es sich anfühlen kann wenn die zwei Minuten geschafft wären .Nach dem Schwimmen kann ich meist noch 1 min den Ausblick auf den See genießen,bevor das Zittern beginnt .Nach 5min ist es dann wieder gut
.LG Jörg
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21. Dezember 2016 at 11:45
Hallo Jörg,
so ganz genau kann ich es auch nicht beschreiben, was dazwischen passiert … da denke ich nur ans Durchhalten. Aber dann wird der Puls ruhiger und die Bewegungen runder. Ein Stechen empfinde ich nicht, eher ein Kribbeln, das aber angenehm ist. Und nach den zwei Minuten „funktioniert“ mein Körper wieder. Allerdings hängt das auch von der Tagesform und Wassertemperatur ab. Vielleicht probierst du es aus, aber nur, wenn es sich für dich gut anfühlt. Wir müssen hier ja keinem was beweisen … LG!
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24. Dezember 2016 at 15:59
Klingt auch in der Zusammenfassung total verlockend. Und wenn ich nicht absolut gegen Wasser draußen wäre….
Frohes Fest und frohes Einschwimmen, all denen mutigen da Draußen 😉
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2. Januar 2017 at 20:59
[…] 2016. Ich war viel schwimmen. Auch wenn im Blog zur Zeit der Eindruck entsteht, dass ich nur noch eisschwimme … Die Mehrzahl meiner Kilometer lege ich im Becken zurück. Heuer waren es 536 Kilometer. Eine […]
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2. Januar 2017 at 21:27
[…] Und dann geht’s rein. Die Wasserwachtler gehen vom Steg über die Treppe ins Wasser. Ich entscheide mich für den üblichen Weg, also vom Ufer direkt in den See. Und weil die Sonne so schön warm ist, ist es schon fast sommerlich. Auch wenn die anderen „puh“, „aaahh“ und anderes rufen und froh sind, nach ein paar Sekunden rauszugehen, freue ich mich. Ich gehe rein, es ist kalt. Aber nicht schlimm. Nicht wie ich mir 3,9 Grad vorstelle. Am Ufer sind zahlreiche Schaulustige, aber ich bin nur eine von vielen, die da schwimmt. Ich bleibe so gut es geht in Ufernähe. Etwas weiter draußen schwimmen – sehr entspannt – zwei Frauen. Ganz ruhig, fast als ob Sommer wäre. Später stellt sich raus, dass die eine von ihnen täglich zweimal – morgens und abends – im See schwimmt. Ihr Trick beim Reingehen: „Ich denke an was Schönes, an liebe Menschen.“ Das lenke sie von der Temperatur ab. „Die will ich auch erst danach wissen“, schickt sie noch hinterher. [Tipps zum Eisschwimmen gibt’s hier.] […]
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2. Januar 2017 at 21:28
[…] war’s auch beim Hinradln schon. Ein schöner Abschluss für dieses Jahr. Und immer schön die Tipps beachten […]
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14. Januar 2017 at 22:16
[…] Da war ich ja schon fast ein Profi. *g [Wer’s übrigens mal selbst testen will: Ich habe meine Tipps […]
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29. April 2017 at 17:16
[…] Füße sind schon auf dem Weg zum Becken so kalt, dass ich nichts mehr spüre. Aber mei – Eisschwimmer sind hart im Nehmen. Es sind drei, vier oder fünf Leute im Becken. Zwei davon im Neoprenanzug. Die […]
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21. Juli 2017 at 10:25
[…] – zum ersten Mal wieder am Langwieder bzw. Lußsee. Da war ich ja den ganzen Winter beim Eisschwimmen, gestern lockte der Badesee als Sommerziel. Freibad ist bei schönstem Sommersonnenschein eh nix […]
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7. Oktober 2017 at 18:36
[…] Und für alle, die es auch gern ausprobieren wollen: Jetzt ist die beste Zeit. Die meisten Seen sind noch nicht wirklich kalt, so dass man sich langsam an die Kälte gewöhnen kann. Ich habe hier mal meine persönlichen Tipps zum Winterschwimmen zusammengestellt. […]
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12. Oktober 2017 at 10:59
[…] wollt ihr das ja mal selbst erleben? Dann einfach ausprobieren, hier habe ich meine persönlichen Tipps zum Winterschwimmen […]
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14. Oktober 2017 at 21:20
[…] wer Eisschwimmen ausprobieren möchte, kann es im Allas Seapool tun. Denn der Meerwasserpool ist ganzjährig […]
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1. November 2017 at 20:02
[…] genug angezogen. Aber egal, im Wasser wird es auch kühl sein (und zum Heimradeln habe ich immer trockene Sachen […]
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8. November 2017 at 19:13
[…] weil sie den Lenker festhalten. Im Gegenteil, sie werden noch kälter und steifer. Ohmann. War das letztes Jahr auch so schlimm? Oder ist es nur jetzt, auf dem Radl, so […]
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15. November 2017 at 18:28
[…] Als ich angezogen bin, trinke ich noch etwas heißen Tee aus meiner Thermosflasche. Denn jetzt ist es wieder soweit, dass ich den Tee brauche. Vor zwei Wochen noch war es richtig warm, da brauchte ich das nicht. Jetzt bin ich froh drum! (Hier gibt’s übrigens meine persönlichen Tipps zum Winterschwimmen.) […]
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13. Dezember 2017 at 21:29
[…] genieße die ruhige Winterstimmung noch kurz mit meinem heißen Tee, dann packe ich meine Siebensachen zusammen und radl heim. Mit eiskalten Fingern und Füßen, die leider auf dem Radl noch kälter […]
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5. Januar 2018 at 12:15
[…] wenn ich schon den Luxus habe, dass ich danach nicht halb eingefroren radln muss oder mich im Freien mit kalten Fingern umziehen […]
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13. Februar 2018 at 20:03
[…] rausgehen, fertig. Und natürlich das Kribbeln, die Heiß-Kalt-Wellen und die Glückshormone. Tipps für Nachahmer habe ich auch gleich […]
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27. Februar 2018 at 21:14
Ich finde das super ich mache das auch
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26. September 2018 at 20:18
[…] ja eigentlich auch egal, wie warm oder kalt das Wasser ist. Ich weiß aus zwei bzw. drei Wintern Eisschwimmen, dass ich bei jeder Temperatur ins Wasser gehen kann. Und dass die Dauer des Schwimmens von […]
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31. Oktober 2018 at 18:41
[…] alle, die es auch reizt, habe ich hier nochmal meine persönlichen Tipps zum Herbst-, Winter- oder Eisschwimmen […]
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1. Dezember 2018 at 21:59
[…] gab auch Wolkenlücken, aber die waren an anderer Stelle. Am See war’s ruhig. Ich habe meine Sachen ausgepackt und hergerichtet, mich mental darauf vorbereitet, zu schwimmen. Oder damit klarzukommen, dass es […]
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7. Mai 2019 at 18:24
die 7. Saison ist nun vorbei – das Extremum war eine etwa 300 meter lange Brustschwimmstrecke, zu der ich mir ein Thermometer für die Körperkerntemperatur mitnahm. Es zeigte 32°, und da musste ich mich erst mal hinsetzen vor Schreck. Im Wasser spürt man’s nämlich nicht (außer an Händen und Armmuskeln). Nach 5 Minuten ging’s dann zitternd weiter, per Fahrrad.
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7. Mai 2019 at 18:43
Wow! Das ist ja interessant mit der Körpertemperatur!
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3. Oktober 2020 at 18:37
[…] würde noch eine Stunde so weitergehen. Wahrscheinlich eher länger, mit dem Gegenwind. Als fast am Langwieder See bin, drehe ich um. Und dann ist es gar nicht mehr schlimm … aber klar: Jetzt habe ich […]
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12. Dezember 2020 at 18:01
Hallo Petra, sehr interessant, habe auch mit Eisschwimmen angefangen, rein gehen schwimmen macht super Spass. Dann nach erlebe ich das mein Körper die Temperatur mal hoch mal runter fährt. Mir ist dann oder ganz kalt oder ganz warm. Kennst du auch?
Elena
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12. Dezember 2020 at 19:05
Ja, es kribbelt und ist vor allem anfangs nicht wirklich kalt. Und dann fühlt sich bei mir zum Beispiel der Bauch innen kalt an.
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12. Dezember 2020 at 20:08
ich meine, wenn ich schon zu Hause bin, dann wird mich mal kalt dann stunde später wieder warm, dann bekomme ich wieder kalte Füße.
So als die Körper immer bei der Regulierun von Temperatur wäre. Kennst du es auch?
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12. Dezember 2020 at 20:32
Eher nicht. Aber ich radle ja 45-50 Minuten nach Hause. Da bin ich in Bewegung und bis auf Hände und Füße wird fast alles warm.
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14. Dezember 2020 at 18:14
Schwimmdauer stetig erhöhen und nicht übertreiben, im Wasser erscheint es manchmal wärmer als die eisiger Luft, trotzdem nicht länger d’rinbleiben
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12. Januar 2021 at 20:12
Ich schwimm bei ca 5 Grad im Bodensee. Für mich sehr bewährt hat sich eine kleine Isomatte beim Umziehen, damit die Füße nicht unnötig auf dem kalten Boden stehen.
Die Kälte gibt mir eine wunderbare innere Ruhe.
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